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Autor Thema: Silbrigmond  (Gelesen 56122 mal)

Beschreibung: Teil 1 der Kampagne

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Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #180 am: 24.10.2009, 16:19:42 »
Das Frühstück fand in der grossen Dorfhalle und Kneipe des Bürgermeisters statt. Nicht nur die Zwerge waren vollständig versammelt, sondern auch die Bevölkerung Kaninchenbeerens war nahezu vollständig erschienen. So viele Gäste waren nur selten in dem kleinen Dorf. Dementsprechend groß war die Neugier.

Gildung erzählte leicht wehmütig, wie er dem Bürgermeister die gesamten Waren anbieten musste, um die sturen Dorfbewohner dazu zu bewegen, Agatha eine Botschaft zu übermitteln und auf die Präsenz der Orks hinzuweisen. Dabei konnten sie von Glück sagen, dass sie nicht von den aggressiv ängstlichen Dörflern bei ihrer ersten Begegnung von Pfeilen durchbohrt wurden. Allen Anschein nach, steckte in der harten Schale des kampferprobten Zwergs auch ein gewandter Redner und Diplomat.

"Wir werden nun gezwungenermaßen wieder nach Niewinter zurückkehren", offenbarte Gildung am Frühstückstisch. "Ohne Waren gibt es keinen Handel. Wir werden uns in Niewinter erneut bestücken. Der finanzielle Verlust ist zwar bitter, gehört aber zu unserem Risiko. Schade, dass unsere gemeinsame Reise so früh ein Ende nimmt. Aus einigen von euch hätte ich noch passable bis gute Axtkämpfer gemacht - sofern sie es noch nicht sind.", Gildung schenkte Aariyah ein schmales Lächeln, das im dichten Bart fast verloren geht.
"Aber vielleicht sind die Halbelfen", ein Nicken ging zum Nachbartisch "gelehrige Schüler. Sie sind die einzigen Überlebenden der Handelsgesellschaft 'Die Edeltannen' aus Dolchfurt. Die Ärmsten hatten ganz schön viel Pech. Aber die Geschichte lasst euch besser aus erster Hand erzählen.", sagte Gildung und biss ein riesiges Stück Wurst ab.


Die Gelegenheit die Geschichte zu hören, ergab sich später, als einer der Halbelfen diese bereitwillig erzählte. Seine Trauer und Gram ob des Geschehenen ist ihm deutlich anzusehen. Gelegentlich nahm er einen tiefen Schluck Bier.

"Wir sind eine recht neue Handelsgesellschaft. Das war erst unser zweites Mal draussen. Wir sollten eine Familie sicher von Dochfurt nach Silbrigmond bringen und das gelang uns auch. Allerdings mit einigen Verlusten auf unserer Seite. Mit 30 Mann zogen wir von Dolchfurt aus los. Auf der Reise nach Silbrigmond verloren wir sechs durch einen Angriff von Trollen. 40 Meilen westlich von Olostins Feste kamen sie über uns. Wir töteten alle Trolle und begruben unsere sechs Toten am Rand der Trollmoore. Doch das war erst der Anfang", seufzte der Halbelf.

"Der restliche Weg nach Silbrigmond verlief ohne weitere Zwischenfälle. Zwei Tage nach unserer Ankunft in dieser schönen Stadt kam die Nachricht über schreckliche Schneestürme am Everlundpass nach Silbrigmond. Zur selben Zeit kursierten auch Gerüchte über Trolle, die Bäume fällten und über den Rauvin setzten. Auf ihrer Flucht nach Norden töteten sie alles auf ihrem Weg. Wir wurden richtig gut bezahlt für unsere Arbeit und hätten es uns leisten können, eine Weile in Silbrigmond zu bleiben. Doch nach zwei Wochen wurde uns klar, dass wir für sehr lange Zeit in Silbrigmond festsitzen würden, sollten wir darauf warten, dass die Lage besser werden würde. Das wollten wir aber nicht. Also dachten wir über unsere Möglichkeiten nach. Die Strasse von Silbrigmond nach Sundabar ist nicht mehr so gefährlich wie früher. Nur von Sundabar nach Jalanthar rechneten wir mit Ärger, dachten aber, dass wir mit 24 Männern damit klarkommen würden."

