Um Tharkarath wird es ruhig, er presst seine rechte Faust gegen seine linke flache Hand und atmet ruhig und konzentriert. Er sammelt seine Kräfte um diesem Diener der Finsternis, stärker entgegen treten zu können.
Nach dem ersten Schock blickt Arbrand sich um, und erblickt gerade wie das Ungetüm Lycáons Brustpanzer durchbohrt. Er versucht sofort sich seinen Weg in Richtung des verletzten Ritters zu bahnen, allerdings nciht ohne das Ziel eines der gewltigen Mäuler zu werden. Dort angekommen murmelt er nur schnell eine Formel und legt ihm kurz die Hand auf den Rücken.
Auch Jorr wirbelt sofort auf Tharkarath Schrei hin mit weit aufgerissenen Augen herum, dennoch viel zu spät für einen Mann mit seiner Profession. Mit einer groben, ja fast schon ungeschickten Handbewegung reisst er einen Pfeil aus seinem Köcher, und während er einen Schritt zurück tritt, fliegt auch schon der erste seiner Pfeile durch die schwülwarme Luft und trifft die Bestie an einem Halsansatz. "Geht in Deckung!", schreit er der Gruppe zu, doch seine Stimme dringt kaum durch das Getöse des riesigen Monsters. Ein zweiter Pfeil verfehlt und landet weitab des Zieles in den sumpfigen Untiefen der Umgebung.
Eylis verfolgt hochgeschreckt den Weg des Hexers, um den Feind zu entdecken, dem er sich nähert. Als sie ihn stehenbleiben und eine eigenartige Kampfposition einnehmen sieht, sprengt ein meterdicker, schwarzer Wurm durch ihr Sichtfeld und wirft sich gegen den Panzer des Ritters.
Sie findet den Feind weitab vom Hexer, doch direkt neben sich. Ihr Herz setzt aus, als sie den heranschwimmenden Albtraum erfasst, und sie muss dazu den Kopf weit zurücklegen. Dort hat sie keinen Menschen, keinen der Goblins, und sie kann das Ungetüm erst durch die Erinnerung an den Anhänger des Goblinanführers identifizieren. Es ist ihr Gott. Selbst die, seine Anhänger, haben sich in ihm geirrt. Es sind nicht fünf Köpfe, sondern sieben und nicht nur einer, und allesamt sind sie aus schwarzem Pech.
Noch gestern hat sie ihre Zweifel an Arbrand und seinen göttlichen Wohltätern gehabt, nun muss sie von einer auf die andere Sekunde einsehen, dass diese Wesen wirklich sind. Eines von ihnen will ihren Tod. Mit Sicherheit haben die Goblins um Hilfe ihres Patrons gebeten, da sie allein nicht gegen sie bestehen konnten.
Die Überlegung, Arbrand darum zu bitten, einen seiner Götter herzufordern und ihnen zur Seite zu stellen, geht unter, als sie instinktiv Kiras Hand los lässt, um nach ihren Waffen zu greifen. Beide Scheiden findet sie leer, so will sie sich zumindest mit einer dieser Scheiden rüsten, um es als zweiten Schild zu brauchen.
Diesen Instinkt unterdrückt sie rasch und wirkungsvoll. Es gelten nicht die Regeln wie im Kampf gegen die Goblinhorde oder die Mörder in der Gasse. Der Gott hat keine Menschenaugen, die sie fürchten müsste, und sicher entgeht man seinem Zorn nicht durch schwere Rüstung oder Kampfgeschick.
Töten kann sie ihn, fraglos, denn er hat sich in diese Welt gewagt, wo die Sterblichkeit einen jeden einschließt. Sie besinnt sich auf die Hexerworte, aus sich selbst Kraft zu nehmen. Der Drachengott mit sieben Schädeln wird ihre Energie abwenden, wenn sie sie so ungezielt loslässt wie zuvor.
