Autor Thema: [IC] Gespräche  (Gelesen 5554 mal)

Beschreibung: Ancrym und Mestrard - zwei Shoanti in Sandspitze

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Eando Kline

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[IC] Gespräche
« am: 30.09.2007, 13:29:09 »
Geschehen am 13. Gozran im Jahre 4707 GA, zur Mittagsstunde

Mestrard wischte sich den Schweiss aus dem Gesicht. Heute hatte die Sonne über den ständigen Frühlingsregen, der ihnen die Arbeit an der neuen Kathedrale so erschwert hatte, zum ersten Mal gesiegt. Und schon wurde es so heiss, dass die Steine, die er schleppen half, gleich doppelt so schwer schienen. Und doch hätte der Priester Pharasma im Moment an keinem anderen Ort sein wollen, dieses Werk hatte Bedeutung weit über sein sonstiges Wirken hinaus. Zum ersten Male würde Pharasma eine feste Stätte der Verehrung in diesem Teil Varisias erhalten und damit womöglich ein Anziehungspunkt weit über die Verlorene Küste hinaus werden. Und er hätte das seinige dazu beigetragen, was ihn mit nicht unbeträchtlichem Stolz erfüllte.

Der Moment des Stolzes verging so schnell, wie er gekommen war. Noch waren sie nicht fertig, und der Regen der letzten Wochen hatte die Arbeiter empfindlich hinter den Zeitplan zurückfallen lassen. Es würde einiger Anstrengung bedürfen, die Kathedrale bis zum Herbstbeginn zu vollenden.

Etwas weckte Mestrards Aufmerksamkeit. Soeben war eine Person durch das Nordtor nach Sandspitze hineingetreten und bewegte sich nun langsam, etwas unsicher wirkend den Kirchenweg entlang. Ein Shoanti, wie auf den ersten Blick zu erkennen war, noch recht jung, er hatte wohl gerade erst das Mannbarkeitsalter erreicht. Und wenn Mestrard sich nicht täuschte, ein Shadde-Quah, und das war mehr als erstaunlich, denn die Angehörigen dieses Shoantistamm machte normalerweise keinen Hehl aus ihrer Verachtung für die Zivilisation, wie die ihnen verhassten Chelischen Eindringlinge ihre Lebensweise nannten.

Inzwischen hatte der junge Shoanti sich der Baustelle weiter genähert, mit großen, staunenden Augen starrte er das schon in unfertigem Zustand imposante Gebäude aus Stahl und Glas an.
« Letzte Änderung: 14.06.2009, 19:40:19 von Eando Kline »

Mestrard

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« Antwort #1 am: 30.09.2007, 13:57:57 »
Sieh an, sieh an. Ein Shadde-Quah. Und allein. Mestrard sortierte seine Gedanken, während er den nächsten Stein packte und blickte dabei lange in Richtung des Neuankömmlings. Pharasmas Wege sind unergründlich. Welches Schicksal hast Du ihm wohl zugedacht. Und wie wird er meistern? Er musterte den Shoanti eingehend und suchte nach weiteren Hinweisen, die dessen Anwesenheit in Sandspitze oder den Grund für seinen Besuch des Tempels  erklären könnten.

Nachdem der schwere Stein an Ort und Stelle saß, richtete er sich auf,  sah wieder in Richtung des jungen Mannes und hob die Hand zum traditionellen Gruß der Shoanti.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ancrym

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« Antwort #2 am: 30.09.2007, 20:39:18 »
Nach langem Zögern erst hatte Ancrym die Stadt betreten, war sie doch in seinen Augen Sinnbild all dessen,was er verachtete. Eine Weile schon trieb er sich in der Umgebung der Stadt herum, geisterhaft, ohne Spuren zu hinterlassen oder gesehen worden zu sein. Seit fast vier Jahren etwa lebte er allein in der Wildnis hatte Siedlungen bisher nur betreten, um mit den Erzeugnissen seiner Jagd etwas tauschhandel zu betreiben, und dann auch immer nur kleinere Ortschaften, gerade groß genug, um einen Händler zu ernähren. Aber niemals eine Stadt wie diese. Aber am Ende hatte ihn die Sehnsucht nach anderen Menschen hierher getrieben und ihn letztlich dazu gebracht, diese Stadt zu betreten.

