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Das Klicken einer Armbrust, dann ein Stöhnen. Das waren die Geräusche, die das Kind in dieser Nacht hörte, dann sah es seine Mutter aus dem Haus stürmen. Sieh hatte eine Klinge gegriffen und wollte ihren Stammesbrüdern und Schwestern zur Hilf eilen. Aber sie kam nicht weit. Sie wurde zurück ins Haus getrieben. Von einem, der beinahe wie alle anderen Stammesmitglieder aussah, nur, dass seine Haut schwarz wie Ebenholz und seine Haar schlohweiß war. Das Kind schrie, als die Klinge des Eindringlings in das Fleisch seiner Mutter drang. Der schwarze Elf wandte sich dem schreienden Kind zu. Er holte zum Schlag aus, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er steckte seine Klinge ein und trat auf das Kind zu. Der Dunkelelf packte den Knaben und schleppte ihn mit nach draußen. Inmitten dutzender toter Mondelfen stand eine handvoll Drow. Ihr überfall war geglückt. Erneut hatten sie einige ihrer verhassten Feinde besiegt. Als sie den Knaben erblickten konnte man Freude in ihren Gesichtern sehen. Aber es war eine diabolische Freude, die für Gnade und Freundlichkeit keinen Platz ließ.
Jahre waren vergangen und irgendwie hatte er bis jetzt überlebt. Narben übersäten seinen Körper, Zeichen der Grausamkeit der Drow. Sie hatten ihn in ihre Dunkle Höhle geschleppt und ihn eingesperrt. Er hatte in Dunkelheit gelebt, Jahr für Jahr. Und immer wieder waren sie gekommen um ihn zu misshandeln. Es war ein Spiel für sie, das ihnen eine ungemeine Freude bereitete. Sie quälten den Jungen Tag für Tag, ließen die Wunden nur selten verheilen und wenn sie es dann doch einmal taten, dann nur damit er am Leben bliebe. Sie schienen ihn nicht töten zu wollen, denn er gab ihnen Abwechslung zwischen ihren Raubzügen. Diese Raubzüge waren die einzigen Atempausen für den Jungen. Dann saß er manchmal mehrere Tage in der Finsternis und wartete. Jedes Mal hoffte er es wären nicht die Drow, die die Tür zu seiner Zelle öffneten. Immer hoffte er es wäre sein Vater, der kommt um seine Mutter zu rächen und ihn zu befreien. Er konnte nicht wissen, dass es das Stöhnen seines Vaters gewesen war, was er in der verhängnisvollen Nacht vernommen hatte. Er war einer der ersten gewesen, die in jener Nacht gefallen waren. Aber das konnte sein Sohn nicht wissen und deshalb blieb ihm die Hoffnung. Nach einem der Raubzüge kam ein Drow in seine Zelle, er schien in Eile zu sein, denn er schlug das Kind nicht. Er zog einfach sein Langschwert und ging auf den Jungen zu. Er sprach Worte, die der Junge nicht verstand: “Nin dos orn el xsa darthirii.“ Dann rollte etwas in die Zelle. Der Junge konnte es nicht genau erkennen, aber dem Geräusch nach zu urteilen war es ein kleiner Stein. Der kleine Mondelf vernahm Lärm aus der Höhle, es war das Klirren von Metall auf Metall, scheinbar kämpften die Drow in ihrer Höhle. Er erinnerte sich an die Nacht in der sie zum ersten Mal gekommen waren und hatte schreckliche Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte. Doch da war auch die Hoffnung in ihm, dass sein Vater endlich zurückkehrte. Plötzlich ging ein blendender Blitz von dem Stein aus, der in den Raum gerollt war und das Kind sah gar nichts mehr. Aber es konnte weiterhin hören. Eine weitere Person betrat seine Zelle und einen Moment später hörte er das Ächzen des Drow. Dann vernahm er wieder Worte, die er nicht verstand, aber diesmal war die Stimme, die sie sprach freundlich und nicht hasserfüllt, wie zuvor.
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Er wurde heraus getragen, zum ersten Mal seit Jahren verließ er seine Zelle und mit ihr auch die Finsternis. Man brachte ihn wieder ins Licht, doch er konnte nichts sehen. Zu lange war er in der Dunkelheit gewesen. Er hörte mehr freundlich Stimmen, sie klangen wie die Stimmen seiner Eltern.
