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Autor Thema: Prolog: Ein alter Feind  (Gelesen 41300 mal)

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Eando Kline

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Prolog: Ein alter Feind
« am: 19.03.2008, 20:04:30 »
Geschehen in Korvosa, am 19. Pharast des Jahres 4708 GA, zur 12. Stunde

Wren unterdrückt einen Schmerzlaut, während sie ihren linken Fuß versuchsweise hin- und herbewegt. Erleichtert atmet sie auf, als sie feststellt, dass sie sich keine ernsthafte Verletzung zugezogen hat. Ihr Vater hätte sie auch ganz schön ausgeschimpft, schließlich hat er schon seit Tagen für den heutigen Abend Werbung in den Schindeln gemacht. Denn zum allerersten Mal will sie den Regalo aufführen, den „Tanz der Königin“, eine zu Ehren der Königsgattin Ileosa entworfene sehr komplizierte, aber auch sehr erotische Abfolge schneller Tanzschritte, die ein Hohelied auf den Liebreiz Ileosas singen sollen. Diesen Tanz bekommt man normalerweise nur in den besseren Häusern Korvosas zu sehen, und hier in den Schindeln ist er ganz bestimmt noch nie aufgeführt worden.

Die junge Frau richtet sich auf und, nach einem weiteren ungläubigen Blick in den Spiegel, mit dem sie ihre Haltung korrigiert, wendet sie sich langsam um und dem Gegenstand auf der Kommode hinter ihr zu, von dem sie eigentlich sicher ist, dass er nur Sekunden vor ihrem Sturz noch nicht existierte.


Unentschlossen steht Amaryllis vor den Toren der Elfenbotschaft. Wie so oft hat sie ihre Schritte unbewusst hierher nach Südstrand gelenkt, zu dem Ort, an dem sie ihren Vater vermuten. Halbelfen haben in Korvosa fast immer denselben Ursprung, und fast immer dasselbe Problem, nämlich akzeptiert zu werden in einer Umwelt, die die Untreue ihrer Mütter mit derselben Verachtung straft wie die daraus entstehenden Kinder.
  Amaryllis seufzt leise, denn sie weiß nur zu gut, dass sie hier keine Antworten auf ihre Fragen finden wird, die Elfen interessiert es nicht, wie es den Sprößlingen ihres Samens ergeht. Resigniert will sie sich gerade abwenden, als Nilda, ihre Kröte, hinter ihr plötzlich wütend aufkrächzt. Verwundert greift sie nach hinten, um ihren Vertrauten aus der Kapuze ihres Mantels herauszuheben. Und erstarrt. Denn den Gegenstand, den sie in diesem Moment zwischen ihren Fingerspitzen fühlt, war gerade eben ganz sicher noch nicht da, wo er jetzt ist.


Zurisatro kniet vor dem Schrein Gozrehs im Pantheon der Vielen, einem der wenigen Orte in Korvosa an denen ein Druide nicht den misstrauischen Blicken seiner Umwelt ausgesetzt ist. Es ist nicht seine Art, sich zu verstecken, doch ist es schwer, inmitten einer so großen, lebendigen Stadt einen Ort zu finden, der ruhig genug ist, um seine Gedanken zu klären. Das Haus der Götter ist ein solcher Ort, und selbst Weißohr, der stets wachsame, scheint sich hier entspannen zu können. Ganz ruhig liegt er  da, die Augen aufmerksam auf seinen Herrn und Freund gerichtet, eine Pfote auf einem Gegenstand ruhend, von dem Zurisatro ganz genau weiß, dass er bis soeben nicht dort gelegen hat. Zögernd greift der Druide danach, ermuntert durch ein aufforderndes Winseln des Wolfes.


Mika starrt die leere Wand über der Kommode an. Einstmals haben dort die Waffen seines Vaters gehangen, die er vielleicht nie wieder zurückerhalten wird. Es ist eine Schande, dass Yamato sie hatte verpfänden müssen. Aber nachdem der Name Mondbach plötzlich seinen Wert verloren hatte,  war der Verkauf seines Daishos die einzige Möglichkeit gewesen, die Schulden zu bezahlen, in die ein paar unglücklich verlaufene Geschäfte die Familie gestürzt hatten.
  Mikas Vater hat diesen Gesichtsverlust nie verwunden, und Mika ist sich sicher, dass das zu seinem vorzeitigen Ableben mit beigetragen hat. Er selbst hat geschworen, alles zu tun, um das Daisho wieder in seinen Besitz zu bringen. Wenn er nur diesen verflixten Schuldschein wiederfinden würde, aber der scheint mit dem Schwert verschwunden zu sein.
  Bei dem letzten Gedanken hat Mika verbittert die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnet, hat sich für ihn die Welt verändert, auch wenn er es in diesem Moment noch nicht weiß. Vorsichtig greift er nach dem Gegenstand, der plötzlich wie aus dem Nichts auf der Kommode vor ihm erschienen ist.


