Die Frau trinkt einen Schluck Wasser und blickt dann zu Nodwick.
„Ich habe keine Schmerzen mehr, vielen Dank für eure Hilfe. Ich fühle mich nur noch etwas geschwächt.“
Als Jean die mit ihren Äußerungen konfrontiert, wird das ohnehin schon blasse Gesicht der Frau noch ein wenig bleicher.
„Oh... ihr.. ihr müsst ihnen helfen! Ich werde euch erzählen, was ich weiß, aber ich bitte euch, eilt euch, ihr müsst meinen Freunden zur Hilfe kommen.
Vor einigen Monden, vielleicht einem halben Jahr, hörten meine Freunde und ich eine alte Legende von einem Bänkelsänger in einer Schankstube irgendwo in einem kleinen Ort im Norden des Reiches. Die Geschichte erzählte von einem grausamen Magierfürsten mit dem Namen Acererak. Es hieß, Acererak habe in diesen Landen gelebt, lange bevor andere Menschen hierher kamen. Er hatte sich hier nieder gelassen, weil die Länder so abgeschieden waren, dass er keine Angst um seine Schätze haben musste. Denn er liebte nichts so sehr, wie seine magischen Kostbarkeiten und seine weltlichen Reichtümer.
Acererak ließ sich von seinen wenigen Anhängern bereits zu Lebzeiten eine Gruft bauen, in der er nach seinem Tode bestattet werden wollte. Seine Schätze, so ordnete er an, sollten dort mit ihm begraben werden, und er schwor, dass er sie sogar im Tode noch beschützen würde. Aus Angst vor seiner Rache taten seine Untegebenen, wie ihnen geheißen. Sie bauten eine Gruft, die eine einzige riesige, todbringende Falle war und trieben schreckliche Kreaturen als Wächter hinein. Nachdem Acererak verstorben war, brachten sie seinen Leichnam in die Gruft, bestatteten ihn dort, wie er es ihnen befohlen hatte und versiegelten die Gruft, nicht ohne die vielen Fallen vorher in Gang zu setzen. Danach verstreuten sie sich in alle Herren Länder und sprachen nie wieder ein Wort über die Gruft und ihre Schätze und kehrten auch nie wieder zurück.“
Die Frau schweigt einen Moment, trinkt einen weiteren Schluck Wasser und fährt dann fort.
„Ich hielt die Legende für das, was sie war: Eine Legende. Doch einer meiner Freunde, Tharvinius, ein belesener und gescheiter Magier aus dem fernen Tiefwasser, glaubte es könnte mehr an der Geschichte sein. Magische Spielereien weckten schon immer sein Interesse und so begann er bei jeder Gelegenheit nachzuforschen. Als wir vor wenigen Wochen, lasst es drei Zehntage sein, in Arabell waren, verschwand er für mehrere Tage in der Bibliothek des neuerbauten Tempels der Tymora. Als er wieder heraus kam, drängte er zum Aufbruch, denn er war sicher, herausgefunden zu haben, wo sich die Gruft von Acererak befindet, die in den Büchern die Gruft der Schrecken genannt wurde – in den gewaltigen Sümpfen. Wir debattierten, ob wir uns in die Sümpfe wagen sollten, denn auch wir hatten gehört, dass sie alles andere als ein gemütlicher Ort sein sollten. Doch schließlich war die Verlockung der Schätze, die es zu bergen galt, größer. Also rüsteten wir uns aus und machten uns auf die Reise in das Abenteuer.“
Wieder macht die Frau eine kurze Pause um einen Schluck Wasser zu trinken.
„Wir durchquerten die Sümpfe und musste manche Gefahr bestehen, von mörderischen Schlammlöchern und Irrwegen bis hin zu Monstern, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Doch schließlich kamen wir an einem Hügel an, der sich aus dem umliegenden Morast erhob. Tharvinius war sicher, dass wir am richtigen Ort angekommen waren und so begannen wir den Hügel nach einem Eingang abzusuchen. Zwei Tage suchten wir, dann fand Grismul, der Zwerg, einen Durchgang der hinter einem Erdrutsch verborgen war...“
Wieder verstummt die Frau, dann blickt sie euch nacheinander flehend an.
„Bitte, ihr müsst dort hingehen... der Tunnel, der in den Hügel führte war eine Falle! Er stürzte über uns zusammen und begrub uns. Ich ging ganz hinten und konnte mich befreien... am Ende meiner Kräfte und wirr lief ich los um Hilfe zu holen... ich weiß nicht mehr, wie lange ich unterwegs war. Vielleicht leben sie noch und ihr müsst sie ausgraben, bitte!“
Ihre Stimme wird zu einem Schluchzen und Tränen rinnen aus ihren Augen über ihre Wangen, als sie euch anblickt.