Spoiler (Anzeigen)
Das erste, was man äußerliches an der Person Merrits warnehmen kann, ist seine ganz offensichtliche Neigung zu Wurfwaffen, besser gesagt: zu Wurfäxten. Denn nicht umsonst ist fast der gesamte Oberkörper des breitschultrigen Mannes mit Befestigungsmöglichkeiten für eben diese tödlichen (und in seinem Fall fast ausschließlich famos geschmiedeten) Waffen bedeckt, nicht umsonst sind diese Tag und Nacht gefüllt.
Merrit Berufung als Meister der Wurfwaffen lässt sich aber auf einen zweiten Blick noch an anderen Merkmalen festhalten. So trägt der mittelgroß gewachsene Mensch fast ausschließlich leichte Kleider, und wie allen weniger grobschlächtigen Kämpfern wiederstrebt ihm die Benutzung von schweren Rüstung oder einengendem Eisen allgemein. Das erklärt auch das Kettenhemd aus Mithral, dessen heller Glanz eins ums andere Mal unter der Kleidung des Menschen hervorblinkt.
Hat man einmal die Gelegenheit, Merrits Hände aus der Nähe zu sehen, so erkennt man 2 große Narben, die sich quer entlang des Handrückens hinwegziehen. Doch noch auffälliger erscheint der fehlende kleine Finger an der linken Hand, der erahnen lässt, wie oft der Wurfwaffenmeister seinen Händen Gefahr aussetzt.
Ansonsten fällt einem bei der Erscheinung Merrits nebst seinem kräftigen Wuchs vor allen Dingen seine Neigung zu hellen Kleiderfarben auf. In der Tat scheint der Wanderer einen ganz besonderen Stil zu bevorzugen, den er sich -so auf Nachfrage zu erfahren-angewöhnt hatte, als er wieder begann, seine Künste vor Publikum aufzuführen.
Wandert der Blick des Betrachters weiter nach oben ins Gesicht Merrits, so stechen insbesondere die hellblauen Augen aus dem ansonsten unauffälligem und mittelmäßig schönem Gesicht hervor. Ein Ausdruck von Offenheit und Heiterkeit hat sich trotz der vielen harten Jahre des Kämpfers in seinem Gesicht ansammeln können, was nur die Tatsache bestätigt, das Merrit oft und gerne lacht, wobei er Ernst von Spaß zu unterscheiden vermag.
Die blonden Haare Merrits hängen- je nach Laune- entweder lang herunter und werden zu einem Zopf nach hinten gebunden. Auch mit einem Bart ist er manchmal anzutreffen.
Zieht Merrit auf Abenteuer aus, so verändert sich seine Äußerliches ein wenig. In diesem Fall ist der Abenteurer mit einem Holzschild und einem Bogen auf dem Rücken anzutreffen, und statt des heiter freundlichen Blickes findet sich ein angespannter, konzentrierter Ausdruck in seinem Gesicht.
Spoiler (Anzeigen)Merrit Torix wurde am X des Jahres Y TZ in einem Planwagen einige Meter südlich der Handelsstraße von Z geboren. Es war ein wunderschön Herbstmorgen, die bunten Blätter fielen zu Hunderten von den Bäumen, kreisten im Fallen, und umtanzten die kleine Karawane, die nur für den kleinen Merrit angehalten hatte. Und genau wie der Familienstamm Torix eng zusammengerückt an einem Lagerfeuer saß und seiner Geburt harrte, so schien es, bereite sich auch die Natur auf seine Ankunft vor, mit brausendem Herbstwind, mit sachtem, warmen Regen und Blitzen, die in Ferne aufleuchteten.
Natürlich war das nur die Sicht einiger alten Narren, den Greisen der Familie, und doch, wenn Merrits Vater Morn sie auch belächelte, in seinen Augen sah man den Stolz glimmen und das glückliche Leuchten des Vaterseins, das ihnen erlaubte, alle Spinnerei der Welt für diesen Sohn zu vereinen.
Es war eine absonderliche Familie, in die der kleine Merrit hineingeboren werden sollte, ein Stamm voll von treibenden Seelen und Künstlern, stetig am Abgrund des Lebens balancierend, unter dem Volk zuhause genauso wie auf der Straße und unter dem freien Himmel. Und ebenso wurde er erzogen, genau diese Dasein war in seinem Bewusstsein verankert wie in allen seinen Vorfahren, seinen Onkel, Tanten und Cousins, und schlussendlich natürlich seinen Eltern. Sein Vater selbst war Jongleur, Messerwerfer und Taschendieb, er war der geborene Torix, während die Mutter, eine ehemalige Bauerstochter, seinem werbenden Ruf hinein in die Freiheit gefolgt war. Wenn einer vor den Zuhörern nun von der Tätigkeit des Vaters darauf schließen sollte, das der Stamme Torix einer wandernden Zirkusgesellschaft gleiche, nun, der sollte sich gründlich geirrt haben. Denn obwohl ein großer Teil der Verwandtschaft sich auf Taschenspielertricks und Artistenspiele spezialisiert hatte, so war doch ein ebenso großer Teil von Schriftstellern, Barden und Geschichtenerzählern unter ihnen zuhause.
