Doch die Fragen wegen der Akten bringen Selina bei der Baronesse nur bitterböse Blicke ein, wobei sie kurz mit dem Kopf schüttelt und giftig antwortet:
"Die Akten? Hättet ihr Lady Selina gestern besser auf Herrn Havelock aufgepasst und hätte Herrn Aramil besser mal in Gewissen geredet, dann würde mein Vater, ich und fast die gesamte Enklave heute nicht damit beschäftigt sein, unseren Ruf zu wahren und der Verhältnis mit unseren Verbündeten und den anderen Drachenmalhäusern zu glätten, und wir hätten Euch die Akten zur Verfügung stellen können, genauso wie diesen Brief, was uns übrigens ebenfalls eine Menge Arbeit gemacht.
Übt Euch also bitte in Geduld!"
Wobei ihr Blick anschließend auch immer wieder zu den zwei anderen drachenmalblütigen Ermittlern wandert, während die weiter redet:
Was Euren Vorschlag betrifft mit dem Schrottplatz, Dame Selina, so gewährt mir bitte noch eine oder zwei Stunden bevor ich aufbrecht, damit ich das Haus Kundarak wegen diesem Indrark d'Kundarak kontaktieren kann.
Außerdem Herrn hat unsere engen Freunde vom Hause Lyrandar uns hochrangige Unterstützung aus Aundair versprochen und ich möchte Euch bis dahin versuchen alle Papiere und Akten zu besorgen.
Ich denke einmal diese kurze Pause wird Euch alle gut tuen, denn Eure Gesicht sehen so aus, wie die eines cyrischen Wachmannes nach fünf Wochen Nachtschicht an der Grenze zur Karrnath!
Und nun geht! Genießt die warmen Betten, unser frisches schwarzes Tal und die Waschgelegenheiten unseres Hauses!
Ich lasse Euch dann rufen, sobald ihr aufbrechen könnt!"
Dabei wendet sich die junge langohrige Drachenmalträgerin ab und fängt an, weiter in ihrem Notizblock zu schreiben.
Wenigen Minuten später wird Sir Indrark d'Kundarak bereits unsanft aus seinem verdienten Schlaf geholt, obwohl der Zwerge gerne noch etwas länger seinen Rausch ausgeschlafen hätte.
Es ist Baronin Daphane d'Kundarak höchstpersönlich, welche neben dem Bett des Hexenmeisters steht und diesen Drachenmalträger wachrüttelt, während sie auf Zwergisch mit teilweise rauher und teilweise lieblicher Stimme spricht:
"Aufwachen! Aufwachen, Herr Indrark d'Kundarak, bei Dol Arrah's Ehrsamkeit ihr habt es mal wieder geschafft Euch Extraarbeit einzubrocken.
Das Haus Medani erwartet Euch!
Steht auf!
Ich vertraue in Euch, dass ihr unser Haus gut repräsentiert, Sir Indrark!
Das Blut in Euren Adern ist stark!"
Und so schnell wie sie erschienen ist, ist die drachenmaladelige Zwergin und Anführerin der Enklave auch schon wieder verschwunden.
Baron Trelib d'Medani seufzt tief, denn dieses Urteil fällt dem warmherigen Halbelfen deutlich schwer.
"Ich mußte heute viele bitterböse Gemüter beruhigen...Gemütter, welche Euch verfemt und verurteilt sehen möchten.
Doch das Haus Medani macht so schnell ihre Mitglieder nicht zu Vogelfreien und Geächteten, denn dies wäre ein Todesurteil für Euch, meine Herren und Brüder!
Doch ich muss Euch bestrafen!
Von daher enthebe ich Euch ersteinmal Eures Ranges und Status als Mitlglied des Hauses Medani intern!
Ihr dürft Euch zwar außerhalb unserer Enklave weiterhin als Mitglied des Hauses vorstellen und präsentieren, jedoch nur als Mitglied und nicht als Malträger!
Ihr sollt dies als letzte Möglichkeit nutzen, dass ihr eine endgültigen Verfemung entgeht.
Versucht diese Mordserie zu klären, denn dann werden Eure Gegner in unseren Haus und den anderen Häusern schweigen.
Enttäuscht mich nicht!
Eine Enttäuschung wäre weder für mich noch für Euch tragbar!
Mögen die Neun Euch vor weiteren Dummheiten bewahren!
Und nun aus meinen Augen!"
Dabei würdigt der Baron die beiden angeklagten drachenmalblütigen Ermittler und Helden nicht einmal eines Blickes, wobei er kurz nachschiebt:
"Richtet Laday Selina aus, dass sie während dieses Auftrages für Euch die volle Verantwortung trägt!"
Sir Varn d'Lyrandar landet währenddessen mit einer Siberyskutsche und mit einem freundlichen Chauffeur seines Hauses auf einem Plateau des Drachenturms, direkt vor der Enklave des Hauses Medani, welche in dieser finsteren Morderserie in Sharn die Ermittlungen leiten.
Herr Varn d'Lyrandar wußte, dass hier in der Enklave bereits alle über sein Eintreffen Bescheid wissen, denn sein Haus und das Haus Medani haben engen Kontakt zueinandner, denn die drachenmalblütigen Halbelfen halten eng zusammen, obwohl beide Häuser eine sehr unterschiedliche Politik verfolgen und auch zum Thema Nachwuchsregelungen völlig andere Meinungen besitzen.
Doch der drachenmaladelige Abenteurer konnte sich sicher sein, dass das Haus Medani sehr professionell die Ermittlungen gestalltet, während die restliche Stadt der Türme und ihre Bürger in eisiger Dunkelheit, schwarzen Wolken, Schnee und Rauch langsam zu Grunde gehen.