Autor Thema: Blaues Licht und weisser Schnee  (Gelesen 5791 mal)

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Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« am: 31.03.2007, 16:21:38 »
Als das blaue Licht verblasst, dass Meriphion bis in seine Bewusstlosigkeit begleitet hatte, liegt er auf einem rauhen Boden aus kühlem, hellem Gestein, bedeckt mit den matschig-grauen Überresten des einstmals weissen Schnees, der ihn an diesen Ort getragen hatte.
Der Raum in dem er sich befindet ist beinahe, doch durch eine Ritze nur wenige Fuss vor Meriphions Nase dringt gelbes Licht und fällt in einem schmalen Streife durch aufgewirbelten Staub auf den Boden.
In dem Moment beginnt jenseits der Tür leise Musik. Eine einzelne Flöte spielt eine traurige, aber schöne, leise Melodie in hohen Tönen und nach einigen Augenblicken fällt eine kräftige, trockene Männerstimme ein und stimmt einen Klagegesang an, in einer Sprache, die Meriphion nie gehört hat. Während die Flöte in hohen Tonlagen bleibt, steigt und fällt die Stimme in alle Lagen, tief, getragen und gewichtig, hoch, schrill und klagend.
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Meriphion

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #1 am: 31.03.2007, 18:37:46 »
Meriphion reißt mit einem Ruck seine Augen auf und bringt sich in eine aufrechte Position. Seine Gedanken, die eben noch vor sich hin dämmerten, werden mit einem Mal klar, während er versucht, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen. Er verharrt vielleicht eine Minute in dieser Position, und lauscht dem klagenden Gesang aus dem Nachbarraum, der von einer Flöte begleitet wird. Auch er hat eine Flöte dabei, kann allerdings nur einige wenige Töne auf ihr spielen.

Wer wohl dort singt? Eine gewisse Ehrfurcht packt den Barden, aber auch Angst vor dem Kommenden, denn er ist sich klar, das keine seiner Erwartungen dem gerecht kommen wird, was auf der anderen Seite der Tür womöglich auf ihn wartet.

So entschließt er sich letztenendlich doch dazu, aufzustehen. Er murmelt ein paar schwache Worte, und plötzlich strahlt seine Hand Licht von der Stärke einer Fackel ab. [Licht] Meriphion mustert nun den Raum genauer, und stellt fest, wieviel von seiner Ausrüstung noch an seinem Körper zu finden ist.

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #2 am: 31.03.2007, 21:47:14 »
Meriphion ist noch immer im Besitz all seiner Gegenstände, wie er nach einer kurzen Suche befriedigt feststellt. Der Raum besteht aus schmucklosem, grauem Stein, der Boden dagegen aus einem beige-braunen Material, dass an krümeligen Sandstein erinnert. Jemand hat ein fadenscheiniges graues Tuch als Teppich auf den Boden gelegt.
Vier Betten mit Rahmen aus wuchtigem schwarzen Gusseisen stehen in den vier Ecken des Raums und daneben je eine kleine Truhe aus rostigem Eisen.
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Meriphion

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #3 am: 01.04.2007, 11:09:58 »
"Ein karger Raum...wer hier wohl schläft?" Während der Barde sich seine Gedanken macht, erklingen im Hintergrund immer noch die Töne des Gesanges. "Es ist merkwürdig, wie mich diese Art der Kunst begleitet." Soll er nun endlich durch die Tür gehen? "Ja, deswegen bin ich hier." denkt er sich, und stößt sie sanft auf.

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #4 am: 01.04.2007, 20:08:45 »
Hinter der Tür liegt ein zweiter Raum, beinahe so karg wie der erste. Hier stehen zwei Tische mit langen Bänken und Wände und Boden bestehen aus dem selben Stein. Der Raum hat zwei hohe, schmale mit Sprossen unterteilte Fenster, verschlossen mit milchigen Glascheiben, von denen aber einige eingeschlagen sind.
Ein alter Mann mit grauen Haaren und Augen  ist es, der hier singt, begleitet von einem zweiten auf einer Flöte. Beide tragen graue Roben, unter denen dünne Körper sichtbar sind.
Der alte Mann hebt fragend eine Augenbraue, als er Meriphion erblickt, singt aber unbeeindruckt eine Weile weiter, bis der Ton der Flöte verstummt und das Lied nach einigen tiefen Tönen endet.
Ein zutiefst trauriger Gesichtsausdruck breitet sich auf dem Gesicht des Mannes aus, als er sich Meriphion zuwendet.
"Und wer bist du?"
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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #5 am: 03.04.2007, 12:56:03 »
Meriphions Kopf ist wie leer, als er den beiden Greisen weiter beim Spielen zuhört. "Nie in meinem Leben habe ich mich so fremd gefühlt..." Doch als die beiden mit dem Spielen aufhören, da ist in seinen Augen doch jenes Blitzen zu erkennen, für das er auch in der Welt Korm bekannt war. "Ich bin Meriphion, der Barde. Wer seid ihr? Was habt ihr? Wo bin ich hier?"

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #6 am: 03.04.2007, 13:10:01 »
Der alte Mann nickt bedächtig, als er Meriphions Worten lauscht.
"Ich bin Narma, den man den lauten nennt, und gehöre zu den Klagenden. Und du, Meriphion, bist in Sigil. Im Käfig. Im Ring. In der Stadt der Tore. Diese Antwort wird dich sicher zu mehr Fragen führen. Stell sie also ruhig, Planloser, ich werde zuhören."
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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #7 am: 03.04.2007, 14:08:46 »
Fragen.. in der Tat, Fragen habe ich viele. "Wenn dies wirklich die Stadt der Tore, der Ring sein soll, warum nennt ihr ihn sogleich den Käfig? Worüber klagt ihr, der ihr euch als Klagender bezeichnet?" Die Stimme des Bardens wird ein wenig leiser, als er seine letzte, und vielleicht wichtigste Frage hinzufügt: "Liegt Sigil in Korm?"

