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Autor Thema: Præludium: Roma Æterna  (Gelesen 28735 mal)

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Tex

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Præludium: Roma Æterna
« am: 21.04.2007, 13:55:21 »
Dunkelheit umgibt euch. Ihr vernehmt das leise Atmen Hunderter junger Engel, die wie ihr reglos auf dem marmornen Boden dieser riesigen Halle liegen, in die die Templer des Ordens des Erzengels Michael euch nach eurer Ankunft in Roma Aeterna, dem Herzen des Kontinents, der Stadt, die in ihrer Pracht und Größe wie keine andere die Angelitische Kirche versinnbildlicht, geführt haben, bevor sie die großen, bronzenen Türen hinter sich geschlossen und euch euren eigenen Gedanken überlassen haben. In großen Kreisen liegt ihr dort mit ausgebreiteten Flügeln, Flügelspitze an Flügelspitze, schweigend, nachdenkend, denn am morgigen Tag sollt ihr durch den Pontifex Maximus Petrus Secundus persönlich eure Engelsweihe erhalten. Zwei Jahre harter und anstrengender Ausbildung liegen hinter euch, mit guten und schlechten Erinnerungen, doch am morgigen Tag werdet ihr nun endlich zu vollwertigen Engeln, den Sendboten Gottes auf Erden, um die Menschheit gegen Ketzerei und Traumsaat zu verteidigen. Penibel wurdet ihr von euren Ausbildern in euren Heimathimmeln auf eure zukünftigen Aufgaben vorbereitet, keinen Fehler ließen eure Ausbilder euch durchgehen: Die Michaeliten in Roma Aeterna auf ihre Aufgabe als Anführer der Scharen, die Gabrieliten in Nürnberg auf den Kampf, die Raphaeliten in Gratianopel auf die Kunst Heilung, die Ramieliten in Prag auf ihre Aufgabe als Hüter des Wissens und nicht zuletzt die Urieliten in Mont Salvage auf ihre Aufgabe als Kundschafter und Späher.

Die Halle, in der ihr euch befindet, ist ein Meisterwerk angelitischer Baukunst: Hunderte Meter durchmessend bietet sie euch allen genug Platz, von marmornen Säulen umrahmt und an den Wänden von riesigen Bildern bedeckt, die den ewigen Kampf der Engel gegen den Herrn der Fliegen und Ketzerei zum Wohle der Menschheit darstellen. Doch das Beeindruckendste an dieser Halle ist das Dach: Vollkommen durchsichtig ist es und freischwebend, keine einzige tragende Säule stört die Weitläufigkeit der Halle. Durch das Glas des Daches könnt ihr an manchen Momenten einen kurzen Blick auf die Sterne erhaschen, wenn die Wolkendecke, die die ewige Stadt wie auch ganz Mitteleuropa meist bedeckt, sich kurz lichtet.
Gestern noch schwebtet ihr über dieser Wolkendecke, im wärmenden Licht der Sonne, die die Menschen Europas so selten zu Gesicht bekommen. Am Ende eurer Ausbildung bracht ihr von euren Heimathimmeln aus zusammen mit den anderen Postulanten eures Jahrgangs auf zur Engelsweihe. Die segnenden Worte, die eure Äbte während des Festgottesdienstes an euch richteten, mit denen sie euch ermahnten und ermutigten, für die Menschen einzutreten, wo immer sie eure Hilfe benötigen, klingen euch noch in euren Ohren. Ab morgen, nach der Weihe, werdet ihr damit beginnen können. Morgen....
And the rain tossed about us, in the garden of the world,
But a flame arrives to guide us, cast in gold between the anvils of the stars.
- Caliban's Dream

