Autor Thema: Am Rande von Anarchie  (Gelesen 3159 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Zon-Kuthon

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Am Rande von Anarchie
« am: 30.12.2008, 02:44:32 »
17. Pharast, 4708 AZ

Es war ein bewölkter Tag. Cael der Priester, Zanovia die Kämpferin und Mercutio der Magier wollten sich gerade auf den Weg zum Schloss machen als es an der Tür Klopfte. Müde und sorgenvoll standen sie in der niedrigen Stube. In der Bewegung innehaltend blickten sie sich gegenseitig erwartungsvoll an, bis Cael sich dazu entschloss zu öffnen.

„Daro!“, rief er freudig, als der junge Mann eintrat. In den vergangenen Tagen hatten die drei wenig von Daro gehört. Hadrak, sein Ziehvater hatte angeblich darauf bestanden, dass er nur noch nördlich des Kanals der Heiligen Alika eingesetzt wird. Daro sah im Gegensatz zu den anderen sehr gut aus. Er hatte einen neuen Lederpanzer und die Armbrust auf seinem Rücken hatten sie auch noch nicht gesehen.

„Ihr seht schlecht aus“, meinte Daro, während sie gemeinsam das Haus verließen. „Wohin des Wegs? Auch zum Schloss? Ich hatte gehofft wir könnten gemeinsam zusehen. Also bei der Hinrichtung, meine ich.“
Zanovia nickte. Nach einer Weile sagte die Varisianerin niedergeschlagen: „Wir haben unsere Zweifel an der Schuld von Trinia. Hätten wir sie nur erwischt! Wir hätten sie selbst befragen können und müssten uns jetzt nicht auf das Urteil der Königin verlassen!“

Daro traute sich ob der schlechten Stimmung unter den Agenten erst wieder in den Höhen ein Gespräch anzuleiern: „Und wie geht es sonst so?“

Diesmal war es an Cael zu antworten: „Ach, wir hatten eine Mordsnacht!“ Der Halbelf hatte ein sarkastisches Grinsen im Gesicht. „Nein, ich habe da jemanden kennen gelernt. Aber die Umstände waren nicht die Schönsten. Eigentlich sind wir uns auf dem Friedhof begegnet. Dann sind wir zusammen auf der Suche nach einem zerstückelten Shoanti in ein verfallenes Mausoleum hinabgestiegen. Dort haben wir Skelette, Zombies und wahnsinnige Gnome mit milchigen Glupschaugen bekämpft. Natürlich auch Mal wieder einen dieser widerlich stickenden Müllfresser und einen Golem aus toten Menschen, Tieren und was weiß ich was. Das Übliche halt.“

Noch bevor Daro etwas erwidern konnte, hörten die Agenten jemanden nach ihnen rufen. „Cael! ... Zanovia! ... So wartet doch auf mich!“

Es war Carmelizzia, die Novizin von der gerade die Rede gewesen war. Bis die platinblonde Halbelfin in den dunkelgrauen Roben zu den vier aufgeschlossen hatte, murmelte der Magier: „Wenn man von Teufeln spricht!“ und Zanovia seufzte enttäuscht „Schwesterherz, wie schön dich zu sehen.“

Carmelizzia hatte die Fassung wiedererlangt, die ihr in den Totentunneln nach den abscheulichen Entdeckungen in Rolths Kerker abhanden gekommen war. „Es ist gut Euch gesund und munter zu sehen. Ich hoffe die Schreckgespenster der Nacht haben Euch wieder verlassen. Auch wenn einen wahrscheinlich solche Dinge nie wieder loslassen. Aber zu erfreulicheren Dingen. Die Königsmörderin wurde gefasst! Seid Ihr auch auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung?“

Sie bekam von allen vier dieselbe Antwort: „Ja!“
« Letzte Änderung: 02.12.2009, 19:39:01 von Zon-Kuthon »

Daro

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #1 am: 03.01.2009, 05:44:35 »
Etwas verdutzt blickt Daro zuerst die Halbelfin an und dann zu seinen Freunden.
"Ihr kennt euch?"

Zanovia

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #2 am: 03.01.2009, 15:10:49 »
"Allerdings! Ohne sie hätten wir niemals unser Ziel erreicht, die sterblichen Überreste des Shoantis aus den Totentunneln zu bergen." Zanovia hakte sich bei dem Halbelfen ein. "Uuuuuund..... du wärst eine Sinneserfahrung ärmer geblieben. Stimmt`s Cael?"