Unsicher bewegte Ancrym sich innerhalb der Mauern der Stadt, in dieser für ihn völlig fremden Umgebung, als sein Blick auf ein unfertiges Gebäude fiel, welches dennoch bereits riesig wirkte. Völlig verwundert starrte der junge Shoanti dieses Gebiklde aus Glas und Stahl an.

Kurz darauf erlebte der Jäger den nächsten Schock, als er nämlich von einem der Arbeiter gegrüßt wurde, und das noch mit dem traditionellen Gruß der Shoanti! Erst als er ihn näher betrachtete, entdeckte er, daß es sich dabei wohl ebenfalls um einen Shoanti handelte, und das war noch schlimmer! Noch nie hatte Ancrym einen Shoanti getroffen, der sich der Zivilisation angepasst hatte.

Unschlüssig blieb der junge Mann stehen, nicht wissend, wie er sich verhalten sollte.
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Mestrard

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« Antwort #3 am: 30.09.2007, 21:34:25 »
Warum bleibt er stehen? Er scheint verwirrt zu sein. Wenn er Angst bekommt, wird er vielleicht gefährlich. Auch wenn er es nie zugeben würde, nicht einmal vor sich selbst, war Mestrard froh über die Gelegenheit, ein kurze Pause einlegen zu können.
Er zupfte sein Hemd zurecht. Seine Robe hatte er aufgrund der Wärme des Tages glücklicherweise abgelegt. Nur der Komet, der vor seiner Brust baumelte, wies ihn als Priester Pharasmas aus. Langsam und bedächtig näherte er sich dem breit gebauten Shoanti. Mestrard ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. In etwa 3 Meter Entfernung blieb er stehen.
"Sei gegrüßt, Bruder im Frieden." Die Shoanti-Grußformel für ein friedliches Zusammentreffen sollte sein Gegenüber beruhigen. "Was führt Dich hierher in diese Stadt, die so weit weg ist von den Zelten der Shadde-Quah?"
Ein wichtiger Moment. Entweder er kennt die Rituale und ehrt sie noch, oder sie haben ihn verstoßen, weil er ehrlos ist. Äußerlich gelassen bereitete sich Mestrard vor, zu Lächeln oder zur Not zur Seite zu springen.[/i]
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ancrym

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« Antwort #4 am: 30.09.2007, 21:50:58 »
"Sei gegrüßt, Bruder im Frieden", wiederholt Ancrym ganz automatisch die rituelle Grußformel. Automtisch legt sich seine Anspannung ein wenig, als er die Begrüßung hört. Einen kurzen Moment ist er versucht, dem Fremden eine Lüge zu erzählen, da die wahrheit doch ein schlechtes Licht auf ihn werfen könnte, dann aber siegt sein Stolz.

"Die Zelte der Shoanti sind meine Heimat nicht mehr. Ich wandere allein durch die Lande. Mein Name ist Ancrym."
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Mestrard

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« Antwort #5 am: 30.09.2007, 22:06:31 »
"Mein Name ist Mestrard von Pharasma." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Vom Clan der Skoan-Quah, habe mein Leben jedoch meist hier in Sandspitze verbracht." Bei Pharasma, sie haben ihn verstoßen. Ich hoffe, er fürchtet sich nicht. Seinen Stolz hat er zumindest nicht verloren. Mestrard lächelte in sich hinein, sein Gesicht blieb jedoch, wie meist,  unbewegt. Nur in seinen Augen blitzte ein wenig Wärme auf.
 "Du siehst hungrig und müde aus. Bist Du schon lange unterwegs?"
Während er dies sprach, überlegte er fieberhaft, welches Gasthaus er Ancrym empfehlen konnte. Der Weiße Hirsch läge Nahe, andererseits würde Garridan Viskalai möglicherweise unangemessen auf einen Ausgestoßenen reagieren. Bliebe der Rostdrachen. Belor Hemlock! Das ist es, ich schicke ihn zu Belor. Ein weiser Mann ohne Vorurteile. Dann kann ich auch wieder ans Werk. Und heute Abend oder morgen höre ich mir seine Geschichte an.
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Ancrym