Artael

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #1 am: 06.05.2007, 13:55:25 »
Artael blickt durch das Dach zu den Wolken und Sternen. Sie ist nachdenklich, da sie weiß, dass sie am Anfang eines neuen Abschnitts ihres Lebens steht und gleichzeitig einen anderen, ihre Ausbildung, nun beenden wird. Die Zeit war hart, doch sArtael ist mehr als dankbar dafür. Sie hatte die Möglichkeit viele andere Engel kennenzulernen und unglaublich viel zu lernen, um ihre zukünftigen Aufgaben zu bestehen.
So liegt Artael da, inmitten zahlreicher anderer Engel, doch im Moment beschäftigen sie nur ihre eigenen Gedanken. Sie freut sich auf den morgigen Tagen, denn die Weihung stellt eine große Ehre für sie dar. Sie weiß, dass sie in Zukunft schwere Prüfungen zu meistern haben würde, doch sie ist zuversichtlich, dass ihr das, so Gott will, gelingen wird.
Dann setzt Artael sich auf und lässt ihren Blick durch den Raum schweifen. Wer würde wohl noch ihrer Schar angehören, fragt sie sich und freut sich gleichzeitig darauf, bald neue Engel kennenzulernen. Morgen wird ein besonderer Tag sein. Artael hofft ihm gerecht werden zu können.

Navarìel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #2 am: 06.05.2007, 14:07:41 »
Inmitten der unzähligen Anderen, die auf ihre Engelsweihe warten, lag Navarìel, ihre Augen starr gen Himmel gerichtet, beinahe so, als wolle sie die Sterne zählen.

'Es könnte heller sein, an einem solch schönen Tag. Vor einem solch schönen Tag.', dachte die Wissenshüterin, während ihre Engelsflügel auf dem warmen Boden auflagen.

Dann schweiften ihre Gedanken ab, an den wunderbaren Flug vom Vortag. Durch die wärmenden Strahlen der Sonne.
Ihre Gedanken kreisten immer wieder zurück an den Zeitpunkt, als sie Prag verließ bis hierhin, als sie in der ewigen Stadt ankam.

'Bald ist es soweit.'

Wer zu ihrer Schar gehören würde, war nicht wichtig, wenn sie ihre Aufgabe als Wissenshüterin erfüllte und dennoch war sie neugierig.

Camael

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #3 am: 06.05.2007, 15:31:23 »
Camael lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden, während er seine Sinne in alle Richtungen aussandte. Er spürte den kalten Boden, roch die frische Luft, hörte das Atmen der anderen Engel und lauschte dem Schlagen seines irdischen Herzens. Er genoss die Ruhe, die im Saal herrschte. Hier konnte er seinen eigenen Gedanken nachgehen und doch wusste er, dass er nicht allein war. Seine Ausbildung war hart gewesen, doch in schwierigeren Zeiten sah er sich im Dienste des Herren Gutes tun. Er stellte sich seine Weihe vor und seine Schar, der er angehören würde. Aus diesen Vorstellungen zog er neue Kraft. Und nun waren all seine Vorstellungen, seine Träume nicht mehr fern. Er hatte versucht, etwas über den genauen Ablauf der Weihe herauszufinden, doch hatte er keinen großen Erfolg gehabt. Das missfiel ihm, da er kein Freund von Überraschungen war. Allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, als den nächsten Tag abzuwarten.

Diesen Gedanken verlierend, verließ er in seiner Vorstellung diesen Raum, ließ alle momentanen Sinneseindrücke hinter sich. Er fand sich auf einem Baum wieder, jener Baum den er immer besuchte, wenn er auf seiner Pfeife ein paar Melodien flötete. Schon allein der Gedanke an die Melodien beruhigten seinen Herzschlag genauso, als wenn er sie wirklich pfeifen würde...

Elysehel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #4 am: 06.05.2007, 18:03:29 »
Völlig enspannt lag Elysehel inmitten der Anderen. Glück und Zufriedenheit erfüllte ihn, beim Gedanken nach seiner Weihe Gerechtigkeit zu verbreiten, und ein Instrument seines Ordens sein zu können.