Eine Hand berührte ihn und er entglitt in die Meditation, in die erholsamste, die er seit Jahren erlebte, denn diesmal riss ihn keine Angst vor den Drow wieder aus ihr heraus.
Als er die Augen wieder öffnete konnte er besser sehen er war in einem kleinen Raum, dessen Wände in einem natürlichen dunklen braun gehalten waren. Ein anderer Mondelf saß an seinem Bett. Auf seinem Gewand war ein Symbol aufgestickt, dass der junge noch nie gesehen hatte: Ein zerbrochener Pfeil über einer Träne.
Der Elf sah ihn mit harten Augen an. Er lächelte nicht: “Ich werde dich aufziehen, wie meinen Sohn. Deine Familie ist tot, du hast es erlebt, wie die Drow sie schlachteten. Du hast Jahre unter ihrer Folter gelebt und trägst noch immer ihre Narben. Ich werde dir diese Narben lassen, bis du verstehst, was sie bedeuten, dann kannst du selbst entscheiden, ob du sie aufgeben oder behalten willst.“
Und genau das Tat der Elf, dessen Name, wie der Junge bald erfuhr Letsion war. Er lehrte ihn anfangs grundlegende Dinge, wie das Sprechen, was der junge trotz seines Alters von mittlerweile 10 Jahren noch nicht erlernt hatte. Er kümmerte sich um ihn, doch trotz der Wärme, die er dem Kind gab lachte er nie. Der Junge verstand nicht warum, er hatte immer gelacht, doch nach der Folter hatte er es verlernt und Letsion schien kein Interesse daran zu haben es ihm wieder beizubringen. Stattdessen lehrte er ihn den Umgang mit dem Bogen und dem Schwert und er schulte seine Sinne. Der Junge war geschickt mit der Klinge, doch noch weit geschickter mit dem Bogen. Er schoss bereits im Alter von 19 Jahren so gut, wie andere die drei- oder viermal so alt waren wie er. Sein Wissensdurst war groß und so lehrte Letsion ihm auch sich an andere anzuschleichen ohne, dass sie es merkten, und oft waren sie tagelang in der Wildnis und lebten von nichts, was ihnen nicht die Natur gab. Außerdem nahm ihn Letsion immer wieder mit in kleinere Höhlen um dem Kind die Angst vor der Finsternis zu nehmen, die es in der Zeit seiner Gefangenschaft entwickelt hatte. Doch manchmal verließ Letsion sein Haus und kehrte erst nach Wochen zurück, der Junge wurde währenddessen von Dienern betreut und immer, wenn sein Ziehvater zurückkehrte stellte er ihm die gleiche Frage: “Wo seid ihr gewesen?“ Und immer erhielt er die gleiche Antwort: “Wenn du so weit bist wirst du es erfahren.“
Auf eine andere Frage erhielt er auch immer diese Antwort, nämlich wenn er nach dem Symbol auf der Kleidung des Elfen fragte. Auch dafür war er scheinbar noch nicht bereit.
Es dauerte Jahrzehnte bis er bereit war. Inzwischen war er herangewachsen und zu einem Jungen Mann geworden und am Mittwinter des Jahres folgte er seinem Ziehvater als dieser sein Haus verließ. Er folgte ihm bis zu einer schwarzen Eiche, so leise er konnte, wie es ihm Letsion gelehrt hatte. Um den Baum hatten sich viele Elfen versammelt. Sie alle trugen dunkle Kettenpanzer und blutrote Umhänge. Einige von ihnen trugen Silberhelme, die die obere Hälfte des Gesichtes bedeckten. Und dann begann etwas, was den Jungen mit Faszination erfüllte. Anfangs war es nur ein leises Raunen, doch es wurde lauter. Es wurde zu einem Sturm, denn die Elfen begannen erst zu murmeln, bis sie schließlich in den Himmel empor schrieen. Der junge konnte nicht genau verstehen, was sie riefen. Das einzige, was er verstehen konnte war ein einzelnes Wort: „Shevarash“
In seinem Kopf hallte es wieder und seine Gedanken kreisten um dieses eine Wort, es musste ein Name sein, das wusste er. “Aber wessen Name? Wer bist du? Wer bist du Shevarash?“ Plötzlich hörte der Junge eine kalte Stimme in seinem Kopf: “Ich bin Shevarash! Aber wer bist du?“ Anfangs wusste der junge nicht, was mit ihm geschah, und er wusste auch keine Antwort auf die Frage. Doch dann erschien sie wie von Zauberhand in seinem Kopf. Er sprach es laut aus um sicherzugehen, dass Shevarash ihn hört: “Ich bin Torinkas Zoy’kinal“
“Also hat Shevarash dir einen Namen geschenkt. Jetzt endlich bist du bereit. Jetzt werden deine Fragen Antworten finden.“ Der Junge, der jetzt Torinkas hieß wandte sich um. Hinter ihm stand sein Ziehvater Letsion. Er schien es so gewollt zu haben, wie es geschehen war. Torinkas konnte nicht erwarten seine Antworten zu erhalten.
