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Autor Thema: Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe  (Gelesen 71688 mal)

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Wormys_Queue

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #990 am: 10.09.2008, 23:09:05 »
Wie Reina war auch Felyn seit Yukis fast erfolgtem Angriff seltsam still gewesen. Sie hatte ihrer Tochter ein Zeichen gegeben und gemeinsam hatten sich die beiden in diesem seltsamen Raum umgesehen.

Viel zu sehen gab es aber nicht. Ein kleines Laboratorium an einer Wandseite war nahezu vollständig zerstört, was ebenfalls für die Schlafstelle galt, die nun nur noch als Brennholz taugte. Alles wirkte so, als ob schon vor ihrem Eindringen hier ein heftiger Kampf stattgefunden hätte.

Interessanter war da schon der Thron, der als einziges Möbelstück neben der großen Tafel in der Mitte des Raums unbeschädigt geblieben war. Um ihn herum und auf der Sitzfläche lagen und standen einige Taschen. Reina öffnete eine der Taschen , warf einen neugierigen Blick hinein und pfiff leise durch die Zähne. "Da hat wohl jemand sein Reisegepäck vergessen." meinte sie vergnügt zu ihrer Mutter, die ihr Grinsen aber nicht erwiderte, sondern stattdessen wie gebannt auf die Stelle starrte, die vorher von der Tasche verdeckt worden war.

"Und ein anderer seinen Kopf." lautete ihre merkwürdige Erwiderung. Der Tonfall machte Reina stutzig. Sie blickte von der Tasche auf und prallte zurück. Sie war nur zur Hälfte Drow, doch das reichte, um sie beim Anblick des bereits in Verwesung übergegangenen Illithidenhauptes von Angst und Hass fast überwältigt werden zu lassen.

"Sae'Taz." Die Stimme Felyns klang hohl. Eine seltsame, blutrünstige Befriedigung schwang mit.

Ciarán

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #991 am: 11.09.2008, 09:13:34 »
Neugierig näherte sich Ciarán dem Fund der beiden Frauen. Beim Anblick des Kopfes nickte er nur finster. "Das ist gut. Der Kreis erledigt sich selbst - je weniger mächtige Gegner wir haben, desto leichter können wir unsere Feinde besiegen."

Sofern Ugnors Ritual noch nicht begonnen hat, wählt Ciarán eine der Taschen und durchwühlt sie nach nützlichen Inhalten.

Naoko

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #992 am: 11.09.2008, 12:05:07 »
Etwas irritiert beobachtete Naoko Ugnors Schlachter-Handwerk, stellte die Trommel dann erstmal auf den Boden, da das Ritual wohl noch auf sich warten ließ... "sagt einfach Bescheid wenn es losgehen kann..." und ging hinüber zu Reina und Felyn.

Der abgetrennte Kopf des Illithiden wirkte in seiner Widernatürlichkeit extrem abstoßend auf Naoko. Und doch ging von ihm eine makabre Faszination aus, so dass der Halbling Mühe hatte, seinen Blick schließlich abzuwenden.

"Also ist es wahr..." sagte er an Felyn gewandt. "Ich hätte nicht gegen ihn kämpfen wollen. Doch wer immer ihn besiegt hat, muss wohl auch über beträchtliche Macht gebieten.

Wir sollten uns nach dem Totenritual zunächst einmal ausruhen und dann in Ruhe die Ausrüstung durchsuchen und aufteilen. So geschwächt wie wir sind wäre es... kopflos, einfach blindlings durch das Portal zu stürmen."
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Ugnor

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #993 am: 11.09.2008, 12:57:02 »
Allerdings. Hat jemand ein paar Kohlestifte oder irgendwas zum Anmalen?

Ugnor zerlegte ein paar Stühle und den Tisch, er brauchte ein Gerüst, damit der Troglodyt fixiert werden konnte.

