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Autor Thema: Kapitel 1: Die Ergebenen  (Gelesen 88850 mal)

Beschreibung: Der In-Game-Thread

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Mika

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1350 am: 17.11.2009, 10:06:47 »
Mika fand es sehr beruhigend, dass sie einen Boten losschicken durfte, der sich schnellstmöglich zu ihren Eltern läuft und dort bescheid gibt. Kurz schaute die Bardin dem Jungen hinterher, bis er nach wenigen Sekunden von den gaffenden Leuten verschluckt wurde.
Dann drehte sie sich wieder um und ging zurück in den Laden hinein.

Kaum eine Minute lang war die junge Frau, welche die Helden von Himmelstor - solch ein Bild zeichnete sich langsam ab, in Bezug auf die Fremden, welche Mika im Keller angetroffen hatte - nicht direkt freundlich behandelt hatte, abgesehen davon, dass sie diese unten im Keller grundlos, wie Mika jetzt weiß, festgesetzte.
Kein Blick stahl sich zu den Fremden rüber, selbst als sie an diese dachte, sondern ihr Blick galt fast auffällig zwingend ihren Brüdern, an welche sie sich auch gleich wandte: "Der Bote ist zu Papa unterwegs."
Ein wenig länger schaute Mika zu ihrem jüngeren Bruder herunter, dann wendet sie sich Leonas zu und fragt ihn leise: "Sollten wir ihm vielleicht einen Finger in den Hals stecken. Vielleicht geht es ihm besser, wenn er gekotzt hat?!"
Mika versuchte sich nach Möglichkeit nur mit ihren Brüdern zu beschäftigen oder mit den Wachen. Die ganze Sache unten im Keller wurde ihr nämlich immer peinlicher, auch wenn ein kleiner Teil vehement sagte, dass sie richtig gehandelt hatte.
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Milan

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1351 am: 17.11.2009, 11:45:59 »
Milan wartete, bis Waldemar die Frau der Obhut der Wachen übergeben hatte und reichte ihm anschließend seine Sachen. Er spürte schon wieder diese ewige Unruhe in ihm aufkommen. Er wollte lieber zu Rijata und nach Karenos sehen und dann erst zu Tryann um Bericht zu erstatten. Oder vielleicht gar nicht zu Tryann, denn sehr viel Ehre hatte er ja nicht eingefahren. Er hatte weder die Ergebenen zur Strecke noch den Träumer umgebracht. Was hatte er eigentlich getan, als nervös durch die Gegend zu rennen und irgendwelche Hinweise zu sammeln? Er räusperte sich und versuchte sich wieder zu fangen. Sie würden zuerst zu Tryann gehen. Das war richtig so. Waldemar und Eretria hatten vollkommen Recht. Warum nur war das seiner Aufregung vollkommen egal? Um nicht doch etwas dazwischen zu rufen und sich abzulenken, beobachtete Milan die seltsame Frau aus der Bibliothek und ihre Brüder. Ihre Wortwahl bezüglich des Vorhabens, ihren Bruder zum Erbrechen zu bringen, ließ ihn die Stirn runzeln. Aus der oberen Schicht schien sie nicht zu stammen. Das würde auch erklären, warum sie in der Bibliothek niemandem Glauben schenken wollte. Wenn man auf der Straße lebte, vertraute man wohl niemandem. Armes Mädchen.
"Ich weiß nicht, warum es Eurem Bruder so schlecht geht, aber sich zu übergeben, wenn es sich nicht gerade um eine Magenverstimmung handelt, würde es seinen Körper vermutlich noch mehr schwächen. Ihr solltet ihm lieber etwas Süßes zu essen geben. Zucker wird seine Blässe vertreiben und sein Blut wieder wärmen." Er spürte den Arm, der noch immer seinen umschlungen hielt und lächelte kurz. Ihm hatte sie immer geholfen. "Oder unsere Priesterin sieht sich Euren Bruder kurz an und schaut, ob sie ihm helfen kann."
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1352 am: 17.11.2009, 11:53:14 »
Die Soldatin schüttelte den Kopf bei Waldemars Frage. "Obwohl ich natürlich neugierig bin, gehört das hier eindeutig in Hauptmann Tryanns Hände."