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Doch unmittelbar nach diesen befreienden Worten wandte sich Letsion um und ging geradewegs auf die schwarze Eiche zu. Die anderen Elfen bildeten für ihn eine Gasse, sie schienen ihm großen Respekt entgegenzubringen. Torinkas war von der Masse an Elfen überwältigt. Sie alle trugen blutrote Umhänge und einige Helme, die die Hälfte ihrer Gesichter verbargen. Und einige wenige trugen Narben. Narben, wie auch Torinkas sie trug. Er folgte seinem Vater in einen kleinen Raum, es war nicht viel mehr als eine Kammer mit einem Bett. Zusätzlich standen in ihr nur ein kleiner Schrank und ein einzelner Hocker. Letsion wandte sich an seinen Ziehsohn: “ Dies ist das Gewölbe der ungestillten Rache. Es ist der größte und wichtigste Tempel des Shevarash auf dieser Ebene. Hier werden viele Novizen in die Lehren des Nachtjägers eingeführt und ich sehe, dass du einer von ihnen werden willst. Du willst einer der Gejagten werden. Also bleib in dieser Kammer. Morgen werde ich dich erneut besuchen und einige deiner Fragen beantworten." Torinkas setzte sich auf den Hocker, er brauchte nicht lange um sich mit seiner neuen Situation anzufreunden. Er spürte instinktiv, dass er sich hier bei Gleichgesinnten befand. Er fieberte dem morgigen Tag geradezu entgegen, wenn sein Vater, der jetzt wohl auch sein Mentor war ihm weitere fragen beantworten würde.
Mit dem Licht des nächsten Tages kam Letsion zu Torinkas und brachte ihm ein Buch, das in einer alten Form des Espruar verfasst worden war. Der ältere Mondelf reicht es dem frischgebackenen Novizen: “ Ließ es, es wird dir alle Fragen über Shevarash beantworten.“ Ohne ein weiteres Wort lässt er Torinkas wieder allein. Dieser setzt sich auf sein Bett und schlägt das Buch auf. Zum Glück hatte Letsion darauf bestanden, dass er auch diese alte Form des Espruar entziffern und die Zeichen mit Bedeutung füllen konnte. Ob er damals bereits gewusst hatte, dass Torinkas dieses Buch lesen würde? An diesem und dem darauf folgenden Tag erfuhr der Novize einiges über Shevarash und seine Geschichte. Er las von seinem Verlust, seinen Schwur und seiner Apotheose. All dies verinnerlichte er, denn es sprach ihm selbst direkt aus der Seele. Niemals hätte sich der Elf träumen lassen, dass es einen Gott gab, der genau dasselbe erlebt hatte wie er.
Am nächsten Tag kam Letsion wieder zu ihm und brachte ihm ein weiteres Buch. Dieses enthielt Legenden über die Drow, aber auch einige wenige über die Taten von Anhängern des Shevarash. Auch dieses verschlang Torinkas und sein Wissen vergrößerte sich.
So ging es nun Tag für Tag, immer wieder brachte Letsion seinem Ziehsohn neue Bücher und dieser las sie mit Eifer, der an Wahnsinn grenzte. Torinkas lernte schnell. Schneller als die meisten anderen Novizen, er schien von einem unheimlichen Streben beseelt zu sein, alles zu erfahren, was es über Shevarash und über die verhassten Drow zu erfahren gab.
Nach einigen Zehntagen wurde er das erste Mal zu den anderen Novizen gebeten. Diese trainierten mit dem Bogen und der Klinge um ihre Fähigkeiten zu verbessern und Torinkas fügte sich sofort perfekt in sie ein. Er konnte sich schnell in das Waffentraining einfinde und gehörte bald zu den Besten der Novizen. So kam es auch, dass ihn sein Zeihvater schon einige Zehntag später mitnahm zu einer taktischen Besprechung, nun sollte Torinkas auch den Kampf gegen die Drow erlernen. Man brachte ihm die gängigen Taktiken im Kampf gegen Dunkelelfen bei und auch, wie ein Jagdtrupp aus Klerikern für gewöhnlich im Unterreich vorging.
