Den nach oben stürmenden Pfadfindern bietet sich ein Bild des Schreckens: die Silberner Dreizack wurde auf einen scharfkantigen Felsen geschleudert. Der blasse Mond scheint zwischen dunklen Wolkenfetzen auf die silbrig funkelnde Karavelle, deren Bauch von schwarzen, lanzengleichen Felsformationen durchstoßen wurde. Auf Deck liegen nur noch wenige Matrosen in dunklen Pfützen ihres eigenen Blutes, die Schreie der anderen verhallen gerade über den eiskalten Fluten, ihrem nassen Grab. Die Laternen sind alle zerschlagen und vom Sturm gelöscht worden. Es herrscht eine unheimliche Stille an Deck, während die See wilder denn tost.
Plötzlich bricht ein riesiger, schwarzer Schatten aus den dunklen Tiefen, der den Pfadfindern einen schrillen Schrei zur Begrüßung entgegen kreischt.
Ich habs gewusst! seufzt der Halbling innerlich, während er rasend schnell seinen Bogen zieht, um das Überraschungsmoment auszunutzen. "Wahrscheinlich nützt das nichts" flüstert er, während er sorgfältig zielt und den bläulich knisternden Pfeil auf das Monster abschießt.
Irgendwo hören die Pfadfinder ein kaum wahrnehmbares Klicken, als der an der steinharten Haut des Ungeheuers abprallt und in der stürmischen Nacht verschwindet.
Sithkar kniet sich nieder und spricht ein lautes Gebet an Pharasma, welches in dem Tosen des Unwetters und dem Brüllen des Monsters untergeht. Mit seinem heiligen Symbol fest umklammert, streckt der Todespriester einen Arm von sich, deutet auf das Monster und zeigt mit dem Daumen nach unten. Danach löst sich eine ungeheure Macht aus der Faust...
Der Priester spürt wie sich der Körper des Seeungeheuers gegen die heilige Kraft seines Zaubers zur Wehr setzt. Ein weiterer schriller Schrei überzeugt ihn, dass die göttliche Macht Pharasmas zu mindest sehr unangenehm für das Wesen aus den nassen Tiefen war.
Das schlangenartige Geschöpf wirft seinen Kopf weit nach hinten und scheint auszuholen. Mit einem Wasserregen und kommt das zahngespickte Maul dann auf den größten der drei Pfadfinder an Deck zugeschossen. Im silbrigen Licht des Mondes können die Abenteurer das Seeungeheuer endlich genauer betrachten, auch wenn sich die Kreatur mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegt. Die Haut seines Schlangenkörper ist dunkel wie die Felsen der Verlorenen Küste, und unzählige Stacheln und Splitter ragen bedrohlich aus seinem Leib. Seine Augen sind schwarz wie die Nacht.
Dann schnappen die Fänge des Ungeheuers auch schon zu.
Syeiron kann sich nicht schnell genug vor dem bestialisch stinkenden Maul mit schwertgleichen, braunschwarzen Zähnen in Sicherheit bringen und es gelingt der stachligen Seeschlange tiefe Wunden in die Brust des Kriegers zu beissen.
Grimmig schaut Syeiron das Wesen an. Lang würde es nicht mehr dauern, bis er seiner inneren Wut freien Lauf lassen würde und wie wild mit seinem Erdzertrümmerer auf das Wesen einschlagen würde. Doch zuvor sagt er noch zu dem Pharasma Priester: "Koordination ist hier wichtig! Das Wesen scheint eine harte und dicken Außenhülle zu haben. Könnt Ihr meine Waffe so weiterverstärken, dass sie dort problemlos durchkommt?" Dann wartet Syeiron diesen Zeitpunkt ab und wird dann wild entschlossen auf das Wesen zustürmen.
Ein kurzes Nicken des Priesters scheint zu genügen und wieder versinkt er innig in ein Gebet...
Nachdem alle außer ihm und der Elfe an Deck geeilt sind entschließt Tenzekil sich ebenfalls nach oben zu gehen. Weniger weil er um das Schiff oder die anderen Anwesenden fürchtet als viel mehr aus reiner Neugier an der Situation, er wäre noch tagelang beleidigt, wenn er verpassen würde was grade passiert.
Schnell springt er also von seinem Platz auf und eilt den Anderen nach, bis er oben an Deck ankommt und seine Augen sich vor Erstaunen weiten, seine Lippen zu einem Grinsen werden und er das Ungeheuer freudig anstrahlt.
Hm, ja , Pflicht, bla, ich erinnere mich.
Eigentlich hatte es ihr ganz gut gefallen, plötzlich mit dem Gnom alleine zu sein, aber da nun auch dieser verschwunden ist, erinnert sich Caladrel wieder an die Pflichten eines Pfadfinders.
"Khûz-Khazâd!"
Während sich das Szepter in ihren Händen in einen Schreckensflegel verwandelt, eilt Caladrel Tenzekil hinterher. "Oh.Oh!" ist zunächst das einzige, was man von ihr hört, als sie die Ursache des Ausrufs zum ersten Mal erblickt.