Autor Thema: Der Blaue Stern  (Gelesen 9262 mal)

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Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #30 am: 16.03.2009, 19:18:20 »
"Na wenn das so ist", meinte Mercutio trocken, "dann werde ich Euch nicht länger in Schwierigkeiten bringen. Ich komme wieder, wenn ich diese Unannehmlichkeit aus der Welt geschafft habe." Dann drehte sich der Magier um und verließ die Heckenzauberei, wobei er leise Flüche vor sich hin murmelte.

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #31 am: 22.03.2009, 22:05:41 »
Mercutio fand das gemeinsame Haus in der Lanzettenstrasse verlassen vor. Weder Cael noch die gesellige Zanovia war zugegen.

Als der Magier jedoch die Falltür zu seinen Räumlichkeiten öffnen wollte, fiel ihm ein Pergamentstreifen auf, der sorglos auf dem dunklen Metall abgelegt worden war.

Eine düstere Vorahnung überkam Mercutio. Er hob das Schreiben dennoch auf. Es war nicht die erste Nachricht die ihn an diesem Tag mehr oder weniger ungewollt erreichte.

Mit rotbraunen, krakeligen Buchstaben stand dort geschrieben:

"Heute.
Bei Mitternacht.
Steinschleiferstrasse Ecke Klunkergasse.
Für Sekundanten ist gesorgt."

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #32 am: 24.03.2009, 22:19:36 »
Erbost knüllte Mercutio die Nachricht zusammen und warf sie in die Ecke. Dann machte er sich wieder an seine Studien. Doch immer wieder stand er auf und lief in seinem Keller auf und ab, er überlegte ständig ob er die Herausforderung annehmen sollte. Es reizte ihn schon.

Ein paar Stunden später, kurz vor Mitternacht, war er auf dem Weg zur Steinschleiferstrasse...

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #33 am: 24.03.2009, 23:24:49 »
Zu so später Stunde war das Lächeln Desnas das einzige Licht auf den Strassen Korvosas, während In den engen Gassen eine tiefschwarze Dunkelheit herrschte.

Mercutio war noch vor Mitternacht am verabredeten Treffpunkt.

Es gab keinen Grund sich zu verbergen, also wartete er im silbrigen Mondlicht, nicht in den dunklen Schatten der Klunkergasse. Nach einer kleinen Ewigkeit an Wartezeit fiel die Nervosität langsam von ihm ab und wurde von Verärgerung über die Unpünktlichkeit seines Kontrahenten ersetzt.

Mercutio ging vor sich hinschimpfend auf und ab.

Dann riss ihn plötzlich ein scheussliches Husten aus seinen finsteren Gedanken. Es kam aus der Gasse, aber er konnte die Quelle nicht genau festmachen. Mann oder Frau? Mensch oder Tier?

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #34 am: 29.03.2009, 15:47:59 »
Mercutios Körper straffte sich sofort und der Magier wollte schon reflexartig einen Zauber wirken, rief dann aber nur in die Dunkelheit: "Wer ist da?"

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #35 am: 29.03.2009, 17:00:23 »
Ein weiteres grässliches Husten war Mercutios einzige Antwort. Dann kam etwas durch die Schatten auf ihn zugekrochen. Dürre, bleiche Finger erschienen im silbrigen Mondschein. Der Magier vermutete bereits, dass sie einem Daemon aus Abaddon gehörten, als sich die zittrige Stimme eines Bettlers zu Wort meldete: "Ein paar Münzen für Medizin, werter Herr?"

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #36 am: 31.03.2009, 08:08:47 »
Angewidert schubste Mercutio den Mann weg. "Scher dich weg!"

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #37 am: 31.03.2009, 23:44:58 »
"Aber, mein Herr..." Der Bettler hatte ein grässlich entstelltes Gesicht.

Im fahlen Licht des Mondes konnte Mercutio es nicht mit Gewissheit sagen, doch es sah so aus als sei es eine rotbraune Masse aus Schwellungen und offenen Pocken. Wehrlos und offensichtlich von Schmerzen gepeinigt ging der Mann zu Boden.

Während Mercutio das Stöhnen des Bettlers in den Schatten verfolgte, erklang erneut eine unbekannte Stimme hinter ihm:

"Wie wir sehen, habt Ihr einen Bekannten getroffen.", stellte die kühle, selbstsichere Stimme fest. "Entschuldigt bitte die Verzögerung, doch wir mussten sichergehen, dass Ihr allein gekommen seid."

Als Mercutio sich dem Sprecher zuwandte, sah er sich sechs gerobten Gestalten mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen gegenüber. Noch bevor er antworten konnte hoben alle sechs ihre Hände. Jeder von ihnen hielt einen Zauberstab in der Linken und ein Tuch in der Rechten.