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[IC] Gespräche
« Antwort #6 am: 30.09.2007, 22:19:04 »
"Seit fast vier Jahren. Ich habe mich von den Früchten des Waldes und von der Jagd ernährt." Kurz leuchtet Stolz in den Augen Ancryms auf. "Ich weiß nicht, ob ich hier bleiben soll, in der Stadt ist der Horitzonzt sehr nahe." Ancrym kommt nicht der Gedanke, Mestrard könne nicht verstehen, was der Jäger mit seiner letzten Bemerkung meint.
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Mestrard

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[IC] Gespräche
« Antwort #7 am: 30.09.2007, 22:34:58 »
"Die Horizonte sind vielleicht anders als die, die Du kennst" antwortete der Priester in der Hoffnung, die Gedanken des jungen Kriegers erraten zu haben. "Ich kann Dir ein wenig von der Stadt, ihren Eigenarten und Wundern zeigen". Unwillkürlich blickte er in Richtung der Kathedrale und sah sie vor seinem inneren Auge erstrahlen. Nachdem der Augenblick der Anbetung an Pharasma verklungen war, wandte er sich Ancrym wieder zu. "Wenn Du möchtest, natürlich. Wenn Du heute in der Stadt bleibst, geh in den Rostdrachen. Der Met und das Bier sind billig und gut."  Er braucht jemanden, dem er vertrauen kann, jemand, der ihn besser versteht als ich. Ich habe mich innerlich von den Traditionen entfernt.
"Wenn Du andere Shoanti treffen möchtest, suche nach Belor Hemlock. Alle hier kennen ihn"
Er trat einen Schritt zurück und musterte den muskulösen Mann noch einmal gründlich und freundlich. "Ich muss zurück an die Arbeit. Es würde mich freuen, Dich heute Abend im Rostdrachen zu sehen, junger Jäger." Ein seltenes Lächeln flog über die harten Züge des Pharasma Priesters. Er muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Langsam drehte ;Mestrard sich um und ging in gemessenen, leicht federnden Schritten zurück zu Baustelle - ohne sich umzuwenden.
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Ancrym

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[IC] Gespräche
« Antwort #8 am: 30.09.2007, 22:45:14 »
Ancrym sah Mestrard nach. Ein seltsamer Mensch! Wie kann ein Shoanti sich in dieser Umgebung wohlfühlen? Gleichzeitig erwachte seine Neugier, so halb hatte er sich schon entschieden, den seltsamen Shoanti im Gasthaus wieder zu treffen.

Da es noch nicht spät am Tag war und Ancrym sowieso gewohnt war, nur am Morgen und Abend zu essen, entschloss sich Ancrym, zunächst diesen Belor Hemlock aufzusuchen. Da er keine Ahnung hatte, fragte er den nächst Besten Passanten, wo er Belor finden könnte.
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Eando Kline

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[IC] Gespräche
« Antwort #9 am: 30.09.2007, 23:05:03 »
"Der Sheriff? Oh, das ist ganz einfach."

Der Sprecher war ein älterer Gnom, der vor einem Haus in der Nähe der Kirche gesessen hatte und Ancrym genauso interessiert beobachtet hatte wie Mestrard.

"Folgt einfach dem Kirchenweg bis zur nächsten Kreuzung. Dann biegt Ihr nach links in die Hauptstrasse ein und folgt dieser bis zur nächsten Kreuzung. Hemlock residiert im Garnisonsgebäude auf der rechten Seite. Könnt Ihr gar nicht übersehen."

