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Autor Thema: Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1  (Gelesen 17970 mal)

Beschreibung: Der Anfang vom Ende ...

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Dr. Lazarus Grind

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #60 am: 03.11.2008, 20:05:42 »
"Na was denkst Du, was sie mit uns machen werden?" Grind zieht eine Grimasse, als wäre ihm nicht wohl bei der Vorstellung. "Ich habe nicht gerade viele Freunde bei 'denen'. Und möchte meine heile Haut auch nicht bereitwillig aufs Spiel stellen." Er klingt recht entschlossen, wenn auch nicht entgültig. Nach einigen weiteren kurzen Zügen seines Glimmstengels fügt er hinzu "Ich denke, man würde uns einer Befragung unterziehen und ich habe keine Lust mich, mein Alter und andere Dinge so offen zu legen... Das verstehst Du doch, oder?" Sein Gesichtsausdruck wird recht unergründlich hinter einer Wolke frischen Qualms, nur seine Augen leuchten noch.

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #61 am: 03.11.2008, 22:43:34 »
"Nein, das verstehe ich nicht wirklich. Aber ich richte mich da nach Ihnen. Trotzdem, wie sollen wir die Ledernacken hierherholen, und warum ist das sicherer als sie nur zu rufen? Ich meine immer noch, dass der Vater des Mädchens sie vielleicht holen kann. Oder..."

Trixie zögert einen Moment, bevor sie es ausspricht. "Oder wir lassen die Frau einfach da liegen?"
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Taysal

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #62 am: 04.11.2008, 08:46:03 »
* * *

„Mist und Ve'flucht!“ Trom Cholber schreit auf, sein Gesicht ist schmerzverzerrt und Martyn sieht einen Hammer quer durch die Werkstatt fliegen. Das Werkzeug geht klappernd hinter einer der Kisten zu Boden und der Chef des Karrenflickers saugt an seinem linken Daumen. „Iff haffe diefe Fummela'beit!“

Der alte Trom ist ein massiger Kerl mit stahlharten Muskeln. Seine Freunde behaupten er hätte Ogerblut in den Adern, doch niemand wagt es dieses Gerücht dem Karrenbauer zu erzählen. Zu schnell sähe man sich, mit blauen Flecken, auf der Straße wieder. „Ma'tyn, du kannst Feie'abend machen.“ Trom seufzt. „Das wi'd heute Abend nichts meh'. Ich schließe die We'kstatt gleich ab und gehe was Essen. Geh doch schon mal ins Ke'ke' und D'achen, um einen Platz f'eizuhalten.“

Der Karrenbauer grinst breit. „Heute Abend gibt es Stie'hoden und B'atka'toffel.“ Martyn weiß um Troms Leibgericht und wie gerne sein Chef in dieser kleinen Kneipe zu Abend isst.

Zehn Minuten später ist der hagere Halbelf schon unterwegs. Trom Cholber will nur noch den Hammer suchen, dann die Lichter löschen und nachkommen. Insgeheim weiß Martyn aber, dass ihm Trom eine halbe Stunde Vorsprung gibt, damit das Essen bei seinem Eintreffen schon dampfend auf dem Tisch steht und er nicht unnötig warten muss. Dazu ein kaltes Ale und der Alte ist glücklich.

Martyn biegt in das obere Ende der Darmgasse ein. Sie ist etwas düster, aber man spart dadurch den Weg durch die Wirbelgasse. Und das bedeutet, den Ledernacken aus dem Weg gehen zu können. Der Halbelf denkt über die letzten Tage in der Werkstatt nach. Trom schlägt sich immer öfter auf die Finger, schneidet neben einer Markierung vorbei oder verlegt kleinere Werkzeuge. Martyn hat am Vortag zufällig beobachtet, wie Troms Hände plötzlich zu zittern begannen und der Karrenbauer die Faust mehrmals hart gegen die Wand schlug. Danach war das Zittern vorbei. Ein Arzt sollte sich Trom Cholber mal ansehen, aber der alte Mann würde sich niemals untersuchen lassen und Martyn Ohneheim hat keine Ahnung, wie teuer ein Arzt käme.

