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Autor Thema: Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange  (Gelesen 59970 mal)

Beschreibung: ...in dem die Helden eine alte Spur wieder aufnehmen

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Ciarán

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #285 am: 25.07.2009, 14:03:16 »
Zuerst verspürte Ciarán Entsetzen, und vollkommene Angst. Nur in den Tiefen seines Unterbewussten spürte er, dass die Angst weniger ihm selbst galt, als seinen Gefährten - und dem Rest der Welt, der durch diese Bedrohung in Gefahr war. Dann kam die Wut. Unbändige, alles überflutende Wut. Seine erste Reaktion war, dagegen anzukämpfen. Er kannte diese Wut. Es war die Raserei des gnadenlosen Hasses, jene Wut, die alles zerstören würde, am Ende sogar sich selbst.

Er hatte sie schon einmal erlebt. Und als einziger seines Stammes überlebt. Bilder stiegen in ihm auf, Bilder von Blut und Gewalt. Er tauchte in sie ein, wissend, dass er es schon einmal geschafft hatte, die Wut zu beherrschen...

Wormys_Queue

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #286 am: 04.08.2009, 11:06:20 »
An einem Ort ganz in der Nähe...

Oh, nein, nicht schon wieder!

Harliss Javells gequälter Unterton in der Stimme war die einzige Vorwarnung die Ilmari erhielt. Dann schwappte Wut in ihm hoch, unermesslicher Zorn, dasselbe Gefühl, dem er schon einmal nur knapp widerstanden hatte und das für die Katastrophe verantwortlich war, die ihre kleine Flotte nahezu vollständig zerstört hatte. Das kleine Grüppchen hier war aus denjenigen zusammengesetzt, die beim ersten Mal dem fremden Einfluss hatten widerstehen können. Unter der Führung ihrer Kapitänin hatten sie sich hier in die Höhle hineingerettet, und es bisher geschafft, ihre zu Monstern mutierten Crewmitglieder davon abzuhalten, sie zu überrennen. Allerdings hatte jeder Angriff Opfer gekostet, und ewig würde man das nicht aushalten können.

Womit aber keiner gerechnet hätte, war, dass sich das Ereignis nun wiederholte. Und diesmal waren auch die übrig gebliebenen Seeleute geschwächt genug, um dem Einfluss anheimzufallen. Ilmari kannte die Schreie. Er hatte sie schon beim ersten Mal vernommen, als sich die Knochen der betroffenen Matrosen bogen, um- und neu anordneten und aus ihnen diese wilden, nur auf Zerstörung ausgerichteten Kreaturen gemacht hatten.

Diesmal mischten sich seine eigenen Schreie in die der anderen, und für einen Bruchteil einer Sekunde war er nicht sicher, ob er vor Entsetzen oder vor Schmerzen schrie.

Doch er widerstand. Langsam ließ die Wut nach, schwanden die Schlieren vor seinen Augen und ließen ihn wieder klar sehen. Nicht, dass ihm gefallen hätte, was er da sah. Er schien der einzige zu sein, dessen Wille stark genug gewesen war, um  nicht zu einem Monster zu werden. Nicht so wie die anderen, die sich in Sekundenschnelle in deformierte Monstrositäten verwandelt hatten, und bereits zum Angriff übergingen.

Nicht auf ihn, der sich glücklicherweise in eine der Nischen zurückgezogen hatte, um ein wenig Ruhe zu finden, und daher dem Anblick der Kannibalen entzogen war. Sondern auf Kapitän Javell, deren Sturkopf offenbar zu dick war, um sich irgendwelchen Flüchen zu ergeben. Für einen kurzen Moment brandete Hoffnung in dem Genasi auf. Schwand aber schnell wieder, denn obwohl die Piratin eine grandiose Fechterin war, musste sie der hier vorhandenen Übermacht unzweifelhaft erliegen.