Merrit jedoch, der sich zwar Abend für Abend zu jenem webenden Teil der Familie Tourix begab, dem war nicht viel nach solch Schreiberei, und obwohl er oft und gerne die Lieder der anderen sang (seine Stimme durchbrach dabei nie eine gewisse Mittelmäßigkeit), in ihnen das eigene Pochen nach Freiheit erkannte, so hatte er selbst doch wenig Bewusstsein dafür, zu erschaffen, in seinem eigenen Dasein dem Drängen nachzugeben, das Quell aller Kunst sein sollte.
Die Abende wurch durch gewisse Rituale begleitet, sie waren die Verknüpfung des Dranges, alles zu seiner ästethetischen Vollendung zu bringen, und anderseits dem Willen, der Sucht nach Zerstörung, nach Habgier und Bösem nachzugeben. So begannen sie stets mit der ein oder anderen lockenden Geschichte, den oder anderen kleinen Erzählungen, so als ob der Stamm immer wieder aufs neue vortäuschen würde, nicht in die Tiefe einzutauchen, und doch, wie natürlich, schwoll dieses Regen an, bäumte sich auf, nahm an Innigkeit und Rausch zu und aus sachten Erzählung wurden reißende Lieder und Klagen des Lebens, es war der Ruf der Freiheit, der Ruf der Familie Torix, der in allen Brüdern und Schwestern seinen Einklang fand - und doch- von keinem wahrlich beherrscht oder ausgedrückt werden konnte. Und ab diesem Punkt des Verstehens, er kam jeden Abend aufs neue, da wurde eine Bresche in die scheinbare Idylle des Stammes geschlagen, da fing der Wein an zu fließen und da berauschten sie sich an seiner leichtmachenden Wirkung, da wurden sie aufsässig und triebhaft, und da wurden Kinder gezeugt und da floss Blut. Es mag verwunderlich klingen, doch noch heute bezeugen die Angehörigen jener absonderlichen Familie, sich zu dieser Abendzeit dem Leben stets am nächsten gefühlt zu haben, denn da wurde aus dem menschlichen Verständnis ein vollkommenes, da wurde aus dem gradlinigen Denken ein kreisendes, ein federleichtes, tanzendes, und es schlug sich in allem nieder und durchdrang alles in seiner innersten Weise.
Von solch Natur war also die Kindheit des Merrit beschaffen, in diesem Umfeld war es ihm also bestimmt, aufzuwachsen, und man kann bezeugen, das es wenig gibt, was einen Mann schneller erwachsen werden lässt, als eben diese Erziehung, die, vergleichbar mit der Breitseite eines schießendes Schiffes, jede Faser jenes Mannes durchdrang, ihm das Kind hinausquetschte und im Letzten ein wundersames Gleichgewicht von Rohheit und gut gesinnter Lebenslust erweckte. . „Das Leben ist nichts als eine Nachlässigkeit des Schicksal, ein kurzes Vergessen im Bewusstsein des großem Ganzen.“, so sagte die Famlie gerne, war sie einmal im Rausch, oder, neigte sich der Abend einmal dem Ende, war nichts zu mehr zu fassen und zu erdenken.
Sie sagten ihn auch, wenn jemand geboren wurde, wenn sie eine Stadt betraten und sie wieder verlassen, sie liebten diesen Satz, denn nur er beschrieb ihre adelige Herkunft, ihre Nähe zu den Göttern, zum Tod, zum Lauf der Welt. Dieser Glaube und diese Weltanschauung sollten im späteren noch für viel Leid im Leben Merrits sorgen.
Die Jugend des späteren Wurfwaffenmeisters zeichnete sich neben den Nächten noch durch ein weiteres aus; einer tiefen, beidseitig empfunden Freundschaft zu einem einer der Dichterkinder, einem jungen, unwahrscheinlich talentierten Bardensohn namens Ormon. Diese Freundschaft war auf den ersten Blick schwer zu verstehen, war doch Merrit auf der Seiten von eher zurückhaltender Natur, ein Schatten, während Orman, stets Ziel heftigen Werbens und stetiger Bewunderung, oft im Mittelpunkt des Treibens stand. Er schrieb vielerlei, und Merrit liebte seine Gedichte, noch mehr, als alle anderen, und an manchen Abenden, jenen Abend, an denen sie noch ohne den Rausch des Wein auskamen, da zogen sich gemeinsam zurück und sprachen zueinander oder schwiegen gemeinsam, je nachdem, wie ihnen zumute war.
Ein Gespräch würde Merrit bis heute in Erinnerung bleiben. Er hatte damals seinen Freund gefragt, was ein Dichter sei, und der hatte, leicht betrunken, und mit einem verschwörerischen, leidendem Lächeln geantwortet: „Ein Dichter ist ein Komponist, der keine Note kennt, ist ein Wissenschaftler, der nie eine Zahl begriffen hat. Das Leben drückt ihm einfach ein Blatt Papier in die Hand, sagt ihm „Schreib!“, und er schreibt. Das ist ein Dichter.“ Ormon hatte diesen Satz schon wenig Tage später vergessen, doch in Merrits Gedächtnis prägte er sich ein, er würde seine Erinnerung nie verlassen, beschrieb es doch das Wesen seines Freundes in solch schnörkelloser Weise; ja, man hörte es, dieser Satz war der Ausspruch eines Torix, und auch wenn sich Merrit Jahre danach noch gegen das spätere Schicksal seines Freundes sträuben sollte, im letzten Atem würde er es doch akzeptieren müssen, als etwas unumgängliches, als etwas, das nicht anders geschehen konnte als es geschehen war...