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Autor Thema: Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe  (Gelesen 71181 mal)

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Reina

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1020 am: 19.09.2008, 20:14:23 »
Reina nickte. "Ja. Wir dürfen ihm keine Chance geben uns nochmal zuvor zu kommen." Reina nahm ihr Gepäck und die gefundenen Taschen.
Es gab zwei Möglichkeiten: Largo wartete hinter dem Portal um einen zweiten Überraschungsangriff vorzubereiten oder er hatte sich längst aus dem Staub gemacht.
Feige wie er zu sein schien wahrscheinlich das letztere.
you still are blind if you see a winding road
'cause there's always a straight way to the point you see.

Ciarán

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1021 am: 19.09.2008, 23:23:21 »
Mit einem Blick, der zwischen Vorsicht und Neugier schwankte, wagte Ciarán ein Experiment: Er versuchte, alles, was sie hier gefunden hatten, in den einen Rucksack zu verfrachten, der zu leicht für seinen Inhalt schien.

Gathuriel hat einmal von so etwas erzählt... Rucksäcke und Taschen, die weit mehr Inhalt fassen können, als sie eigentlich dürften. Vielleicht haben wir Glück, und das hier ist so einer.

Ciarán macht bei seinem Experiment nicht einmal vor Dingen halt, die größenmäßig eigentlich nicht in den Rucksack passen dürften.

Veleri

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1022 am: 20.09.2008, 15:48:34 »
"Brechen wir auf." Veleri nickte und erhob sich von 'ihrem' Thron - für eine Sekunde schien sie irgendetwas in ihr daran zu hindern, doch als die Kriegerin ein paar Schritte getan hatte und ihre Schwertlanze wiederaufnahm, war auch dieser Einfluss, was auch immer er war, von ihr abgefallen. Mit einem blassen aber dankbaren lächeln wendete sie sich Reinas Mutter zu. "Leb wohl...Schwester." war alles, was Veleri zum Abschied sagte, doch in ihren Augen konnte die Drow die blutigen Versprechen der Freiheit erkennen, die die abtrünnige Heerführerin sich und auch den anderen Sklaven des Kreises gegeben hatte. Dann machte sie sich auf, mit den anderen durch das Portal zu treten, und diesen ersten Ort, den sie den Fängen der Illithiden entrissen hatten, zu verlassen. Und unbeachtet, kraftlos blieb Sae'Taz' abgeschlagenes und verstümmeltes Haupt neben dem Thronsessel liegen. Und aus seinem linken Auge ragte eine lange, alte, verroste Nadel...
I see with bleeding eyes
I carry the world on my shoulders

Wormys_Queue

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Kapitel 3 - Lysanders letzte Ruhe
« Antwort #1023 am: 28.09.2008, 21:05:59 »
Seit Ewigkeiten schon wartete es, und längst hatte es vergessen, wer es war und wie es hierhergelangt war. Ein dumpfes Gefühl in seinem nicht vorhandenen Inneren sagte ihm, dass sein Hiersein einen Zweck haben musste. Doch hatte es längst aufgegeben , sich den Verstand zu zermartern, was wohl dieser Zweck gewesen sein könne. Es wusste nur, dass es alleine wahr, in einem Nichts aus Raum und Zeit, gefangen zwischen den Ebenen, und dass es keine Mittel hatte, von diesem Raum wieder wegzukommen. Und doch hatte es das Gefühl, sich zu bewegen, als würde etwas an ihm zerren, und es in eine bestimmte Richtung treiben. Die Richtung änderte sich, manchmal nur langsam, und dann hatte es immer das Gefühl gehabt, als würde es sich langsam, aber sicher einem Ziel nähern. Dann aber hatte die Richtung abrupt wieder gewechselt und das Gefühl der Annäherung war verschwunden gewesen.

Doch das hatte sich wieder geändert. Das Ziel war wieder näher gekommen (oder war es dem Ziel näher gekommen) und es wunderte sich, dass es um sich herum nichts wahrnehmen konnte, so stark war das Gefühl von Nähe gewachsen. Es war fast, als würde nur eine ganze dünne Membran um es herum noch verhindern, dass es angelangen könnte, doch ohne Arme, ohne Beine, ohne einen Körper, wie sollte es die Membran durchdringen können?


Ciaráns Experiment glückte zu seiner, wenn auch nicht völlig unvorbereiteten, so doch immer noch großen Überraschung. Und dennoch schien das Gewicht des Rucksacks sich nicht zu verändern, so dass er sich das zusätzliche Gewicht mit Leichtigkeit über die Schultern werfen konnte. In der Zwischenzeit hatten sich auch die anderen von Felyn verabschiedet, sofern sie sich dazu überwinden konnten. Dieser schien ebensowenig wie den anderen an einer großen Abschiedszeremonie gelegen zu sein, nur auf Veleris Abschiedsgruß hin zeigte sie eine stärkere Reaktion. Ihre ganze Haltung zeigte Ehrerbietung, und es war vollkommen klar, dass sie die junge Elan als sich selbst übergeordnet betrachtete. "Bringt uns Frieden, Karish'vatriya!"

Dann sah sie mit brennenden Augen zu, wie Ugnor, Yuki, Naoko, Veleri, Ciarán, Mirrasshi und Reina nacheinander durch das Portal traten.

"Und schützt meine Tochter." Felyns Wispern verhallte ungehört, bevor sie mit einem Ruck das Haupt des Sae'Taz vom Thron emporriss und wieder zu den Troglodyten zurückkehrte. Sie freute sich nicht auf dass, was vor ihr lag, doch würde die Furcht, die nahezu alle Wesen des Unterreichs vor den Angehörigen ihres Volkes verspürte im Verein mit ihrer Trophäe hoffentlich verhindern, dass die "Stinker", wie der Halbork sie so abfällig genannt hatte, auf dumme Gedanken kämen.


Und dann zerriss die Membran, und zum ersten Mal seit Äonen spürte es wieder. Es spürte: Schmerz, unermesslichen, grausamen Schmerz, als es einen imaginären Arm ausstreckte und sich an sein Ziel klammerte, bevor sich dieses wieder von ihm entfernen konnte. Seinen Schmerz, und den Schmerz des anderen, in dessen Fleisch es sich hineinwühlte, um zu verhindern, wieder von ihm weggerissen zu werden. Unhörbare Schreie voller Agonie hallten durch das Nichts, während die Erinnerung zurückkehrte. Es wusste nun, wer es war , wer es geschickt hatte, und worauf es so lange gewartet hatte. Es wusste: Es hatte sein Ziel erreicht.

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