Schließlich war ein Jahr des Lernens vergangen und Torinkas war bereit. In der Nacht des Mittwinter stand er gemeinsam mit einigen anderen Novizen auf der Lichtung vor der schwarzen Eiche. Diesmal war er es, der erst zu murmeln begann: “Shevarash ich schwöre dir zu dienen und die Drow zu bekämpfen…“ Seine Gemurmel wurde mit der Zeit zu einem Rufen: “Shevarash ich verspreche niemals wieder zu lachen noch zu lächeln, bis die dunklen Seldarin bezwungen sind…“ Aus den Rufen waren Schreie geworden und in völliger Ekstase riss Torinkas seine Hände gen Himmel: “ICH GEBE MICH DIR HIN SHEVARASH VOLL UND GANZ!“
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Die Nacht seiner Einführung war lang für Torinkas und weiter angefüllt mit Schwüren zu seinem Gott. Doch der nächste Tag brachte Neuigkeiten. Sein Ziehvater Letsion kam ein weiteres Mal zu ihm und diesmal kam er als militärischer Kommandant: “Heute Abend wirst du auf deinen ersten Kreuzzug gegen die Drow gehen. Eine Gruppe verlässt das Gewölbe um einen kleine Vorposten Der Dunkelelfen im Cormanthorwald anzugreifen. Die verdammten Kreaturen drängen immer weiter an die Oberfläche. Wir müssen uns darum kümmern.“
Also nahm er an diesem Abend seinen Bogen und seinen Panzer und ging zum ersten Mal auf die Jagd. Mit ihm gingen vier andere Priester, einige von ihnen schon seit Jahren im Dienste des Shevarash. Ihre Namen waren Morias, Klonuri, Hilotan und Risbanion. Morias war der Älteste und Erfahrenste der fünf also übernahm er die Führung über den Jagdtrupp. Sie alle trugen die Umhang und Panzer, wie es für die Jagd brauch war. Keiner beschwerte sich, als sie in schnellem Tempo in Richtung des Außenpostens stürmten. Sie hatten kaum Gepäck dabei, es sollte nicht lange Dauern diese Jagd abzuschließen.
Ihr Ziel war nicht weit entfernt, bereits nach zwei Tagen strammen Marsches hatten sie das Gebiet erreicht in dem der Außenposten der Drow ihren Informationen zufolge liegen musste. Sie verlangsamten ihr Tempo und gingen deutlich vorsichtiger vor. Jetzt war der Feind nah. Torinkas spürte es, als ein leichtes Kribbeln der Ungeduld in seinem Nacken, bald würde er zum ersten Mal Gelegenheit erhalten sich zu rächen. Er wandte sich um und blickte zurück. Hatte er etwas gehört? Oder war es nur der Wind gewesen, der durch die Blätter strich? Er war sich nicht sicher und seine Begleiter bemerkten seine Unsicherheit: “ Was ist los Torinkas, warum wartest du?“ Morias näherte sich dem jungen Mondelfen, dessen Gesicht von Narben bedeckt war. Torinkas sah ihn nicht an, er studierte weiter den Wald, dann flüsterte er dem älteren Elfen etwas zu: “Ich glaube ich habe etwas gehört, aber ich bin nicht sicher. Wir sollten vorsichtig sein, vielleicht werden wir verfolgt.“
Ohne Vorwarnung sprang eine Gestalt aus einem der Büsche, der nur wenige Meter von Torinkas und Morias entfernt war. Sofort hatte der junge Mondelf seine Kling in der Hand, doch Morias hielt ihn zurück: “Es ist richtig überall Gefahren zu sehen, denn überall können sie sein, doch dies könnte ein Freund sein. Sieh genauer hin.“
Torinkas sah sich die Gestalt an und erkannte in ihr sofort einen Sonnenelfen, der ebenfalls Shevarash diente. Er trug das Zeichen des Gottes auf seinem Kettenpanzer und war auch ansonsten wie ein Diener des Nachtjägers gekleidet. Torinkas entspannte sich, doch urplötzlich zog der Fremde seine Klinge und hielt sie dem jungen Mondelfen an die Kehle. Er sah Morias an und sprach ihn an: “Warum lächeln diese Jäger nicht?“ Morias sah den Fremden mit einem ebenso stechenden Blick an: “Ihr Schwur bindet sie. Sei willkommen Volnar, es ist gut, dass du noch hier bist.“