Marcellus Blick schweift über die Stadt, die eigentlich ihm gehören sollte. Seiner Familie, wie er sich automatisch verbessert, den er selbst verspürt keinen Wunsch, selbst den Purpurthron zu erringen, den einst sein unglückseliger Vorfahre Chadris innehatte. Nicht, das er das laut sagen würde, da dies seinem Vater wohl das Herz brechen würde – selbstverständlich erst,nachdem er ihn enterbt und aus der Familie verstoßen hat – aber ihm würde der Platz an der Spitze des Korvosanischen Heeres schon vollkommen ausreichen.
  Und doch, von den Höhen herab kann Marcellus die Majestät Korvosas nicht verleugnen. Die Stadt ist ein kleines Juwel, um das es zu kämpfen lohnt. Marcellus ballt die Faust und richtet wie zum Schwur den Blick gen Himmel. Und stutzt. Ein kleiner, flacher Gegenstand flattert von oben herab und landet ihm genau vor den Füßen. Verblüfft hebt Marcellus das Objekt auf, um es genauer zu betrachten.


Der Zwilling für Wren; das Einhorn für Amaryllis; die Eule für Zurisatro; die Schmiede für Mika; die Kurtisane für Marcellus.

Fünf Personen halten eine Karte in der Hand, entnommen einem varisianischen Kartenspiel. Saat und Ernte, von den varisianischen Wahrsagerinnen zur Vorhersage der Zukunft benutzt. Keiner von ihnen weiß, woher die Karte kam, doch sie alle wissen, dass diese Karte für sie bestimmt sein muss, denn soviel geht aus dem Text klar hervor, der auf der Rückseite der Karte zu lesen ist:


Wren

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #1 am: 19.03.2008, 20:25:29 »
Wrenn dreht die Karte hin und her. Auf der einen Seite diese Zwillings-Zeichnung und auf der anderen Seite dieser merkwürdige Text...
"Moment mal, ist das nicht? Jaa...das ist doch Zellaras Schrift!"

"Komisch, wie ist diese Karte denn hierhergekommen? Und wer bitte soll denn dieser Gaedren sein? Und heute Abend? Aber da ist doch mein Auftritt!"

"Papaaaa! Komm mal bitte schnell!

Mit einer geschmeidigen Handbewegung lässt die junge Tänzerin die Karte in einer nahezu unsichtbaren Faltentasche in einem der Schals, die sie um ihre Oberarme gebunden hatte, verschwinden.
“Watch me. Watch my dance. Ignore my hands. Ignore your death.”

Mika Mondbach

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #2 am: 19.03.2008, 20:26:21 »
Ungläubig betrachtet Mika die Karte in seiner Hand, die so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist. "Was zum Henker...!", ruft er aus, so überrascht ist er, als er den Text auf der Rückseite liest. Sein Gesicht wird hart, so hart wie der Stahl sines Schwertes. Wenn das ein Scherz sein soll, dann aber ein verdammt schlechter, denkt sich der junge Mann. Dann aber fragt er sich, ob sich hier nicht eine einmalige Gelegenheit bietet, sich für das erlittene Unrecht zu "bedanken" und den Namen seiner Familie wieder reinzuwaschen.

Was hab ich denn zu verlieren? Nichts, im Moment hab ich sowieso keine Arbeit, also warum nicht heute Abend dahingehen? Und wenn es eine Falle ist? Na, dann werd ich eine kostenlose Übungsstunde bekommen.

Nachdem Mika zu diesem Entschluss gekommen ist, legt er sich beruhigt auf´s Bett, um sich bis zum Abend auszuruhen. Natürlich wird er rechtzeitig aufbrechen, um nicht zu spät zu kommen, und natürlich wird er seine Rüstung anlegen und seine Waffen mitnehmen.
Es ist nicht immer einfach, eine Lösung für ein Problem zu finden. Es sei denn, du hast eine Armee hinter dir.

Eando Kline

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #3 am: 19.03.2008, 20:28:34 »
Es dauert nicht lange, da hört Wren schwere Schritte die Treppe zu ihrem kleinen Zimmer heraufstampfen und kurz darauf schiebt sich der Wohlstandsbauch ihres Vaters durch die Tür, dicht gefolgt vom Gastwirt selbst.

"Bin schon da, Prinzessin, bin schon da! Du hast nach mir gerufen?"