Als Milan vorschlug, dass Eretria sich um Mikas Bruder kümmern könnte, wurden die Augen des jungen Mannes groß. "Aber ich lieg doch nicht im Sterben! Mika, so schlimm ist das doch nicht, dass ich schon einen Priester brauche, oder?"
Für ihn gab es offenbar nur eine mögliche Aufgabe, warum ein Priester sich um einen Kranken kümmern sollte.
An Mika gewandt, fügte er hinzu: "Und Kotzen will ich auch nicht."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Mika

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1353 am: 17.11.2009, 12:24:23 »
"Zuckerhaltiges und Wärmendes hatte er den Nachmittag über zur Genüge gehabt. Das ist ein Teil des Problems, der ganze Met in ihm. Deshalb habe ich gehofft, dass er ohne Alkohol im Bauch vielleicht schneller auf die Beine kommt. Das Übrige hat wohl das beigetragen, was hier geschehn ist." Sagte Mika, der die ganze Sache sehr unangenehm war, wie der Blick verriet, der irgendwie versuchte der Höflichkeit zu entsprechen und Milan anzuschauen, während sie anderseits den Blickkontakt versuchte zu ermeiden.
Sie meinte leise gesprochen zu haben, doch waren ihre Worte wohl doch lauter als gedacht und der Mann hatte ein verdammt gutes Gehör. Nun war es aber geschehen und zu spät, um ihre Worte zurückzuziehen.
Um mit den Fremden nicht mehr zu tun haben zu müssen, als nötig, wendet sie sich ihrem Bruder Angar zu, der auf dem Boden hockt und sehr deutlich zeigt, dass er zu viel getrunken hat, wenn er selbst nicht mal richtig merkt, wie weit er vom Tode entfernt ist: "Nein, so schlimm ist es nicht. Du hast einfach zu viel getrunken und ich würde Leonas mehr als kräftig zwischen die Beine treten, wenn er zulassen würde, dass du so viel trinkst, dass du gar nicht mehr hochkommen würdest."
Dann fiel ihr ein, dass sie vielleicht doch noch ein, zwei Worte zu dem Pärchen sagen sollte und zwar folgende: "Danke der Nachfrage und für das Angebot." Diesmal schafft es Mika länger als für einen Moment Milan und dann Eretria anzuschauen, doch bei den Worten die sie anfügt, schaut sie wieder auf den Boden: "Und Entschuldigung für vorhin. Ich war etwas durcheinander." Ihr Haar und die Spuren von Tränen auf in ihrem Gesicht bestätigen dies, wie Eretria und Milan noch sehen können, während Mika auf den verdienten Anschiss wartet.
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Eretria