Er nahm ein paar zurechtgehackte Holzlatten und band den Troglodyten daran fest, die Arme und Beine gestreckt und schräg abstehend, als würde er gevierteilt werden. Danach lehnte er die grausige Skulptur an die Wand, setzte sich auf den Boden und begann, auf einen Lederfetzen leise vor sich hinflüsternd ein paar Gebetszeilen zu kritzeln, an die er sich noch zu erinnern glaubte.

Danach sammelte er alle restlichen Holzstücke des Mobiliars zusammen und schichtete sie auf einen Haufen. Naoko und Yuki gab er den Lederfetzen.

Das müssen die Schamanen aufsagen, wenn es losgeht. Es ist die Anrufung und Bitte um Gehör und Erbarmen für die Toten sowie Ausdauer, Kraft und Mut für die Rächer. Danach stellen sich alle zu einer Gruppe zusammen, der Tänzer vorne, in Richtung Feind und Gefallene und der Tanz beginnt.
Vorher müsste ihr aber noch den Troglodyten, Stedd und den Haufen Holz da sowie die Zeichenutensilien gesegnet werden. Ich muß mich vorher mit Symbolen der Kraft zeichnen, sonst kann ich das Ritual nicht durchführen.
Danach wird der Tanz aufgeführt, der recht einfach ist, ich mache vor, ihr macht nach, außerdem scheut euch nicht, Fratzen zus chneiden, die den größten Schrecken ausdrücken, dne ihr euch vorstellen könnt, der Feind soll eingeschüchtert werden und die Götter des Kampfes sollens ehen, daß ihr würdige Krieger seid, wer einen Gott beeindrucken kann, darf ins Totenreich einkehren. Deshalb sind die Zeichnungen auch wichtig, sie stellen eine Verbindung zu den Göttern her.
Eine Person muß den Holzhaufen so vorbereiten, daß er schnell brennt und während des Tanzes zum richtigen Zeitpunkt anzünden. Das habe ich auf die Rückseite geschrieben, wann genau. Wer traut sich das zu? Es ist eine sehr wichtige und ehrenvolle Aufgabe.
Denn am Ende werde ichd em Troglodyten den Kopf abschlegen, während ich durch das Feuer springe.
, Ugnor deutete auf den Holzhaufen. Früher hat man das mit einem lebenden Feind gemacht. Außerdem müssen ein oder zwei Leute den Troglodyten gerade halten.

Und so vollzog sich ein uraltes Ritual, daß noch vor Gruumshs erscheinen durchgeführt wurde.

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Yuki

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #994 am: 11.09.2008, 14:02:30 »
Yuki meldete sich freiwillig, um den Holzhaufen zur entsprechenden Zeit zu entzünden. Es wollte unbedingt aktiv bei der Zeremonie mitwirken, die seinen verstorbenen Freund ehren sollte, schon allein um seine eigenen Schuldgefühle zu besänftigen. Während Ugnor sich anmalte, lernte es den Text auf dem Lederstreifen auswendig und merkte sich genau den Zeitpunkt für das Feuer.
Außerdem freute sich Yuki darüber, dass auch Ugnor sich einmal für Totenzeremonien zu interessieren schien.
Time I am, destroyer of the worlds, and I have come to engage all people. With the exception of you, all the soldiers here on both sides will be slain.
 - Bhagavad Gita

Mirrasshi

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #995 am: 11.09.2008, 21:36:53 »
"Die Zeit dafür werden wir uns nehmen.", kommentierte Mirrasshi Ugnors Bedenken bezüglich dieses Thema nur knapp und interessierte sich entgegen ihrer Gewohnheit kaum für den Fund Reinas und ihrer Mutter. Stattdessen übernahm sie wie von dem Halbork verlangt das Segnen der Ritual Gegenstände sowie der beiden toten Kämpfer.

Stedd strich sie dabei geradezu liebevoll über die Wange und flüsterte dem Toten dabei ins Ohr: "Ich hatte überhaupt nicht die Gelegenheit, euch richtig kennen zu lernen und nun muss ich euch schon bestatten. Es tut mir leid."