Ilmari Makari

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #287 am: 04.08.2009, 22:16:23 »
Verzweifelt versuchte sich der junge Genasi seiner Haut zu erwehren. Seine Nische bot ihm Schutz. Wichtigen Schutz. So konnte er seinen Crewmitgliedern mittels seiner magischen Fähigkeiten helfen. Sie unterstützen. So schossen farbige Strahlen aus seinen Handflächen und liessen Feinde erblinden. Er erzeugte Konfusion in den Gedanken Einzelner, dass diese ihre Handlungen vergaßen. Alles, um seinen Kameraden einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Doch die Übermacht war schier erdrückend und sie selbst waren angeschlagen. Geradezu dezimiert.
Schließlich erhob sich der blauhäutige Überlebenskünstler und schwebte auf einen kleinen Überhang im Felsen und postierte sich oberhalb der kämpfenden Masse. Dort suchte er sich seine Opfer einen nach dem Anderen aus. Doch seine Pfeile allein vermochten nicht viel gegen diese Ungeheuer, seine ehemaligen Kameraden, auszurichten. Doch immerhin unterstützte er seine Jungs und die Kapitänin nach besten Kräften.
Er war es ihnen schließlich schuldig und heute würde er viele offene Gefallen einlösen. Schulden begleichen.

Zwischen den einzelnen Pfeilschüssen, streckte er seine Hand gegen seine Feinde und öffnete diese schlagartig. Ums ein oder andere Mal schienen unsichtbare Schläge auf einzelne, ausgewählte Monstrositäten hinabzuprasseln.

Und die Lage wurde immer hoffnungsloser.

Yuki

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #288 am: 12.08.2009, 11:01:44 »
Yuki konnte noch feststellen, dass sich Naoko plötzlich ungewöhnlich verhielt. Dann war das einzige, was es noch spüren konnte Furcht. Unbezähmbare und unerträgliche Furcht, die es zu überwältigen drohte. Es wollte weglaufen, aber seine Glieder waren gelähmt. Es wollte schreien, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht.
Es wollte weinen, doch es wurde von etwas daran gehindert. Etwas im Schatten begann sich zu rühren. Etwas Böses. "Hab keine Angst. Ich werde dich beschützen." Das Zwielicht trat ans Licht und sein Gesichtsausdruck veränderte sich zu einer boshaften Grimasse. Es bleckte die Zähne und knisternde Energien sammelten sich in seinen Händen.
Yuki aber zog sich vollständig in den Schatten zurück, um nicht mitansehen zu müssen, was nun geschehen würde.
Time I am, destroyer of the worlds, and I have come to engage all people. With the exception of you, all the soldiers here on both sides will be slain.
 - Bhagavad Gita

Wormys_Queue

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #289 am: 18.08.2009, 20:35:57 »
"Achtung!"

Reina gehorchte ohne nachzudenken. Instinktiv riss sie ihr Schwert hoch und konnte gerade noch Veleris Hieb abblocken, der ihr ansonsten wohl mit einem Hieb den Kopf vom Körper getrennt hätte.  Aus der Bewegung heraus revanchierte sie sich, indem sie zurücksprang und dabei Ugnor anrempelte, wodurch dessen Axthieb aus der Bahn gelenkt wurde und harmlos an Mirrasshi vorbeifuhr.

Es war die Hölle.

Die Halb-Drow und die Katzenfrau waren die einzigen, die sich dem fremden Einfluss hatten widersetzen können. Ihren Gefährten war hingegegen nicht nur der Verstand, sondern auch jede Form von Menschlichkeit abhanden gekommen. In Sekundenschnelle hatten sie sich in monsterhafte Wesen verwandelt, die sehr den toten Piraten ähnelten und waren sofort zum Angriff übergegangen. Glücklicherweise schienen wenigstens Ciarán und Naoko noch Widerstand leisten zu können. Beide standen wie erstarrt immer noch am gleichen Fleck, verwandelt, aber inaktiv, als würde sie ein fremder Einfluss zurückhalten. Die Monsterfratze auf Ciaráns Hand schien zu glühen, und um Naoko herum hatte sich ein Hauch von Nebel gelegt, der in kleinen Wirbeln immer neue Formen annahm, obwohl hier drin völlige Windstille herrschte.

