Autor Thema: Die große Sehnsucht  (Gelesen 7617 mal)

Beschreibung: Einstieg für Eleftherios

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Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #15 am: 18.08.2009, 22:58:09 »
Der alte Mann verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf, und ging mit einem mehrfachen "Ts, ts, ts" zurück an seinen Pult.

"Dringt hier ein, dringt er, meint, irgendwelche Missionen erledigen zu müssen und dabei hier für Unordnung zu sorgen, und weiß nicht mal, wo er ist oder wer ich bin, bin ich wer."

Hinter dem Pult angekommen, sah der Alte Eleftherios mit gerümpfter Nase an, rückte seine Nickelbrille zurecht, und hob dann in einer bedeutungsschwangeren Geste die Arme. "Mein altehrwürdiger Name ist Xanarilliomarikuras Fideralinogaralikum Hederolaktikus Zett, und ich bin der letzte der Hüter des mystischen, geheimnisumwitterten und für die meisten gar in Vergessenheit geratenen Turms in der Mitte."
« Letzte Änderung: 18.08.2009, 23:00:46 von Luminus »

Die große Sehnsucht
« Antwort #16 am: 21.08.2009, 23:13:45 »
Aha.

Eleftherios schien so beeindruckt, dass ihm die Worte zu fehlen schienen. Dann fasste er sich.

Tut mir leid, das mit der Unordnung, ich wusste ja nicht, dass die Landung so hart sein würde. Nun, Meister Zett, Ihr habt recht, ich hab noch nie etwas über den Turm der Mitte gehört. Oder auch einfach nicht aufgepasst, als uns davon erzählt wurde, wer weiß das schon. Da fällt mir ein, in der Mitte von was eigentlich?"

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #17 am: 23.08.2009, 01:10:20 »
Fassungslos starrte der Hüter ihn an. "Zett? Einfach nur Zett, einfach nur? Das ist doch... also nein, wirklich nein, nein nein nein, so etwas hätte es früher nicht gegeben. Was sehne ich mich nach der Zeit der Drachen zurück, die hatten noch Manieren, die haben sich noch die Zeit genommen, meinen Namen ganz auszusprechen, jawohl jawohl. Aber dann kamen die ganzen Humanoiden, ja ja, und der Rat beschloss, dass wir uns anpassen mussten, mussten wir uns, ja ja, und jetzt sieht man ja, wohin das führt. Bin der letzte meiner Art, und dann spricht man nicht mal mehr meinen Namen ganz aus."

Seufzend zuckte der Alte mit den Schultern. "Aber gut, ich habe meine Pflichten, und denen werde ich nachkommen, auch wenn ich nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt werde, werde ich nicht. Der Turm der Mitte befindet sich in der Mitte der großartigen Stadt Sigil. Allerdings nur bedingt geographisch, sondern grundlegend phonetisch-metaphorisch, was aber zu quantumzyklischen Wellenverschiebungen führt, die den Turm zumindest auf paramaterieller Dimension auch geographisch in der Mitte von Sigil anordnet. Einfacher ausgedrückt, schaut man aus dem Turm hinaus, ist man in der Mitte der Stadt. Schaut man von der Stadt aus, ist in der Mitte nichts weiter, logischerweise."

Die große Sehnsucht
« Antwort #18 am: 27.08.2009, 13:18:39 »
Neugierig starrte Eleftherios zurück.

"Ihr redet wie meine Brüder, seht aber nicht so aus. Von welcher Art seid Ihr denn der letzte? Und was macht ihr hier eigentlich so ganz alleine in diesem Turm?"

Endlich stand er vom Boden auf.

"Verstanden hab ichnatürlich nix von Eurer Erlöärung, aber ich bin sicher, das werdet Ihr schon vermutet haben. Das heißt also, von der Stadt aus kann man euch gar nicht sehen? Und da wundert Ihr euch, wenn die euch vergessen? Wollte Euch übrigens nicht kränken. Wenn ich übe, kann ich Euren Namen sicher irgendwann auswendig, um Euch den nötigen Respekt zollen zu können."

Er grinste möglichst freundlich, dann streckte er Zett seine Hand entgegen.

"Freunde?"

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #19 am: 29.08.2009, 20:33:15 »
Zett überlegte einen Augenblick, dann zuckte er mit den Schultern und ergriff Eleftherios' Hand. "Was soll's. Freunde."
Der Handgriff des altes Mannes war überraschend kräftig, und für einen kurzen Augenblick meinte der Chaond sogar, ein Lächeln im Gesicht seines Gegenübers zu erkennen.