Sanguiel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #5 am: 06.05.2007, 20:42:01 »
Sanguiel liegt am Boden, ihre Flügel berühren die anderer Engel, doch das merkt sie kaum. Sie ist so aufgeregt, das sie nur das Blut in ihren Ohren rauschen hört. Wird sie morgen alles richtig machen, wird sie ihrem Orden die Ehre zuteil werden lassen, wie man es ihr eingebläut hat?
Sie glaubt nicht daran, hat fast Panische Angst irgendeinen Fehler zu machen. Hat sie ihren Rock richtig gebunden? Sitzt ihr Haar? Schafft sie es zu starten ohne einem anderem Engel mit ihren Flügeln zu behindern?
Sie wippt nervös mit den Füßen, und wünscht sich, das alles wäre schon wieder vorbei.

Tex

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #6 am: 06.05.2007, 20:51:11 »
Die quälend lange Nacht in der Halle neigte sich dem Ende zu. Durch das große Glasdach konntet ihr sehr gut die langsam beginnende Dämmerung beobachten. Zu eurem Erstaunen war von der Wolkendecke, die noch in der Nacht über Roma Aeterna lag, nichts mehr zu sehen. Kein Wölkchen trübte den makellos blauen Himmel und es war eine wahre Freude dem Sonnenaufgang zuzuschauen. Ein würdiger Beginn eines solchen Tages, selbst Gott schien euch seinen Segen für eure Aufgaben mitgeben zu wollen. Als die ersten Sonnenstrahlen den marmornen Boden der Halle berührten, kam auch Bewegung in die Menge der Engel am Boden. Manche standen auf, ordneten ihre Kleidung und Haare, die von der Nacht am Boden etwas zerzaust waren, in Erwartung auf den Rest des Tages. Doch all dies geschah schweigend, kein einziges Wort war zu vernehmen. Als die Sonne auch den letzten Winkel der Halle, jede der riesigen Engelsstatuen, von den Künstlern des Michaelis-Ordens aus feinstem, strahlend weißem Marmor, geschaffen, mit ihrem goldenen Licht erhellte, öffneten sich langsam und erhaben die riesigen, bronzenen Flügeltüren. Durch das Portal trat ein sichtlich alter Mann, gehüllt in das prachtvollste Prunkgewand, das ihr je zu Gesicht bekamt: Aus feinster blauer Seide bestand das Ornat, verziert mit glitzernden Edelsteinen, genauso wie der viereckige Hut, der seinen Träger eindeutig als Kardinal, also als eine der mächtigsten Personen der Angelitischen Kirche, auswies. Hinter ihm nahm eine Reihe von Michaelis-Templern Aufstellung, ehrerbietig sowohl gegenüber euch Engeln, als auch gegenüber dem alten Kardinal, der segnend die Hände hob und euch mit leiser Stimme auf Latein ansprach:

"Seid gegrüßt, junge Engel, am Tag eurer Weihe. Ich bin Rufus Kant, Kardinal der Angelitischen Kirche und Mitglied des ehrwürdigen Konsistoriums, welches dem Pontifex Maximus Petrus Secundus bei seiner gottgebenen Aufgabe, die Menschheit zu führen, behilflich ist. Ich wurde heute mit der Aufgabe betraut, euch kurz den Ablauf der Weihe zu erläutern. Ich werde euch alsbald nach draußen geleiten, auf den Platz vor dem Petrusdom, wo der Festgottesdienst anlässlich eurer Weihe stattfinden wird. Erschreckt nicht, denn bereits jetzt hat sich eine gewaltige Menschenmenge dort versammelt, um eurer Weihe bezuwohnen. Sobald ihr eure Plätze eingenommen habt, wird der Pontifex Maximus den Gottesdienst beginnen, untermalt vom Himmlischen Chor der Sarieliten. Ihr werdet dann einzeln aufgerufen, euren Segen und die Weihe in Form eures ersten Votivbandes zu bekommen. Sobald jeder Engel seine Weihe erhalten hat, endet die Feier. Ihr, junge Engel, sollt euch sodann gemeinsam in die Lüfte erheben und zum Himmel der Michaeliten fliegen. Dort wird man euch eure Schar zuteilen, mit der ihr dann eure ersten Aufträge bekommt, auf die ihr euch so lange vorbereitet habt. Doch nun, junge Engel, lasst mich euch zum Ort der Zeremonie führen."