Yuki lag besinnungslos an der Wand. Mit einem wütenden, hasserfüllten Schrei hatte es sich auf Reina gestürzt, als plötzlich ein kleiner Schatten auf es zugeflattert war und sich in seinem Hals verbissen hatte. Für einen kurzen Moment irritiert, hatte Yuki damit Reina die Gelegenheit gegeben, es mit einem Hieb der flachen Schwertseite aus der Luft zu fegen. Yuki war gegen die Wand geprallt und daran heruntergeglitten, ohne sich seit diesem Moment wieder bewegt zu haben.

Nur noch zwei Gegner also. Doch ausgerechnet die beiden vielleicht gefährlichsten. Wie die Berserker hackten Ugnor und Veleri auf ihre weit unterlegenen Gegner ein und Mirrasshi wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie eine falsche Bewegung machen und sich damit dem Tod ausliefern würde. Was auch das Schicksal des Paladins neben ihr besiegeln würde.

Verzweifelt unterlief sie einen Schlag Ugnors und holte mit ihren Krallen zum Gegenschlag aus. Erst als es zu spät war und ihr schon Ugnors hämisches Lachen in den Ohren klang, erkannte sie die Falle. Sie war auf eine Finte hereingefallen und hatte keine Chance mehr, dem Schlag auszuweichen,

der nie kam. Es war nicht ihr weiches Fleisch, in dass sich Ugnors Axt bohrte, sondern das von Reina. Die junge Frau musste gesehen haben, welche Gefahr Mirrasshi drohte und hatte sich in die Bahn der Axt geworfen, ohne auf das eigene Leben zu achten.

Doch auch für Ugnor war es der letzte Hieb. Noch während seine Axt den Brustkorb der Elfenfrau zerfetzte, schoss Blut aus seiner von Reina mit einem einzigen Schlag zerfetzten Kehle. Tödlich getroffen, brach er zusammen, während Reinas Finger sich von ihrem Schwert lösten.

Gepeinigt schrie Mirrasshi auf. Doch war keine Zeit zum Trauern. Noch war die Gefahr nicht gebannt. Sie sprang auf und wandte sich Veleri zu, die

mit einem verwunderten Gesichtsausdruck auf Reinas Schwert blickte, das glatt ihre Rüstung durchschlagen und sich in ihre Brust gebohrt hatte. Ein dünner Blutfaden rann ihr Kinn hinab und vereinigte sich mit vielen anderen dünnen Blutbahnen, die aus den Poren ihres Gesichts traten.

"Der Chor...er ist...verstummt."

Zum ersten Mal, seit Mirrasshi Veleri kannte, lächelte sie glücklich. Dann sackte sie zu Boden.


Halte durch, nur einen Moment noch, dann ist es überstanden. Jay'lans Stimme. Was noch von Ciaráns Persönlichkeit übrig war, fand Trost darin, dass sein neuer Vertrauter ihn in der Realität verankert hielt, während der vielstimmige Wahnsinn darum kämpfte, ihn in sich hineinzuzerren und zu seinem ergebenen Diener zu machen.

Halte durch, nur einen Moment noch, dann ist es überstanden. Der Nachtfuchs. Naokos Körper schien ihm nicht mehr zu gehören, doch sein Geist war klar. Tiefe Geborgenheit umgab ihn und schützte ihn sogar vor dem schrecklichen Geschehen vor seinen Augen.

