Am Abend des 2. Alturiak 1479 DR, im Gasthaus "Zum Auerochsen" auf der Straße von Zarach nach Ravensburg
Während weiter draußen noch eine Hetzjagd stattfindet, unterdessen im Auerochsen
Sard pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während er dem Krieger voran in die Taverne zurückgeht. "Dann seid froh darüber, dass Ihr nur Euer Wissen auf dem Schlachtfeld zurückgelassen habt. Ich verstehe nicht, was Ihr damit meint, aber es klingt allemal besser, als den Verstand selbst zurückzulassen."
Er steigt über die Leichenberge, bleibt nur bei dem Grottenschrat kurz stehen, dem der Kopf fehlt. Und wieso der Kopf in der anderen Raumecke liegt, bei Lolth... Er sieht angewidert auf die Hand, mit der er den Schopf des Geköpften ergriffen gehabt hat. Um ihn seinem Bruder zu zeigen? Teufel, die mich reiten...
"Kennt Ihr das, wenn Ihr merkt, dass Ihr eine Hure der Schlacht geworden seid?"
Sard reißt mit dem Hacken den Stuhl aus der Theke, den er selbst dort hineingeschmettert hat, richtet ihn wieder auf. Er bettet Margos auf einen der schmutzigen Tische, als wäre er ein Altar, und geht hinter die Theke. Aus dem Abwasch nimmt er einen Humpen, schüttet das Spülwasser weg, und zapft sich ein Bier.
Er setzt sich auf den Stuhl und stützt den Kopf in die freie Hand.
"Kennt Ihr das?"
Verbissen schleppt sich der Geistliche mit seiner Last weiter in die Taverne hinein.
Ein kurzes Nicken sichert dem dunklen Elfen seine Zustimmung zu.
"Ja..ich fühle es nur zu oft. Denn die Schlacht lässt niemanden kalt, und mit der Zeit
akzeptiert man das auch...genau wie eine Hure.
Jetzt seid bitte so freundlich und folgt mir nach oben; wir müssen den Aufbruch vorbereiten.
Falls der Jäger noch heute Nacht seine Beute schlägt, so muss alles
an Ort und Stelle sein."
An der Treppe,die nach oben in die Schlafgemächer führt, angekommen,
setzt er sein Bündel kurz ab und streckt sich. Dann setzt er seinen
Plan weiter in die Tat um. Nach oben...es gibt viel zu tun.
Sard leert seinen Krug zur Hälfte. "Aber gerecht ist es nicht", murmelt er. Dieser Mist. Als hätte ich ihn gewollt. Wenn ich ihn verbannen könnte, und die Schwerter über den Kamin hängen, wo sie hingehören.
Mit dem Humpen in der Hand folgt er dem Echsenmensch die Treppe hinauf. "Ihr seid ein Priester, oder nicht? Deshalb diese seltsamen Worte. Aber von den Göttern weiß ich wenig, und wenn Ihr hier ein Ritual ausführen wollt - diese Räuber kommen wieder."
Er lässt die Türe zu seinem Zimmer offen, während er sich anzieht, und ruft auf den Gang hinaus. "Wir sind ihrer Art schon vor zwei Tagen begegnet, und nun noch einmal. Denen ist egal, ob irgendeiner Eurer Jägergötter seine Beute schlägt und Ihr dafür Weihrauch anzünden müsst, oder... was weiß ich. Auch Zarna-kai und ich müssen rasch weiter, ein irrer König verfolgt uns mit seinen Vasallen."
Er wischt sich mit dem Nachthemd Blut und Schweiß vom Körper und wirft es in die Ecke. Dann zieht er sich ein sauberes Hemd aus seinem Bündel über und lugt um die Ecke in den Gang.
"Zarna-kai, das ist der Genasi, den Ihr tragt. Ich bin Sard, aus dem Unterreich."
Naz legt den Genasi behutsam auf das von der Nacht zerrüttete Bett.
Aus dem Laken werden einige Fetzen gerissen, ehe es vollends mit
Zarnas Blut getränkt ist. Vorsichtig reinigt er mit dem Wasser seines Zubers
die Wunden des Brennenden, bevor sie mit den provisorischen Leinenbandagen
umwickelt werden.
Eure Stärke wird Euch bald wieder auf die Beine stellen.
"Meine Worte sind nicht allein dem Klerus vorbehalten, junger Dunkler,
denn genauso ist der Glaube, der Menschen, Elfen und Drachen durchströmt,
mal stärker und mal schwächer."
Der Blaue streift sich hastig das zerschlissene Nachthemd vom Körper, öffnet Schrank
und räumt ihn eilig aus. Mit dem letzten Rest Wasser wischt er sich noch die letzten
Reste des Blutes, das noch nicht ausgehärtet ist, von den Schuppen, ehe er sich
in seinen ledernen Unterwams stürzt.
"Es ist mir eine Freude Euch alle kennenzulernen."
Nieten krachen, Metall schäppert, als die gigantischen Eisenschuppen über den
Echsenmann geschnallt werden.
"Am Tage meines Erwachens wurde mir der Name Nazjatan verliehen; in Eurer gemeinen Zunge gesprochen bedeutet er so viel wie 'die blaue Schlange' "
Zuletzt hängt der Blaue sich das blitzende Amulett um den Hals, das einen harmonischen
Nachthimmel zeigt. Der Rest des Bündels wird eiligst auf den Flur geworfen, und die schimmernde Stange wird vorsichtig an die Wand gelehnt,
sodass das Zimmer nun bis auf seinen Schützling vollkommen leer ist.
"Wo hat Zar..Zarna' Kai seine Habseligkeiten verstaut?"
Sard streicht sich über die Narbe, die an seiner Schulter ansetzt, bevor er das Hemd zuknöpft und seine Rüstung darüberzieht. "Nun, ich trage meine Götter um den Hals. Dass sie dort hängen, das genügt mir an Wissen über sie." Er fädelt das eiserne Symbol der Donnerbestie auf eine Schnur und bindet sie sich im Nacken zu. Mit dem Fuß schiebt er die Tür zu Zarna-kais Zimmer auf und weist hinein, während er sich die Hose zuknöpft.
"Ihr tätet gut daran, Nassdschatan, dieses verfluchte Land zu verlassen. Zarna-kai und ich stehen im Dienst eines Händlers, der ebenfalls aus dem Griff Frostmantels flüchten will. Zusammen ist die Reise sicherer. Dieses Land wird ein Königreich der Barbaren, und bald kommt niemand mehr über die Grenze, fürchte ich. Nicht einmal eine Schlange wie Ihr." Er beäugt Nazjatan von der Seite und kniet nieder, um sich die Stiefel zu schnüren. "Obwohl Ihr nicht wie eine Schlange ausseht."