Amaryllis

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #4 am: 19.03.2008, 20:32:27 »
Verwirrt schaut Amaryllis sich um. Niemand zu sehen.
"Wie kommt diese Karte in meine Kapuze?" flüstert sie verwundert vor sich hin.
Amaryllis dreht die Karte in ihrer Hand hin und her.Welche bedeutung mag das Einhorn haben Sie liest den Text und schaut dann verwirrt auf.
"nilda, was hat das zu bedeuten?" fragt sie ihre Kröte mit der sie immer in ungewöhnlichen Situationen redet.

Ich werde hingehen, denkt sie sich, vieleicht erhalte ich durch diese seltsame Einladung endlich antworten auf meine Fragen und vor allem auf die Frage wo mein Verlobter ist.
Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.

Wren

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #5 am: 19.03.2008, 20:41:05 »
Wrenn lächelt ihren geliebten Vater an, setzt ihr Kleinmädchengesicht mit den großen Augen auf und schiebt die Unterlippe ein wenig vor.
" Papaaaa? Sag mir, für wann ist denn mein tanz für heut Abend geplant, hm? Ich müsste später nochmal schnell weg. ich habe in Korvosa-Mitte eine wundervolle Robe gesehen. Sie wäre perfekt für heute! Der Verkäufer meinte, ich könne sie mir heute bei Sonnenuntergang abholen. Gibst du mir ein wenig Geld?"

Wren, sich der Wirkung ihres Gesichtsausdruckes auf ihren Vater sehr wohl bewusst, zieht ihre Mundwinkel noch zu einem liebevollen Lächeln etwas hoch und sieht ihn abwartend an.
“Watch me. Watch my dance. Ignore my hands. Ignore your death.”

Eando Kline

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #6 am: 19.03.2008, 20:47:33 »
Brans Gesicht verfinstert sich schon beim zweiten Satz seiner Tochter, und selbst die Kleinmädchenaugen scheinen ihn nicht besänftigen zu können.

"Das fällt Dir ganz schön früh ein, junge Frau. Du weisst genau, wie wichtig dieser Abend für uns ist, und jetzt willst Du dich kurz vor dem Auftritt so mir nichts, dir nichts vom Acker machen, um Dir ein Kleid zu kaufen? Solltest Du dich nicht lieber auf den Tanz vorbereiten?"

Wren

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #7 am: 19.03.2008, 20:59:09 »
"Aber Papaaaaa...Ich bin wirklich gut vorbereitet, ich habe die ganze zeit geübt. Du wirst sehen, sie werden dir ihre letzten Münzen vor Begeisterung hinter die Theke werfen. Nein, mal im Ernst. Du weisst, es war meine Idee, hier aufzutreten. Denkst du wirklich ich würde jetzt einen Rückzieher machen? Aber du willst doch auch, dass ich hübsch bin heut Abend, oder?"

Wren entblösst ihre Zähne für ein wundervoll strahlendes Lächeln.

" Nur Kurz und es ist auch nicht so teuer, nur 3 winzig kleine Goldmünzchen..."
Wren stellt sich auf die Zehenspitzen und gibt ihrem Vater einen Kuss auf die kratzige Wange, lächelt ihn abermals an. " Büüüüdeeeee!"
“Watch me. Watch my dance. Ignore my hands. Ignore your death.”

Eando Kline

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #8 am: 19.03.2008, 21:18:05 »
Brans Versuch, seine strenge Miene beizubehalten, zerbröckelt unter Wrens Lächeln. Er zögert kurz, dann gibt er auf.

"Na gut, Prinzessin, ich werde zusehen, dass ich die Gäste etwas vertrösten kann, bis Du wieder da bist. Vielleicht hab ich ja Glück und finde noch jemanden, den ich als Anheizer für deinen Auftritt benutzen kann. Und schlimmstenfalls muß deine Mutter einspringen, auch wenn sie mir dafür die Ohren langziehen wird."

Bran kramt in seiner Tasche und zieht kurz darauf drei Goldsegel hervor, die er in Wrens ausgestreckte Hand fallen lässt.

"Wehe, das Kleid steht Dir nicht." droht er ihr spielerisch, aber seine Augen verraten seinen Vaterstolz auf seine schöne Tochter.

Wren

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #9 am: 19.03.2008, 21:26:32 »
" Danke Väterchen. Du bist der allerbeste!"
Die kleine dunkelhaarige Varisianerin schiebt ihren Vater sanft wieder aus der Tür, nachdem sie ihm das Geld abgenommen hat.
" So, aber nun raus, ich muss noch üben, mich schick machen und naja, so Frauenkrams eben..."