Nachdem Ugnor sich bereit mit den Symbolen der Kraft gezeichnet hatte, ging sie auch noch einmal zu ihm hinüber, um noch einmal für ihn im besonderen den Segen der Götter zu erflehen, da er der Vortänzer war. Dann stellte sie sich in gebührendem Abstand hinter ihn und konnte es kaum abwarten, dass der Tanz begann.

Naoko

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #996 am: 11.09.2008, 23:39:07 »
Während Mirrasshi die Toten und die rituellen Gegenstände segnete, rührte Naoko mit einigen Substanzen aus seiner Alchemietasche für Ugnor eine Farbe an, die der Halbork für die Bamalung seines Körpers würde verwenden können.

Dann entzündete er einen Holzscheit und reichte ihn Yuki, nachdem er sich den Rest einer starken Tabakzigarre daran angezündet und halb genüsslich halb übermütig daran gezogen hatte.

Ein süßlicher, würziger Qualm stieg aus Naokos Mund und Nase empor als er schon rhythmisch mit dem Oberkörper wippend zu seiner Trommel hinüberging und sie aufnahm.

Der bekannte Duft weckte Erinnerungen im Geist des Schamanen. Bilder und Geräusche von seiner Heimat. Von langen Nächten am Lagerfeuer voller Musik, Tanz und Geschichten. Von den berauschenden ersten Erfahrungen des Geistwandelns mit der weisen Uzima...

Nach einem weiteren tiefen Zug an dem Zigarrenstummel, warf Naoko diesen von sich und nahm die Trommel nun in beide Hände. Das lederne Schriftstück legte er vor sich auf den Boden.

Fast ohne sein Zutun begannen seine Finger einen Rhythmus zu intonieren - einen alten Stammestanz der Mamid. Erst zart und leise, dann immer lauter und durchdringender bis Naokos Geist und Körper den Rhythmus der Trommel in sich aufgesogen und Raum und Zeit ihre Bedeutung verloren hatten.

Dann wurde das Trommeln wieder leiser und langsamer bis es schließlich mit einem letzten starken Schlag endete und eine gespenstische Stille zurückließ.

Der Schamane nickte Ugnor wortlos zu und blickte dann mit wild geöffeneten Augen auf das Lederstück zu seinen Füßen. Er war soweit.

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Reina

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #997 am: 12.09.2008, 05:10:47 »
Urgh, dieser Schädel!
Ein unangenehmes Gefühl erfasste Reina als sie ihn ansah. Als hätte der finstere Schädel noch immer eine Aura des Bösen um sich. Angewidert gab sie dem Ding einen heftigen Tritt. Sae'taz konnte niemanden mehr manipulieren. Er war tot.
Kopfschüttelnd wandte sie sich ab, um den anderen bei den Vorbereitungen zu ihrem Ritual zuzusehen.
you still are blind if you see a winding road
'cause there's always a straight way to the point you see.

Ugnor

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #998 am: 12.09.2008, 08:29:55 »
Ugnor streckte feierlich beide Hände aus, um die gesegnete Farbe der Kraft in Empfang zu nehmen.

Danach entblößte er seinen Oberkörper. Es kamen einige Bilder zum Vorschein, von seltsamen orkischen Schriftzeichen bis hin zu martialisch aussenden Symbolen, die nur eines zum Ziel zu haben schienen: Einschüchterung und Zerstörung.
Dennoch zeichnete er einige weitere Bildchen, die sich ebenso schaurig und kunstvoll zugleich das Gesamtbild ergänzten.
Ugnor versuchte die Bestie in ihm in sein Gesicht zu bannen, dazu schwärzte er an Yukis Fackel einen Holzsplitter und malte sein Gesicht völlig schwarz an, mit Naokos Farbe wurden die Augen und der Mund dagegen leuchtend hervorgehoben.

Ugnor nahm noch seine Axt und verzierte sie an beiden Axtblättern ebenfalls mit Schriftzeichen, danach erfuhr er eine letzte Segnung Mirrasshis.