Der Fremde, Volnar schien sein Name zu sein, zog seine Klinge von Torinkas’ Hals zurück. Er näherte sich dem Mondelfen und legte ihm seine Hand auf die Schulter: “Du bist gut, kaum einer, der so jung ist hätte mich bemerkt, aber du hast es getan. Es wird nicht lange Dauern, bis du ein vollendeter Dunkler Rächer bist. Aber, wenn du so weit kommen willst, dann lerne aus dieser Situation. Bleib immer wachsam, egal wie sicher deine Umgebung ist. Auch dann, wenn es den Anschein hat, dass alle um dich herum deine Brüder sind darfst du dich nicht vollends entspannen. Vergiss dies niemals und vielleicht wirst du eines Tages ein vollendeter Rächer, das Potential dazu hast du.“
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Volnar stellte sich als Späher der Kirche heraus, der sie schnell zu dem Vorposten der Drow führte. Dort angekommen begaben sich die Jäger in Position und umstellten den Vorposten. Auf ein Zeichen ihres Anführers hin ließen sie alle ihren Bogen singen. Bevor die Drow bemerkten was über sie kam lag bereits die Hälfte von ihnen auf dem Waldboden und regte sich nicht mehr. Doch jene, die noch lebten hatten sich hinter einigen umgestürzten Bäumen in Sicherheit gebracht und waren für die Pfeile der Elfen jetzt unerreichbar. Also gab Morias ein weiteres Zeichen und alle sechs Jäger zogen ihre Klinge. Hiermit ausgestattet stürmten sie gegen die Drow an. Diese sprangen über die Baumstämme und stellten sich den Angreifern entgegen. Risbanion ging von einigen Bolzen, abgefeuert aus Handarmbrüsten, getroffen zu Boden, doch dann waren die Diene des Shevarash nah genug um mit ihren Klingen auf die Drow einzuschlagen. Torinkas stand einem Dunkelelfen gegenüber, der in der einen Hand ein Langschwert und in der anderen ein Kurzschwert führte. Der Drow beherrschte sein Fach, aber Torinkas hatte lange auf diesen Moment gewartet. Nach einigen erfolglosen Angriffen und gekonnten Paraden war es soweit, dass seine Klinge durch die Verteidigung des Drow drang und ihm eine tiefe Wunde auf der Brust zufügte. Der Mann stöhnte auf und ging zu Boden. Mit einer schwungvollen Bewegung durchtrennte Torinkas die Kehle des Drow und wandte sich dem nächsten Gegner zu. Noch drei weitere Male kostete seine Klinge an diesem Tag Blut von der Kehle eines Drow, bis es den Jägern nach einem kurzen aber heftigen Kampf gelungen war ihre Feinde niederzuringen. Doch auch Klonuri und Hilotan waren in die Hallen des Shevarash eingegangen und würden sich in diesem Leben an keiner Jagd mehr beteiligen. Morias und Volnar traten zu Torinkas und der Späher legte ihm die Hand auf die Schulter: “Dies war ein guter Tag. Ich spüre, dass du tatsächlich bald einer der Dunklen Rächer sein wirst.“
Schnell kehrten sie in den Tempel zurück, doch Torinkas verweilte nicht lange. Bald ging er auf die nächste Jagd und so ging es für drei volle Jahre. Inzwischen war seine Klinge den Geschmack des Blutes gewohnt und sein Bogen sang vom Tod der Dunkelelfen.
Es kam der Tag des Mittwinter und ein letztes Mal kam Letsion zu seinem Ziehsohn: “Mein Sohn, ich werde blad nach Arvandor gehen, doch ich habe unserem Herren gut gedient. Und ich habe die aufsteigen sehen. Du bist inzwischen ein wichtiges Mitglied unserer Kirche und morgen wird dein Aufstieg sein Ende finden. Morgen wirst du zu einer weiteren Jagd aufbrechen und diesmal wirst du es sein, der sie anführt. Als vollendeter Dunkler Rächer.“
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Es war, wie Letsion es versprochen hatte, Torinkas ging auf die Jagd nach einer Gruppe Drow, die immer wieder kleinere Elfendörfer überfiel und Geiseln in das Unterreich verschleppte. Ihn begleiteten vier andere Novizen und Volnar, der bereits auf Torinkas’ erster Jagd sein Gefährte gewesen war. Einen Zehntag nachdem Torinkas das Gewölbe der ungestillten Vergeltung verlassen hatte verließ Letsions Seele seinen Körper und ging nach Arvandor, wie er es vorausgesehen hatte.