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1354 am: 17.11.2009, 13:00:59 »
Als Milan mit ihr in Richtung der Frau aus der Bibliothek ging, berührte sie mit ihrer anderen Hand leicht seinen Arm. Sie merkte, dadurch dass sie bei ihm untergehakt war, sehr deutlich wie angespannt Milan war. "Alles wird sich fügen, Milan. Vertraue Mutter Sonne und den zwei Monden." Die Worte waren von wirklicher Sympathie durchdrungen. Es wurde deutlich, dass die Priesterin den jungen Mann sehr mochte.
Als sie bei der Frau und ihren Brüdern waren, lächelte die Priesterin die drei freundlich an. Zuerst wandte sie sich an den jungen Mann, der ernsthaft Sorgen um sein Leben zu haben schien. Sie lächelte breit. "Ich denke nicht, dass du im Sterben liegst. Trotzdem würde ich gerne einmal schauen, ob deine Schwester recht hat mit ihrer Vermutung. Ich bin, sei dir sicher, eine ausgebildete Heilerin." Dann löste sich die blonde Frau von Milan. "Ich schaue, ob ich ihm helfen kann, nur einen Augenblick." Fast wirkte es, als entschuldigte sich die Frau bei ihrem Freund. Sie kniete sich vor dem Jungen hin. "Ich bin Eretria, darf ich einmal schauen?" Die Priesterin konzentrierte sich nun ganz auf ihren Patienten.[1]
Während sie Mika's Bruder untersuchte, redete die Priesterin auch auf die Bardin ein: "Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Ihr wart angespannt und hatte Angst. Ihr habt von einem Mord gesprochen. Wo war das?" Eretria blickte kurz aufmunternd zu Mika. "Ich bin nur eine junge Frau und wir ..." damit zeigte sie in einer kurzen Bewegung auf Milan, Calfay, Waldemar und Beldin, "... waren nur zur rechten Zeit am rechten Ort. Ich denke, ihr hättet genauso gehandelt. Jedenfalls würde ich dies sagen nach eurem forschen Auftreten uns gegenüber." Die Priesterin wollte der Bardin etwas die Befangenheit nehmen, die diese möglicherweise verspürte, nachdem sie von den Soldaten so zuvorkommend behandelt worden waren.
 1. Heilen

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1355 am: 17.11.2009, 13:25:25 »
Die Alkoholfahne des jungen Mannes war ein deutliches Indiz dafür, dass seine Schwester mit ihrer Annahme Recht hatte. Ansonsten konnte Eretria nicht viel bei ihm feststellen, außer dass er recht bleich und noch immer etwas zittrig war.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Mika

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1356 am: 17.11.2009, 13:40:30 »
Mika hatte den Weg zu ihrem Bruder frei gegeben, nachdem die junge Frau Namens Eretria angeboten hatte ihn sich mal anzuschauen, sagte dabei aber: "Ich denke, es ist eine Mischung aus Alkohol und Schock." Fügte dann aber etwas unsicher hinzu: "Hoffe ich."
Während Mika die Heilerin beobachtet, begann sie dann traurig die Frage von Eretria zu beantworten: "Mereira ist die Tochter unserer Nachbarn. Sie wurde am helligten Tag vor den Augen Dutzender vor dem Haus ihrer Eltern von einem unsichtbaren Etwas angegriffen und umgebracht. Ihr Bruder Finlaran wollte ihr helfen und wurde selbst schwer verletzt. Ich hoffe nur, dass der Heiler ihm helfen kann und wenigstens er wieder vollkommen genesen wird." Auch wenn die Tote "nur" die Nachbarstochter zu sein schien, ging es der jungen Bardin sehr nahe, wie neuerliche Tränen zeigten, die kamen, als Mika wieder an das Bild dachte, welches es sich ihr dargeboten hatte, als sie zum Haus ihrer Eltern zurückgekehrt war. Dann fiel Mika noch ein, dass sie vielleicht genauer sagen sollte, wo das Haus ihres Vaters und ihrer Nachbarn steht und fügte noch hinzu: "Wir wohnen am Markt im Handwerkerviertel."
Sonst sagte Mika nichts mehr, weil sie schlichtweg gar nicht verstanden hatte, was Eretria mit ihren letzten Worten sagen wollte. Sie verstand den Hinweis nicht, der sich darauf bezog, dass sie das Gleiche getan hätte, wie die Fremden. Sie weiß nicht mal recht, was die Fremden gemacht haben, sie hatte nur mitbekommen, dass sie eine Frau hochgetragen haben, von der sie aber nicht glaubt, dass dies die Mörderin sein soll. Eher ein Opfer.
"Was ist mit den Leuten?" Fragte dann Mika doch noch, als ihre Gedanken zu den in Decken eingewickelten Personen wandern. Bei ihrer Frage wies Mika auf die offenbar Bewußtlosen.
« Letzte Änderung: 17.11.2009, 15:46:42 von Mika »
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Beldin Gilvaran