"Wir planten von Jalanthar zwischen Immerwald und Hochwald eine Abkürzung zu nehmen, uns durch den Hochwald zu schlagen und südlich des Schnees herauszukommen und schließlich Olostins Feste zu erreichen. Bereits eine Tagesreise nach Jalanthar begannen die Dinge schlecht zu laufen. Mehrmals wurden wir von Orks des Tausend Fäuste Stammes angegriffen. Zwar gelang es uns zu überleben, doch unsere Moral litt gewaltig. Die kleinen Blessuren der Kämpfe waren nicht der Rede wert. Am Abend des zweiten Tages schien es, dass wir den Angriffen der Orks entkommen waren. Die Biegung um den Hochwald herum sahen wir bereits zehn Meilen vor uns, ebenso den Schneesturm im Nordwesten. Dann fielen sie über uns her - 10 Verbeegs.", sagte der Halbelf und fuhr nach einer kurzen Pause fort.

"Wir töteten alle, aber wir verloren sieben unserer eigenen Männer. Viele von uns hatten bereits schwere Verletzungen. Und da wir leider einen unserer beiden Priester im Kampf gegen die Halbriesen verloren hatten, waren die Möglichkeiten zur Heilung sehr eingeschränkt. Im Hochwald schlugen wir unter den Bäumen unser Lager auf. Es schien so friedlich dort und es waren keinerlei Anzeichen irgendwelcher gefährlichen Kreaturen auszumachen. Doch in der Nacht träumten wir - zumindest diejenigen welche die Nacht überlebten. Wir träumten von Kreaturen der Dunkelheit. Unfassbares Grauen ergriff uns, doch blieb unseren Blicken verborgen.", der Halbelf schluckte trocken und seine Augen spiegelten das Entsetzen wider.

"Als ich aufwachte, waren nur noch sechs von uns am leben. Nur wir Halbelfen. Die elf Menschen lagen reglos unter den Bäumen. Unser Priester - Nardor, ein Corellonanhänger, untersuchte die Leichen. Sie wiesen keine Wunden auf, doch fehlte ihnen jeder Tropfen Blut. Sie waren komplett blutleer! Nador nahm an, dass uns unser Elfenblut, warum auch immer, geschützt hat. So dezimiert schlugen wir uns bis zur Feste durch, wo wir uns mit ein paar Mondelfen verbündeten. Auch sie waren durch den den Hochwald gereist, hatten diese schrecklichen Träume erlebt, doch keine Verluste erlitten. Zusammen reisten wir bis nach Yartar. Sechs von uns und fünf Elfen. Erneut wurden wir von Trollen angegriffen und dieses Mal beerdigten wir Nardor, unseren Magier Lithfingar und drei der Elfen. In Yartar waren wir schliesslich nur noch zu sechst."

"Wenn ihr nach Silbrigmond reisen wollt", seine Worte richtete de Halbelf nun an die Schicksalsucher, "und nicht ein Jahr warten wollt, geht über Nesmé und nördlich an den Trollmooren entlang. Ihr werdet Silbrigmond nicht ohne Verluste erreichen, doch dürften sie keinesfalls so hoch ausfallen, wie bei der Route durch den Hochwald und den Umweg über Jalanthar. Den Everlundpass könnt ihr gleich vergessen! In Silbrigmond hiess es, dass der Schnee womöglich bis zum nächsten Winter liegen bleiben wird. Es handele sich um Zaubererwetter. Was genau das ist, weiss ich nicht. Man sagt, dass Lady Alustriel und der Nebelmeister dem ein Ende setzen könnten, doch es aus irgendeinem Grund nicht tun. Sie lassen das Wetter einfach so und versuchen angeblich es zu seiner Quelle zurückzuverfolgen. Magierkram! Wenn ihr mich fragt, hat dieses Wetter indirekt meine Gefährten auf dem Gewissen!", verbittert spuckte der Halbelf aus und gönnte sich bereits zum Frühstück ein zweites Bier.
« Letzte Änderung: 25.10.2009, 11:00:54 von Lord Aldebaran »

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #181 am: 24.10.2009, 21:18:13 »
"Da hat euch das Schicksal übel mit gespielt! Seid bedankt für Euren Rat wir werden Eure Erfahrungen teilen mit anderen die wir treffen und die wie Ihr den Weg von Silbrigmond gen Süden anstreben. Vielleicht bleibt diesen dann Euer Schicksal erspart.

Doch wenn Ihr euch nun den Zwergen anschliesst solltet Ihr das Schlimmste überstanden haben. Es sind formidable Leute auf die Verlass ist, wie Ihr ja erfahren habt an dem Schicksal das uns ereilt hat.

Doch nun entschuldigt mich für einen Augenblick, ich wollte mich noch kurz mit Orek unterhalten."