Still positionierte er sich in 3 Schritt Entfernung vor dem Holzhaufen und hob seine Axt, erwartete die einleitenden Worte.
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Naoko

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #999 am: 12.09.2008, 11:43:19 »
BUMM
Mit einem lauten Trommelschlag auf der ersten Silbe begannen Naoko und Mirrasshi mit dem Rezitieren des orkischen Textes.

Naokos Stimme klang gleichzeitig schrill und guttural und hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der angenehmen sanften Stimme, die ihn sonst auszeichnete.
BUMM
Das erste und letzte Wort einer jeden Zeile begleitete er jeweils mit einem lauten Trommelschlag. Der Schamane war ganz in seinem Element. Der Nachfuchs keifte und fauchte als die dunklen Worte der Wut und Entschlossenheit in die Unendlichkeit der Geisterwelt gebrüllt wurden auf dass ein jeder Feind vor ihnen erzittern mochte.
BUMM
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Mirrasshi

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1000 am: 12.09.2008, 15:34:59 »
Ungeniert betrachtete Mirrasshi den muskulösen Oberkörper des Halborks, als aber der erste Ton von Naokos Trommel kam, straffte sich ihr Körper und ihre Augenen schienen in weite Ferne zu blicken. Während der ersten Takte rezitierte sie nur gemeinsam mit dem Hin den orkischen Text, ergab sich aber bald völlig dem Rausch des Tanzes.

Aus der Erinnerung und - an Stellen, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte - aus dem Stehgreif, sang sie hemmungslos mit. Jedesmal wenn Ugnor einen Schritt tat, machte sie diesen in einer eigenen Variation mit. Auf ihren Zehenspitzen tanzend und ein Lied singend, das sie nicht verstand, schien sie die Welt um sich herum zu vergessen. Sie entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne doch anders als bei Ugnor und Naoko zeigte ihr Gesicht keine Wut sondern nur grimmige Vorfreude, Entschlossenheit und geradezu ekstatische Verzückung.

Selbst als das Ritual schon vorbei war fiel es der Sharess Priesterin schwer, mit dem Tanzen aufzuhören, doch schließlich kam sie wieder zu sich und fiel völlig erschöpft auf die Knie, so sehr hatte sie sich verausgabt. "Das war ich dir schuldig.", flüsterte sie schwer atmend, "Ich hoffe, du kannst jetzt in Frieden ruhen."

Ciarán

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1001 am: 12.09.2008, 21:32:29 »
Auch Ciarán beteiligte sich an dem Tanz, als es soweit war. Er legte seine Ausrüstung und seine Kleidung bis auf seine Hose ab, dann begann er zu tanzen.

Während seine ersten Bewegungen etwas steif und ungelenk waren, ließ er sich bald in den Tanz fallen - und ganz offenbar auch in eine Trance. Sein Körper bewegte sich, als würde er von Kräften außerhalb seiner selbst bewegt, aggressiv, fast schon dämonisch. Als er mitten im Tanz die Augen aufriß, waren seine Augen nach oben gerollt, so daß man fast nur noch das Weiße sah. Sein Gesicht verwandelte sich - auch ohne Schminke - in eine Fratze, die kaum noch an das fein geschnittene Gesicht eines Elfen erinnerte, und mit jedem Trommelschlag stieß er einen leisen Ruf aus, der jedem Gegner einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätte.

Als die Klänge schließlich verstummten, fiel er schwer atmend zu Boden. Sein schlanker, durchtrainierter Körper glänzte vom Schweiß, und seine Haare hingen wild durcheinander in seinem Gesicht.

Langsam blickte er auf, und sein erster Blick fiel auf Mirrasshi, die ebenfalls schwer atmend auf dem Boden hockte. Für einen langen, langen Moment sah er sie aus unergründlichen Augen an, dann stand er ohne ein weiteres Wort auf und kleidete sich wieder an.