Martyn ist die Darmgasse schon ein Drittel durch, da sieht er unter einer Gaslaternen zwei Leute stehen, die sich leise unterhalten. Die eine Person scheint ein Mann. Er wendet Martyn den Rücken zu und eine kleine Wolke steigt vor seinem Kopf auf – ein Raucher. Ihm gegenüber steht eine Frau. Das ist an sich nur wenig auffällig, doch zwischen Martyn und dem Pärchen liegt - nahe einer der Hauswände - ein länglicher Gegenstand auf der Straße. Martyn ist zu weit weg, um Details zu erkennen, aber er weiß trotz der Entfernung, dass es sich wohl um einen Toten handeln muss. Der Halbelf verlangsamt seinen Schritt.

* * *

Als Trixie die Frage ausgesprochen hat, blickt sie an Grind vorbei. Der Elf verdeckt glücklicherweise den Anblick der toten Frau und auch die Düsternis breitet gnädig ihren Mantel aus. Doch weiter hinten, einige Meter die Darmgasse hinauf, erkennt Trixie die wagen Umrisse einer Gestalt.

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #63 am: 04.11.2008, 08:57:57 »
Ist es der Mörder? Trixie verwirft den Gedanken sofort wieder, wenn auch nicht zur Gänze. Vielleicht kann der Neuankömmling ja die Ledernacken holen, aber dann würde er vielleicht auch von Grind und ihr berichten und sie würden nicht als Zeugen, sondern Verdächtige gesucht. Hat der Neuankömmling sie schon gesehen? Bestimmt – warum musste sie nur in den Lichtkreis treten!

Trixie stößt Grind an und nickt in Richtung des Neuen. Dann tritt sie mit einer ähnlichen Geste wie bei den Kindern vor, was sie auch aus dem Lichtkreis bringt, sollte sie fliehen müssen.

"Wir warens nicht."
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Dr. Lazarus Grind

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #64 am: 04.11.2008, 21:32:13 »
Grind atmet resigniert aus und verdreht die Augen, als Trixie spricht. Oh nein... warum nur sagt sie soetwas? denkt er sich, während er sich zu dem Fremden umdreht und zwei Schritte auf diesen zugeht. Langsam aus dem Lichtschein, lässt er vorsichtig ein Messer aus dem Ärmel gleiten und spricht die ihm unbekannte Person an: "Seid gegrüßt, würde es euch etwas ausmachen euch zu erkennen zu geben, wir untersuchen hier eine frische Straftat." Selbstsicher und fest klingst seine Stimme, jedoch kann man einen unmissverständlich drohenden Ton heraushören.

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #65 am: 06.11.2008, 12:24:28 »
"Raus mit der Sprache", fordert Trixie mit aus Angst geborener Chuzpe. "Wer sind Sie und was wollen Sie hier? Stehen Sie nicht einfach nur so rum!"
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Martyn Ohneheim

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #66 am: 08.11.2008, 21:28:58 »
Verdammter Mist! Dieser wenig poetische Gedanke schießt Martyn als erstes durch den Kopf, als er die beiden Gestalten und die vermeintliche Leiche im Halbdunkel erkennt. So oder so ist er jetzt in Schwierigkeiten, dessen ist er sich sicher. Mussten die zwei sich ausgerechnet seinen Heimweg für ihren Job aussuchen? Trom wird mächtig sauer sein, aber er wird wohl auf sein Essen warten müssen, während Martyn um sein Leben rennt.

Bevor er kehrt machen und zu laufen beginnen kann, wird er aber auch schon von den beiden angesprochen. Die zweite Stimme klingt nicht besonders bedrohlich, aber das hat nichts zu heißen. Die erste aber lässt die Faust, die sich um sein Herz geklammert hatte, ihren Griff etwas lockern.

"Dr. ... Dr. Grind? Sind sie das?"

Dr. Lazarus Grind

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #67 am: 09.11.2008, 00:09:43 »
Da Grind niemals andere Personen vergisst, mit denen er mehr als einmal Kontakt hatte (bei diesem Gedanken muss er unwillkürlich lächeln, natürlich vergisst er gerade seine Einmalkontakte erst Recht nie), wird die Situation sofort entspannter für ihn.
"Martyn, was tust Du des Nachts hier? Ich hatte schon befürchtet, dass man jetzt uns hier an den Kragen will..." und Grind deutet mit einer unwirschen Handbewegung auf die Überreste auf dem Boden.
"Wir sind gerade scheinbar in einen frischen Mordfall getappt. Vielleicht kannst Du mir und meiner Begleiterin helfen. Komm näher und ich stelle euch erstmal einander vor."
Noch bevor sich Martyn aufmachen kann, lässt Grind das Messer wieder in seinem Ärmel und fängt an, eine Decke über ihren offen klaffenden Brustkorb zu legen. Dabei fällt ihm wieder der Fußabdruck auf, welchen er sofort etwas genauer betrachtet.

