Leises Wimmern dringt durch die alte staubige und einsturzgefährdete Tempelhalle.
Es ist der Wimmern eines heulenden Kindes, welches zurückgelassen wurde.
Angst und Leid sind deutlich in der Stimme zu hören.
Hinter dem Altar sitzt zusammengekauert und sich versteckend ein kleiner Halblingsjunge von knapp drei Jahren, welcher versucht mit seinen Händen sich das Gesicht zu zuhalten und die Tränen zu stoppen.
Doch es hat keinen Sinn.
"Mama! Papa!", weint der Junge erneut los und ruft klagend nach seinen Eltern.
"Ich habe Angst! Ich will zu meiner Mama!
Wo seid ihr nur?"
Minuten ohne Antwort vergehen.
Eine sonderbare Stille, fast eine Totenstille, liegt in der Tempelhalle und es ist nur kurz so, als würde man ein leises Wehklagen hören.
Vorsichtig schaut sich der kleine Junge um, wobei er nur in die emotionlosen Gesichter etlicher Statuen schaut, wobei manche der uralten steinigen Riesen ziemlich zerstört aussehen.
Der Junge streckt die Zunge raus, wobei er dabei einen kleinen Stein in die Hand nimmt und diesen mutig und mit aller Kraft gegen eine der Statuen wirft.
"Nehmt das ihr dummen Fratzen! Hört endlich auf mich anzustarren!"
Doch in diesem Moment ist in den tieferen Gängen wahnsinniges Geflüster zu hören und wütendes Bellen von Hunden.
Der kleine Junge dreht sich ängstlich um und erblickt eine riesiges wunderschöne Engelsstatue.
Sein Gesicht verändert sich von Angst in Demut, während er vor dem steinernen Engel auf die Kniee fällt:
"Erhöre mich. oh großer göttlicher Meister! Ich bin es, Dein treuester Diener!
Ich bete jeden Tag zu Euch in tiefster Hingabe und Liebe!
Der Tag wird kommen, wo ihr mich erhören werdet und die Krone von Sharn Euch gehören wird!"
In den Augen des Jungen spiegelt sich dabei der Wahnsinn wieder.
Schwarzes Blut tropft dem Jungen aus dem Mund und aus dem Augen, während sich Erinnerungen an tausende Leben in seinem Verstand kurz manifestieren, bis auf einmal der Junge überrascht erscheint und neugierig die Statue betrachtet.
Sein Gesicht ist nun nicht mehr als eine schreckliche Fratze, während er mit einer Frauenstimme anfängt zu reden, wobei der Stimme fast der Atem stockt:
"Bei den dem Hut des Aureon's, es ist unglaublich!
Sie ist so wunder-wunderschön. Mir fehlt fast Sprache.
Mein Professor hat sich also doch getäuscht. Alle haben sich in mir getäuscht...
Vonwegen ich bin nur eine nichtsnützige Studentin, welche an Märchen glaubt und ihre Zeit mit Waschweibergeschichten vergeudet!
Die Gerüchte um den Glasturm sind also doch wahr und meine grausigen Theorien stimmen. Aber was ist das..."
Erneut sind ein lautes kratziges Bellen von einem großen Hund und leise summende Gesänge und monotone Gebete der Steinhüter aus der Ferne zu hören, worauf wieder das Wimmern eines kleines kleinen Halbling-Kindes zu hören ist.