Veleri

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1002 am: 13.09.2008, 03:35:10 »
Und während sich die Luft der Halle mit den Gerüchen, Geräuschen und aufgeladenen Schwingungen des orkischen Tanzes füllte, saß Veleri auf dem Thron an der Stirnseite. Zwar musterte sie Ugnors Erscheinung und offensichtliche Weisheit interessiert, jedoch hatte die in nüchternem Schmerz und unerbittlicher Leere aufgewachsene Kriegerin den Sinn solcher Rituale nie ganz verstanden. Wortlos hatte sie sich stattdessen niedergelassen, mit langsamen, konzentrierten Bewegungen; teils mit entrückter Selbstverständlichkeit und teils mit schaudernder Furcht. Doch nun thronte die abtrünnige Heerführerin aufrecht und regungslos auf dem Sitz, der zuvor für den Illithiden bestimmt war. Und dessen abgetrennten Kopf sie nun in der Linken hielt.
Unverwand blickte Veleri in die toten, milchigen Augen des Schinders, während seine klebrigen Gesichtstentakel träge an ihrem Unterarm herabbaumelten. Ein lange verborgener, tiefer Impuls hatte sie wie elektrisiert zusammenzucken lassen, als sie Sae'Taz' Haupt erblickt hatte; und was für andere Betrachter ein ekelerregender und fremdartig-verdrehter Anblick gewesen wäre; Veleri kannte ihn seit langem. Und in ihr glomm der Abglanz eines Gefühs, dass wohl niemand hätte nachvollziehen können: Eine pulsierende, untrennbare Mischung aus Liebe, Schmerz, Abhängigkeit, Hass und Geborgenheit. Mit sanft bebenden Fingern strich sie über die gummiartige Haut. Sae'Taz war nicht ER, jedoch war er ihm ähnlich - und nie zuvor hatte sie so direkt und schonungslos in ein Gesicht wie das seine blicken können. Sie drehte den abgerissenen Kopf in der von Trommelschläge wummernden Luft. Würde ER auch so sein können? So leblos, kraftlos, sterblich? So menschlich?

Der beißende Stich drang nur langsam zu Veleris aufgewültem, tief versunkenem Geist vor und nur mit Mühe konnte sie ihren Blick nach unten Zwingen, fort von diesem Gesicht, dass sie wie ein kostbares, verbotenes Relikt in einer von Unwissenden eroberten Stadt aufgelesen hatte. Ein dünner Faden Blut rann zwischen den Tentakeln ihren Arm hinab, aus dem glühenden Zentrum des wohltuenden, lieblichen Schmerzes des Schlummerlieds aus Kindheitstagen entspringend. Die Kriegerin legte das Illitidenhaupt eigentümlich sanft in den Schoß und zog die Nadel aus ihrem linken Handgelenk, wohin sie aus ihrem zugewiesenen Ort in der ledernen Armschiene hin - als ob sie eine alte Gewohnheit in Erinnerung rufen wollte - entschwunden war. Veleris Blick glitt lächelnd über die alte, von Rost und Blut dunkel verkrustete Freundin und ihren eigenen, mit rötlichen Einstichnarben übersäten Arm - und verhärtete sich in einem Zorn, der sie selbst überraschte. Doch aus irgeneinem Grund sah Veleri nun, was dies alles wirklich waR: Die Bilanz ihres Lebens, soweit sie denken konnte. Den Rest; sonnige und wolkige Tage, Lachen und Liebe, Weinen und Trösten, Spielen, Schlafen, ein Leben; hatte ER ihr genommen.
Doch ER hatte ihr auch etwas gegeben: Den Hass, die Blutlust, die Kraft - den Chor. Mit tödlich sicherer Hand zog sie den goldenen Ritualdolch, den sie im Tempel des Kreises selbst erbeutet hatte. Ein passendes Werkzeug. Ihr Meister, ihr Erschaffer, ihr Vater hatte sie zu dem gemacht was sie war, und sie würde sein bleiben, so lange sie auf den Pfaden ging, die ER für sie bereitet hatte. Mit jedem ausgelöschten Leben und jedem niedergestreckten Körper erfüllte sie nur seinen Plan, dass wurde ihr in diesem Moment klar, als das orkische Ritual dem Höhepunkt entgegenstrebte.  Das, was sie seit ihrer Flucht erlebt hatte war es, was es ihr nun gestattete, ihren eigenen Weg zu sehen. Sie hatte nur eine einzige Chance, den Fäden zu entkommen, die ER noch immer so kunstvoll um sie gesponnen hatte.

