Es singen die Vögel, es pfeift leis' der Wind,
es kommen die Weißen, ich bringe ein Kind,
es schreit und es weint, doch sein Schicksal steht fest,
es bleibt hier bei uns, bis zuletzt, bis zuletzt.
Marya war noch nicht lange als Pflegerin im Sanatorium, und doch kannten die Insassen sie bereits besser als die meisten anderen. Sie hatte vermutlich bereits ihren Verstand verloren, bevor man sie hierher gebracht hatte. In ihren schaurigen Liedern sang sie über die Aufgaben, die vor ihr standen, und meist konnte man kurz darauf die Schreie derer hören, die sie zuvor besungen hatte.
Langsam schritt sie nun durch den Gang, die Zellen entlang, und wiederholte ihr Lied, das unschuldig geklungen hätte, wenn Mayas Stimme nicht so grausam verzerrt wäre. Wer die Pflegerin einmal gesehen hatte, wusste, dass sie dies nicht mit Absicht tat. Eine dicke Narbe entlang ihres Halses gab Hinweis auf die Verletzung, die einst ihre Stimme fast zerstört hatte.
Vor Yurais Zelle blieb Marya kurz stehen, und klopfte an die eiserne Tür. "Yurai, ich weiß ein Geheimnis! Eine Überraschung! Aber ich verrate sie dir. Die Weißen haben sich unterhalten, und sie wollen dich an einen Ort bringen, an dem die Dunkelheit lebt. Freust du dich, Yurai?"
Ohne die Antwort der Insassin abzuwarten, schlenderte Marya weiter. "Wer seid ihr? Ich kenne euch nicht. Oh, ich muss die Weißen rufen, sonst strafen sie mich."
Das Geräusch eines Gongs hallte durch den Gang, so laut, dass Kickhi fast von seiner einfachen Holzpritsche fiel. Auch Gorstag und Pavel wurden in ihren Zellen durch den lauten Gongschlag aufgeschreckt, ebenso wie durch die unterdrückten Stimmen einiger Männer und Frauen. Wenige Sekunden später verstummte der Gong, und man hörte nur noch das leise Wimmern Maryas, der offenbar jemand den Mund zuhielt.
"Kharek, kannst du die Türen öffnen? Beeil dich!"
Es war eine tiefe, männliche Stimme, die hier so unerwartet von Freiheit sprach.