Autor Thema: Der Teufel von Sandfleck  (Gelesen 1421 mal)

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Zon-Kuthon

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Der Teufel von Sandfleck
« am: 12.10.2008, 15:58:53 »
Einer der Seemänner leerte seinen Krug mit einem kräftigen Zug, dann wischte er sich das wässrige Bier von seinem stoppeligen Kinn und stieß Lel unsanft mit dem Ellenbogen. Der Halbling ließ fast seinen eigenen Krug fallen, verschüttete etwas von dem schäumenden Getränk auf den Boden, schaffte es jedoch auf dem hohen Stuhl sitzen zu bleiben. Erschrocken blickte er den Matrosen an, der gerade dabei war sich mit einem verschwörerischen Blick eine Zuhörerschaft am Tresen zu sichern. „Ihr seid also irgendwo an der verlorenen Küste angespült worden?“ Zögerlich antwortete Lel: „Nun, ja. Unser Schiff muss irgendwann in der Nacht untergegangen sein und wir haben irgendwie mit Glück überlebt.“ Stille senkte sich über den Schankraum des Schleimaals. „Glück? Mein Junge, Desna war in dieser sternenlosen Nacht einfach nur gnädig. Sie hat euch im Dunkeln tappen lassen und nur so habt ihr überlebt. Ihr konntet ihn einfach nicht sehen! Die armen Hunde an Bord eures Kahns müssen ihn im Mondlicht, bei Mitternacht erblickt haben und waren sogleich dem Tode geweiht.“ Bevor der Seebär fortfahren konnte unterbrach ihn der Halbling sichtlich verwirrt: „Von was faselst du eigentlich?“ Misstrauisch musterte der Matrose Lel und dessen Begleiter. „Von was ich rede? Du Landratte möchtest mir doch nicht wahr machen, dass du noch nie von Sandflecks Teufel gehört hast?“

Die Bedienung, eine junge Zwergin mit feurig rotem Haar, brachte gerade eine neue Runde an einen der kleinen Tische neben dem Tresen. Selbstsicher bahnte sie sich einen Weg durch die lauschenden Seeleute.

„Wer ihn zu Gesicht bekommt, also sein Antlitz schaut“, fährt der Seemann fort, “der wird ein schreckliches Schicksal erleiden, das ist sicher! Geht ein Schiff verloren, findet jemand entlang der Verlorenen Küste gewaltsam den Tod oder es steht eine andere Tragödie an. So fliegt der Teufel von Sandfleck ungesehen durch die Nacht und wird nur von denen erblickt, die dem Unheil geweiht sind.“

„Oh, ja.“, mischt sich plötzlich die Schankmaid ein. „Manche sagen, dass der Teufel von Sandfleck der Sohn von der Witwe Lieb ist. Eine Frau die einst in den nördlichen Wäldern gelebt haben soll. Angeblich habe sie mit schwarzer Magie hantiert und den Umgang mit Scheusalen gepflegt zu haben. Als sie mit einem runden Bauch in den Ort kam, ignorierte sie alle Fragen über Schwangerschaft und den Vater ihres Kindes. Wochen später fand man ihre Hütte niedergebrannt im Wald. Es war nur noch ein Häufchen Asche und von der geheimnisvollen Besitzerin fehlte jede Spur. Nicht viel später wurde der Teufel von Sandspitze das erste Mal gesichtet.“

Der Seemann hatte sich während den Erklärungen der Zwergin eine Pfeife gestopft und war gerade dabei den Tabak zu entzünden. Weißblauer Rauch verhüllte das Gesicht des Matrosen geheimnisvoll, ehe er wie ein Seeungeheuer auftauchte und heftig widersprach:
„Das ist doch Altweiber Gewäsch! Keiner hat den Teufel von Sandfleck zu Gesicht bekommen und überlebt. Keiner! Jegliche Spuren oder Hinweise auf ihn verschwinden einfach.“ Er bläst ein Wolke Pfeifenrauch unter die Decke des Schankraums und beobachtet wie sich der Qualm in Luft auflöst. „Waffen mit seinem Blut, verwundete Tiere mit Bissspuren, aber auch seine Jäger lösen sich einfach in Luft auf.“

Mit einer weiteren Pause verleiht er seinen nächsten Worten besonders viel Gewicht. „Lebt einer lang genug um seine Geschichte aufzuschreiben oder den Teufel sogar zu malen, fängt das Zeug kurze Zeit später Feuer und fackelt ab. Manchmal brennen dabei ganze Schiffe und Häuser nieder!“

Dann mischt sich Lel wieder ein: „Mutter Mvashti sagt, dass ein uralter Teufel seit tausenden von Jahren über die Verlorene Küste wacht. Er hütet das Land vor denen die es plündern und ausbeuten wollen. Kann es sein, dass es eben jener Teufel ist von dem du da faselst?“
Unter Flüchen, die auf dem Festland so gut wie unbekannt sind, erhebt sich der Matrose sichtlich erbost. Er spuckt auf den Boden und greift nach dem Halbling.
« Letzte Änderung: 13.06.2009, 16:50:47 von Zon-Kuthon »