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging, gestützt auf seinen mit Gold verzierten Krummstab und flankiert von zwei Templern, zur Tür hinaus. Im Licht der Sonne funkelte der Krummstab wie ein Fanal, das euch den Weg in die Zukunft wies...
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Camael

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #7 am: 06.05.2007, 21:13:39 »
Camael hatte mit Spannung den Sonnenaufgang verfolgt. Auch er stand mit den anderen Engel auf und richtete seine Gewänder. Als schließlich der Kardinal eintrat, waren alle Gedanken wie weggewischt und er sog jedes einzelne Wort des Kardinals auf. Er brachte etwas Licht in die Weihe und Camaels Inneres beruhigte sich, da er nicht mehr komplett dem Ungewissen entgegenging. Besonders die Erwähnung des Sarieliten-Chor steigerte Camaels Vorfreude ins Unermessliche. Er hatte die Himmlischen Stimmen der Sarieliten noch nie gehört, jedoch aus Erzählungen erfahren, dass sie das Feuer des Glaubens in ungeahnte Höhen steigen lassen können.

Nachdem der Kardinal geendet hatte und sich aus der Halle begab, folgte Camael den anderen Engel, die dem Kardinal folgten. Mit jedem Schritt steigerte sich seine Nervosität und seine Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft.

Elysehel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #8 am: 06.05.2007, 21:47:10 »
In Erwartungen schwelgend, bemerkte Elysehel den Kardinal erst, als die meisten Engel schon aufgestanden waren. Schnell sprang er auf seine Beine und bewunderte die Halle, und ihre Bilder an den Wänden, bei den einfallenden Sonnenstrahlen. Bald würde auch er Teil dieses Kampfes gegen Ketzerei und den Herren der Fliegen sein.

Demütig, mit gesenktem Haupt hörte er dem Kardinal zu, rückte seinen Rock und seinen Dut zurecht, und folgte seinen Brüdern und Schwestern.

Artael

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #9 am: 06.05.2007, 22:12:18 »
Als der Kardinal eintrat, stand Artael auf und nahme eine feste, aufrechte Position ein. Dennoch blickte sie ihm, als Zeichen der Demut, nie direkt in die Augen, sondern lauschte gespannt. Sie war froh, nun eine genauere Vorstellung von dem zu bekommen, was passieren würde und ihre Vorfreude auf die Zeremonie wuchs, wobei sie sich, wie auch sonst, nicht von ihren Gefühlen hinreißen ließ, sondern vielmehr überlegte, wie sie die Zeit bis zur Zeremonie am sinnvollsten nützen konnte.

Navarìel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #10 am: 06.05.2007, 22:22:52 »
Navarìel war eine der ersten, die die Sonnenstrahlen, als diese den Raum erfüllten, im Stehen genoss.

Langsam bewegte sich die weibliche Gestalt und erfreute sich an jedem Sonnenstrahl, bis der Kardinal eintrat.

Ihre Augen richteten sich in die Richtung, aus der sie seine Stimme vernahm, während sie bei seinen Worten ruhig verharrte.
Erst, als dieser zum Aufbruch losmarschierte, korrigierte sie kurz den Sitz ihres Rockes, streifte noch einmal mit der Hand durch ihre Haare und lies sich dann von ihren Füßen mit den anderen Engeln in Richtung Zeremoniumsplatz tragen.

'Bald war es soweit.', dachte sie nur kurz und dann verstummten auch ihre Gedanken in voller Konzentration, als sie zwischen den großen Flügeltüren hindurch trat.

Sanguiel

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #11 am: 06.05.2007, 23:15:55 »
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie war sicher, das ihr Kopf gerade die Farbe ihrer Haare angenommen haben musste. Bevor sie hinaustrat, ordnete sie bestimmt tausendmal ihren Rock und den Gurt ihres Flammenschwertes, das auch ja alles richtig saß.
Am liebsten hätte sie den zweiten Teil ihres ichs aus der Scheide gezogen, um die Beruhigende Wärme des Stahls zu spüren, aber sie wusste, das dies ein grober Fehler gewesen wäre.
Einatmen - Ausatmen
Ganz ruhig jetzt.
Immer einen Schritt vor den anderen, Augen Geradeaus

Immer wieder wiederholte sie diese Worte im Geist, als sie hinaus ins Sonnenlicht rat, mit so vielen anderen Engeln.

