"Ich hätte nur noch zwei Fragen, bevor ich Euch am Besten mal ausruhen lasse von den stressigen Tagen: Tsuto hat Euch ja offensichtlich zu den Glaswerken gelockt. Hat er Euch sofort überwältigen lassen als Ihr dort wart oder hat er Euch zunächst ein 'kleines Theaterstück' vorgespielt? In welcher Form auch immer.
Und wisst Ihr vielleicht zufällig, wo sich Shi Quan momentan aufhält?", fragte Arathis, der sich innerlich vorgenommen hatte, Ameiko bald wieder in Ruhe zu lassen, da Ihr ja etwas Erholung sicherlich gut täte und in der momentanen Situation auch nicht gar so viel nachbohren wollte.
"Shi Quan hat sich damals ins Kloster des Windgesangs aufgemacht, etwa 60 Meilen nördlich von hier an der verlorenen Straße. Ob er sich dort noch aufhält, kann ich Euch aber nicht sagen, die Mönche dort bleiben gerne für sich und ich sah keinen Grund, diesen Wunsch nicht zu respektieren."
Ameiko überlegte kurz.
"Was Tsuto angeht, war er, wie ich befürchte, bemerkenswert offen zu mir. Er sagte mir auf den Kopf zu, dass er beabsichtige , mit Hilfe der Goblins Sandspitze zu zerstören. Eigentlich wollte er mir nur die Chance geben, vorher zu fliehen. Wir standen uns eigentlich immer recht nahe, müsst Ihr wissen, auch wenn wir am Ende in Unfrieden auseinander gingen."
"Ich hab natürlich abgelehnt und da liess er mich von seinen Goblins fesseln, damit ich die Stadt nicht warnen konnte. Er hatte mir schon zuviel erzählt und..."
Plötzlich keuchte Ameiko auf. Ihre Augen weiteten sich, pures Entsetzen stand in ihrem exotischen Gesicht geschrieben.
"Nualia! Ihr müsst sofort zu Sheriff Hemlock und Vater Zanthus und sie warnen. Ihr werdet den Namen nicht kennen, aber sie ist die Ziehtochter unseres ehemaligen Hohepriesters, der vor fünf Jahren beim Großen Brand ums Leben kam. Wir dachten alle, sie sei damals selbst ums Leben gekommen, aber anscheinend haben wir uns geirrt. Bitte, ihr müsst die beiden sofort herrufen, damit ich ihnen alles erzählen kann, was ich von Tsuto weiß."
Sie wollte weitersprechen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
...
"Klar, mach ich." Perriyon flitzte los, während Mestrard und die anderen sich zu Daviren aufmachten. Schnell hatte er den "Drachen" erreicht und stürmte unbekümmert ins Zimmer einer sichtlich aufgelösten Ameiko, die sich gerade mit Arathis unterhielt. "Oh, gut, euch gehts besser." freute er sich wenig pietätvoll über Ameikos gebesserten Zustand, wandte sich aber dann direkt an Arathis. "Ich soll Dir ausrichten, dass Du mit zu Daviren kommen sollst. Wir versuchen, den Gang unter dem Glaswerk zum Einsturz zu bringen."
"Gang?" echote Ameiko. "Was für ein Gang?"
"Och, hat Arathis Euch das nicht erzählt? Da unten gibts einen alten Schmugglertunnel, den die Goblins anscheinend als Einfallstor nach Sandspitze gewählt haben. Wir wollen ihnen die Suppe versalzen, aber keine Angst, wir passen schon auf, dass Eurem Glaswerk nichts passiert."
"Mein...Glaswerk?" Ameiko wirkte etwas erschüttert, als kämen ihr jetzt gerade erst die Konsequenzen des Todes ihres Vaters zu Bewusstsein. Nachdenklich schaute sie ihre beiden Besucher an. "Ihr habt recht, darum werde ich mich wohl kümmern müssen Ich würde es ja verkaufen, aber ich bin wohl die einzige noch verbliebene Person, die alle Geheimnisse der Glasherstellung nach alter Tradition beherrscht und für Sandspitze wäre es ein wirtschaftlicher Schlag, wenn es damit plötzlich zu Ende wäre."
"Nun," warf Perriyon ein. Darüber wollte ich eh noch mit Euch reden. Aber für den Moment gibt es wohl wichtigere Dinge und Ihr solltet Euch schön weiter erholen. Arathis, kommst Du?"
...
Silver Ender hatte sich in der Zwischenzeit etwas erholt und blickte Emyralda ob ihrer Hilfsleistung dankbar an. "Ich würd ja nicht da rein gehen, wenn ich Ihr wäre, der Anblick ist nicht für zwei so hübsche junge..." Das reicht, Ender!" fuhr ihm Ancrym in die Parade. Dann schaute er ihn etwas freundlicher an. "Flirten kannst Du, wenn der Dienst zu Ende ist. Bleib bitte hier und melde, falls jemand kommt, Wir schaun uns die Sache mal an."
Als ob ihm bewusst geworden sei, dass er den beiden Frauen gegenüber gar nicht befehlsbefugt war, schaute er Emyralda und Lia plötzlich etwas verlegen an.
"Oder wollt Ihr lieber draußen bleiben?"