* * *
„Mist und Ve'flucht!“ Trom Cholber schreit auf, sein Gesicht ist schmerzverzerrt und Martyn sieht einen Hammer quer durch die Werkstatt fliegen. Das Werkzeug geht klappernd hinter einer der Kisten zu Boden und der Chef des Karrenflickers saugt an seinem linken Daumen. „Iff haffe diefe Fummela'beit!“
Der alte Trom ist ein massiger Kerl mit stahlharten Muskeln. Seine Freunde behaupten er hätte Ogerblut in den Adern, doch niemand wagt es dieses Gerücht dem Karrenbauer zu erzählen. Zu schnell sähe man sich, mit blauen Flecken, auf der Straße wieder. „Ma'tyn, du kannst Feie'abend machen.“ Trom seufzt. „Das wi'd heute Abend nichts meh'. Ich schließe die We'kstatt gleich ab und gehe was Essen. Geh doch schon mal ins Ke'ke' und D'achen, um einen Platz f'eizuhalten.“
Der Karrenbauer grinst breit. „Heute Abend gibt es Stie'hoden und B'atka'toffel.“ Martyn weiß um Troms Leibgericht und wie gerne sein Chef in dieser kleinen Kneipe zu Abend isst.
Zehn Minuten später ist der hagere Halbelf schon unterwegs. Trom Cholber will nur noch den Hammer suchen, dann die Lichter löschen und nachkommen. Insgeheim weiß Martyn aber, dass ihm Trom eine halbe Stunde Vorsprung gibt, damit das Essen bei seinem Eintreffen schon dampfend auf dem Tisch steht und er nicht unnötig warten muss. Dazu ein kaltes Ale und der Alte ist glücklich.
Martyn biegt in das obere Ende der Darmgasse ein. Sie ist etwas düster, aber man spart dadurch den Weg durch die Wirbelgasse. Und das bedeutet, den Ledernacken aus dem Weg gehen zu können. Der Halbelf denkt über die letzten Tage in der Werkstatt nach. Trom schlägt sich immer öfter auf die Finger, schneidet neben einer Markierung vorbei oder verlegt kleinere Werkzeuge. Martyn hat am Vortag zufällig beobachtet, wie Troms Hände plötzlich zu zittern begannen und der Karrenbauer die Faust mehrmals hart gegen die Wand schlug. Danach war das Zittern vorbei. Ein Arzt sollte sich Trom Cholber mal ansehen, aber der alte Mann würde sich niemals untersuchen lassen und Martyn Ohneheim hat keine Ahnung, wie teuer ein Arzt käme.
Martyn ist die Darmgasse schon ein Drittel durch, da sieht er unter einer Gaslaternen zwei Leute stehen, die sich leise unterhalten. Die eine Person scheint ein Mann. Er wendet Martyn den Rücken zu und eine kleine Wolke steigt vor seinem Kopf auf – ein Raucher. Ihm gegenüber steht eine Frau. Das ist an sich nur wenig auffällig, doch zwischen Martyn und dem Pärchen liegt - nahe einer der Hauswände - ein länglicher Gegenstand auf der Straße. Martyn ist zu weit weg, um Details zu erkennen, aber er weiß trotz der Entfernung, dass es sich wohl um einen Toten handeln muss. Der Halbelf verlangsamt seinen Schritt.
* * *
Als Trixie die Frage ausgesprochen hat, blickt sie an Grind vorbei. Der Elf verdeckt glücklicherweise den Anblick der toten Frau und auch die Düsternis breitet gnädig ihren Mantel aus. Doch weiter hinten, einige Meter die Darmgasse hinauf, erkennt Trixie die wagen Umrisse einer Gestalt.