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #68 am: 09.11.2008, 18:32:58 »
Trixie sieht vom einen zum anderen. "Sie kennen diesen Mann, Doktor?" Als Grind sich scheinbar unbekümmert dem Fußabdruck zuwendet, zieht sie die Stirn in Falten und stapft auf Martyn zu.

"Hallo. Ich bin Trixie."
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Martyn Ohneheim

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #69 am: 11.11.2008, 11:23:54 »
Martyn schaut Trixie genau an. Irgendwie hat er den Eindruck, er hätte sie schon einmal gesehen, aber er kann sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann oder wo das gewesen sein soll.

"Martyn. Dr. Grind hat mir mal 'nen großen Dienst erwiesen."

Misstrauisch schaut er sich um, ob es etwa noch weitere Beobachter gibt.

"Sieht aus, als wär das die Gelegenheit, alte Schulden zu begleichen." Anklagend schaut er Grind an. "Hätt' aber nich' ausgerechnet 'n Mord sein müss'n."

Dann zuckt er die Schultern. "Wie kann ich euch helfen? Wollt Ihr sie verschwinden lassen?"

Trixie Tollhaus

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« Antwort #70 am: 11.11.2008, 12:06:08 »
"Was? Nein!" Trixie reißt die Augen auf. Dann blickt sie unsicher zu Grind. "Wollen wir?"
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Dr. Lazarus Grind

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #71 am: 11.11.2008, 12:58:36 »
Grind schaut Martyn eine kurze Zeit eindringlich an, bevor er ihm und Trixie antwortet. "Martyn, das ist keine Leiche, die auf mein Konto geht! Dieser Frau wurde bei lebendigem Leibe das Herz rausgerissen und jenes klebt dort an der Wand." Unwirsch zeigt Grind auf eine dunkle Hauswand. "Nun wäre es unschlau sie verschwinden zu lassen, weil wir uns dann sofort verdächtig machen." Grind grübelt kurz und zieht genüsslich an seinem Glimmstengel und er blickt die beiden ernst an. "Meine Idee wäre, einfach wegzulaufen und diese ganze Geschichte hier auf sich beruhen zu lassen. Das riecht nämlich mächtig nach Ärger!"

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #72 am: 12.11.2008, 17:04:39 »
Nichts würde Trixie lieber tun als die Leiche da liegen lassen. Aber Grind hat ihr nicht geantwortet: sieht die Tote ihr ähnlich? Sollte sie das sein, die da liegt?

"Ja", sagt sie nachdenklich. "Wir sollten sie hier liegen lassen."

Während sie spricht, geht sie auf die Leiche zu. Sie muss es wissen. Sie muss sich das Gesicht der Frau ansehen.
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

Dr. Lazarus Grind

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #73 am: 13.11.2008, 01:35:02 »
Ein diabolisches Grinsen huscht über Grinds Gesicht lass sie nur schauen... sie wird Dir immer ähnlicher, Doc! und schliesslich weisst Du wohin soetwas führt... So schnell er kam, ist dieser Ausbruch auch schon wieder verschwunden.

Noch während Trixie ihre Hand nach der übergeworfenen Decke ausstreckt, packt Grind ihr Handgelenk sanft und sieht ihr tief in die Augen. "Das willst Du nicht wirklich. Glaube mir! Nur ist das noch immer Deine Entscheidung und nocheinmal werde ich Dich nicht aufhalten..." bedeutungsschwanger klingt eine traurige Wahrheit und eine kleiner, drohender Unterton mit. Nur kann Trixie diesen nicht wirklich zuordnen.

Trixie Tollhaus

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Das Schauspiel im Theater - Kapitel 1
« Antwort #74 am: 13.11.2008, 12:56:12 »
"Verdammt, Doctor, dann sagen Sie es mir. Tun Sie nicht so, als seien Sie mein Vater. Sieht sie aus wie ich?"

Trixie wird, wenn Grind darauf nicht eingeht, auf jeden Fall die Leiche ansehen.
"Du hast da eine Münze im Ohr. Wie kommt die denn da hin?"

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