Sie tut einen Schritt vor Rubinja, sammelt die Macht, die die Luft leuchten, sirren und zittern macht in deren Blüte, und greift wieder nach der Hand ihrer Kira. Wenn ich loslasse, dann zerfallen wir beide zu Staub.
"Du darfst nicht loslassen", weist sie sie leise an, während sie dem Gott die Blüte darbietet und mit einem Atemstoß ihre Gabe entsendet. Kristallfeuer huscht aus ihrer Hand und wirft sich verheerend in das Halsgewirr des Götterwesens.
Dabei taumelt sie zur Seite, als sie bemerkt, dass ihr Griff ins Leere gegangen ist - die Schritte der Metallkriegerin entfernen sich von ihr, ihre Anweisung bleibt ungehört. Nein!
Eylis Geschoss bringt das nahe Wasser zum Kochen und obwohl nicht genau zu erkennen ist, wo es am massigen Leib des Ungetüms eingeschlagen ist, war Eylis Angriff ohne jeden Zweifel ein Volltreffer. Das schmerzerfüllte Kreischen aller sieben Köpfe geht durch Mark und Bein, und sofort winden sich drei von ihnen in Eylis Richtung, bereit die junge Hexerin an Ort und Stelle zu zerreißen oder in einem Stück zu verschlingen.
Die Bardin atmet einmal ruhig durch um ihren zittrigen Körper unter Kontrolle zu bekommen. "Was ein Monstrum...".
Sie besinnt sich auf die rutschigen Planken und arbeitet sich vorsichtig zum anderen Ufer des Stegs vor. Bei Tharkarath angekommen hat sie Selbstsicherheit getankt und schon ihr Intrument in der Hand. Mit der passenden Melodie im Kopf - ein altes Lieb, bekannt im Volksmund als "der Sumpf" - beginnt sie mit ihrem Gesang.
Schnell brennt sich der Rhytmus in die Köpfe ihrer Verbündeten.
"Deckung, Meisterin!"
Kira begibt sich sofort in den Kampfmodus, als Tharkaraths Warnruf ihr Gehör erreicht. Sie tritt hervor, um die schangenhaften Köpfe des Ungeheuers anvisieren zu können, ergreift mit der rechten Hand den Fächer, überlädt ihn mit knisternder Energie und entfaltet ihn. Nun gilt es, den rechten Moment abzupassen.
Sobald einer der Köpfe sich zu nahe an die metallene Wächterin wagt, vollführt diese eine elastische Bewegung, im Versuch, den Hals abzutrennen. Leider muss die Maschine feststellen, dass die Agilität der Bestie ihrer eigenen in nichts nachsteht - die Hydra ist viel zu schnell für ein solch simples Manöver.
Und so muss Kira einen schweren Treffer einstecken, als der ebenso kraftvolle wie schnelle Kopf der Hydra sich um ihren metallenen Körper schließt und sich die Reißzähne des Monsters in ihre Mithrilpanzerung bohren.
Mit mordlüsternem Blick zieht Lycáon sein Schwert und hebt seinen Schild, dann bereitet er sich darauf vor erneut von der Hydra angegriffen zu werden, um ihr dann mit einem kraftvollen Hieb einen ihrer Köpfe abzutrennen.
Zwar trifft Lycáons Schwert den heranschnellenden Hydrahals, doch reicht sein Schlag bei weitem nicht zum Durchtrennen des sehnigen Fleisches, und so muss er sein Schwert hastig aus dem blutenden Hals ziehen, und verpasst die Gelegenheit zurückzuweichen.
So getroffen und mit neuen Wunden muss der Ritter sehen, wie es die Hydra offensichtlich auf sein Pferd abgesehen hat. Zwei der Köpfe stoßen auf seinen treuen Gefährten hinab und versuchen ihn in den Fluss zu reißen.
Schließlich geht die Hydra in die Offensive über. Drei der Mäuler rasen auf Eylis zu, und während sie dem ersten noch ausweichen kann, und der Kopf mit einem lauten Knacken von morschem Holz auf den Steg trifft, hat sei bei den beiden nächsten nicht mehr soviel Glück.