Naoko

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #290 am: 20.08.2009, 00:45:22 »
Eine seltsam friedliche Stille umfing den Nachtfuchs. Es war eine Stille, wie man sie vielleicht in der frühen Morgendämmerung eines lauen Sommertages erwartet hätte. In diesem Moment war er eins mit der Geisterwelt. Das unsichtbare Band, das ihn stets mit dem Körper des Schamanen Naoko Ayani und dessen Leben und Leiden verbunden hatte, schien nicht mehr zu existieren. Sehr langsam und seltsam unwirklich drangen die grausamen Bilder des Kampfes durch den schützenden Schleier der Ahnengeister in das Bewusstsein des Nachtfuchses vor. Beinahe unbeteiligt und vollkommen machtlos sah er mit an, wie Naokos Freunde Ugnor, Veleri und Reina sich gegenseitig in ihrem Wahn töteten. Einen Moment lang fragte er sich, ob die Bilder nicht Trauer, Wut oder Verzweiflung in ihm hätten auslösen müssen, doch schien es so, als hätten all diese vergänglichen Gefühle der Lebenden in der Unendlichkeit der Geisterwelt ihre Bedeutungen verloren.

Der Nachtfuchs blickte auf Naoko hinab. Dieser kauerte immer noch auf dem Höhlenboden, während kleine ätherische Nebelgestalten ihn umhüllten. Naokos Atem ging schnell und seine linke Hand krampfte sich so stark um den kleinen Lederbeutel an seinem Hals, dass die Knöchel weiß hervortraten. Seine Augen waren weit aufgerissen und seltsam milchig trüb. Sie blickten unentwegt auf den kleinen leuchtenden Feueropal in seiner rechten Hand.
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Ciarán

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #291 am: 20.08.2009, 10:45:45 »
Die Kakophonie der Stimmen überwältigte Ciarán. Mit aller Kraft versuchte er, seinen Geist zu fokussieren, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, doch die Flut der Eindrücke, die flammende Wut und die Vielzahl der Stimmen überschwemmten ihn. Er verlor jedes Zeitgefühl, wusste nicht, ob es Sekunden oder Stunden waren, bis er die Kontrolle verlor, mitgerissen wurde von der Macht, die ihn zu beherrschen versuchte. Sein Geist, sonst so klar und zielgerichtet, verlor sich im Chor.

Doch etwas blieb.

Es war nicht sein scharfer Verstand, sein durch Meditation und Studien so klar gewordenes Bewusstsein. Tief in ihm, verborgen hinter den Erfahrungen von Jahrzehnten, kam ein kleiner Junge zum Vorschein, dessen unverdorbenes Herz ganz klar wusste, was richtig und was falsch war. Er blieb verborgen, versteckt vor dem Chor, und bewahrte den Seelenfunken, jene mystische Kraft, die ihn zu dem machte, was er war...

Wormys_Queue

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #292 am: 22.08.2009, 12:36:53 »
Der Feueropal hatte seine klare Farbe verloren und schien nun merkwürdig getrübt. Milchige Schlieren waberten über seine einst glatte, nunmehr von Rissen überzogenen Oberfläche, so als habe das Juwel, die Geister, die ihn angegriffen hatten, in sich aufgesogen. Dann spürte der kleine Junge, wie die Wut um ihn herum abebbte, wie das Falsche schwächer wurde und der Chor verstummte. Der Nachtfuchs verzog seine Lefzen zu einer Art Grinsen und Ciarán spürte wieder die Präsenz seines neuen Begleiters, der sich ebenfalls vor dem Chaos zurückgezogen hatte. Und Naoko spürte wieder sich selbst.

Langsam klarte sein Blick wieder auf. Seine Hände entkrampften sich langsam und gaben seinen Beutel wieder frei. Er spürte Schmerz, als sein Körper sich langsam wieder zurückverformte, seine alte Gestalt annahm. Doch dieses Mal war ihm der Schmerz willkommen.