Langsam aber unerbittlich glitt die scharfe Klinge durch das zähe Fleisch Sae'Taz' als sie die knochenlosen Tentakel von seinem toten Antlitz schnitt. Die zur grausigen Trophäe gewordenen Insignien eines toten Herrschers ohne die seine Macht endgültig gebrochen war und seien Sterblickeit offen zu Tage trat. So würde es ihm auch ergehen müssen.
ER hatte sie viel gelehrt und dies würde zu seinem Untergang werden. Denn sie hatte die wahre Welt hinter den Mauern seiner Worte gesehen und nun konnte, musste nun zu einer Waffe werden, die sich gegen ihren eigenen Schöpfer richtete. Alles nutzen dass in ihrem Geist eingebrannt war und dabei ihre eigenen Entscheidungen fällen und lernen was es bedeutet, warhlich zu leben und ihr Leben würde sein Tod werden.
Dann würde sie endlich, wirklich frei sein können.
I see with bleeding eyes
I carry the world on my shoulders

Ugnor

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1003 am: 13.09.2008, 15:06:15 »
Ugnor rief die Worte, sodaß der ganze Raum tönte, er rief um Kraft und Mut, er rief um Tot und verderben, er rief um Frieden und Erlösung. Zuerst war er sich unsicher, ob er die richtigen Worte finden würde, aber er fand sie, und mit jedem einzelnen Ruf fühlte er sich stärker und mutiger.
Eine Kraft wollte wieder hinaus, wollte sich gegen etwas Bestimmtes richten und fand nach dem letzten Vers ihr Opfer. Ugnor rannte los, sprang über den Holzhaufen, den Yuki kurz vorher enttündet hatte. Die Flammen schossen hoch, um sich sofort wieder zu teilen, als das schwarze Gesicht der Wut durch sie hindurchfegte. Endlos lange schien Ugnor in der Luft zu verharren, wirbelte seine Axt im Sprung in einer kunstvollen Bewegung um seinen Rücken und hieb dem Troglodyten den Kopf ab. Mit einer kraftvollen Bewegung fing er sich ab.
Es war vorüber. Ugnor nahmd en Kopf und warf in ins Feuer. Ein paar Funken flogen auf.
Das war's. Normalerwiese wird der Leib noch gefressen...aber nichtmal vollblütige Orks würden sich an denen da vergreifen. Jetzt können wir gehen, wenn ihr wollt. Das bleibht so stehen.
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Naoko

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1004 am: 13.09.2008, 16:59:26 »
Schwer atmend und die Hände auf die Knie gestützt blickte Naoko sich um. Er blinzelte ein paarmal um seinen Blick wieder an das normale Sehen zu gewöhnen und fühlte sich seltsam berauscht und gestärkt. Schweißperlen liefen ihm über das Gesicht und zeichneten indem sie sich mit der aschgrauen Gesichtsfarbe vermischten bizarre Muster auf das Antlitz des Hin.

'Sicheres Geleit, mein Freund. Möge Wakinyan stets über dich wachen und deiner Seele Frieden schenken."
Mit diesen Worten verabschiedete sich Naoko endgültig von dem verstorbenen Gefährten Stedd.

Dann ging er an Ciarán und Mirrasshi vorbei und klopfte ihnen anerkennend auf die Schultern. Erst jetzt erblickte er Veleri, die mit undeutbarem Gesichtsausdruck auf dem Thron Platz genommen hatte und Sae'Taz schleimiges Haupt in Händen hielt.
Naoko blieb stehen. Er hätte bei diesem bizarren Anblick vielleicht einfach schmunzeln sollen, doch er konnte es nicht. Stattdessen wandte er sich an Felyn und Reina. "Was habt ihr gefunden? Irgendwas, das uns weiterhelfen könnte?"
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