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2. Akt - Tote Leidenschaft

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Navun'Ylahc Vytharia:
Es wäre falsch zu behaupten, die Zeit, die ihr seit dem Tod des Seilers verbrachtet, wäre ruhig und erholsam gewesen.
Sowohl auf Reise, als auch verborgen in euren Zufluchten, wart ihr in ständiger Angst vor den Häschern der Inquisition und in letzterem Falle natürlich vor jenen, die ihr mit eurem Handeln verärgertet und habt so die vergangenen Wochen fast ungenutzt vorüberziehen lassen. Vor allem der Zwang der Nahrungsaufnahme, früher ein Akt körperlicher und geistiger Erneuerung und Freude ist zu einem hastigen Bluttrinken verkommen, stets beherrscht von der Sorge, von niemandem beobachtet zu werden und auf keinen Fall Hinweise zurückzulassen.

Langsam beginnt der quälende Hunger nach Blut sich tief in euch hineinzufressen, da es schon zu lange her ist, seit ihr euch das letzte mal so lange nähren konntet, bis ihr zur Gänze gesättigt wart. Doch auch Langweile drängt sich langsam durch den Mantel aus Vorsicht und Angst hindurch. Und stets lauerte das Tier, bereit, jeden noch so kleinen Moment der Schwäche auszunutzen und die Kontrolle über euch zu übernehmen.

Doch diesmal reißt William kein Bote mit schriftlicher Nachricht aus seiner Lethargie, sondern die sanfte Stimme von Beatrice d'Ouvron, die unmittelbar vor seiner Zuflucht auftaucht und vor dem strömenden Regen nur den Schutz ihres völlig durchweichten Umhanges besitzt. Und auch wenn sie nicht mehr friert, so tragen ihre Nervosität und ihre Unsicherheit dazu bei, dass sie fast einen durchfrorenen Eindruck macht, selbst wenn sie als Leiche derartige Probleme nicht mehr hat.

Verwaschene Spuren einiger blutiger Tränen sind die einzige Farbe in ihrem kalkweißen Gesicht und ihre Lippen beben vor Angst, als sie euch erblickt.
Ihre Stimme ist äußerst leise, wenn auch wunderschön und sicherlich könnte sie eine ausgezeichnete Sängerin werden, solange sie nur ihre Schüchternheit ablegen könnte.

"Ich bitte Euch, verzeiht mein Eindringen in Eure Zuflucht und Euer Leben... oh, ich meine... Verzeihung!
Bitte schickt mich nicht gleich wieder fort, ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte. Und meine Erzeugerin darf nicht erfahren, dass ich allein fortgegangen bin."

Etwas abseits steht Stefan, versteckt hinter einer kleinen Holzhütte, als Beatrice vor Williams Zuflucht steht. Sie war ihm aufgefallen, als er sich herausgewagt hatte, um zu Trinken und war ihr gefolgt. Doch von dem Gespräch kann er aus seiner jetzigen Position nichts verstehen, zu sehr trommelt der Regen auf die Holzbretter der Hütte.

Bruder William:
"Kommt rein mein Kind und beruhigt euch erstmal. Ich würde einem Hilfesuchenden niemals den Zutritt verwähren. Ihr seid ja völlig aufgelöst. Was ist denn passierst?" dabei macht er eine einladende Geste in seine bescheidene Hütte, welche er vor einiger Zeit leerstehend vorgefunden hatte. Sollte Beatrice keine Einwände dagegen haben so legt er beschwichtigend seinen Arm um ihre Schulter und führt sie an einen kleinen Tisch auf dem eine Laterne steht und ihren flackernden Schatten über ein aufgeschlagenes Buch wirft  - Die Bibel Mathäus Kapitel 16 - Erste Leidenankündigungen.

Stefan:
Stefan wartete hinter der Holzhütte und versucht zu hören was Beatrice und der Mann in der Kutte, bei dem es sich wohl um Bruder William handelt, um diese Zeit zu besprechen haben.

Er weitet seine Sinne auf ein übernatürliches Maß, so das er den Gestank der Stadt ebenso deutlich wahrnehmen kann, die die gedämpften Gespräche der umliegenden Häuser. Und doch ist das Gespräch zu kurz, als das er mehr verstehen kann, als die Aufforderung von William, das Haus zu betreten.

Stefan überlegt kurz und entschließt sich dann den direkten Weg ein zu schlagen. Er überwindet mit einigen schnellen Schritten den Platz zwischen den Häusern und klopft an der Tür, nach dem sich diese gerade erst geschlossen hat.

Als diese sich wieder öffnet, legt er ein freundliches Gesicht auf und spicht:

"Verzeiht mein Eindringen in eure Domäne, jedoch sah ich durch Zufall das die holde Dame Beatrice zu solch später Stunde durch die Gassen ging und dachte es wäre sicherer ihr zu folgen. Für eine Frau, alleine in den Straßen Prags, kann es sehr gefährlich sein, auch wenn sie einer der unseren ist. Daher möchte ich mein Geleit anbieten, so fern es Beatrice wünscht, um sie wieder in ihre Zuflucht zu bringen, wenn sie Ihren Besuch bei euch beendet hat..."

Navun'Ylahc Vytharia:
Etwas unsicher, aber sichtlich dankbar, betritt Beatrice die Hütte und sieht sich vorsichtig um. Es scheint wirklich so, als würde sie ihre Zuflucht bei Maria nur selten verlassen.

Einen kurzen Moment später klopft es wieder an der Tür, und als William die Tür öffnet, steht Stefan vor ihm, der nicht lange zögert und sein Angebot vorträgt.

Ein paar Schritte auf die Tür zugehend, blickt die Toreador den Tremere zögernd an.

"Danke, ich... ich weiß nicht. Ich muss mich erstmal sammeln... Es ist so schwierig! Bitte hört euch meine Bitte an... ich weiß nicht, was ich tun soll..."

Bruder William:
Ein stummes Gebet fließt durch seine Gedanken als er erneut die Tür öffnet."Oh Herr, durch das Auftauchen dieses Tremere scheinst du heute meine Gastfreundschaft prüfen zu wollen. Doch seine offenbarte Absicht scheint gut zu sein, schließlich wollte er nur die junge Beatrice beschützen."

"Kommt auch ihr herein." dabei wiederholt er die einladende Geste von vorhin "leider kann ich nicht viel bieten. Doch setzt euch doch bitte." dabei zeigt er auf den einen Stuhl und den Hocker daneben. Er selber setzt sich dann auf die Pritsche, welche wohl sein Nachtlager darstellt.

"Ich hoffe, dass nun nicht noch jemand klopft, denn dann könnte es wirklich eng hier drin werden" damit versucht er die junge Beatrice etwas aufzulockern, bevor er sie darum bittet ihre Geschichte vorzutragen.

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