Mercutio

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #3 am: 03.01.2009, 15:47:41 »
Wie freundlich die Tänzerin plötzlich zu dieser Priesterin ist. Der Magier beteiligte sich nicht an diesem Gespräch, seine Gedanken waren momentan woanders. Doch dann warf er plötzlich eine Frage in die Runde: "Wisst ihr was mich etwas verwundert? Wir sollten doch Rolth, den Totenbeschwörer, der von der Acadamae verwiesen wurde, aufstöbern. Gefunden haben wir aber nur ein paar blauhäutige, milchäugige Gnome, und solche Wesen werden an der Acadamae sicher nicht ausgebildet."

Zanovia

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #4 am: 03.01.2009, 16:05:37 »
"Teufler, du bist sehr schlau! Ich bin ganz deiner Meinung." Dann wirft die Varisianerin dem Magier einen hoffnungsvollen Blick zu. "Aber würdest du uns zur Acadamae begleiten?"

Mercutio

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #5 am: 04.01.2009, 00:01:20 »
Mercutio verdrehte die Augen. "Denk doch einmal nach, Tänzerin. Es ist doch völlig klar, dass wir diesen Rolth nicht erwischt haben und da kann man uns in der Acadamae auch nicht weiterhelfen. Wir werden sehen was Feldmarschall Kroft dazu sagt."

Daro

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #6 am: 04.01.2009, 07:21:35 »
"Totenbeschwörer Rolth? Sterbliche Überreste eines Shoantis? Und dann diese junge Dame, die euch wohl sehr vertraut ist, aber ich nicht mal den Namen weiss.
Ihr habt sicherlich einiges zu berichten."

Mercutio

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #7 am: 04.01.2009, 12:38:17 »
"Allerdings gibt es einiges zu erzählen, doch sollten wir uns etwas beeilen, sonst kommen wir zu spät."

Zon-Kuthon

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #8 am: 04.01.2009, 13:23:52 »
Verträumt sah Cael nur die hübsche Halbelfin an und vergaß über seine Begeisterung seinen Freunden zu antworten. Dann folgten die Agenten und ihre Begleiterin dem Vorschlag des Magiers und schickten sich an noch vor dem Sonnenuntergang den Schlosshof zu erreichen.

Der Weg auf die Stufenpyramide war lang. An seinem Ende ragten die schwarzen Mauern mit den krallengleichen Zinnen von Schloss Korvosa, wie die Klaue eines bösen alten Drachens in den bedeckten Himmel auf.

Die Treppe wollte allerdings kein Ende nehmen, was die Leute nicht davon abhielt nur so in den öffentlichen Vorhof zu strömen, wo die Hinrichtung stattfinden sollte. Als die Agenten endlich vor dem Tor angekommen waren, verwehrten Gardisten einfachen Bürgern bereits den Zutritt. Der Schlosshof war hoffnungslos überfüllt und so gelangten die fünf nur mit Hilfe ihres Abzeichens hinein, was ihnen Verwünschungen der weniger begünstigten Bürger einbrachte.

Unter dem Torbogen hindurch, eröffnete sich ihnen ein Bild wie sie es eher bei einem Freudenfest oder einem Ritterturnier vermutet hätten.

Um eine hölzerne Empore, auf der bereits der Richtblock wartete, waren drei Ehrentribünen aufgebaut worden. Die größte davon besaß einen blutroten Baldachin unter dem ein hoher gepolsterter Stuhl stand. Noch war der Sessel unbesetzt, doch keiner zweifelte daran, dass bald Königin Ileosa diesen Platz einnehmen würde. An der hohen Brüstung fanden sich die Wappen aller großen Häuser, mit dem der Arabastis in der Mitte.

Vor einer Reihe bewaffneter Gardisten hatten sich einfache Bürger an der Tribüne versammelt. Sie streckten ihre Hände zu einem gut gekleideten Mann mit freundlichen Augen empor. Er hatte langes, ungebändigtes Haar und einen buschigen Schnurrbart. Daro erklärte den anderen, dass es sich um Fürst Glorio Arkona handelte. Der Edelmann war dafür bekannt den Armen wohlgesonnen zu sein und so hielt er auch jetzt eine kleine Truhe aus Ebenholz unter dem Arm, während er mit der freien Hand Münzen daraus an die jubelnde Menge verteilte.

