Lächelnd blickte Quariel von seinem Buch auf und sah seinen Freund an.
"Habt Dank, Haplo - es tut gut zu wissen dass wenigstens einer in unserer Gruppe meine bescheidenen Fähigkeiten zu schätzen weiss." meinte er mit einem Augenzwinkern.
"Was eure eigenen Kräfte anbelangt, kann ich euch beruhigen: Einige der mächtigsten Zauberer Faeruns haben nie die Veranlassung gesehen, sich wie ich formal mit Magie zu beschäftigen, sondern manipulieren das Gewebe rein intuitiv, ähnlich vielleicht wie magische Tiere das tun. Das soll nicht abwertend gemeint sein!" fügte er schnell hinzu, als er Haplos hochgezogene Augenbrauen sah.
"Ich will damit nur sagen, in euch steckt bestimmt noch viel Potenzial, Haplo. Das erinnert mich daran, in unserem Elfenstamm gab es ein Mädchen, sie hieß Thìriana, das sich schon von frühester Kindheit an zu der Feenwelt hingezogen gefühlt hat. Obwohl sie den Magieunterricht, den zwei andere Stammesgenossen und ich erhielten, nicht ausstehen konnte und schwänzte wann immer es ging, muss ich zugeben dass sie uns in einigen speziellen Spielarten der Magie durchaus überlegen war. Wie die Feen liebte sie es auch, uns anderen Streiche zu spielen, besonders wenn wir vom Unterricht kamen und den Kopf voll Magietheorie hatten. Außerdem konnte sie auch in den traurigsten Situationen Leute mit einer einfachen Berührung dazu bringen, lauthals zu Lachen! Einmalig. Ihr könnt euch sicher vorstellen dass uns das einige lustige Abende, aber ihr auch einigen Unmut, vor allem bei den Älteren, eingebracht hat." erzählte Qariel schmunzelnd.
Haplo stellte sich vor, wie ein kleines Elfenmädchen bei einer ernsten Ratssitzung von steifen Stammesältesten für ungewollte Heiterkeit sorgte, und musste unwillkürlich lachen. "Das hört sich ja in der Tat nach einer lustigen Jugendzeit an, die ihr da verbracht habt, Qariel." erwidert er lächelnd. "Was ist denn aus ihr geworden?"
Qariels Gesicht nahm schlagartig einen melancholischen Ausdruck an, und er blickte gedankenverloren auf sein zugeschlagenes Buch. "Ach, Thìriana... Ihre Sprunghaftigkeit ist ihr letztlich zum Verhängnis geworden. Aufgrund der Gefährlichkeit des Niewinterwaldes wurde uns immer eingebleut, auf unseren nomadischen Wanderungen genau dem von den Druiden vorgegebenen Pfad zu folgen. Thìriana nahm das nicht so genau, und neigte dazu, links und rechts vom Pfad auf eigene Faust Abstecher zu unternehmen, die über die Jahre trotz Schelte immer tollkühner wurden. Tiere schienen sie zu mögen, und so fühlte sie sich wohl im Wald sicher. Aber eines Abends, als wir wieder einmal unser nächstes Lager aufschlugen, war sie verschwunden. Das war vor einigen Jahren. Ich habe sie seither nie wieder gesehen." sagte er traurig. Haplo war überrascht, im Auge seines Freundes eine kleine Träne zu sehen, und schwieg taktvoll.
Nach einigen Sekunden atmete Qariel tief ein, und richtete sich mit einem kleinen Lächeln wieder auf. "Naja, genug von den alten Geschichten. Wie bin ich darauf gekommen? Ach ja, fühlt ihr euch denn auch zu bestimmten Aspekten der magischen Welt besonders hingezogen, Haplo? Oder wisst ihr von so etwas bei einem eurer Verwandten?"