Es dauerte nicht lange, bis Torinkas und seine Begleiter eine Spur der Drow gefunden hatten, doch sie stellten sehr schnell fest, dass es sogar für Kleriker des Shevarash zu viele Feinde waren. Mehrere Dutzend Drow kämpften sich durch den Wald von Cormanthor, in Begleitung von einigen gefangenen Elfen. Torinkas sandte einen der Novizen zurück zum Gewölbe um dort Bericht zu erstatten und eine größere Gruppe zu senden, die es mit den Drow aufnehmen konnte. Er selbst machte es sich mit Volnar und den anderen Novizen zusammen zur Aufgabe das Vorankommen der Drow zu verlangsamen. Immer wieder griffen sie unvermittelt an und zogen sich nach zwei abgefeuerten Pfeilen wieder zurück. Sie fügten den Drow zwar kaum Verluste zu, aber sie konnte sie immerhin bremsen. Aber all ihre Bemühungen waren vergebens. Sie konnte die Drow nicht lange genug vom Unterreich fernhalten. Als in Everaska gerade der letzte Phaerimm erschlagen wurde, erreichte die Truppe die Tunnel und die Diener des Shevarash folgten ihnen, obwohl sie wussten, dass die Verstärkung ihnen in der lichtlosen Finsternis kaum zur Hilfe kommen würde.
Dennoch jagten sie weiter und immer wieder töteten sie den einen oder anderen Drow. Doch jetzt waren ihre Opfer in ihrem Element und so wurde einer der Angriffe zu einem Desaster. Die fünf Priester feuerten ihren ersten Pfeil ab und machten sich bereit zu fliehen, doch da wurden sie von den Drow eingekreist. Die Dunkelelfen hatten ihnen einen Hinterhalt gelegt und die Anhänger des Shevarash waren blind hinein getappt. Sie mussten sich den Rückzug mit blanker Klinge freikämpfen, was ihnen auch gelang, da die Drow nicht zu viele Verluste riskieren wollten. Aber der Preis war hoch. Nur Torinkas und Volnar konnten den Drow entkommen, für die drei Novizen gab es keine Rettung. Einer von ihnen überlebte und wurde den Reihen der Gefangenen hinzugefügt. Als sich die beiden Dunklen Rächer sicher waren, dass sie in Sicherheit waren beratschlagten sie, was zu tun war. Die beiden waren sich einig, dass umkehr oder Rückzug keine Option darstellte:“Wir dürfen unsere Brüder und Schwestern nicht der Willkür der Drow überlassen, wir müssen ihnen helfen.“
Also entschieden sie sich die Drow weiter zu verfolgen, doch sie änderten ihre Taktik. Sie würden die Drow weiter jagen, bis sich ihnen eine Gelegenheit bot die Gefangenen zu befreien. Doch das obere Unterreich war kein Ort an dem sich ein Oberflächenelf zu lange aufhalten sollte und so kam es, dass sie irgendwann die Spur der Drow und mit ihr auch die Orientierung verloren. Sie irrten für Monate im oberen Unterreich umher ohne eine Spur zu finden.
Doch nach all dieser Zeit war ihnen das Glück schließlich hold. Sie fanden die Drow und mit ihnen einen kleinen Umschlagplatz für elfische Sklaven. Sie konnten nicht sicher sein, ob all jene, die zu der Gruppe gehörten, die sie verfolgt hatten hier waren, aber dies war ihre letzte Chance sie zu befreien. Volnar und Torinkas beratschlagten gerade, wie sie die vollkommene übermacht der Drow überwinden sollten, als ihnen das Schicksal erneut den Weg ebnete. In diesem Moment griff eine Gruppe Duergar die Drow an, vermutlich um die Reichtümer des Handelsplatzes zu erbeuten. Die beiden Dunklen Rächer nutzten die Gelegenheit und befreiten in der allgemeinen Verwirrung die Sklaven aus ihren Käfigen. Mit Hilfe der Waffen von gefallenen Drow konnten sie sich den Weg freikämpfen und sie machten sich auf zurück an die Oberfläche. Erneut verbrachten sie eine lange Zeit im Unterreich, doch schließlich gelang es ihnen das Unterreich in der Nähe von Dunkelburg zu verlassen. Sie blickten zum ersten Mal nach vielen Monaten der Finsternis wieder dem Licht der Sonne entgegen.