"Wenn du versprichst, daran zu arbeiten, meinen Namen korrekt auszusprechen, darfst du mich vorerst Zett nennen. Es ist ein durchaus ehrwürdiger Teil meines Namens. Sehr vereinfacht ausgedrückt bedeutet er in deiner Sprache etwa: Er, dessen Herz groß genug ist, das Wissen der Äonen zu umfassen."

Kurz flimmerte Stolz in den Augen des Alten auf - doch dann sackte er in sich zusammen, und stützte sich müde auf sein Pult. "Er wurde mir vom Rat verliehen, wurde er, damals, als ich diese Aufgabe übernahm. Ein Zeitalter sollte ich hier bleiben, eines, bis meine Ablösung kommt. Doch meine Brüder und Schwestern haben diese Realität lieber verlassen. Die große Rasse der Che'Umai verschwand, weil sie müde waren. Müde davon, zu existieren, weil sie glaubten, sie hätten inzwischen alles gesehen und alles verstanden. Ich blieb als einziger, weil ich der festen Überzeugung bin, dass man niemals alles gesehen hat, und dass es immer noch eine weitere Perspektive gibt, die Dinge zu betrachten."

Plötzlich flammte wieder der Stolz in seinen Augen auf, und er richtete sich erneut auf. "Viele Jahrtausende lang kamen die Suchenden zu mir, baten mich um Wissen und Weisheit. Und egal, wer es war, ich habe die Bitte erfüllt. Dies ist die heilige Pflicht des Hüters. Die Antworten waren nicht immer, was sich die Suchenden erhofft haben, aber immer, was sie gebraucht haben. Doch irgendwann... wurden die Suchenden weniger. Die Legenden um den Turm in der Mitte verschwanden allmählich. Die Leute hörten auf, nach mir zu suchen. Und als ich den Rat fragen wollte, um herauszufinden, was geschehen war, stellte ich fest, dass er verschwunden war. Verschwunden ebenso wie meine Art. Seit jenem Tag bin ich alleine in diesem Turm."
« Letzte Änderung: 29.08.2009, 20:33:26 von Luminus »

Die große Sehnsucht
« Antwort #20 am: 05.09.2009, 13:35:39 »
Eleftherios gab sich alle Mühe, das Mitleid zu verbergen, dass ihn bei den Schilderungen des alten Manns durchzuckte. Er erkannte den Stolz, der diesem noch innewohnte und wollte ihn unter keinen Umständen beleidigen.

"Vielleicht könnt Ihr mir ja einen Rat geben? Bei einer Suche behilflich sein, Allwissender Zett?"

Und dann schilderte er ihm seine merkwürdige Begegnung auf dem Fluss, und von dem Auftrag, den der Geist des Flusses ihm erteilt hatte.

"Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat, aber der Geist schien zu glauben, dass es mir helfen würde, meine eigene Suche erfolgreich abzuschließen. Auch wenn ich noch gar nicht weiß, woraus diese Suche eigentlich besteht. Könnt Ihr mir einen Rat geben, wie ich die Suche nach diesem Luminus angehen soll? Wisst ihr vielleicht gar etwas darüber, was diesen so besonders macht?"

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #21 am: 05.09.2009, 15:04:49 »
Zett schüttelte den Kopf, doch Eleftherios hatte das Gefühl, dass dem alten Mann seine Worte dennoch gut getan hatten. "Allwissend bin ich nun wirklich nicht. Nur... umfassend informiert."

Aufmerksam hörte er sich dann die Beschreibungen des Chaonds an. Als Eleftherios geendet hatte, nickte er nachdenklich.

"Den Flussgeist kenne ich. Er ist weise, und sieht und hört viele Dinge. Warte mal."

Er schritt zu einem der Bücherwände, suchte ein wenig, und nahm dann eines der Bücher heraus. Während er darin blätterte, murmelte er vor sich hin. "L... Lu... Lucrus... Lumor... Luminatrix... Luminus. Hier ist es. Ja, ja, er befindet sich derzeit in Sigil. Oh, das ist interessant. In seinem Herzen trägt er das Licht, geschaffen aus der tiefsten Dunkelheit. Erster und oberster Seraphim der reinen Kraft des Lichts, trägt in sich den Samen der Veränderung, aber auch ein Geheimnis, das ihm selbst unbekannt ist. Die Macht des Glaubens formt sein Leben und seine Existenz."

Zett sah vom Buch auf, und blickte über seine Brille hinweg zu Eleftherios. "War es das, was du wissen wolltest?"

Die große Sehnsucht
« Antwort #22 am: 06.09.2009, 00:03:46 »
"Zumindest verstehe ich nun, warum er in Gefahr ist. Es gibt bestimmt eine ganze Menge Mächte, die ihn nur zu gerne umnieten würden, schätze ich. Meister Xana... Ihr müsst mir unbedingt, den Namen aufschreiben...also, Meister Zett, habt ihr eine Idee, wie ich meine Suche am besten beginnen soll? Ich war noch nie in Sigil, aber einfach rumlaufen und die Leute fragen, dürfte wohl kaum vielversprechend sein, oder?"

