Autor Thema: Das Ende einer Flucht  (Gelesen 2842 mal)

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Celeste

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Das Ende einer Flucht
« am: 17.03.2007, 00:30:14 »
Geschehen am Abend des Zor, dem 12. Dravago 999YK

Flüchtig nickt Tarkor dem alten Jalek zu, als er sich durch die Türe ins Innere schiebt, eine Geste, die der Besitzer des Schlafhauses mit einem gelangweilten Nicken quittiert. Jalek interessiert sich nicht sehr für Leute von außerhalb, er sorgt sich lediglich darum, dass auch jeder bezahlt, der hier nächtigen möchte.
  Der Soldat geht leise die Treppe empor. Zielstrebig bahnt er sich seinen Weg an den auf dem Boden schlafenden Personen vorbei, manchmal auch einfach über sie hinweg. Er ist nicht ganz so leise, wie er das eigentlich sein möchte, doch knarrt das morsche Holz, aus dem der Boden gemacht ist, bei jedem seiner Schritte. Mehrere Augenpaare richten sich auf ihn, manche noch vom Alkohol des Vorabends verschleiert, manche voller Desinteresse, wieder andere wach und misstrauisch und einige wenige – die ihn wohl erkannt haben – mit Furcht im Blick.
  Doch ist es heute nicht die Jagd nach Verbrechern, die Tarkors Schritte ins Schlafhaus gelenkt haben. Obwohl, wer weiß schon, mit welchen dubiosen Geschäften Alton sein Einkommen verdient. Tarkor würde nie auf die Idee kommen, seine Hand für den Halbling ins Feuer zu legen. Er wäre aber jederzeit bereit, sein Leben für den kleinen Mann in die Waagschale zu legen, so wie dieser es damals tat, als...

Die Sonne brannte unbarmherzig auf den Schauplatz des Schreckens hernieder. Eine Kutsche, umgestürzt, die Pferde, die sie zogen, mit zuckenden Gliedern und gebrochenen Beinen noch im Geschirr auf dem Boden. Tarkor, den ein aus nächster Nähe abgefeuerter Pfeil an den Boden der Kutsche genagelt hatte; dessen Waffe genau vor seinen Füßen lag, so nah und doch so unerreichbar weit entfernt; der hilflos zusehen musste, wie seine geliebte Schwester hilflos schreiend am Boden lag, von brutalen Händen gehalten, während der Mann vor ihr am Bund seiner Hose nestelte; der ebenso hilflos heulend um Hilfe schrie, wohl wissend, dass um diese Zeit niemand in der Nähe sein konnte...

... und der ungläubig staunend sah, wie plötzlich eine Blutfontäne aus der Halsschlagader des Vergewaltigers spritzte und nahezu im selben Moment einer der anderen Männer schreiend nach hinten kippte, als ein Wurfstern in sein Auge einschlug; der sah, wie der dritte der Banditen entsetzt hochsprang und nach seiner Waffe griff, völlig das Mädchen vor ihm vergessend, dass plötzlich mit  einem Dolch in der Hand aufsprang und ihm diesen in den Unterleib rammte; der eine kleine Gestalt nahezu aus dem Nichts auftauchen sah und mit schnellen Stichen die Arbeit zu Ende brachte, die er vor Sekunden begonnen hatte; und der als letztes in die Augen seiner Schwester blickte, die auf ihn zurannte, bevor er in tiefschwarze Bewusstlosigkeit fiel.


Tarkor blickt sich suchend um, irgendwo hier muss er doch sein. Er muss ihn unbedingt finden, muss ihm sagen, was... Sein Blick fällt durch eine halboffene Tür. Er atmet erleichtert auf, denn die Kleidungsstücke, die er dort über dem Stuhl sieht, gehören unzweifelhaft seinem kleinen Freund, dem es offenbar gelungen ist, ein Einzelzimmer für sich zu beanspruchen; er hat sich also offenbar  hier den Respekt verschafft, den es braucht, wenn man in diesem Haus voller armseliger Menschen, voller Halsabschneider, Diebe und anderem Gesindel einen einigermassen vernünftigen Schlafplatz finden will.

Lautlos betritt Tarkor das Zimmer und schleicht sich zu Altons Schlaflager hin. Tiefe, regelmäßige Atemzüge verraten den gesunden Schlaf des Halblings und so erschrickt Tarkor nicht schlecht, als er sich zu Alton hinabbeugt und direkt in dessen weit geöffnete Augen hineinblickt. Doch schnell hat er sich wieder gefasst.