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Es dauerte nicht lange, bis ihre Magie ihnen verriet, wo sie sich befanden. Also entschieden sie auf direktem Weg nach Everaska zu reisen. Sie kamen ohne große Probleme aus dem Gebirge hinaus, da die beiden Dunkeln Rächer ihr Handwerk verstanden und die Gruppe um jede Gefahr herum führten. Es dauerte zwar einen vollen Zehntag, bis sie einen Weg über den Streck fanden, doch nachdem dieses Hindernis überwunden war kamen sie sehr schnell voran. Die Ebene, die sich vor ihnen erstreckte machte ihnen kaum Probleme und so erblickten sie nach einer anstrengenden, aber dennoch verhältnismäßig kurzen Reise Everaska.
Die Flüchtlinge wurden freundlich aufgenommen und hatten keine Probleme in die Stadt zu gelangen, da einige von ihnen vor ihrer Gefangennahme durch die Drow hier gelebt hatten.
Torinkas und Volnar verbrachten zwei Tage im Schutz des Mythals und planten dann wieder aufzubrechen und in ihre Heimat zurückzukehren, um ihren Brüdern zu berichten. Dann vernahmen sie jedoch die Nachricht von der Befreiung der Fey’ri und entschieden, dass sie ihre Reise vorerst verschieben sollten. So kam es, dass sie noch immer in Everaska weilten als Seiveril Miritar und sein Kreuzzug von Immerdar eintrafen. Beide erkannten in dem Auftreten des Elfenlords ein Zeichen ihres Gottes und entschieden, dass Shevarash wollte, dass sie sich dem Kreuzzug anschlössen.
So standen Volnar und Torinkas unter den Verteidigern, als die Fey’ri und ihre Dämonen angriffen. Ihre Bögen säten erneut Tod unter den Feinden des elfischen Volkes und ihre Klingen hielten blutige Ernte unter den Feinden. Ihre Ausbildung und ihre jahrelange Übung im Kampf gegen die Drow bewährten sich. Beide überstanden die Schlacht ohne nennenswerte Verletzungen und schlossen sich mit Freunden dem Kreuzzug an. Schnell machten sie sich mit der kalten Effizienz ihres Vorgehens, das alle Diener des Shevarash gemeinsam hatten, einen Namen und wurden zu einigen der wichtigsten Späher der Armee. Denn das war es, was sie am besten beherrschten. Die beiden Dunklen Jäger waren so gut wie nie bei der Hauptarmee. Sie hatten schnell festgestellt, dass der Kampf in festgelegten Formationen nicht in ihrer Natur lag. Sie waren immer allein und jagten die feindlich Späher, wie sie es seid ihrer Aufnahme in die Kirche mit den Drow getan hatte. Wenn Volnar und Torinkas sich einmal ein Ziel gewählt hatten ließen sie es nicht entkommen.
Ihr Gott und ihr Kampfgeschick standen ihnen bei und so waren sie beide noch am Leben, als Lord Miritar den Kreuzzug nach Myth Drannor führte. Zurück in ihre Heimat, den Cormanthorwald.
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In dem Wald, der ihre Heimat war waren sie noch bessere Späher, als jenseits der Anauroch. Hier hatten sie für Jahre gelebt und die verhassten Drow gejagt. Also waren die beiden schnell wieder in ihrem Element und, hier wo sie sich auskannten, gelang es ihnen immer wieder die feindlichen Späher nicht einfach ur zu töten, sondern sie sogar gefangen zu nehmen. Eines Tages gelang es ihnen einen Fey’ri, der unvorsichtig gewesen war gefangen zu nehmen indem sie ihm zwei Pfeile in den Rücken schossen, die ihn vom Himmel holten. Doch dieser Fey’ri war ein Vorbote einer großen Streitmacht gewesen, die verhinderte, dass die beiden Rächer zu der Hauptarmee zurückkehrten.
