Autor Thema: Auf den Schwingen des Galgenraben  (Gelesen 3060 mal)

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Aoskar

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Auf den Schwingen des Galgenraben
« am: 22.08.2007, 22:06:59 »
Hier schreibe ich einfach ein bisschen zusätzlichen Fluff zur Kampagne rein. Eure Charaktere werden wohl das meiste davon nicht wissen, aber wenn mir langweilig ist schreibe ich halt.

Dykos war zufrieden mit sich und dem Multiversum im Allgemeinen. Einen Vertrag für Grabstein und Statue in der Tasche, Geld das man immer brauchen konnte, auch wenn die Alte wieder ständig reklamiert hatte, er solle sich eine anständige Philosophie zulegen.
Etwas wehmütig dachte er zurück an Aebrynis. Ein Handwerker seines Standes wäre dort höher geschätzt worden, er würde nicht in einem Stadtteil voller Krimineller und Tagelöhner arbeiten, den ganzen Tag Grabsteine meisseln und einen Neffen aufziehen, der kaum wusste, was eine richtige Säulenhalle war. Trotzdem. Geschäft war Geschäft.
Dykos beschloss, die Abkürzung durch eine der unzähligen kleinen und krummen Gassen zu nehmen, die Sigil durchzogen. Natürlich, im Stock sollte man nicht durch dunkle Gassen gehen. Aber es waren nur ein Dutzend Schritte und dies war der graue Bezirk. Die tieferen Viertel des Stocks waren weit weg, sogar die Grabfeuer waren ein gutes Stück entfernt.
An einer Kreuzung zögerte er einen Moment. Hatte er da gerade ein kratzendes Geräusch gehört? Mussten wohl Ratten sein. Schädelratten vielleicht. Das Ungeziefer war überall. Wenigstens schmeckte es gebraten gut, dachte er lächelnd.
Doch da war das Geräusch wieder...
Dykos drehte sich um. Er war ein Zwerg, Dunkelheit konnte ihn nicht erschrecken. Ja, da stand tatsächlich eine Gestalt im Schatten. Eine Robe. Und... leuchtende Augen?
Erschrocken trat er einen Schritt zurück.
"Bei Moradins Hammer...", murmelte er in seinen Bart.
Dann sprang die Kreatur und lange Krallen zerfetzten Dykos' Hemd...
Here lies everything
the world I wanted at my feet
my victory's complete
so hail to the king...

Aoskar

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Auf den Schwingen des Galgenraben
« Antwort #1 am: 22.08.2007, 22:38:13 »
Gram lief das Blut aus der Nase. Er hatte sie wohl gebrochen. Als wäre sie Meilen entfernt hörte er die Menschenmenge um sich herum gröhlen, brüllen und Sprüche skandieren. Doch das Rauschen in seinen Ohren dämpfte das Geschrei zu einem sanften Flüstern. Er schüttelte den Kopf und stand langsam auf, fixierte seinen Gegner.
Der Kerl war nicht nur muskelbepackt, er war auch noch schnell, wie Gram schmerzhaft hatte lernen müssen. Und nicht so dämlich wie er aussah, mit all den Haaren an den unmöglichsten Stellen und diesen lächerlichen Hauern im Unterkiefer.
Das Rauschen verging und Gram lächelte. Dieser Ork würde ihn nicht enttäuschen. Langsam liess er die Spitze seines Messers von links nach rechts wandern. Der Ork trat einen Schritt zurück. Wirklich, nicht dämlich. Er dachte sogar daran, auf Grams andere Hand zu achten, bevor diese ein zweites Messer zog und schleuderte.
Das Schwert des Orks lenkte das Wurfmesser im letzten Moment ab. Es wirbelte davon und blieb in der weichen Wand der Grube stecken.
Grams Grinsen wurde eine Spur breiter. Oh ja, ein guter Kampf. Ein anderer Ansatz musste her, der Ork dachte nicht daran, die Defensive aufzugeben.
Gram sprang nach vorne und stach nach dem Ork. Dieser trat einfach einen halben Schritt zur Seite und liess seine Axt in einem Bogen dort hindurchsausen, wo gerade noch Grams Kopf gewesen war. Gewesen war, weil Gram sich gleich nach seinem viel zu kurzen Stich am Boden abgerollt hatte. Eines seiner Beine schwang herum, sein Stiefel traff das Knie des Orks mit einem zufriedenstellenden Knirschen, gefolgt von einem Jubelschrei aus drei Dutzend gut geölten Kehlen.
"Lektion Eins: Ein Humanoide hat vier Gliedmassen!", brüllte Gram, als er wieder auf den Beinen stand, einige Schritte entfernt, während er Ork mit zusammengebissenen Zähnen dastand. Er war klug genug, sich nicht an das Knie zu fassen oder seine Aufmerksamkeit auf die Wunde zu richten.
Gram ging wieder in Kampfhaltung, ein Bein vor dem anderen, leicht gebeugt, Schultern vorgestreckt, Körper zur Seite gedreht. Keine Angriffsfläche bieten.
Dann sprang er wieder vor, doch diesesmal warf er das Messer, statt zuzustossen und sprang mit einer Hechtrolle am Ork vorbei.
Nun war es am Ork zu Grinsen. Gram hatte zwei Waffen verloren und nur zwei Waffen waren erlaubt in Lanis' Gruben. Er hob sein Schwert und, den unglaublichen Schmerz in seinem Knie ignorierend, stürzte er sich auf Gram.
Dieser lächelte als dieser kleine Trick aufging.
"Lektion zwei..:", erklärte er, während er ein Messer in die Brust des Orks rammte.
"Pariert ist nicht zerstört!"
Es war sein erstes Messer, das hinter ihm in der Grubenwand gesteckt hatte.
"Lektion drei...", fügte er hinzu, als er ein drittes Messer aus seinem Hemd zog, "Ein Gewinner kümmert sich nicht um Regeln."
Er schlitzte dem verblüfften Ork die Kehle auf und warmes Blut spritze auf seine staubige und schlammige Kleidung. Die Zuschauer überschlugen sich vor Jubel. Das waren Lektionen, die sie gern hörten.
Here lies everything
the world I wanted at my feet
my victory's complete
so hail to the king...