„Hör zu, mein Freund. Wir müssen reden. Du bist in Gefahr und musst hier so schnell wie möglich weg, hörst du?Steh schon auf, wir haben nicht viel Zeit, wie ich befürchte.“
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Alton

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Das Ende einer Flucht
« Antwort #1 am: 17.03.2007, 00:41:26 »
Alton hat den nächtlichen Besucher längst gehört, aber erst, als Tarkor sich über ihn beugt, erkennt er ihn. Das drängende in Tarkors Stimme überzeugt Alton schnell, daß jetzt keine Zeit für unnütze Fragen ist, und da Altons Instinkt ihm sagt, daß er Tarkor trauen kann - immerhin steht Tarkor in Altons Schuld - erhebt er sich völlig lautlos und zieht ebenso geräuschlos seine Kleider an. Da sein Gepäck ohnehin fertig gepackt ist - eine sehtr nützliche Einrichtung, wenn man auf der Flucht ist - ist Alton in wenigen Augenblicken fertig.

"Ich bin bereit."

Mehr sagt Alton im Moment nicht, die Fragen müssen warten bis später. Allerdings hält er immer noch seinen Kukri in der Hand, wenn auch so, daß er nicht auf den ersten Blick zu sehen ist.
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch  im Gewande...

Celeste

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Das Ende einer Flucht
« Antwort #2 am: 17.03.2007, 14:10:19 »
Tarkor und Alton verlassen schnell, aber leise das Gebäude. Nachdem Tarkor sich versichert hat, dass sie nicht beobachtet werden, führt er den Halbling etwas abseits der Strasse in die Büsche am Seeufer und dort ein gutes Stück entlang, bis keine Häuser mehr zu sehen sind. Dann wendet er sich mit ihm nach Norden, bis sie auf ein offenbar verlassenes Minengelände gelangen. Der Eingang der Mine ist mit Brettern vernagelt, ein großes Schild davor benennt sie als Tiefdornmine - Mein Grundstein zum Erfolg gez. B. Smenk
  Tarkor führt Alton zu ein paar Fässern, die man als Sitzgelegenheit nutzen und von denen aus man die zur Mine führende Straße im auge behalten kann.

"So hier sollten wir vorerst ungestört sein, ich glaube nicht, dass uns jemand gefolgt ist."

Tarkor blickt Alton an.

"Ich werd dir keine Fragen stellen, die du mir als Angehörigem der Garnison besser nicht beantworten solltest. Ich will also auch gar nicht wissen, was du mit dem Boromar-Clan zu tun hast. Aber ich war heute abend im "Wilden Hund" als plötzlich zwei Clansleute hereinkamen und anfingen, Fragen zu stellen. Sie suchen dich, und ich will nicht Tarkor heissen, wenn der Zweck ihrer Suche ein freundlicher ist.

Ich könnte wetten, dass die beiden auch in Jaleks Schlafhaus nachfragen werden, und so wie ich den alten Gauner kenne, wird er gegen ein paar Regenten ganz sicher verraten, dass ein Halbling, auf den die Beschreibung passt, die letzten Nächte bei ihm Unterkunft gefunden hat."

Tarkor scheint für einen kurzen Moment mit sich zu ringen, dann straffen sich seine Schultern.

"Du musst hier weg, und so wie ich die Sache sehe, dürftest du nicht allzuviel Bares bei dir haben, wenn du schon bei Jalek Unterschlupf suchen musstest. Ich hab leider nicht die Mittel, um dir auszuhelfen, aber ich hätte vielleicht eine - ziemlich verrückte, wie ich zugeben muss- Idee, wie du an Geld kommen könntest. Du musst mir vorher nur eine einzige Frage beantworten. Ich weiss aus meiner früheren Tätigkeit bei der Stadtwache von Sharn, dass die organisierten Verbrecherbanden bei manchen Vergehen gegen die von ihnen aufgestellten Regeln sich auch damit zufrieden geben, wenn der Schuldige eine großzügige Spende in doppelter Höhe des auf ihn ausgesetzten Kopfgeldes an die Organisation weitergibt. Glaubst du, dass das auch für dich zutreffen würde?"
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Alton

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Das Ende einer Flucht
« Antwort #3 am: 17.03.2007, 14:51:04 »
Alton denkt zurück an die Zeit, als er noch in Sharn lebte. wie es dazu kam, daß er sich den Boromar-Clan zum Feind machte.

"Wenn ich es rechtzeitig schaffe, dem Clan genug Geld zukommen zulassen, sicher, dann könnte ich das Kopfgeld aus der Welt schaffen. Aber soviel habe ich nicht. Weißt du eine Möglichkeit, schnell an ein paar hundert Galifar ranzukommen?"