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1357 am: 17.11.2009, 14:38:14 »
Gedankenverloren stand er vor den Bücherregalen, die er bisher vollkommen ignoriert hatte, nahm ein Buch nach dem anderen heraus, ohne es wirklich anzuschauen. Etwas hatte ihn wieder hier heruntergezogen; vielleicht einfach nur der Wunsch nach Stille, einem Moment der Ruhe, um seinem völlig überreizten Verstand zu helfen, wieder zu sich zu finden. Vielleicht auch nur das unbewusst an ihm nagende Schuldbewusstsein, denn das Wesen - die Raubkatze - die er in seiner letzten Vision gesehen hatte, war ihm alles andere als schrecklich erschienen. Sie war schön gewesen, und auch wenn er Kays Urteil in dieser Beziehung traute, hatte er doch das Gefühl, dass sie einen Fehler gemacht hatten, als sie ohne zu zögern den Dunklen Träumer getötet...erlegt...hatten. Den anderen konnte er keinen Vorwurf machen, sie waren Blinde, nicht in der Lage fundierte eigene Entscheidungen zu treffen, darauf angewiesen zu vertrauen.

Doch er hatte geschwiegen. Aus Furcht, vor dem, was aus einer Weigerung erwachsen konnte, Furcht davor, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, Furcht vor sich selbst.

Wie in Trance war er hinter den anderen wieder ans Tageslicht gestiegen, hatte eine neue Stimme gehört, genauso laut, genau so blind wie die anderen. Wie in Trance war er wieder hinuntergestiegen, von dem Lärm weg, zu den Büchern, diesen niemals widersprechenden, lautlosen Freunden, geduldig ausharrend, wenn sein Verstand mit dem darin enthaltenen Wissen nicht Schritt halten konnte, jederzeit bereit, ihn da zu empfangen, wo er bei der letzten Begegnung eine Pause eingelegt hat. Waren Bücher weniger gefährlich als die Erlebnisse des vergangenen Tages? Sicher nicht. Aber mit der von ihnen ausgehenden Gefahr war er vertraut, umarmte sie sogar, kämpfte mit dem Florett des Geistes gegen die in ihnen zu findenden Argumente, ohne dabei ein körperliches Wohl aufs Spiel zu setzen, ohne dabei in Gefahr zu geraten, den Verstand zu verlieren.

Er wusste nicht, was die Zukunft bringen würde.  Aber er wusste, dass dies der zweite Tag in seinem Leben war, an dem sich die Realität um ihn herum vollkommen geändert hatte. Und so stand er gedankenverloren vor den Bücherregalen, strich behutsam mit dem Finger über den Einband des Buches, dass er gerade herausgenommen hatte, ohne auch nur einen Blick auf den Titel zu werfen.

Und nahm Abschied.

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1358 am: 17.11.2009, 16:10:16 »
Ohne, dass er ihr Näherkommen bemerkt hatte, stand auf einmal Kay hinter Beldin. In dem Trubel hatte offenbar niemand auf sie geachtet, ebenso wenig wie auf Beldin.

Mit ernstem Blick musterte sie den Elfen. Ihr Blick schweifte über die zahlreichen Bücher, dann wieder zurück zu Beldin.

"Farbige Linien auf Pergament."
Ihre Finger strichen über die Buchrücken verschiedener Werke, während sie sprach.
"Im Grunde ist es nicht mehr. Lege die Bücher einem Hund vor die Nase, und er wird sich gelangweilt abwenden, wird kein Wissen darin erkennen. Steckt das Wissen tatsächlich in den Büchern? Oder nicht vielmehr im Leser selbst?"