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #23 am: 16.09.2009, 10:01:47 »
Zett überlegte einen Moment. "Der Flussgeist hat dich hierher geleitet. Er sieht viele Dinge, und spürt den... nun ja, den Fluss des Schicksals. Jedenfalls einen Teil davon. Wenn er dir keine sonstigen Hinweise gegeben hat, dann war er sich wohl ziemlich sicher, dass du ihn von alleine finden wirst. Natürlich mag er sich getäuscht haben, die Wahrscheinlichkeit ist aber eher gering."

Nachdenklich blickte Zett zu Eleftherios, und warf dann noch einen Blick auf sein Buch. Er blätterte einmal kurz vor, dann wieder zurück. Diese Prozedur wiederholte er einige Male, dann blies er in das Buch, und wirbelte dabei eine kleine Staubwolke auf. "Na also, geht doch. Braves Buch. Du findest Luminus derzeit im Grauen Distrikt, und er... oh."

Wieder blickte Zett zu dem Chaond. "Durch einen Kampf ist er dem Tode nahe. Ich habe das ungute Gefühl, dass du dich sehr beeilen solltest."

Die große Sehnsucht
« Antwort #24 am: 18.09.2009, 22:39:11 »
Eleftherios springt auf, mit einem Mal scheint die Lethargie von ihm völlig abzufallen. Suchend schaut er sich um.

"Ok, wie komm ich hier raus, ich muss..."

Er hält plötzlich inne.

"Ehm, tut mir leid, Meister Zett, ich hab ganz vergessen, Euch für Eure Hilfe zu danken. Also: Ich danke Euch. Und sagt, wenn meine Aufgabe es mir erlaubt, darf ich Euch dann künftig besuchen. Ich glaube, ich könnte viel von Euch lernen."

Klatschend schlägt er sich an die Stirn.

"Zum Beispiel, wie ich dummdusseliger Klotz so schnell wie möglich den Grauen Distrikt erreiche, statt wie ein panisches Häschen blindlings loszurennen."

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #25 am: 18.10.2009, 00:14:14 »
Zett nickt bedächtig. "Dieser Ort steht jedem offen. Jedem, der den Weg hierher findet. Und was den Grauen Distrikt angeht, nutze doch einfach die Tür dort."
Als Eleftherios sich umblickt, sieht er eine Holztür dort, wo vorher noch ein Teil des Bücherregals war.
"Sie bringt dich zwar nicht direkt zu Luminus, aber zumindest in seine Nähe."

Die große Sehnsucht
« Antwort #26 am: 18.10.2009, 21:30:49 »
Eleftherios hat den Türgriff schon in der Hand, als ihm noch etwas einfällt. Er verharrt zögernd, seine Haut scheint für einen Moment von einem hellen lila in ein dunkleres blaurot zu wechseln.

"Werde ich denn den Weg hierher wieder finden? Es läge mir viel daran."


Die einfachen Worte sind von tiefem Ernst getragen.

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #27 am: 20.10.2009, 13:01:10 »
Zett lächelt bei Eleftherios' letzter Frage. "Das liegt nicht in meiner Hand. Es gelten die gleichen Regeln wie seit Äonen... der Weg hierher ist stets der Weg einer Queste."
Der alte Mann rückt seine Brille zurecht, und blickt dem Chaonden dann direkt in die Augen. "Viel Glück."

Die große Sehnsucht
« Antwort #28 am: 24.10.2009, 23:29:46 »
Die Antwort ist nicht die, die er sich erhofft hat, aber wenn er ehrlich zu sich selbst ist, hat er keine andere Antwort erwartet.

"Ich werde zurückkommen." verspricht er. "Und dann werde ich Euch auch mit eurem vollen Namen ansprechen. "

Eleftherios hebt grüßend die Hand, dann tritt er durch die Türe hindurch nach draußen.

Simue

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Die große Sehnsucht
« Antwort #29 am: 25.10.2009, 11:00:09 »
Eleftherios konnte den winzigen Raum, den er betrat, nur kurz betrachten. Ein kleiner Edelstein war in die gegenüberliegende Wand eingefasst, der den Raum mit einem bläulichen Schimmer erhellte. An allen Wänden waren Türen, gleich der, aus der er den Raum betrat. Doch auch im Boden unter ihm befand sich eine Tür - und sie leuchtete silbern auf, als er darauf trat.

Im gleichen Augenblick spürte er, wie er hinabstürzte...