Bald lerne ich meine Schar kennen! Hoffentlich verstehe ich mich mit dem Michaeliten und den anderen..

Tex

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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #12 am: 07.05.2007, 08:29:12 »
Als die Engel durch das Portal die Halle verließen, in der sie die Nacht verbracht hatten, wurden sie empfangen von geradezu ohrenbetäubendem Jubel. Die Strecke bis zum Petersplatz war nur wenige Hundert Lang, doch bereits hier drängten sich tausende Menschen, die von dicht an dicht gereihten Michaelis-Templern zurück gehalten wurden. Manche Menschen versuchten, über die Reihen der Templer hinwegzugreifen und eine Feder eines Engels zu erhaschen, doch so gut wie keiner konnte dabei einen Erfolg verzeichnen. Als ihr die kurze Strecke zum Petersplatz zurückgelegt hattet, erwartete euch ein gigantischer Anblick: Der riesige Petersplatz vor dem ebenso gewaltigen Petersdom war brechend voll. Vor dem Portal des Petersdoms waren drei große, hölzerne Plattformen aufgestellt worden: Auf der linken, die größten von Allen, war eine Tribüne errichtet worden, die bereits mehr als gefüllt war mit verschiedensten Klerikern aller Orden. Ihr konntet Bischöfe, Äbte, aber auch einfache Monachen und Beginen erkennen. Die rechte Plattform bot einem mehr als zweihundertköpfigen Chor der Sarieliten Platz, die, als ihr den Platz betratet, zu einem himmlischen Gesang ansetzten, der sofort eure Herzen mit Freude erfüllte.
Die mittlere Plattform konnte von der reinen Größe zwar mit den beiden anderen mithalten, doch war diese bedeutend leerer. Nur eine kleine Tribüne erhob sich im Hintergrund, auf der auch nur wenige Personen saßen, die ihr am leuchtenden Blau ihrer Ornate aber als Kardinäle identifizieren konntet. Vor der Tribüne erhob sich auf einer freien Fläche ein einfacher, hölzerner Thron, ohne jegliche Verschnörkelungen, spartanisch geradezu. Vor dem Thron führte eine breite Treppe nach unten auf den eigentlichen Platz, wo die Menschenmenge versammelt war und auf den ihr gerade tratet. Die vielen Templer hatten augenscheinlich große Mühe damit, die freie Fläche vor den hölzernen Plattformen und die Gasse, die von eurem Standort dorthin führte, von Menschen frei zu halten. Wenn ihr euren Blick über den Platz schweifen ließt, konntet ihr erkennen, dass der Platz bis zu den Säulenhallen, die den Platz normalerweise begrenzten, mit Menschen dicht gefüllt war. Auf den Säulenhallen wehten in regelmäßigen Abständen die Banner aller fünf kämpfenden Orden, das golene Banner der Michaeliten, das schwarze der Gabrieliten, das blaue der Ramieliten, das weiße der Raphaeliten und das grüne der Urieliten.