Sie lächelte, dann machte sie eine wegwerfende Handbewegung, als habe sie nur Unsinn geredet. "Aber wer weiß. Vielleicht übertreffen uns die Hunde ja auch an Weisheit. Oder hast du schon mal einen Hund erlebt, der sein ganzes Leben in Frage gestellt hat?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Waldemar

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1359 am: 17.11.2009, 19:32:06 »
Waldemar nickte der Soldatin zu. "Sagt einfach bescheid, wenn wir aufbrechen sollen." Dann blickte er sich erneut im Raum um. Den Fünfen, die vom Träumer besessen waren konnte er momentan nicht helfen, nur hoffen dass sie wieder vollständig normal werden, wenn sie aufwachen. Beldin und Kay waren nicht zu sehen, wer weiss wo die beiden hin verschwunden sind. "Das ist irgendwie gar nicht das was ich mir vorgestellt habe, als ich aus Immerwald aufgebrochen bin. Ich wollte eigentlich nur Lernen wie man gute Bögen macht und mich in den Handwerksfähigkeiten verbessern. Und jetzt bin ich irgendwie eine Art freier Mitarbeiter der Stadtwache, habe geholfen einen Anschlag zu verhindern und ein seltsames Wesen zu töten." Trotz dieser Diskrepanz zwischen seinen ursprünglichen Plänen und dem was geschehen ist gefiel ihm seine neue Tätigkeit. Er begann zu überlgen das Bogenmachen aufzugeben und sich dauerhaft der Stadtwache anzuschließen. Auf der anderen Seite, Warum sollte er eine solide Ausbildung für eine gefährliche Aufgabe aufgeben. Nein vorerst würde er sich weiterhin an das Bogenmachen halten und vielleicht nebenher der Wache oder seinen neuen Freunden helfen. Das klang zumindest nach einem guten Vorsatz.
Milan und Eretria sprachen mit der jungen Frau, die sie im Keller festsetzen wollte, aber Calfay stand relativ allein im Raum. Als Waldemars blick auf sie fiel keimte seine Neugier auf, wie die erstürmung des Lagerhauses ausgegangen war. Also ging er zu ihr herüber und fragte sie: "Was hat sich eigentlich im Lagerhaus ergeben? waren die Fässer und Beweise da, von denen wir gehört haben, damit die Ergebenen dingfest gemacht werden können."
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Beldin Gilvaran

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1360 am: 17.11.2009, 20:25:09 »
"Ich hab mich noch nicht entschieden, ob ich Euch bewundern oder hassen soll, alte Frau." Amüsierter Unwille schwang in Beldins Stimme mit, als er sich zu Kay umwandte. "Ihr kennt mich zu gut dafür, dass Ihr mich bis heute noch gar nicht kanntet. Und Ihr lasst keine Gelegenheit aus, es mich spüren zu lassen." Dann seufzte er und zuckte in einer fast menschlich wirkenden Geste die Schultern. "Aber das Weisheit nicht meine allergrößte Stärke ist, ist auch nicht schwer zu erraten, nicht wahr? Bei meinen Artgenossen gelte ich noch als junger Mann, und diejenigen, die noch Hoffnung für mich haben, trauen mir zu, dass ich ein paar Hundert Jahren so etwas ähnliches wie Weisheit erworben haben werde. Sie würden mich ebenfalls warnen, mein Herz an Bücher zu hängen, weil sie mich für das darin enthaltene Wissen noch nicht reif halten."

Wieder zuckte er  die Schultern.

"Die Welt wird aber nicht darauf warten, bis ich reif genug dafür bin, vielleicht wird sie bis dahin nicht einmal mehr existieren. Das einzige, was ich zu ihrer Rettung beitragen kann, ist mein Wissen, meine Intelligenz. Bücher geben ihr Wissen meist freiwilliger preis als Lehrer, sie fragen nicht, ob ich dafür bereit bin. Und ich nehme, was ich bekommen kann, auch wenn mich das in Euren Augen zum Narren macht. Wenn Ihr Weisheit sucht, fragt die Priesterin, die wird die Lehren von Nutter Sonne und ihren Mondern sicher liebend gerne mit Euch teilen."

Seine Miene verschloss sich, als habe er mehr gesagt, als er sagen wollte.