Die Wegbeschreibung erwies sich als akkurat, genau wie die Einschätzung Mestrards. Der Sheriff zeigte sich am Schicksal Ancryms mehr als interessiert und bot ihm nicht nur eine Bleibe, sondern nach weniger als zwei Wochen auch eine Stelle als Deputy an. Ancrym hatte nichts besseres zu tun und sagte daher zu. Wenigstens konnte er so seine Unterkunft bezahlen, und auch den prächtigen Erdzertrümmerer, den der Sheriff ihm als Zechen seiner Amtswürde übergab, würde er hoffentlich eines Tages bezahlen und damit zu seinem Eigen machen können.

Und wie er es auch am Tage seiner Ankunft gehalten hatte, so tat er es auch regelmässig in den folgenden Wochen und Monaten. Wenn sein Tagewerk vollbracht war, besuchte er den "Rostdrachen", geführt von der schönen Ameiko, und traf sich dort mit Mestrard, dem Pharasma-Priester, der ihm so behilflich gewesen war.

Ancrym

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[IC] Gespräche
« Antwort #10 am: 30.09.2007, 23:38:27 »
Eines Abends saß Ancrym wiedereinmal nach getaner Abeit im Rostdrachen und wartete auf Mestrard, mit dem er gewöhnlich seine Abende verbrachte. Inzwischen hatte Ancrym natürlich erfahren, daß Mestrard ein Priester war und am Bau einer Kathedrale arbeitete, allerdings war Ancrym bisher Gesprächen über Religion aus dem Weg gegangen, weil er nicht verstehen konnte, wie ein Shoanti an etwas anderes als an die Geister glauben konnte. Dennoch hatte Ancrym begonnen, so etwas wie Achtung für Mestrard zu empfinden.

Während er auf Mestrard wartete, trank er einen Krug Met und dachte an die vergangenen Jahre zurück.
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Mestrard

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[IC] Gespräche
« Antwort #11 am: 01.10.2007, 13:36:57 »
Die Kathedrale war auf dem besten Wege, pünktlich zum Herbstanfang fertig zu werden und Mestrard erfreute sich an den Fortschritten. Allerdings ließ ihm  seine Tätigkeit auf der Baustelle immer weniger Zeit für seine Wanderungen und priesterlichen Aufgaben in der näheren Umgebung. Naffer wird immer mehr zu einer echten Stütze, dafür danke ich Dir Göttin.

Fast so erfreulich wie Naffers Eifer als Diener Pharasmas war der Neuankömmling, Ancrym. Mit ihm traf sich Mestrard seit ihrer ersten Begegnung häufiger im Rostdrachen. Der Shoanti Krieger wich zwar zum Bedauern Mestrards beharrlich religiösen Themen aus und schien seine Hingabe nicht zu verstehen, er berichtete jedoch aufgeschlossen, wortreich  und interessant über seine Erlebnisse in der Wildnis Varisias.
Das Selbstbewusstsein mit dem Ancrym von seinem bisherigen Leben berichtete und die Weise, in der er seine Rolle als Deputy ausfüllte, gefielen Mestrard. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner und wirkt viel  älter als seine 19 Jahre. Er hat sich schnell eingelebt. Aber irgendetwas an seinem bisherigen Schicksal scheint sehr dunkel zu sein.
Mestrard zuckte innerlich die Schultern. Ancrym musste selbst wissen, was er preisgab. Und wie schon öfters zuvor fragte er sich, wie er diesen stolzen Mann bei ihrem ersten Zusammentreffen mit 'junger Jäger' hatte ansprechen können.

Auf dem Weg zum Rostdrachen schloss Mestrard die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoß einen Moment die Sonne und die helle Wärme in seinem Gesicht. Es war ein schöner Tag gewesen. Er hatte bis in die frühen Morgenstunden den alten Jurin sanft beim Hinübergleiten in die Welt des Todes begleitet und war dann zu einer schwierigen Geburt gerufen worden. Mutter und Säugling waren nun wohlauf - auch Dank seiner Heilkunst und Pharasmas Gaben. Der Gedanke an diese erstaunliche Manifestation des Kreislaufs, an die dünne Linie, die zwischen Leben und Tod lag, geronnen in zwei Ereignissen deren Zeuge er gewesen war, ließ ihn all die damit verbundenen Anstrengungen vergessen. Die Wege des Schicksals sind unergründlich. Was mag Pharasma noch alles mit mir vorhaben, wovon hatte Targuan damals nur gesprochen... Er überließ sich einen Moment seinen Gedanken.