An seiner Seite war wie immer Melyia, die Base des Fürsten. Die Arkona war wunderschön, was ihr wie immer bewundernde, wie neidische Blicke schenkte.

Neben der königlichen Dienerschaft und den Arkonas konnten die Agenten viele Mitglieder der übrigen Adelshäuser Korvosas erkennen. Die Edelleute waren in die kostbarsten Stoffe gehüllt und trugen die wertvollsten Schmuckstücke ihrer Schatzkammern zur Schau. Unter den Fürsten und ihren prächtig geschmückten Gemahlinnen waren auch die meisten der Magistraten zu sehen. Die Herrschaften plauderten offensichtlich gut gelaunt über Belanglosigkeiten, während sie desinteressiert die letzten Vorbereitungen der Hinrichtung beobachteten.

Die Matriarchin von Haus Zenderholm, eine blasse Frau mit schwarzem, dünnen Haar, die laut Daro von den Bürgern Korvosas nur „die Galgenkrähe“ genannt wurde, war über die Brüstung der Tribüne mit einer älteren Dame auf der Zuschauerbühne daneben in eine Unterhaltung vertieft. Carmelizzia konnte diese wiederum begeistert als Bischöfin Keppira d’Baer benennen. Es war die Vorsteherin der Kathedrale Pharasmas in Grau, wo sich die beiden Halbelfen erst am gestrigen Tag zum ersten Mal begegnet waren. Unter dem gelben Baldachin waren noch zwei weitere Hohepriester zu sehen: Ornher Reebs vom Tempel des Asmodeus und Erzbankier Darrb Tuttel, das Oberhaupt der Abadarier von Korvosa.

Die dritte Ehrentribüne war verhältnismäßig schmucklos. Zwischen Standarten und Bannern erkannte Mercutio das Wappen der Garde Korvosas, das der Schwarzen Kompanie und das des berüchtigten Ordens des Nagels auf enormen Schilden. Mit einem vierten, blanken Schild aus mattem Stahl konnte er nichts anfangen.

Hinter der niedrigen Brüstung saß Feldmarschall Cressida Kroft in polierter, blutroter Plattenrüstung. Die Anführerin der Stadtgarde wechselte ein paar Worte mit einem blonden, gut aussehenden Mann auf dessen Waffenrock wieder der geflügelte rote Anker der Greifenreiter zu sehen war. Daro erkannte in ihm sofort Marcus Thalassinus Endrin, den Kommandanten der Schwarzen Kompanie.

Etwas abseits, durch zahlreiche niederrangige Militärs von den beiden Generälen getrennt, saß die Führungsspitze der Höllenritter. Hinter den finsteren Rüstungen mit infernalen Symbolen und Teufelsfratzen vermutete Mercutio Lictor Severs DiVri und die Herrin der Klingen Maidrayne Vox. Eine Frau die nicht nur in Korvosa für ihre Grausamkeit beim Erteilen und Vollstrecken von Richtsprüchen bekannt war.

Zwischen den schwer gepanzerten Höllenrittern saß ein dürrer Mann in schwarzen Roben. Der Magier hielt ihn für Paravicar Acillmar, ein Arkanist und ebenfalls innbrünstiger Verehrer des Prinzen der Finsternis.

Auf einer niedrigen, aber dennoch über das einfache Volk erhabenen Zuschauerbühne saßen die Dockfamilien, wohlhabende Kaufleute und Händler. So auch Familie Dragonetti, Mercutios Eltern, Geschwister und Tanten, von denen keiner den Magier eines Blickes würdigte.

Zu Mercutios Erleichterung waren allerdings nur sehr wenige Mitglieder der Acadamae hier um der Hinrichtung beizuwohnen. Zanovia suchte jedoch auch nach Vencarlo Orisini und Grau Soldado vergebens.

Cael

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #9 am: 04.01.2009, 23:05:09 »
Das Schauspiel der Aristokraten schien Cael zunächst nicht wahrzunehmen. Noch immer hing sein Blick am makellosen Antlitz Carmelizzias.
Nur mit Mühe kämpfte er das Kribbeln in seinem Magen hinunter und rief sich ins Hier und Jetzt zurück.

Mit Abscheu wanderten seine Augen über die Edelleute, die mit ihren Intrigen den Sargnagel jeder Gesellschaft bedeuten. Nur ein Wort, "Anarchie...", schwirrte in seinen Gedanken und verdrängte das wohlige Gefühl durch ein älteres, vertrauteres; Hass.

