Ein Schwall von Erinnerungen bricht über die Exhenkerin noch unbarmherziger als die Hitze herein, als sie das kriegsgestiftete Elend um sie herum sieht. Die verkommenen Krüppel, die ihre Heimat verloren und in der Fremde keine gefunden haben, tun ihr aufrichtig leid. Die Kriegerin hat den Soldaten Thranes und Cyres, gegen die sie gezwungen war zu kämpfen, nie Hass entgegen gebracht, wußte sie doch, dass die meisten von ihnen einfach Leute waren, die nichts für das unaufhörliche Blutvergießen konnten.
So beäugt Hanajima auch jetzt keinen der kauernden Flüchtlinge gehässig, und ignoriert jegliche Anfeindungen. In ihrem gesunden Auge funkelt jedoch eine tiefe Traurigkeit, während in ihrem Geist immer wieder grausige Szenen aus der Vergangenheit auftauchen.
...schmutzverkrustete, zerlumpte Kolonnen cyranischer Flüchtlinge, denen Olladra in ihrem Leid nicht hold gewesen ist; in Fesseln geschlagen, schleppen sie sich, entwürdigt, gebrochen, einer nach dem anderen der Scharfrichterin im Kriegsrecht entgegen. Einige von ihnen starren mit glasigen Augen ins Nichts, zu erschüttert, um ihr Schicksal zu begreifen, andere murmeln, wie besessen, Gebete an Götter, die sie nicht erhören, andere wiederum schreien sich die Seelen aus dem Leib, nach ihren Lieben und Anverwandten, bis sie Peitschenhiebe zum Verstummen bringen.
Jeder von ihnen kommt zu seiner Zeit vor ihr an, um seine Gaben zu empfangen: einen mitleidigen Blick, einen harten Griff ums Kinn und eine schmerzlose Wunde quer durch die Kehle. Die Henkerin achtet stets nur auf den nächsten Verdammten, sie sieht nicht wie die ausblutenden Körper hinter ihr zu einem großen, krähenumschwirrten Haufen gestapelt werden.
Sie weiß aber, dass der fleischerne Hügel nicht lange bestehen wird. Wer einst Karrnath verflucht hat, wird nun für Karrnath kämpfen. Der Tod nimmt den Willen mit sich - die Hülle wird ausreichen...
Genauso glasig wie die Kriegsgefangenen zu jener schrecklichen Zeit, blickt die Karrn nun drein, als sie an der Tür des gewissen Varahl Setarims anklopft. Ein durch die unmenschliche Hitze verwirrtes Gemüt könnte sie aus einiger Entfernung für eine Untote halten, so steif und mechanisch bewegt sie sich.
"Herr Setarim?," erklingt ihre ausgetrocknete, heisere Stimme, mit ebenso wenig Lebhaftigkeit.