Haplo sah die Halbelfen verständnisvoll und mitleidig an als er aufstand und dem neben ihm sitzenden Mann bei der Schulter packte und diese zusprechend drückte.
Der Hexenmeister vertraute darauf dass Qariel sich seiner Halbvettern annahm und er konnte ob seines Wissens auch mehr mit den Informationen der Überlebenden anfangen.

Haplo brannte etwas anderes auf der Seele. Die Zwerge hatten Ihre gesamte Ware die Ihnen nach dem Überfall geblieben war geopfert um die Dorfbewohner dazu zu bewegen Agatha zu benachrichtigen. Wozu das? Nun ganz offensichtlich um die Schicksalssucher zu retten.
Die Zwerge hatten aus freien Stücken alles aufgegeben was Ihnen von Ihrem Handelszug geblieben war um sie zu retten - Haplo fühlte sich verpflichtet etwas zu tun um diesen Verlust erträglicher zu machen.

Sein Ziel war Orek. Er stellte sich auffordernd hinter den Bürgermeister und wartete höflich bis dieser sein Gespräch beendet hatte. Dann sprach er ihn an.
"Werter Orek, auf ein Wort." Der angesprochene drehte sich um und sah Haplo freundlich an. "Aber gerne doch, was kann ich für Euch tun?"
"Verzeiht mir meine Dreistigkeit, doch ich würde mit Euch gerne unter vier Augen reden. Meine Anliegen bzw. meine Bitte ist nichts für einen Saal dieser prächtigen Größe und Zahl an Leuten." Schmeichelte Haplo den Räumlichkeiten des Bürgermeisters.

"Nun, auch das soll kein Problem sein, nach diesem üppigen Mahl wird mir ein wenig frische Luft gut tun." entgegnete Orek verwundert doch mit ehrlicher Freundlichkeit.

Als die beiden Menschen den Lärm des Gastraums hinter sich gelassen hatten kam Haplo zur Sache.
"Orek, ..." begann er vorsichtig. "... mir brennt etwas auf der Seele und deswegen möchte ich mit Euch sprechen.

Ihr seht nun rückwirkend sicher was für ehrbare Leute die Zwerge sind. Sie waren uns zu nichts verpflichtet, es war Ihre reine Hilfsbereitschaft die sie veranlasst hatte alles was Ihnen von Ihren Waren blieb zu opfern um uns Hilfe zukommen zu lassen.

Nun haben wir bei weitem nicht die Mittel Ihren Verlust auch nur annähernd auszugleichen - doch wir fühlen grosse Dankbarkeit und Verantwortung für das was passiert ist. Darum möchte ich an euer Mitgefühl appellieren.

Seht, die Zwerge kommen regelmässig durch dieses Gebiet. Ist es für Euch nicht von besonderem Wert zu wissen dass es Leute gibt wie diese, die Bewiesen haben das sie ausreichend Anstand und Mitgefühl haben um viel zu opfern für jene denen sie wohl gesonnen sind? Vielleicht werdet Ihr eines Tages auf solche Hilfe angewiesen sein. Würdet Ihr dann nicht wünschen die Zwerge wären euch so wohlgesonnen wie sie es uns gegenüber waren?

Ich will euch folgendes Angebot machen. Die Wasseruhren die den Hauptteil der Waren der Zwerge ausgemacht haben sind für euch von wenig bis gar keinem Wert. Wenn Ihr ein paar für euch behaltet und den Rest den Zwergen zurück geben würdet könnte ich bei den meinen versuchen etwa 100 Golddrachen zusammen zu kratzen und euch als Ausgleich geben. Dann hättet Ihr 100 Goldstücke die für euch direkt von Wert sind, ein paar der schönen Uhren für eure Gemächer und das Wohlwollen und die Anerkennung von uns und den Zwergen.

Den Zwergen wäre hingegen ebenfalls sehr geholfen, da für sie die Uhren von Wert sind sollten sie zu einem späteren Zeitpunkt Silbrigmond erreichen. Und uns brennt das Gefühl den Zwergen etwas schuldig zu sein was wir nie gut machen können weniger auf unseren Seelen.

Was meint Ihr dazu? Denkt Ihr nicht das wir so alle gewinnen?"

