„Habt unseren ewigen Dank! Eure Größe“, Dranian unterbricht seine Dankesrede, in Furcht, er könnte etwas falsches gesagt haben. Er räuspert sich und setzt sofort wieder an, wo er aufgehört hat, „wird nur noch von Eurer Großzügigkeit übertroffen.“
Als hätten die drei Burschen nur darauf gewartet, dass die kurze Dankesrede ein Ende findet, stürzen sie sich sogleich gierig auf die Wegrationen und das Wasser. Als Vesin sie nach dem Grund ihrer Reise fragt, würgt Dranian schnell und geräuschvoll seinen Bissen hinab und antwortet: „Das ist eine lange Geschichte, doch ich werde die Herren“, er macht wieder eine kurze Pause, um erschrocken Faghira zu betrachten, „und die Dame – ver-verzeiht mir meine Ungehobeltheit, hohe Dame! Ähm... wo war ich... ähm... ich werde die Herren und die Dame nicht mit der ganzen Geschichte langweilen - außer sie wünschen es.
Also es trug sich zu, dass der Seher von Bruchheim... nein, eigentlich fing es mit dem Wetterumschwung an, den die Herren und die Dame sicherlich bereits bemerkt haben. Nun, unser Seher – der alte Faynalfan – erkannte, dass der plötzliche Wetterumschwung keine Zufälligkeit war und dass schlechte Zeiten anbrechen werden. Er hatte mit seiner Vorahnung recht – das hatte er schließlich immer – denn die kalte Klaue des Winters umklammerte noch immer das Land. Die Umklammerung wurde sogar noch heftiger, mit jedem Tag.
Eine Versammlung wurde abgehalten, auf der beschlossen werden sollte, was unsere Gemeinde gegen das Wetter unternehmen sollte. Die Alten waren allerdings der Meinung, es sei nicht verwunderlich, dass der Winter in den Frühling eingriff und schenkten den Worten des Sehers keine Beachtung, sodass beschlossen wurde, abzuwarten... doch es wurde kälter und kälter. Also sprach ich mit dem Seher und bat ihn um rat. Er erzählte mir, dass der Ursprung für die Kälte im Norden liegen würde und dass schwere Zeiten anbrechen würde.
An diesem Tag wusste ich, dass ich eine Mission hatte. Ich musste losziehen, um den Ursprung für die Kälte zu finden und etwas dagegen unternehmen.
Ich griff das Schwert meiner Ahnen, zog mich warm an und schlich aus Bruchheim. Anscheinend stellte ich mich dabei sehr plump an, denn meine Freunde Herodan und Tlond ertappten mich dabei und so kam es, dass wir gemeinsam auf Abenteuer gingen.“ Hin und wieder unterbricht Dranian sich, um etwas zu essen oder zu trinken, doch alles in allem scheint er ein eloquenter und recht passabler Redner zu sein.
„Zu unserer Schande muss ich allerdings gestehen, dass wir ohne Eure Hilfe bereits am Beginn unseres Abenteuers ein Ende gefunden hätten, denn die beißende Kälte hat wohl die letzten Lebewesen in den Bergen vertrieben oder getötet, sodass wir schon seit vier Tagen ohne Essen umherziehen. Es sind zwar nur wenige Stunden Marsch bis wir wieder im Hohen Wald sind, doch die hätten wir wohl nicht überlebt, wenn wir nicht auf Euch getroffen hätten.
Verzeiht mir die persönliche Frage, doch was führt Euch in diese Gegend? Seit ihr vielleicht auf der selben Queste unterwegs? Wir könnten doch vielleicht zusammen losziehen, um den Ursprung für dies Wetter zu ergründen.“
Faghira und Neriglissar blicken sich nach dem getreuen Packtier um, können es aber nicht erblicken. Wenn die Burschen ihm nicht begegnet sind – wenn sie es getan hätten, wären sie vermutlich nicht mehr hungerleidend – dann muss es den Pfad entlang des Flussbettes gelaufen sein, der hinab zum Fuße des Gebirge führt (wenn man den Erzählungen des Burschen trauen kann) , denn der Schreck hat das Tier wohl kaum flügge gemacht, sodass es einen Weg über die Berge, die sich steil zur Linken und zu Rechten auftürmen, gefunden hat.