Geschehen am 13. Gozran im Jahre 4707 GA, zur Mittagsstunde
Mestrard wischte sich den Schweiss aus dem Gesicht. Heute hatte die Sonne über den ständigen Frühlingsregen, der ihnen die Arbeit an der neuen Kathedrale so erschwert hatte, zum ersten Mal gesiegt. Und schon wurde es so heiss, dass die Steine, die er schleppen half, gleich doppelt so schwer schienen. Und doch hätte der Priester Pharasma im Moment an keinem anderen Ort sein wollen, dieses Werk hatte Bedeutung weit über sein sonstiges Wirken hinaus. Zum ersten Male würde Pharasma eine feste Stätte der Verehrung in diesem Teil Varisias erhalten und damit womöglich ein Anziehungspunkt weit über die Verlorene Küste hinaus werden. Und er hätte das seinige dazu beigetragen, was ihn mit nicht unbeträchtlichem Stolz erfüllte.
Der Moment des Stolzes verging so schnell, wie er gekommen war. Noch waren sie nicht fertig, und der Regen der letzten Wochen hatte die Arbeiter empfindlich hinter den Zeitplan zurückfallen lassen. Es würde einiger Anstrengung bedürfen, die Kathedrale bis zum Herbstbeginn zu vollenden.
Etwas weckte Mestrards Aufmerksamkeit. Soeben war eine Person durch das Nordtor nach Sandspitze hineingetreten und bewegte sich nun langsam, etwas unsicher wirkend den Kirchenweg entlang. Ein Shoanti, wie auf den ersten Blick zu erkennen war, noch recht jung, er hatte wohl gerade erst das Mannbarkeitsalter erreicht. Und wenn Mestrard sich nicht täuschte, ein Shadde-Quah, und das war mehr als erstaunlich, denn die Angehörigen dieses Shoantistamm machte normalerweise keinen Hehl aus ihrer Verachtung für die Zivilisation, wie die ihnen verhassten Chelischen Eindringlinge ihre Lebensweise nannten.
Inzwischen hatte der junge Shoanti sich der Baustelle weiter genähert, mit großen, staunenden Augen starrte er das schon in unfertigem Zustand imposante Gebäude aus Stahl und Glas an.