Über den weiten, ummauerten Innenhof des Spitals mit seinen kleinen, fein säuberlich angelegten Beeten, wo die verschiedensten Pflanzen - gerade einmal die Hälfte kannte Ilael und Sereniel überhaupt keine - wuchsen, gingt ihr hinüber zu den Apothecarien des Klosters. Ilael wusste, dass dort die meisten Arzneien hergestellt wurden und auch ein Großteil der Forschungsarbeiten eines Raphaeliten-Klosters dort stattfand. Genau das erwartete euch auch, als ihr das Gebäude betratet:
Die riesigen Regale, die trotz der hohen Decke des Raumes bis an ebendiese reichten, erinnerten euch an das Arbeitszimmer des Abs, doch wirkte hier alles bedeutend aufgeräumter. Vor den Regalen standen zwei hohe Leitern, die ständig von Novizen hin und hergeschoben wurden, damit andere Novizen die Zutaten aus den kleinen Fächern entnehmen konnten. In der Mitte des Raumes - eigentlich war es fast schon eine Halle - standen, von der riesigen, gläsernen Fensterfront ausreichend beschienen, zwei lange Reihen mit Tischen, und an jedem dieser Tische hatte ein Monach seinen Arbeitsplatz. Es herrschte eifrige, wenn auch ruhige Betriebsamkeit. Jeder ging seiner eigenen, speziellen Aufgabe nach. Laut wurde es nur sehr selten, wenn irgendwo eine Flasche zu Bruch ging, ein Novize stolperte oder einem Novizen ein Regelfach aus der Hand glitt. Die arbeitenden Monachen beachteten euch kaum, jeder war zu sehr in seine Arbeit vertieft. Dann jedoch wandte sich einer der anscheinend etwas höhergestellten Monachen an euch, auf dessen weißer Robe mit Silberfäden ein Symbol in Form zweier gefalteter Engelsschwingen prangte - was, wie Ilael wusste, das Zeichen der Menser war, jener Gruppierung innerhalb der Raphaeliten, die sich der Heilung des Geistes mithilfe von verschiedentlichen Medikamenten verschrieben hatte.
"Seid gegrüßt, Engel, in den Apothecarien des Klosters. Wie können wir euch behilflich sein? Benötigt ihr ein bestimmtes Medikament? Sucht ihr gewisse Heilkräuter?"