Einige Augenblicke vergehen, während Severus den Neuankömmling mustert. Die Hand an sein fahles Kinn legend beugt er sich etwas nach vorne.
"Nein, bleib hier." Es war eine Aufforderung, nicht mehr, nicht weniger. Sobald sich Larciel gesetzt hat, verstummt auch das letzte kleine Gespräch zwischen Maria und dem jungen Mädchen.
Severus erhebt sich von seinem Stuhl und läuft einige Meter hin und her, während er spricht. Dabei lässt er keinen der anwesenden Vampire auch nur eine Sekunde aus den Augen. Seine Augen funkeln und nicht zum ersten Mal spürt ihr, welche Macht von diesem Severus ausgeht, dessen Gesichtszüge eine beunruhigende Ernsthaftigkeit ausstrahlen. Er wirkt recht jung, und wenn ihr es nicht besser wissen würdet würdet, würdet ihr ihn auf ein Alter von vielleicht 30 Jahren schätzen.
"Einer von euch, ich weiß nicht, wer, hat gegen die von mir erlassenen Regeln verstoßen. Habe ich nicht verboten, ein Zeichen, dass unsere Existenz verraten könnte, den Sterblichen zu geben? Habe ich nicht verboten, dass man sich lediglich nähren darf, wenn man sich zu zügeln weiß und nur dann tötet, wenn es leicht fällt, den Sterblichen eine Erklärung für die Tat zu geben?"
Seine Stimme hallt donnernd durch den Saal.
"Einer von euch hat einen Seiler genommen, und sein Blut getrunken. Er hat sich seines gesamten Blutes bemächtigt und es nicht einmal für nötig erachtet, die Male seiner Fänge zu verschließen.
Es ist unser Glück, dass einer meiner Getreuen die Leiche fand, ehe die Inquisition auf sie aufmerksam werden konnte, und die Spuren verwischte, so gut es ihm möglich war. Doch sein Verschwinden wird bald Aufsehen erregen und ich werde mit viel Mühe einen Tod inszenieren müssen, bei welchem das Fehlen all seines Blutes nicht auffällt.
Doch ich werde nicht ruhen, ehe ich den Schuldigen dieser Tat aufgespürt habe."
Jeder den anwesenden Vampire aus Prag lässt mit bedrücktem Schweigen den Blick schweifen und es dauert nicht lange, da blickt jeder anklagend auf den anderen. Insbesondere der Nosferatu und das junge Toreador-Mädchen müssen einige unausgesprochene Anschuldigungen über sich ergehen lassen, was ersterem nicht auszumachen scheint, letztere jedoch eng an die Seite von Maria rücken lässt, die schützend ihre Hand ergreift.
Anscheinend will sich niemand freiweillig stellen...