Zon-Kuthon

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #10 am: 05.01.2009, 22:24:23 »
Plötzlich ertönten die Fanfaren der königlichen Herolde und kündigten die Herrscherin von Korvosa an. Eine Ehrengarde von sechs Kriegerinnen in strahlenden Rüstungen und mit roten Federbüschen auf den Helmen bezog vor dem throngleichen Sessel, unter dem roten Baldachin Stellung.

Königin Ileosa Arabasti betrat die Empore. Sie trug ein schimmerndes Kleid aus grünem Brokat und perlfarbener Seide von unschätzbarem Wert. Majestätisch ließ sie sich auf dem thronartigen Sessel nieder.
Das Gesicht der Königin glich einer makellosen Porzellanmaske und ihr geflochtenes Haar brannte im orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne wie poliertes Kupfer. Sie ließ einen Fächer aufschnappen über den nur noch ihre grünen, katzengleichen Augen zu dem Richtblock auf der anderen Seite des Hofes funkelten.

Die Bürger von Korvosa jubelten.

In den Schatten hinter der Königin erkannten die Agenten ihre Leibwächterin Sabina Merrin. Aufmerksam und emotionslos beobachtete sie die Menge auf dem Schlosshof.

Dann setzte der dumpfe Schlag einer Trommel ein. Jeder wusste, dass nun die Hinrichtung begann.

Zwei Gardisten zerrten eine vermummte Gestalt in rasselnden Ketten durch eine schmale Gasse in der Menschenmenge. Keiner schimpfte, keiner spuckte und keiner warf etwas. Alle waren wie gelähmt vor Hass.

Neben dem Richtblock wartete bereits ein hünenhafter Soldat im grauen Rock der Garde Korvosas. Auf dem Kopf trug er jedoch den gefürchteten Helm des Henkers und in den Händen hielt er die mächtige Axt, mit der er das grausame Urteil vollstrecken würde.

Unsanft zog er die verurteilte Königsmörderin auf das Podest. Zitternd stand die junge Frau neben dem finsteren Scharfrichter. Auf sein Zeichen befreiten die beiden Wächter Trinia Sabor von den Fesseln an Händen und Füßen. Dann rissen sie ihr den löchrigen Sack vom Kopf.

Geblendet vom Abendrot und sichtlich um Würde ringend, blickte die Verurteilte auf den Schlosshof. Trocknende Tränen schimmerten auf ihren bleichen Wangen und der kalte Wind wehte ihr die blonden Haare in die blauen Augen. Vor ihren Peinigern weinen wollte sie jedoch nicht.

Pathetisch erhob sich die Königin und sprach zu ihrem Volk:

„Geliebte Korvosianer! Ihr habt schwer gelitten in den vergangenen Wochen. Eure Häuser standen in Flammen, eure Lieben lagen tot auf den Straßen unserer Stadt und eure teuren Ersparnisse sind euch genommen worden. Ich fühle mit euch. So habe ich nicht nur meinen geliebten Gemahl verloren; nein, mein Herz blutete für jedes angesteckte Heim, für jede vergossene Träne und für jede Form von Anarchie. Es war eine schwere Prüfung für uns alle, doch hat die Folter nun endlich ein Ende. Vor euch steht das Gesicht der Schrecken die euch heimgesuchten. Lasst euch nicht von ihrem unschuldigen Antlitz täuschen! Sie ist eine kaltblütige Mörderin, ... eine Verführerin, ... eine Sünderin; ... sie ist eine Schlange in unserer Mitte.“

Die grölende Menge mit ihrem geschlossenen Fächer beschwichtigend fuhr die hohe Dame fort:

„Ihr Tod wird Korvosa nicht wieder aufbauen, noch wird er uns König Eodred zurückbringen, aber es wird ein Morgen geben, einen Tag an dem die ganze Stadt vom Abgrund der Anarchie zurücktreten wird und das stärker als je zuvor!“

Wieder musste die Königin warten, bis die jubelnde Menge sich beruhigt hatte.

„Und so lasst uns diesen neuen Tag mit Gerechtigkeit einläuten! AB MIT IHREM KOPF!“

Ohrenbetäubender Jubel hallte von den dunklen Mauern Schloss Korvosas wider.

Der Scharfrichter hatte während Ileosas Ansprache den Kopf der Verurteilten fest auf den Richtblock gedrückt. Vor Angst schlotternd kniete Trinia Sabor vor ihm.