Also begannen sie den Fey’ri selbst zu befragen, da sie wussten, dass sie den Gefangenen nur wenige Tage am Leben halten konnten ohne entdeckt zu werden. Sie verbrachten Stunden mit dem Fey’ri, der nur halb bei Bewusstsein war, doch er verriet ihnen nichts. Irgendwann begann er im Fieber zu sprechen, doch das was die beiden hörten ergab keinen Sinn. Sie setzten ihre Befragungen fort, ohne zu wissen, dass die Worte, die er im Fieber sprach ausreichten um seine Brüder zu alarmieren. Er musste irgendwie einen Zauber aktiviert haben, der den Kontakt zu den anderen herstellte. Volnar und Torinkas hatten entschieden, dass sie ihn ein letztes Mal befragen wollten, bevor sie ihn töteten und flohen.
Doch als sie gerade mit ihm sprachen fing er an gequält zu lachen. Und immer wieder: “Sie sind bald hier“, zu stammeln. Erst wussten die beiden Rächer nicht, was er meinte, doch dann hörten sie das Rauschen von Schwingen. Sie erkannten, dass der Fey’ri irgendwie seine Brüder gerufen haben musste und schnitten ihm augenblicklich die Kehle durch, aber es war bereits zu spät. Ein halbes Dutzend Fey’ri griff sie an und ließ feurigen Tod auf sie niederregen. Für kurze Zeit konnten die Dunkeln Rächer sich gegen diesen Feind halten und sogar einen von ihnen vom Himmel holen. Doch dann wurde Volnar von einem Bolzen aus schwarzer Magie getroffen, der ihn zu Boden warf. Torinkas wandte sich kurz zu ihm um, doch sie beide erkannten, dass er sterben würde. Volnar bedeutete dem jüngeren Elfen zu verschwinden: “Ich wusste, dass es irgendwann so kommen würde. Ihr seid zu größeren Taten bestimm, als ich es je war Torinkas. Lebt und dient weiter dem Nachtjäger. Ich werde dieser Brut schon zeigen, was es heißt einen Dunklen Rächer anzugreifen.“ Torinkas wendete sich ab und in diesem Moment schleuderte Volnar den Beutel mit Sonnensteinen auf die Fey’ri. Sie explodierten alle im gleichen Moment und ein blendender nahm der Dämonenbrut für kurze Zeit die Sicht. Als sie wieder sehen konnten war der Mondelf verschwunden und nur der Sonnenelfe lag weiterhin auf dem Waldboden. Er schickte ihnen herausfordernd einen Pfeil entgegen, doch dann brandete ihr magisches Feuer heran und ließ ihn in seiner Hitze vergehen.
Auf der Flucht zurück zum Lager der Armee kam Torinkas eine Erkenntnis. Er dachte über vieles nach, vor allem über die Fey’ri. Bisher hatte er sie immer für einen gefährlichen Feind des elfischen Volkes gehalten, aber er hatte sie nie mit den Drow auf eine Stufe gestellt. An diesem Tag wurde das anders. Er erkannte, dass die Dämonenbrut mindestens ebenso gefährlich wie die Drow waren und seinen Zorn in gleichem, ungezähmtem Maß verdient hatten.
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Einige Zehntage später stand Torinkas auf der Trauerfeier für Seiveril Miritar. Der Lord war bei der Erfüllung seines Traumes gefallen, im Kampf gegen die Feinde des Volkes. Torinkas spürte, dass sich etwas geändert hatte. Eine neue Zeit würde anbrechen, die Elfen waren nach Myth Drannor zurückgekehrt. Für einige Tage blieb Torinkas in Myth Drannor doch dann zog es ihn zurück in des Gewölbe der ungestillten Vergeltung. Er kehrte in seine Heimat zurück und erfuhr, das Letsion schon vor Jahren gestorben war. Der dunkle Rächer blieb und immer wieder ging er auf die Jagd nach Fey’ri oder Drow, die wieder vermehrt im Wald unterwegs waren. Eines Tages kam der Hohepriester zu ihm: “Einer der Novizen hatte eine Vision, die eine Gefahr für Myth Drannor zeigte und Shevarsh befahl durch ihn der Kirche jemanden zu entsenden. Wir haben uns für euch entschieden, denn ihr seid fähig und ihr wart dabei als die Stadt wieder in unsere Hände fiel. Brecht also nach Myth Drannor auf und begebt euch in den Schrein des Shevarash. Dort werdet ihr schon davon hören, wo der Nachtjäger euch haben möchte.“
Torinkas brach umgehend auf und schon nach wenigen Tagen hörte er den Ruf zu den Waffen. Fey’ri waren unter dem Schloss selbst entdeckt worden. Also begab der Dunkle Rächer sich umgehend dorthin, um seine Hilfe anzubieten.