Durch die feierliche Atmosphäre des Tempels blitzen aus den Satzfetzen, die er zu Gehör bekommt, immer wieder die Angst und das Entsetzen der Versammelten auf, und Jendar fühlt sich zunehmend beunruhigt.
"Wo sind die Würdenträger der Stadt? Man sollte doch erwarten, dass sie sich die Mühe machen, ihren Bürgern Trost zu spenden, wenn sie die Morde schon nicht verhindern können. Und warum patrouilliert die Wache nicht in den Straßen? Selbst eine Vogelscheuche wie ich" - ein schiefes Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht - "kann des Nachts durch die Gassen streifen, ohne nach dem woher und wohin gefragt zu werden. Hier ist doch etwas faul..."
Baldum wirkt in seinem priesterlichen Ornat weit respektabler als in seiner unscheinbaren Kutte. Als der Zwerg in seinem Nachruf auf die Verbindung des Kaufmanns zu den Geschmiedeten hinweist, horcht Jendar auf. Hier in Woodhelm stand er den gepanzerten Kampfmaschinen zum ersten Mal seit dem Krieg wieder gegenüber, und die Begegnung jagte ihm einen gehörigen Schrecken ein. Für ihn sind sie die Verkörperung der Gefahr, unnatürliche Zerrbilder des Feindes, die unaufhaltsam Tod und Verderben in den Reihen seiner Kameraden säen. Er hat sich zwar an den Anblick der zu Waldarbeitern umgerüsteten Golems gewöhnt, wird aber noch immer nervös, wenn er einem begegnet, und der Gedanke, sie als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft zu akzeptieren, stößt ihn noch immer ab.
"Also war es Likberg, der diese Ungeheuer zu Arbeitern umgerüstet hat? Hat zweifelsohne ein hübsches Sümmchen damit verdient. Könnte ein Geschmiedeter ihn derart zerfetzt haben?"
Jendar wird klar, dass er, will er den Mörder Fees finden, sich auch mit den anderen Morden auseinandersetzen muss. Baldum beginnt, symbolische Teile des Besitzes des Verstorbenen zu verbrennen, damit es ihm im Nachleben an nichts mangelt, und als sich der Geruch von verkohlendem Fleisch unter den aufdringlichen Gestank des Weihrauchs mischt, wird Jendar übel. Ungewollt schieben sich Bilder von lodernden Flammen vor sein geistiges Auge, Flammen, die nach ihm lecken, und wieder hört er die Schreie...
Jendar versucht, ruhig und tief zu atmen, aber die Luft im Tempel ist so schwer. Hastig greift er seine Rucksack und eilt zur Tür, schlüpft hinaus, und genießt erleichtert die frische Nachtluft. Schon besser. Er strafft sich und schultert sein Gepäck. Es ist schon spät, und der Tag war anstrengend; er sollte zusehen, dass er eine Mütze voll Schlaf bekommt. Er schlägt den Weg zum westlichen Stadttor ein und legt ein strammes Marschtempo vor. Er will raus aus der Stadt, zu seinem Lagerplatz am Fluss, und morgen früh wird er sehen, was er für Fee tun kann.