Heute werde ich Ancrym von Pharasma  und dem Glauben erzählen. Und vielleicht werde ich erfahren, was der dunkle Fleck in seiner Vergangenheit ist. Dieser Gedanke fuhr ihm überraschend und plötzlich durch den Kopf. Für einen Moment spürte er wieder die ungewohnte innere Unruhe, die ihn in den letzten Wochen gelegentlich heimgesucht hatte.
Er schüttelte die Unruhe ab, beschleunigte seine Schritte und ging zielstrebig auf den Rostdrachen zu.

Mestrard hatte nicht vor, den jungen Shoanti zu bekehren, er achtete ihn und wollte lediglich, dass dieser ihn  verstand. Die Religion schien zwischen ihnen zu stehen und eine echte Freundschaft zu verhindern...
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Ancrym

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[IC] Gespräche
« Antwort #12 am: 01.10.2007, 14:43:16 »
Ungeduldig wartete Ancrym auf das Erscheinen von Mestrard. Heute wollte er ihm einige Fragen stellen, die ihm auf der Seele brannten, Fragen die er aus Höflichkeit und aus einer ungewissen Angst heraus bisher vermieden hatte. Aber der Krieger hatte durchaus die Versuche des Priesters bemerkt, sein Vertrauen zu gewinnen, und ein gewisses Vertrauen hatte sich bei Ancrym auch eingestellt, hatte er doch Mestrard bisher als aufrechten und ehrlichen Mann kennengelernt.
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Mestrard

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[IC] Gespräche
« Antwort #13 am: 01.10.2007, 15:03:54 »
Mestrard nestelte an seiner Robe und rückte das Symbol seiner Göttin, den stählernen Kometen mit dem spiralförmigen Schweif, in die Mitte - direkt vor dessen große, aufgestickte Entsprechung auf seiner Robe. Die Tür zum Rostdrachen schwang mit dem üblichen Quietschen auf und er betrat den Raum.

Ancrym saß bereits in ihrer üblichen Ecke, einen Krug vor sich. Met, wie Mestrard vermutete. Der Krieger wirkte etwas angespannt.
"Almeiko, ein kühles großes Bier" rief Mestrard dem Wirt im Vorbeigehen zu, setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Ancrym und nickte ihm zu.

Nach einer kurzen Zeit des gemeinsamen Schweigens brachte eine Schankmaid das Bier und Mestrard prostete Ancrym zu. Ein guter Anfang. Nicht viele können gemeinsam schweigen. Fast hätte Mestrard gelächelt. Plötzlich überkam ihn die Erschöpfung und sank ein wenig in sich zusammen.

"Bedrückt Dich etwas? Oder ist etwas vorgefallen?" Er blickte Ancrym direkt in die Augen und sein Blick war plötzlich hellwach. "Ich komme gerade von einer Geburt und bin etwas erschöpft. Das Kind wäre fast gestorben. Erzähle Du zuerst".
Mestrard hob den Humpen und nahm einen tiefen Schluck.
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Ancrym

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[IC] Gespräche
« Antwort #14 am: 01.10.2007, 16:11:27 »
"Nein, es ist nichts vorgefallen", wehrt Ancrym beinah hastig ab. "es ist nur so, Bruder", ganz bewußt gebraucht Ancrym die vertrauliche Anrede, "daß ich mich schon die ganze Zeit frage, was einen Shoanti dazu bewegt, in einer Stadt zu leben und nicht mehr an die Geister zu glauben."

Mit bangem Blick sieht Ancrym den Priester an, er hofft, daß er Mestrard mit seiner Frage nicht beleidigt hat.
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