Abwartend, aber auch interessiert mustert Alton den vor ihm sitzenden Tarkor.
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Celeste

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Das Ende einer Flucht
« Antwort #4 am: 18.03.2007, 00:09:18 »
"Wie gesagt, es klingt verrückt, aber wahrscheinlich ist deine Erfolgschance größer, als wenn du in Tidwoads Tresoren einzubrechen versuchst, das hat noch nie jemand geschafft. Ich bin auf die Idee gekommen, als ich hörte, warum Auric und seine beiden Gefährten nach Diamantsee gekommen sind. Du weisst vielleicht, dass die Gegend hier recht geschichtsträchtig ist und einige antike Grabstätten gefunden wurden.
  Die drei wollen in einem dieser Grabmäler, dem sogenannten Blutmückengrab, auf Schatzsuche gehen. Ein sinnloses Unterfangen, wenn du mich fragst, das Grab ist komplett erforscht und schon lange ausgeräumt. Aber die drei denken wohl, mehr sehen zu können als die Forscher, die schon vor ihnen da waren.

Naja, sollen sie. Ich jedenfalls habe mal für den Kartographen von Diamantsee, Diedrik Cicaeda ein paar Besorgungen machen müssen und dabei per Zufall mitbekommen, dass er die Lage einiger der Allgemeinheit unbekannter Gräber kennt. Ich hab mir nun gedacht, dass, wenn wir an eine dieser Karten herankommen könnten, wir eines dieser Gräber mal genauer untersuchen könnten. Wenn die so unbekannt sind, wie Diedrik damals behauptete, dann sind da vielleicht noch die Grabbeigaben drin, die man den Toten damals mit ins Grab gab. Und so ein Zeug soll doch ziemlich viel wert sein, damit könntest du dann vielleicht deine Schulden bezahlen.

Also, wie wärs, bist du dabei? So oder so wärst du erstmal von der Erdfläche verschwunden, vielleicht reisen deine Häscher ja in der Zwischenzeit weiter."
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Alton

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« Antwort #5 am: 18.03.2007, 08:40:42 »
Was Tarkor ihm da erzählte, hatte einiges für sich. Nicht nur, daß er für einige Zeit von der Bildfläche verschwand; falls es solche Gräber tatsächlich gab, bestand immerhin eine Möglichkeit, an genug Geld zu  kommen, um das Kopfgeld loszuwerden. Außerdem reizte ihn diese Aufgabe. So zögerte Alton nicht lange.

"Einverstanden, ich bin dabei. Und wenn wir etwas finden, teilen wir gerecht. Immerhin verschaffst du mir eventuell die Möglichkeit, meine Häscher ein für allemal loszuwerden."
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Celeste

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« Antwort #6 am: 18.03.2007, 11:21:56 »
"He, kein Thema, ich schulde dir mehr das. Pass auf, ich hab mir das so gedacht. Ich muss gleich los, weil ich heute zur Nachtwache eingeteilt bin. Komm in etwa einer Stunde zum Haupttor der Garnison, ich werde da sein und dich reinlassen. Ich habe die Schlüssel zum Kartenzimmer, es sollte also kein Problem sein, schnell und unbemerkt da reinzukommen. Ich hab mich ein bißchen kundig gemacht, werde also schnell erkennen, falls auf einer der Karten ein unbekanntes Hügelgrab eingezeichnet ist. Du schnappst dir die Karte und machst dich vom Acker, und ich bring meine Wache zu Ende, wie gehabt. Wenn alles läuft wie geplant, bleibt der Einbruch vorerst völlig unbemerkt, wir hätten also Zeit, das Grab auszuräumen und du kannst dich dann von dannen  machen.

Und jetzt hör gut zu, ich weiß, wo du Unterschlupf finden kannst, bis ich zu dir stoßen kann. Etwa eine Stunde südwestlich von Diamantsee liegt eine längst aufgegebene Mine. Die Gebäude dort sind schon ziemlich verfallen, aber das Büro des ehemaligen Besitzers - starb vor etwa 20 Jahren am Roten Tod, ohne Erben zu hinterlassen - sollte noch einigermassen intakt sein. Liegt dort oben auf dem Hügel, man kann also die Gegend gut überblicken.

Ich werde zu dir stoßen, sobald meine Schicht vorbei ist. Dann können wir unser weiteres Vorgehen planen."

Ein leichter Glanz tritt in Tarkors Augen.

"Wer weiss, vielleicht reicht es ja sogar, dass ich den DIenst quittieren und wieder nach Sharn zurückkehren kann. Mein Einkommen reicht kaum, um meine Schwester zu unterstützen, insoweit hält mich hier eh nicht mehr viel."
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Alton

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« Antwort #7 am: 18.03.2007, 13:13:06 »
"Ich hoffe für uns beide, daß wir einige Reichtümer finden", sagt Alton mit einem lustigen Lächeln. "Also gut, in einer Stunde am Haupttor."

Alton beschloß, hier an dieser Stelle zu warten, bis es Zeit war, zum Treffpunkt am Haupttor zu gehen.
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Celeste

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« Antwort #8 am: 20.03.2007, 21:58:40 »
ooc: Für dich gehts ab sofort hier in Saals Thread weiter.
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