Dieses Mal erklang jedoch ein Aufschrei des Entsetzens im Schlosshof.

Die Axt zum fatalen Hieb gehoben, taumelte der Henker plötzlich ein paar Schritte nach hinten und wieder vor. Unsicher hielt er die Waffe in der Linken, während er mit der Rechten seine Schulter abtastete. Ungläubig starrte er seine blutrote Hand an, als er mit einem Schmerzensschrei das Henkersbeil fallen ließ. Ein Dolch steckte in seiner linken Hand und die Axt schlug mit einem satten Geräusch nur fingerbreit vor Trinias Nase tief in den Richtblock ein. Er wirbelte herum und die erschrockene Menschenmenge konnte einen weiteren Dolch, in seinem Rücken erkennen.

Als wieder Rufe unter den Bürgern laut wurden, blickte Trinia zu ihrem Henker auf. „Bei den Göttern! Es ist der Schwarze Falke!“, erklang es.

Ein maskierter Schwertkämpfer in dunklen Gewändern, bewaffnet mit Dolch und Rapier sprang auf die Plattform neben den Scharfrichter. Mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Handgelenk ließ der Schwarze Falke seinen Dolch durch den Fuß des Hünen schießen, der sich bis in die Holzbretter darunter bohrte. Dann half er Trinia auf.

„Ja, in der Tat, meine Königin! Lasst uns der Gerechtigkeit Genüge tun! Aber lasst es Gerechtigkeit für Korvosa sein, nicht für diesen Haufen Dreck, den Ihr Monarchie nennt! Lang lebe Korvosa! Nieder mit der Königin!“

Die Worte des Maskierten ließen das versammelte Publikum in Chaos versinken. Manche pflichteten ihm lautstark bei und forderten die Königin auf den Roten Thron abzutreten, andere wollten fliehen; manche schrien nach Blutrache und wieder andere waren wie gelähmt.
So auch Königin Ileosa. Einen Augenblick später nickte sie ihrer Leibwächterin zu und verschwand, von ihrer Ehrengarde geschützt im Schloss. Die Gardisten und Höllenritter kämpften sich durch die tobende Menge auf den Schwarzen Falken zu.

Zon-Kuthon

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #11 am: 06.01.2009, 00:20:38 »
Der Henker hatte sich in der Zwischenzeit befreit. Er zog die Axt aus dem Richtblock und hob sie zum Angriff gegen den Maskierten.

Daro

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #12 am: 06.01.2009, 08:35:17 »
Als Daro die Situation erfasst hat, seine Armbrust war blitzschnell schussbereit. Die jahrelange Uebung mit dieser Waffe hat aus Daro breiets jetzt schon einen Schuetzen gemacht, der seinesgleichen sucht.
Doch alle die Sicherheit die er mit dem Umgang seiner Waffe hat, hilft ihm nicht bei der Entscheidung auf wen er sie richten soll. Ununterbrochen wandert sie zwischen dem schwarzen Falken und dem Henker hin und her.

Cael

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #13 am: 06.01.2009, 10:31:24 »
Der Auftritt des schwarzen Falken hatte Cael abrupt aus seinen Gedanken gerissen und so verfolgte er das ganze Spektakel mit sichtlichem Wohlgefallen. Erst als dem Tapferen der sichere Märtyrertod bevorstand, erwachte sein Geist wieder zu Leben und suchte fieberhaft nach einem Weg die Beiden auf der Empore zu retten.
Schnell zog er die Kapuze seines Umhangs tiefer ins Gesicht, um dieses so zu verschleiern und eilte in Richtung des hölzernen Aufbaus. Dort angelangt untersuchte er die Empore nach einer Möglichkeit unauffällig unter diese zu schlüpfen.

Mercutio

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Am Rande von Anarchie
« Antwort #14 am: 06.01.2009, 12:51:41 »
Auch Mercutio Dragonetti war aufgesprungen als die schwarze Gestalt auf der Platform erschienen war. Sofort wollte der Magier einen Zauber auf Mann sprechen, doch leise Zweifel schlichen seinen Rücken hinauf und er zögerte. Recht und Ordnung und das Wohlergehen seines geliebten Korvosas lagen Mercutio immer sehr am Herzen, doch irgendetwas war faul an diesem Schauspiel. Er wusste nicht wieso, aber er glaubte nicht an Trinia Sabors Schuld. Während das Chaos um ihn herum losbrach focht Mercutio einen innerlichen Konflikt mit seinem Gewissen aus.