Die Goldtaler verschwinden ebenso unäuffallig, wie zuvor die Karte, in einer anderen Falte eines anderen Schals.
" Du kannst dich auf mich verlassen! Ich bin rechtzeitig zurück!"

"Also Zellara wird ja wohl nicht ewig brauchen um mir das hier alles zu erklären."

Beim Verlassen des Raumes, greift Wren noch mit einer Hand nach einem weiteren Schal, den sie sich locker und vorsichtig um die wiegenden Hüften knotet. Leise murmelt sie: " Man weiss ja nie..."
“Watch me. Watch my dance. Ignore my hands. Ignore your death.”

Zurisatro

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #10 am: 19.03.2008, 21:27:34 »
Eine Eule, die Weisheit? Der junge Druide blickt zunächst lange auf die Rückseite der Karte, die er schnell gelesen hat. Eben noch war er in eine Meditation versunken und hatte versucht, seine Gedanken und Zweifel am Sinn der Rache an Gaedren zu sortieren, die ihm am Abend zuvor gekommen waren. Was würde es ändern? Und für wen? Finde ich dann meinen Frieden und die Kraft für all die anderen wichtigen Dinge, die es hier in Korvosa und auf Golarion zu ändern gilt?

Die Erinnerung an die Jagd und die Befriedigung beim Reißen der Beute steigen in Zurisatro auf. Der Geschmack von Blut und die Einheit mit seinem Totemtier. Der Blick des Varisianers ruht auf Weißohr. "Du findest es wichtig, nicht?" er krault das große Tier im Nacken und spürt die enge Bindung, die sie haben. Spürt die fordernde Haltung des Wolfes. Des Wolfes, den er krault und des Wolfes in ihm selbst. Entschlossen dreht er die Karte wieder um und liest die Nachricht noch einmal ganz langsam. Seine Augen bleiben bei dem Namen haften und alte Wunden brechen auf.  "Gaedren. Vater. Mörder!" Die Erinnerung an den Schmerz  in seinem Gesicht ist unerträglich.

Unbewusst steckt der hagere Mann die schweißnasse Karte in seine Gürteltasche als er sich erhebt und Weißohr stumm bedeutet, ihm zu folgen. "Wir gehen hin", ruhig klingen die Worte auf dem Vorplatz, die ebenso an ihn selbst  gerichtet sind, wie an das Tier.

Dann lenkt er seine Schritte in Richtung Lanzenstraße, um sich die Nummer Drei einmal von Außen anzusehen. Vorsicht, Kleiner. Das haben mich Deine Straßen gelehrt, Gaedren. Die Menschen und Angehörige anderer Völker, die durch die Stadt wuseln, nimmt der Druide kaum wahr, als er so unauffällig wie ihm dies in Begleitung seines Gefährten möglich ist, in die Lanzenstraße einbiegt.
Hirt oder Wolf - Tod mit oder ohne Aufschub.

Amaryllis

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #11 am: 19.03.2008, 21:50:57 »
Amaryllis lenkt  gedankenverloren ihre Schritte in Richtung ihrer Unterkunft. Dort will sie sich in Ruhe Gedanken machen, wann sie zu dieser Adresse aufbrechen soll. Das sie der Einladung, wenn man es überhaupt als solche bezeichnen konnte, folgen würde stand sowieso schon fest.
Zuhause angekommen sieht sie sich die Karte noch einmal genauer an und liest zum wiederholten mal den Text.
Gaedren“ sie spricht diesen Namen voller Abscheu aus. Seinen Namen auf der Karte zu lesen reicht durchaus um sie zu überzeugen, das sie zu der auf der Karte angegebenen Adresse gehen wird.
Kurz überlegt sie ob sie vorsichtshalber ihren Dolch mitnehmen soll. Nach einem Augenblick des Nachdenkens verstaut sie den Dolch in ihrer Manteltasche, schnell erreichbar, aber nicht provozierend offen, denkt sie.
Die Schleuder steckt sie in ihren Rucksack und lässt Nilda auf ihrer Schulter Platz nehmen. „So, wir zwei wollen doch mal sehen was es mit dieser geheimnisvollen Karte auf sich hat!“ sagt sie zu ihrer ständigen Begleiterin.
Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.

