Ein wenig baff schaut Lilja drein, als Baellanna plötzlich so versöhnlich wird und ihr verzeiht. "Gute Nacht," ruft sie nach dem mütterlichen Stirnkuss der Elfe, die sich nun entfernen will, nach, "aber sag' keine gemeinen Dinge mehr zu Nelke. Gut?"
Herzhaft gähnend, wendet die Karrn daraufhin den Blick zu Jared, der sie bittend anspricht. Ihre Miene wird dabei immer trauriger und weinerlicher, doch das schelmische, aufmunternde Lächeln entschärft die Befürchtungen des Mädchens, dass ihr Liebster ihr auf einmal eine waschechte Moralpredigt würde halten wollen.
"Ich denk', ich hab's verstanden," nickt sie, "und ich weiß, dass's auch für uns wichtig ist. Mir komm'n die Leute hier immer noch seltsam vor, aber solang' wir auf einer Seite kämpfen, brauch'n wir uns nicht in die Haare krieg'n. Weil ich diesen dämlichen Krieg auch gewinnen will, für dich, für unsre Zukunft," sieht die Totenbeschwörerin zuerst tief in Jareds Augen, dann herab auf ihren Bauch, in dem ein neues Leben entsteht.
"Und ich hätt' ja bescheid gesagt, wenn ich's besser gewußt hätt'!," setzt sie dann säuerlich dran und zieht Nelke zu sich. "Du... du magst sie nicht?," zieht die junge Nekromantin einen Schmollmund.
"Mir ist ohnehin nicht nach schlafen," raunt das Wesen ihr zu und hebt den Blick der klaren grünen Augen. "Arme Nelke. Wenn dir kalt wird, kannst du in meinen Rucksack rein," bietet Lilja an. "Danke, Aschenlilie. Danke dir. Ich komme schon zurecht," beruhigt Nelke sie und flattert hoch, um sich vogelgleich auf einem nahem Baum niederzulassen.
Die Generalstochter folgt ihrem Geliebten widerstandslos zum Schlafplatz, streift die schwere, schmutzige Kleidung ab und schlüpft unter die Decke, ganz nah an Jared heran.
"Ich lieb' dich auch. Träum schön, Süßer. Und sei nett zu Nelke,.." werden ihre Worte zu einem Gähnen, und bald schläft die Karrn friedlich ein.
Von Jareds zärtlichem Kuss geweckt, versucht Lilja, ihn so lange wie möglich währen zu lassen, und bleibt noch einige Augenblicke verklärt liegen, nachdem er zuende ist.
"Guten Morgen, Liebster," haucht sie, und als das Mädchen sich aufrichtet, erblickt sie Nelke, wie eine Fledermaus kopfüber fast direkt über ihr hängen. "Hallo Nelke! Hast du auch gut geschlafen?," fragt sie die Kreatur energisch, doch noch bevor sie weiterplaudern kann, sinkt sie wieder herab, in die Knie, und tastet nach einem Wasserschlauch.
"Guten Morgen, Aschenlilie," begrüßt das beflügelte Wesen die Schwarzkünstlerin, während diese gegen die Übelkeit ankämpft und sich allmählich abflugfertig macht. Es bleibt in ihrer Gesichtshöhe schweben und stets in ihrer Nähe. "Ich... habe Dinge gesehen, als ich geschlafen habe. Ich glaube, sie heißen 'Träume'? Ich kann mich so schlecht erinnern... Hattest du auch Träume?"
"Na klar. Aber..Augenblick mal, ich weiß ja gar nicht mehr, was ich geträumt hab'," stockt die Generalstochter auf einmal. Bis das kleine Gespräch über Träume beendet ist, ist auch Lilja soweit, dass sie sich mit Jareds Hilfe auf ihre Eule ziehen lassen kann. Nelke landet auf ihrem geschulterten Rucksack und kringelt die Tentakel fest um die Riemen und Verschlüsse, um ja nicht den Halt zu verlieren.
Der Flug nach Brindol geht weiter, über das einst so freidliche, nun zerstörte und vernarbte Land, das nun auch in Lilja wurmende, gerne verdrängte Assoziationen weckt. Ihre Freundin in Vargouilliengestalt wird von den vielen vergessenen und auch ganz neuen Eindrücken völlig überwältigt und verhält sich kaum auffällig, aber ziemlich gesprächig.