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #8 am: 03.04.2007, 14:21:36 »
"Dies ist die Sigil, die Stadt im Zentrum. Hier ist der Ort, wo man alles bekommt, was man will. Von hier kommt man an jeden Ort, aber wohin will man noch gehen, wenn man hier ist?  Das ist eine Erklärung, warum man es den Käfig nennt, aber ich glaube, nicht die wahre. Denn dort draussen sind Myriaden von Welten.
Manche sagen auch, es sei der Käfig der Dame."
Narma seufzt tief.
"Du willst wissen, warum ich ein Klagender bin? Nun, du wirst eine wichtige Lektion lernen, nämlich die, dass Namen alles bedeuten können, es aber nicht immer tun und dass man nicht zu weit denken soll, wenn eine einfache Lösung nahe liegt.  Wir heissen "Die Klagenden", weil wir an den Begräbnissen der Toten klagen und musizieren. Gegen Bezahlung freilich, es ist unsere Arbeit.
Und ich kann dir versichern, wo auch immer Korm liegt, Sigil ist nicht dort."
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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #9 am: 03.04.2007, 15:16:55 »
Myriaden von Welten. Wenn sie das alles wüssten... da unten ... oder wo auch immer sie jetzt sind. In den Augen des Barden ist ein Glanz von Erschütterung zu erkennen, während er den Worten Narmas lauscht.

"Nun denn, nach allem was ihr mir erzählt habt, scheint das Schicksal mich zurecht an diesen Ort gebracht zu haben..." Der Gesichtsausdruck Meriphions wird für einen Moment nachdenklich. Dann gewinnt er die gewohnte Klarheit zurück. "Wer ist diese Dame? Die Fürstin der Stadt? Wie kann ich sie treffen?"

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #10 am: 03.04.2007, 19:38:24 »
Narma lächelt leicht.
"Die Dame treffen wäre wohl einfach. Du könntest sie zum Beispiel öffentlich anbeten. Oder verkünden, dass du sie stürzen willst. Ganz einfach. Allerdings wärst du nachher tot. Beinahe jeder, der sie zu Gesicht kriegt, wird von ihren Klingen zerfetzt oder verschwindet für immer in ihren Irrgärten. Nein, das wäre keine kluge Idee. Am besten, du redest gar nicht erst über sie.
Sie ist die Gefangene und die Herrscherin, wie man sagt. Sie herrscht auf besondere Art. Sie erlässt keine Gesetze, sie regiert nicht, sie spricht nicht einmal. Doch sie beschützt diese Stadt.
Sigil ist wohl der strategisch wertvollste Ort im Multiversum. Wer Sigil hält, kommt überall hin. Die Dame hält jeden davon ab, genau das zu tun. Sie kontrolliert alle Portale und lässt jeden sterben oder verschwinden, der ihr in die Quere kommt. Und sie hält die Mächte von hier fern. Das was du wohl "Götter" nennen würdest."
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Meriphion

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #11 am: 04.04.2007, 13:47:10 »
"Sie... sie hält die Götter davon ab, hierherzukommen?" Der Gesicht des Barden verliert für einen Moment an Farbe, doch scheint er keine Antwort auf seine Frage zu erwarten.Wo bin ich denn hier gelandet, wenn selbst die Macht der Götter nicht mehr das ist, was sie einmal war? Der Barde verzichtet auf weitere Fragen bezüglich der Dame, schweigt einen Moment und scheint zu überlegen.

"Ich möchte die Stadt jetzt sehen. Würdet ihr mich..begleiten?"

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #12 am: 04.04.2007, 17:12:14 »
"Nein, das werde ich nicht."
Narma schüttelt mit einen Lächeln den Kopf.
"Ich bin ja einiges, aber beim besten Willen kein Schlepper. Sieh dir die Stadt selbst an, der Platz der Klagenden ist gleich vor der Tür. Geh doch einfach mal rüber ins Geflüsterte Wort, das ist die Taverne gleich gebenüber, und sag dem kahlen Gram, dass Narma dich schickt."
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Meriphion

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« Antwort #13 am: 05.04.2007, 19:04:49 »
"Nun denn. Vielen Dank." Der Barde verbeugt sich leicht, wie es die Menschen in Korm stets  getan hatten, und verlässt dann das Gebäude der Klagenden.

Auf dem Platz angekommen schaut er sich erst einmal um. Ein aufmerksamer Beobachter könnte in dem Blick des Barden eine Art Hilflosigkeit erkennen: In der anderen Welt waren solche Plätze sein Element- der Ort, an dem er sich auslebte, sang und seine Späße trieb. Doch hier...

Aoskar

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Blaues Licht und weisser Schnee
« Antwort #14 am: 05.04.2007, 22:21:23 »
Rund um den Platz stehen einige Läden, darunter scheinbar ein Totengräber und ein Sargmacher, sowie eine Taverne, welche "Das geflüsterte Wort" heisst und auf deren Schild eine Frau im grauen Mantel abgebildet ist, die einen Finger auf ihre prallen, roten Lippen gelegt hat, das einzige, was von ihrem Gesicht sichtbar ist.
In der Mitte des Platzes steht ein Brunnen, der eine Art dreiköpfigen Menschen oder Dämon darstellt, aus dessen Augen das Wasser in den Brunnen strömt. Einer der Köpfe ist halb zerbrochen und alle sind mit Graffiti verschmiert.
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