Der Kapitän der Wacht läuft noch zwei endlos erscheinende Male den Raum auf und ab, bevor er endlich die Stimme erhebt:
"Verdammte Kriegsknechte. Für manche in Karrnath mögen sie Wohlstand bedeuten. Für die anderen sind sie nichts als Gefahr. Wenn es nach mir ginge, würde dieses verdammte Pack aus Metall längst in einem gewaltigem, heißen Schmiedeofen schmelzen."
Auf einmal kommt Regung in die Bewegungen des sonst so kontrollierten Kapitäns, als er mit dem Rücken zu Camille seine mit einem Panzerhandschuh bewehrte Faust wuchtig auf den Schreibtisch schmettern lässt. Das massive Dunkelholz hält dem mächtigem Schlag stand.
Ein Augenblick der Frustration vergeht und Kaptain Helstrom wendet sich wieder Camille zu, nun wieder mit der Haltung eines dominaten karrnischen Offizieres.
"Ihr denkt verantwortungsvoll, Lady Vanamir. Ihr sorgt euch um eure Männer. Ich wäre enttäuscht, wenn dies anders wäre. Die Schlacht die ihr geschlagen habt war hart und die Soldaten sind bei Ausübung ihrer Pflicht gefallen. Menschen aus Aundair sind verweichlicht und beschäftigen sich so sehr mit der Bestellung ihrer Weinfelder, dass sie beim Anblick einer Klinge gleich in Todeszuckungen verfallen. Dennoch werde ich die Sache mit der Kutsche in meinem Bericht an den Orden vermerken müssen."
"Ohne es zu wissen, habt ihr bereits die erste Mission, mit der ich euch betrauen wollte erfüllt. Die Geschmiedete Attentäter Sieben oder auch Finsternis, wie sie sich zuletzt genannt hat, war uns schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Sie betätigte sich als Aufhetzer und Prediger in den Reihen der Kriegsknechte. Wie ein Schatten konnte sie meinen Männern immer wieder entrinnen. Kurz vor ihrem Verschwinden tötete sie mit ihren Anhängern mehrere Soldaten und auch Bürger dieser Stadt. Wie ich hörte, war ihr Ziel das Klageland, wo sie sich mit einer größeren Gemeinschaft verschwörender Geschmiedeter vereinen wollte."
Kaptain Helstrom sieht Camille eindringlich an:
"Dies hätte in der Tat tödlich für euch enden können. Die Geschmiedete Attentäter Sieben tötete im Letzten Krieg drei Aundairische Schiffskapitäne und einen General im Schlaf in seinem Zelt und verschwand, bevor seine Männer überhaupt wussten, was los war. Wenn ich Recht in der Annahme gehe, gibt es keinen Beweis für ihren Tod. Bisher haben mich die Offiziere Rekkenmark´s noch nie enttäuscht, doch wenn ihr euch irrt, blamiert ihr sowohl Rekkenmark, als auch mich. Diesen Fehler..."
- die Stimme des Karrns wird haarscharf und drohend -
"... solltet ihr nicht begehen!"
"Zu dem Marschenländer: Disziplin haben diese Wilden nie erlernt, doch wer auch immer er ist, hat er geholfen, den Angriff abzuwehren. Auf Attentäter Sieben war ein Kopfgeld von fünfhundert Galifar ausgesetzt."
Der Kapitän setzt sich an seinen Schreibtisch, zieht einen Ordner aus einer Schublade und nimmt zwei Kreditbriefe hinaus.
"Sorgt dafür, dass der Mann seinen gerechten Teil des Geldes bekommt. Doch zunächst habe ich einen anderen Auftrag für euch, für den mir momentan Dank des Festes keine geeigneten Männer zur Verfügung stehen.
Pater Dumas, der Vorsteher des örtlichen Herrschartempels berichtet über einen organisiert angelegten Leichendiebstahl, der sich vor zehn Tagen zugetragen hat. Bisher hat sich die Kunde davon nicht über die Bürger Narrath´s ausgeweitet. Ich möchte, dass dies so bleibt und die Sache rasch geklärt wird.
Fragt mich nicht, aber es war dem Pater wichtig, dass ich jemanden, der nicht aus Narrath stammt, mit dieser Aufgabe betraue. Ich weiß, dass ihr keine Ermittlerin, sondern eine Ritterin seid.
Der Pater hat ein eigenes Ermittlerteam bestellt, dass heute mit einem Lyrandarschiff in Karrnath eingetroffen sein sollte. Sorgt dafür, dass diesen Ermittlern bei ihren Untersuchungen nichts geschieht.
Den Weg zum Tempel der Herrschar werdet ihr unten in der Kasernenverwaltung erfragen können. Ich habe nur noch wenige Minuten Zeit. Wenn ihr Fragen habt, Lady Vanamir, stellt sie jetzt!"