Eretria

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    • Sternenblut
Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1361 am: 18.11.2009, 08:15:39 »
Eretria nickte zu der von Mika vorgebrachten Diagnose. "Reichlich Alkohol für einen Jungen hat euer Bruder getrunken. Ihr habt völlig recht. Wenn ich mich nicht sehr irre, wird er einen richtigen Schädel haben morgen früh und sich wünschen, weniger getrunken zu haben. Mit anderen Worten: Er ist völlig gesund." Die Priesterin lächelte fast spitzbübisch, als sie die Diagnose Mika und ihrem Bruder mitteilte. Fast schien es, als wäre sie amüsiert über das Leiden des jungen Mannes. Dann verschwand das Lächeln vom Gesicht der blonden Frau.
"Wenn der Bruder des Mädchens nicht eine tödliche Verletzung erlitten hat bei dem Angriff, wird der Heiler ihm bereits geholfen haben. Seid darüber unbesorgt. Ich bin sicher für ihn wird alles erdenklich notwendige getan." Die Priesterin klang überzeugt. Es war offensichtlich, dass sie daran glaubte, dass dem jungen Mann geholfen wurde.
"Das mit den armen Stadtbewohnern, die eure Nachbarin und auch uns angegriffen haben, ist schwierig zu erklären. Wir selber haben nur ein wenig darüber heraus gefunden. Das Wesen dort unten im Keller konnte Menschen beeinflussen und zu bösen Taten anstiften. Wir selber waren unterwegs um einem der so beeinflußten Menschen zu helfen. Die unter dem Einfluß des Träumers stehenden Menschen verwandelten sich in wilde Bestien und griffen Menschen an wie eure Nachbarin. Wir selber wurden von einem derartigen Wesen attackiert und nur die Kräfte von Mutter Sonne und den zwei Monden erlaubten uns den Sieg davonzutragen." Die Worte der Frau klangen ein wenig traurig. Fast als täte es ihr leid, dass sie einen Menschen hatte töten müssen, der unter einer derartigen Beeinflussung stand.
"Was auch immer die bedauernswerten Opfer des Träumers angestellt haben, sie sind Opfer und haben vermutlich noch mehr darunter zu leiden, was sie angerichtet haben in ihrem Zustand."

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1362 am: 18.11.2009, 09:27:34 »
Der Soldat, mit dem Eretria gesprochen hatte, räusperte sich leise. "Ich weiß nicht, ob es im Sinne der Stadtwache ist, die Zeugen über sämtliche Details und Hintergründe aufzuklären", kommentierte er Eretrias Redefreudigkeit. "Das sollte besser Hauptmann Tryann entscheiden. Seid ihr soweit?"


Als Beldin davon sprach, "reif" oder "bereit" zu sein, gackerte Kay wieder einmal amüsiert. "Mein Junge, ob du für etwas bereit warst, weißt du immer erst hinterher. Und manch einer, der zunächst wie ein Narr erscheint, entpuppt sich später als äußerst klug."

Die alte Seherin trat einen Schritt an Beldin heran. Sie war ihm nun so nah, dass er wieder einmal ihren abstoßenden sauren Atem riechen konnte. "Viel wichtiger als die Frage, wofür du bereit bist, ist doch die Frage, was du selbst tust, um dich davon abzuhalten, bereit zu sein. Zum Beispiel dein Selbstmitleid. Hat es seinen Ursprung tatsächlich in dir? Oder nicht vielleicht doch in Jarek?"

Sie zuckte die Schultern. "Das kannst nur du beantworten."
Damit wandte sie sich ab, um nun auch die Treppe hinauf zu gehen. Am Ausgang der Bibliothek blieb sie jedoch noch einmal stehen.
"Die Kleine, die hier vorhin aufgetaucht ist. Ihr solltet sie mitnehmen. Sie ist..."
Sie kratzte sich am Kinn, und erzeugte dabei ein unangenehmes, schabendes Geräusch.
"Wie ein Funke, der etwas entzünden wird. Ich kann nicht genau sagen, was, aber es ist wichtig."
Ohne Beldins Reaktion abzuwarten, verließ sie die Bibliothek.
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Mika