"Wählt Ihr die Augenbinde oder den Zauberstab, Meister Dragonetti?"

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #38 am: 02.04.2009, 09:32:31 »
"Sechs gegen einen. Ihr scheint ja ziemlich mutig zu sein. Als erstes möchte ich aber wissen warum Ihr mich ausgewählt habt. Dieser verfluchte Tiefling gehörte doch auch zu Euch, oder?"

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #39 am: 02.04.2009, 18:45:25 »
Die Antwort der Unbekannten kam schnell: "Das Duell findet nicht hier statt. Wollt Ihr Euch freiwillig die Augen verbinden lassen oder sollen wir anderweitig für Eure Unkenntnis des Weges sorgen?"

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #40 am: 03.04.2009, 16:47:43 »
Mercutio zog eine Augenbraue hoch, obwohl es in der Dunkelheit wahrscheinlich eh niemand sehen konnte. "So, so... Für wie dumm haltet Ihr mich eigentlich? Dann könnte ich doch auch gleich Selbstmord begehen. Das war nicht abgemacht und somit werde ich nicht zum Duell antreten." Entschlossen verschränkte der Magier seine Hände hinter dem Rücken.

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #41 am: 03.04.2009, 19:09:46 »
Alle sechs gerobten Gestalten streckten ihre linke Hand aus und sprachen ein einziges drakonisches Wort: Nachtklaue.

Und tatsächlich huschte ein dunkler Schatten über Mercutios Blick. Er versuchte ob dieser offensiven Geste des Zauberns zu flüchten, doch seine Beine wollten ihn nicht davon tragen. Der Magier war wie versteinert.

Dann beschworen die Sechs einen Nebel aus dem Kopfsteinpflaster der Klunkergasse empor, der Mercutio kurz die Sicht raubte und dann das Bewusstsein nahm.

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #42 am: 10.04.2009, 23:22:42 »
"... kommt zu sich.", waren die ersten Worte die Mercutio wieder bewusst aufnehmen konnte.

Um den Magier herum war es dunkel. Und es war an diesem Ort kälter als in den nächtlichen Gassen Korvosas. Er fragte sich wo ihn die gerobten Gestalten hingeschleppt hatten. Der kalte Stein auf dem Mercutios Gesicht lag wurde von blauen Flammen erhellt, die an den hoch erhobenen Waffen von sieben Statuen züngelten. Unter den finsteren Blicken der steinernen Männer und Frauen erhob sich der Magier vorsichtig, gefasst auf Angriffe jedweder Art.

Der Angriff blieb aus. Die raunende Stimme ertönte jedoch auch kein zweites Mal.

Mercutio befand sich auf einer großen, kreisrunden Scheibe aus hellem Stein. Über die gesamte Oberfläche dieses kunstvoll gefertigten Podests verlief das arkane Symbol, das ihm sein Herausforderer auf die Stirn gezaubert hatte. Die sieben Statuen standen im Kreis um das Podest verteilt. Auch sie waren gerobt, wie die Unbekannten in der Klunkergasse. Hinter dem blauen Licht ihrer prachtvollen Fackeln blieb der Rest des Raumes  von schwarzer Dunkelheit verhüllt.
« Letzte Änderung: 12.07.2009, 22:37:42 von Zon-Kuthon »

Mercutio

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Der Blaue Stern
« Antwort #43 am: 12.04.2009, 11:32:43 »
Langsam rappelte Mercutio sich auf. Dann drehte er sich im Kreis und schrie: "Los zeigt euch, wer immer ihr auch seid!"

Zon-Kuthon

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Der Blaue Stern
« Antwort #44 am: 16.04.2009, 10:43:53 »
Auf des Magiers verzweifelte Rufe schlurfte etwas durch die Schatten hinter der Steinscheibe.

Dann stieg jemand langsam die Stufen zu dem kunstvoll verzierten Podest empor. Es war der Fettwanst aus dem Zauberladen, der auf der gegenüberliegenden Seite der Scheibe Stellung bezog. Im blauen Licht der magischen Fackeln sah er wie das unförmige, menschliche Abbild eines fernen Mondes aus. Auf seiner bleichen Haut waren dunkle Blutergüsse und schwarze, schimmernde Egel zu sehen. Ein beunruhigendes Grinsen machte sich auf dem feisten Gesicht des Mannes breit, bevor in den Schatten eine unbewegte, androgyne Stimme erklang:
"Initiationsriten werden in jedem Fall bis zum Tode ausgefochten. Möge der Mächtigere siegreich sein."
« Letzte Änderung: 12.07.2009, 22:36:15 von Zon-Kuthon »