Ameiko lächelte überrascht, offenbar hatte sie mit dieser Frage nicht gerechnet. "Nun, man sieht es mir vielleicht nicht an," ihre mandelförmigen Augen blitzten verschmitzt, "aber die Wiege meiner Vorfahren stand nicht im schönen Varisia, sondern im weit entfernten Minkai. Ich will euch jetzt nicht mit der langweiligen Geschichte quälen, wie es die Kaijitsus nach Sandspitze verschlagen hat, aber um eure Frage zu beantworten: der Schutzdrache unserer Familie ist der mächtige Silberdrachen. Und genauso, nämlich "Zum Silberdrachen" hieß auch diese Herberge, als ich sie vor sechs Jahren gekauft habe. Der Vorbesitzer schwor auch Stein und Bein, dass der Drache oben auf dem Dach aus echtem Silber gefertigt sei.
Aber sicher habt ihr sogar von unten die Rostflecken erkennen können, denn in Wirklichkeit ist unser Namensgeber ein einfacher Eisendrache, der nur mit Silberfarbe überzogen war, die aber überall abzublättern beginnt. Sehr gut als Blitzableiter geeignet, aber eben kein Silberdrache. Naja, immerhin hält es Diebe davon ab, ständig auf meinem Dach rumzuklettern, aber irgendwann war ich den ständigen Spott meiner lieben Gäste leid und hab den Namen der Herberge der Realität angepasst. Und so bekam der "Rostige Drache" seinen Namen. Oh, wartet mein Herr, ich komme sofort."
Geschäftig huschte die Wirtin an einen der anderen Tische, an dem ihr einer der Gäste ungeduldig seinen leeren Krug entgegenhielt.
Langsam neigte sich der Abend dem Ende zu. Emyralda verabschiedete sich irgendwann, um zu den Wagen ihrer Schaustellergruppe zurückzukehren. Der Handkuss Alderns und sein tiefer Blick in ihre Augen liessen sie leicht erröten, und sie musste versprechen, alsbald zurückzukehren, bevor er ihre Hand endlich losließ.
Nachdem sie gegangen war, schien auch Aldern Fuchsschuh langsam von der Müdigkeit übermannt zu werden. Er verabschiedete sich freundschaftlich von Arathis (Perriyon, der kleine Halbling, lag schon schnarchend mit dem Kopf auf dem Tisch) und ging auf sein Zimmer.
Am nächsten Morgen saßen Aldern und Arathis schon wieder zu Tisch und nahmen ein spätes Frühstück ein, als Mestrard, mit Ancrym und Ocura im Schlepptau, wieder im "Drachen" erschien. Fast wären die drei an der Eingangstür mit Perriyon zusammengestossen, der offenkundig noch unter den Nachwirkungen der vergangenen Nacht zu leiden hatte.