Marcellus

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #12 am: 20.03.2008, 01:18:10 »
Marcellus' Mundwinkel ziehen sich unwillkürlich ein Stück weit nach oben, als er den Text auf der Karte liest. Dann richtet er seinen Blick, der eben noch die schöne Stadt bewundert hatte nach oben und lässt ihn eine Weile hin und herschweifen. Irgendjemand muss sie von oben herabgeworfen haben, aber wie sollte derjenige das angestellt haben?
Das Gesicht des Adligen wird wieder nachdenklich.
Seltsam ist es schon. Da sucht man jahrelang nach diesem Kerl und plötzlich fällt die Lösung buchstäblich aus heiterem Himmel herab. Sie wird ja wohl nicht von Aroden persönlich da runtergeworfen worden sein.
"Wer ist da?" ruft er probehalber, erwartet aber keine Antwort.
Nach einer Weile steckt er die Karte ein und entscheidet sich, diesem mysteriösen Hinweis nachzugehen. Wenn ihn jemand hier auf den Arm nehmen wollte, würde der es auf jeden Fall bereuen, ansonsten würde ihn diese Sache in seiner Suche weiterbringen.
Aber bis Sonnenuntergang ist noch eine ganze Weile hin, was mach ich nur solange?
Hmm, welche Karte war das nochmal? Die Kurtisane?

Mit diesem Gedanken lenkte er seine Schritte in Richtung Hafengebiet.
Wolf, Schaf oder Leichnam - was bist du?

Zurisatro

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #13 am: 20.03.2008, 13:20:28 »
Gegenüber des Hauses mit der Nummer drei hält der Druide inne und lehnt sich gegen eine Wand. Weißohr setzt sich neben seinen Herrn und spitzt die Ohren.
Unter der Kapuze betrachtet Zurisatro das Haus lange und eingehend.

Bevor er jedoch allzusehr auffällt stößt er sich von der Wand ab und geht die Straße entlang in Richtung Stadttor, um kurz vor Sonnenuntergang nach einem langen Spaziergang wieder zurückzukehren, auf dem er in der Umgebung nach Beeren, Feldfrüchten und wildem Gemüse sucht um seinen Hunger zu stillen.

Die Ruhe der Natur und die Abwesenheit der Menschenmassen hilft ihm, sich zu sammeln und seinen Erinnerungen nachzuhängen. "Vielleicht ist der Schmerz bald besiegt, Wolf. Zumindest bin ich dankbar, in der Stadt nicht ständig auf der Flucht oder auf der Suche nach einem Opfer zu sein." Flüsternd erzählt er dem treuen Tier von seiner Vergangenheit. Auch wenn Weißohr die Worte nicht versteht, lauscht er aufmerksam und spürt die Verbitterung und den Schmerz Zurisatros.
Hirt oder Wolf - Tod mit oder ohne Aufschub.

Eando Kline

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Prolog: Ein alter Feind
« Antwort #14 am: 20.03.2008, 20:17:47 »
Geschehen in Korvosa, am 19. Pharast des Jahres 4708 GA, zur 18. Stunde

Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne über Korvosa schon früh unter, und so ist es kein Wunder, dass Eodreds Rund in Mittelstadt nur noch wenige Besucher vorweisen kann. Die ersten Läden schließen schon, als ob sie es eilig hätten, die anbrechende Nacht wegzusperren. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, denn die fünf Wanderer, die sich auf ein gemeinsames Ziel zubewegen, spüren die große Spannung, die auf der Stadt liegt, fast körperlich. Die lange Krankheit Eodred II. zehrt an den Nerven der Bürger, und dass die Ärzte bisher keinen Weg gefunden haben, ihn zu heilen, macht die Leute über Gebühr nervös. Überall sieht man sie flüsternd die Köpfe zusammenstecken, hier und da kommt es auch zu lautstarken und in seltenen Fällen sogar in Prügeleien ausartenden Keilereien. Die Stadtwache Korvosas hat jedenfalls alle Hände voll zu tun, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten; Glücklicherweise ist sie in ihren Bemühungen nicht allein. Auch die Säbelkompanie scheint ihre Präsenz in der Stadt erhöht zu haben, und der Anblick eines der Hippogryphenreiter reicht schon zumeist, um jeglichen Streit im Keim zu ersticken. Noch effektiver ist nur der Auftritt eines Höllenritter in voller Panzerung, um den herum die Menschen der Stadt plötzlich wie auf Zehenspitzen laufen.

Von den Docks her weht eine leichte Brise den Geruch nach Fisch zu Eodreds Rund hin. Im Hafen aufgestiegen, hat er sich den Weg über ein kleines Häuschen gebahnt, dass in der Lanzenstraße 3 steht, mit Holzschindeln gedeckt und umrahmt von einem kleinen, etwas verwilderten Vorgarten. Die Tür ins Haus ist geöffnet, wie eine Einladung, einzutreten, und aus den kleinen Fenstern im fast ebenerdigen Erdgeschoss dringt gedämpftes Licht.

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