Yuki lag immer noch besinnungslos am Boden, auch es wieder in seinem alten Körper, aber unbeachtet von Mirrasshi, die fassungslos auf den Leichnam Veleris starrte. Auch Naoko war überrascht, denn eigentlich hatte er gedacht, als einziger über die Gabe zu verfügen, die Geister der Verstorbenen zu sehen. Noch überraschter war er allerdings über das, was er sah. Die Schleier über Veleris Körper verdichteten sich und nahmen die Form einer Zwergin an, die er in was ein früheres Leben zu sein schien einst gekannt hatte. Audhild breitete die Hände aus, streckte sie den Seelen Ugnors und Reinas entgegen, die langsam auf sie zuschwebten. Sie lächelte, und trotz des Anblicks der blutüberströmten Körper auf dem Boden schien sich in diesem Raum eine Blase friedfertiger Stille zu bilden.

Der Kreis hat heute eine entscheidende Schlacht verloren. Nicht mit Absicht, verbunden mit eurem Leid habt ihr ihm heute doch zwei Waffen aus der Hand geschlagen, die ihm in den noch kommenden Schlachten einen großen Vorteil verschafft hätten. Der Blick der Götter ruht mit Wohlwollen auf euch. Empfangt ihren Segen.

Silbriges Licht entsprang ihren Fingerkuppen und umhüllte die anderen. Sie spürten wie ihre Wunden sich schlossen, neuer Lebensgeist sie erfüllte, die Strapazen von ihnen abzufallen schienen[1].
 1. Alle Überlebenden sind voll geheilt, und haben alle Fähigkeiten wieder, als ob sie eine Rast eingelegt hätten

Ciarán

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Kapitel 4 - Das Schicksal der Seeschlange
« Antwort #293 am: 23.08.2009, 00:58:33 »
Fassungslos starrte Ciarán auf die toten Körper seiner Gefährten.

Wieder. Es war wieder geschehen. Gefährten, die ihm ans Herz gewachsen waren, hatten ihr Leben verloren, in einem Kampf, der so fürchterlich unnötig war.

Er musste stark sein. Starr blickte er auf die Szenerie, während seine Gefühle allmählich in einen schwarzen Strudel tief in seinem Herzen hinabgezogen wurden. So hatte er immer reagiert, so hatte er immer seine Stärke behalten.

Doch etwas war anders. Er spürte sie noch. Irgendetwas hatte sich in ihm verändert, war an die Oberfläche gelangt, und nun blieb ein kleiner Rest der Gefühle erhalten, die er doch unbedingt vor sich selbst verschließen wollte. Panik überkam ihn. Es würde ihn überwältigen, mitreißen wie eine Flutwelle im Meer vor Tiefwasser. Es durfte nicht sein, er musste... er musste...

In dem Moment fiel der Elf auf seine Knie, und schlug die Hände vor sein Gesicht, als die Tränen aus ihm hervor brachen.

Naoko

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« Antwort #294 am: 23.08.2009, 01:13:26 »
Naoko stand unter Schock. Seine Augen waren wieder klar, doch auch sein Blick verriet - wie der Ciaráns - völlige Fassungslosigkeit. Während er langsam wieder die Kontrolle über seinen Körper und seiner Gedanken zurückerlangte und der Situation gewahr wurde, entrang sich ein leises Stöhnen seiner Kehle, das aber sogleich zu einem lauten Schrei des Entsetzens anwuchs. "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!" Hastig steckte er den Stein weg und torkelte hinüber zu den drei Leichen. "Nein, nein, nein..." Hilflos versuchte er, mit seinen heilkundigen Händen, die Blutungen zu stoppen, doch es war bereits zu spät. Ugnor, Veleri und Reina waren bereits tot. Resigniert blickte Naoko zum Geiste Audhilds. Als er ihre Segnung empfing, fühlte er sich wie betäubt. Nur langsam drangen die Worte der Zwergin in sein Bewusstsein vor. Wie hatte das nur passieren können? Tränen liefen über Naokos Gesicht. "Yuki!", keuchte er und taumelte hinüber zu dem Zwielicht. Es atmete und schlug sogar die Augen auf. "Yuki!" Insinktiv riss Naoko das kleine geflügelte Wesen an sich und umarmte es erleichtert mit seinen blutigen Händen. "Ich dachte schon, wir hätten dich auch verloren."
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