Zook durchquerte die Stadt, in der langsam das Leben erwachte. Die Wachen hatten ihm gesagt, dass der Hauptmann sich in der Übungs- und Ausbildungskaserne befände, in dem gleichzeitig auch das Hauptquartier der Wache untergebracht sei. Als er das kleinere Tor, das den Hafen von der Stadt trennte, aber den ganzen Tag über geöffnet und nicht bewacht war, sah er rechts neben sich das große Gebäude auftauchen. Vorerst ließ er es jedoch hinter sich und passierte die Häuser der wohlhabenderen Bürger von Lautwasser, bevor er zum Marktplatz kam. Einer der Händler war mehr als erfreut ihn zu sehen und sogleich einen Teil seiner Ware los werden zu können. Schließlich machte er sich zurück auf den Weg zum Hauptmann, kam an der Unterkunft der einfachen Wachsoldaten vorbei, warf einen Blick auf den Grünen Krug, der so eben von Bochigon betreten wurde und erreichte schließlich das Hauptquartier. Davor waren vier Wachen postiert: "Halt! Was wollt Ihr?" Einer der Männer streckte seinen Arm aus und hielt Zook die flache Hand vor das Gesicht. Er war anscheinend übel gelaunt.
Bochigon verließ den Marktplatz und erreichte schließlich, wie vom Händler beschrieben, den grünen Krug. Das Gebäude war stattlich und kaum zu verfehlen. Es gab zwei Eingänge. Der Größere war dem Marktplatz zu gewandt. Ein Schild in Form eines Kruges mit schäumendem Inhalt hing über der Tür. Erstaunlicherweise wuchsen zwei kleine blühende Äste aus dem Schild heraus, fast als würde das Holz, aus dem es gefertigt war, noch leben. Aber das war sicherlich nur ein Trick. Der zweite Eingang lag gleich neben der Kaserne, der Unterkunft der Soldaten, und war kleiner und einfacher gehalten. Doch schon jetzt stand ein kleines Grüppchen Soldaten davor und unterhielt sich. Bochigon ließ sie stehen, wurde jedoch mit wachsamen Blicken beobachtet und betrat die Taverne. Sofort schlug ihm ein angenehmer Duft nach Frühstück entgegen. Er wusste nicht genau, was es gab, aber alles mischte sich zu diesem wohltuenden Geruch, den man an einem guten Morgen brauchte. Da war ein Schimmer von Tee in der Luft, doch auch der Duft nach frischer Marmelade, Honig, noch warmen Brot und auch der herzhafte Geruch nach dem Rauch des letzten Abends schwang noch mit. Eine junge Frau war gerade sorgsam dabei, die Theke zu reinigen. Als sie ihn erblickte, stahl sich nur ein winziges Lächeln auf ihre Lippen, bevor sie ihn begrüßte: "Guten Morgen, Herr. Wollt Ihr frühstücken? Das Brot ist gerade frisch aus dem Ofen gekommen." Wieso nur wollte ihre Stimmlage nicht zu den sonst so freundlichen Worten passen?
Gerade eben war der Händler in Trübsinn zurück verfallen, als er Karl auf sich zu kommen sah. "Oh, eine Gaststätte, aber sicher doch. Aber wollt Ihr Euch nicht zuvor ein wenig hier auf dem Marktplatz umsehen? Bei meinen Kameraden oder bei mir? Ich habe vorzügliche Ringe. Sie würden hervorragend zu Eurer Kleidung passen und ich glaube, ich habe auch irgendwo noch ein besonderes Schmuckstück." Der Händler begann hastig in einem kleinen Beutel zu kramen, warf allerlei weitere Ringe unachtsam auf seine kleine Verkaufstheke und tauchte schließlich wieder auf mit einem Grinsen, das nicht zu seinem Elan passte. "So, da ist er. Ein wunderbares Exemplar. Geschmiedet aus reinstem Silber und von einem elfischen Magier verziert. Er kostet auch nur dreitausend Goldmünzen. Ach, was sag ich? Für Euch nur zweitausendfünfhundert Goldmünzen. Das ist noch zu viel? Dann zweitausend. Wie wäre es? Zweitausend Goldmünzen für diesen wunderbaren Ring und natürlich die kleine Information, wo sich eine Gaststätte befindet." Der Händler sprach so schnell, dass Karl ihm zuerst nicht folgen konnte. Seine Aufdringlichkeit glich bald purer Verzweiflung. Und die anderen Händler ließen sich davon anstecken. Plötzlich rief einer von hinten. "Hey, bei mir kriegst du ein Amulett, das geheimnisvolle Kräfte besitzt und das für nur schlappe eintausendachthundert Goldmünzen, was sagst du, mein Freund?" Von rechts rief es auf einmal: "Lass dich nicht auf diese Scharlatane ein. Ich verkaufe dir eine Kette für deine Liebste für nur fünfhundert Goldmünzen. Das ist echtes Platin, das schwöre ich bei meiner Händlerehre!" Alsbald riefen alle Händler durcheinander und jene, die gerade erst auf den Marktplatz kamen, stimmten sofort mit ein, obwohl sie noch nicht einmal ihre kleinen Lädchen aufgebaut hatten. Schließlich herrschte nur noch aufgeregtes Stimmengewirr auf dem Marktplatz, so dass Karl nur noch Fetzen von Angeboten aufschnappen konnte.