Kardinal Kant jedoch führte euch mit der Routine eines Mannes, der diese Aufgabe schon viele Male versehen hatte, durch die schmale Gasse zu der freien Fläche vor den Plattformen. Dort gab er euch mit einem Handzeichen - Worte wären an dieser Stelle sinnlos gewesen, die Menge war zwar nach dem Einsetzen des Chores still geworden, doch füllten nun die Sarieliten mit ihren gewaltigen Stimmen den Platz komplett aus - dass ihr an dieser Stelle verharren solltet. Er selbst ging langsam und mit sichtlicher Anstrengung die hölzerne Treppe hinauf und nahm auf der kleinen Kardinalstribüne Platz. Dort steht ihr nun und lauscht dem Chor der Sarieliten, mehr als gespannt auf die Zeremonie, die nun vor euch liegt.
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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #13 am: 07.05.2007, 18:48:39 »
Als alle Engel auf der freien Fläche angelangt waren, endete auch der Choral der Sarieliten. Urplötzlich war es still auf den Platz, eine Stille, die euch nach dem Getöse vorher fast unwirklich vorkam. Doch diese Stille war auch nötig, denn so richtete sich die gesamte Aufmerksamkeit der Menge auf die kleine Prozession, die aus dem Portal des Petrusdoms ins Freie trat und auf die mittlere der drei Holzplattformen zuhielt. An der Spitze ging eine kleine Gestalt, ein Kind in einem langen, weißen Gewand mit wallendem blondem Haar, der Pontifex Maximus Petrus Secundus, Oberhaupt der Angelitischen Kirche und ganz Europas. Sein einfaches Gewand bildete einen starken Kontrast zu den prunkvollen Prachtornaten der Kardinäle des Konsistoriums, die hinter ihm marschierten und anschließend auf der kleinen Holztribüne Platz nahmen, neben dem euch bereits bekannten Rufus Kant. Doch auch ohne solche äußeren Insignien strahlte seine gesamte Präsenz eine solche Autorität und Würde aus, dass auch dem Letzten auf dem Platz klar wurde, dass man es hier mit einem wahrhaftig von Gott gesegneten Menschen zu tun hatte. Der Pontifex seinerseits nahm nun auf dem einfachen Holzthron Platz, neben ihn trat ein einzelner Engel, wobei der Umstand, dass er keine Flügel besaß, ihn als Mitglied des Ordens der Sarieliten auswies. Oberhalb des Pontifex kreisten 7 weitere Engel. Dies mussten die Seraphim sein, die Engels-Leibgarde des Pontifex. Je einer aus allen acht Orden, sogar die untergegangenen Samaeliten und Ragueliten waren hier vertreten. Diese Engel symbolisierten die perfekte Schar, perfekt abgestimmt landeten sie im selben Moment und falteten auf beeindruckende Weise völlig synchron ihre Flügel zusammen. Dabei ging ein Raunen durch die Menge der jungen Engel, von denen manche beim Anblick dieser Engelsschar leuchtende Augen bekamen. Später einmal in dieser Schar dienen zu dürfen, wäre die höchste Ehre...
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Præludium: Roma Æterna
« Antwort #14 am: 07.05.2007, 19:13:41 »
Vom groben Ablauf her ähnelte die Hochmesse zu eurer Engelsweihe den vielen Hunderten Messen, die ihr während eurer Ausbildung in euren Heimathimmeln mitfeiern durftet. Es reihte sich Gebet an Choral, Predigt an Lesung, Choral an Gebet. Was euch verwunderte, war, dass ein Großteil der Handlungen nicht vom Pontifex Maximus selbst, sondern von seinen Konsistorialkardinälen durchgeführt wurde, deren Stimmen laut und klar auch bis in den letzten Winkel des gewaltigen Platzes erschallten.

Nach einer euch fast schon quälend lang erscheinenden Zeit nahte sich der große Augenblick: Kardinal Kant nahm neben dem Pontifex Aufstellung, neben ihm ein Monach des Michaelis-Ordens, der ein großes Silbertablett in der Hand hielt, auf den eine Vielzahl langer Bänder fein säuberlich aufgetürmt war. Kardinal Kant rief nun einen Engel nach dem anderen nach oben, auf die Tribüne, wo er sein allererstes Votivband mit dem Segen des Pontifex Maximus in Empfang nehmen durfte. Viele der Namen hört ihr zum ersten Mal, bis auf die der Engel eurer eigenen Orden, mit denen ihr die letzten zwei Jahre zusammen verbringen durftet. Was würde aus ihnen werden? Welche Abenteuer würden sie erleben, welchen Gefahren müssten sie sich stellen? Doch für solche Gedanken war kaum Platz, denn die Verleihung der Votivbänder ging relativ flott von statten.

"Camael, vom Orden des Erzengels Uriel, trete vor!"
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