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1363 am: 18.11.2009, 09:31:46 »
Als Mika ihr Diagnose bestätigten bekommen hatte, nickte sie kurz und war froh, dass es wirklich nichts Schlimmes gewesen ist. Es war sogar so harmlos, dass die junge kurz darauf den Zustand ihres Bruders wieder vergass, weil etwas ganz anderes ihre Gedanken begonnen hatte zu okupieren.
"Einer von denen hat Mereira umgebracht?" Fragte Mika nochmal nach und wirkte ziemlich aufgebracht. "Warum werden sie dann nicht festgenommen?" Die junge Frau hatte schon zugehört und verstanden, dass die Personen auch Opfer sind, aber bei Mika zählte offensichtlich mehr, dass sie Täter waren und Leute umgebracht hatten. Wie unfreiwillig sie das getan haben, dessen ist sich Mika nicht so sicher.
Dann erst tröpfelten weitere Gedanken in ihren Kopf, die auch etwas Platz für eine Unschuldsvermutung zulassen:: "Wer sagt denn, dass sie nicht tun wollten, was sie getan haben? Vielleicht hat der Träume ihren bösen Träume erfühlt?! Träume die sie nie gewagt hätten durchzuführen, aber die sie in sich trugen. Der wird doch nicht wahllos Leute umgebracht haben. Niemand bringt vollkommen wahllos Leute um." Dann stoppte Mika kurz und wirkte nachdenklich. So auch in dem Moment, als sie wieder begann zu sprechen: "Und damit sind sie doch wieder Opfer. Aber bleiben Täter!" Erst am Ende wandeln sich ihr Tonfall wieder zu dem, der eine Feststellung unterstreicht.
In ihren Augen tötete niemand irgendwelche Leute, die er nicht kannte, wenn er sich Leute aus der Masse herauspickte. Wer nach dem richtigen Opfer suchte, der hatte ein System und warum sollte der Träumer Mereira, die er sicherlich nicht kannte, umbringen?
"Und ja, es ist sinnvoll, dass sie Leute Verständnis bringt. Oder wollt ihr, das falsche Schlüsse gezogen werden und dafür vielleicht Unschuldige sterben?" Sagte Mika dann zu dem Soldaten, der sich in das Gespräch einmischte. "Außerdem, meine ich, haben wir das Recht zu erfahren, was hier wirklich geschehen ist, wenn wir einmal hier sind und all das mitgemacht haben."
« Letzte Änderung: 18.11.2009, 09:34:16 von Mika »
Mehr als du glaubst.

Milan

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1364 am: 18.11.2009, 10:59:50 »
Milan hörte das Gespräch zwischen Eretria und Mika an und wollte eigentlich nur so schnell es ging endlich zu Tryann. Dass Mika schon wieder anfing, Leute des Mordes zu beschuldigen, machte seine Anspannung nur noch schlimmer. Er konnte ja verstehen, dass sie vom Tod des kleinen Mädchens mitgenommen war, aber es gab nun einmal Dinge, die den Geist eines Menschen beeinflussen konnten. Er selbst hatte gesehen, wie Karenos mit sich gerungen hatte und er wollte nicht glauben, dass der Priester sich freiwillig seiner dunklen Seite, die unzweifelhaft jeder Mensch besaß, hingegeben hätte. "Wenn Ihr richtige Täter sehen wollt, dann begleitet Hauptmann Tryann doch mal ins Gefängnis. Dort seht ihr jene, die wirklich absichtlich getötet haben, die ihren Gedanken und Träumen nachgegeben haben. Diese Menschen da haben ebenso wenig freiwillig gehandelt, wie Ihr es tun würdet, wenn man Euch verspräche, Euren Brüdern ein Leid zu tun, solltet Ihr nicht jemandem Schaden zu fügen." Dann hob er die Hand, als sei er der Diskussionen mit diesem Mädchen überdrüssig und wandte sich an den Soldaten: "Wäre es jetzt möglich, dass wir den Hauptmann aufsuchen? Wir haben noch ein paar andere Sachen zu erledigen."
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

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