Gespannt blickte Haplo Orek an - er war sich nicht sicher, doch er traute dem auf den ersten Blick verkniffenen grantigen Mann solch eine Großzügigkeit inzwischen sehr wohl zu.
« Letzte Änderung: 25.10.2009, 14:24:36 von Lord Aldebaran »
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Qariel

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Silbrigmond
« Antwort #182 am: 24.10.2009, 21:57:34 »
Während Haplo sich mit dem Bürgermeister unterhielt, brannte Qariel, der von der Erzählung des Halbelfen fasziniert aber ziemlich verwirrt war, darauf etwas Klarheit zu gewinnen.

"Es tut mir ebenfalls aufrichtig leid um den Tod Eurer Kameraden. Aber lasst und noch einmal auf Euren Bericht zurückkommen - mir sind da einige Dinge nicht ganz klar. Verzeiht meine bescheidenen geographischen Kenntnisse. Mit 'südlich des Hochwaldes' meint ihr doch sicher nicht den ganzen Weg bis nach Lautwasser hinunter, oder? Der Immerwald ist der Wald zwischen den Trollmooren und Everlund? Und Olostins Feste liegt etwa auf halbem Weg zwischen Yartar und Everlund? Und ich weiss leider nicht genau wie weit östlich Jalanthar liegt, aber nachdem der Everlundpass zugeschneit war, an welcher Stelle habt ihr dann die Nesserberge überquert? Ich habe hier auch Schreibzeug." Qariel kramt ein Pergament und einen Federkiel mit Tinte aus seinem Wams hervor. "Meint Ihr Ihr könntet uns vielleicht Eure Route skizzieren? Und was ist mit diesen Trollgerüchten - von wo aus fliehen die wo hin und aus welchem Grund? Könnte das etwas mit den Träumen zu tun haben, von denen Ihr berichtet?"
« Letzte Änderung: 24.10.2009, 22:18:42 von Qariel »
Panik: eine Situation, in der niemand weiß, was zu tun ist – und das auch noch schnell.

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #183 am: 25.10.2009, 14:02:12 »
Der Halbelf wandte sich Qariel zu. "Ich wollte sagen, dass wir südlich durch den Hochwald abgekürzt haben. Was die Lage von Olostins Feste angeht, habt ihr Recht. Die befindet sich zwischen Yartar und Everlund, aber näher an Everlund. Ich zeichne euch den Weg nachher gern auf, wenn ihr Pergament und Feder habt. Die Trolle sind wohl aus der Gegend von Everlund nach Norden, also in Richtung Silbrigmond geflohen. Aber vor den Stadtmauern habe ich keine ankommen sehen, beziehungsweise davon gehört. Ich vermute eher, dass sie vor dem Wetter geflohen sind. Einen Zusammenhang zu den Träumen sehe ich nicht."

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #184 am: 25.10.2009, 15:20:35 »
Orek schaute Haplo irritiert an. "Was wollt ihr? Wir haben doch den Zwergen und euch geholfen! Wir selbst haben keine Hilfe nötig. Zum einen können wir uns wehren. Zum anderen werden wir von Agatha beschützt. Niemand würde es wagen, uns ein Leid zuzufügen. Versteht ihr was ich sage? Aber ich bin bereit den Zwergen einige dieser komischen Wasseruhren zurückzugeben - falls ihr mich in einem Trinkwettbewerb schlagt!", antwortete Orek. Die Menschen in Kaninchenbeeren waren alles andere als kompliziert gestrickt. Probleme löste man hier auf einfache Art. Trinkwettbewerbe waren die Sprache, die sie verstanden.

Lachend, ob des verdutzen Gesichtsausdruck Haplos, verspottete Orek den Schicksalsucher: "Wohl keinen Mumm in den Knochen, was?"
« Letzte Änderung: 25.10.2009, 15:23:44 von Lord Aldebaran »

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #185 am: 26.10.2009, 20:03:39 »
"Oh ich werde mit euch trinken! Ich hab nur meine Zweifel das ein Trinkwettbewerb mit jemandem der sein eigenes Gasthaus hat einer der besten Wettbewerbe ist um mir hohe Gewinnchancen auszurechnen!

Aber wenn ich eine Chance habe den Zwergen zu helfen werde ich mich nicht Lumpen lassen."

Mit einem verschmitzten Lächeln klopfte Haplo dem Bürgermeister auf den Rücken.
"Na dann lasst uns trinken gehen!"

Unternehmungslustig gingen die beiden Männer in den Schankraum zurück.

"Eine Flasche Todesfee Schnaps!" rief der Bürgermeister seinem Kellner zu.

Haplo zog eine Braue hoch als er den Namen des Getränkes hörte welches sie nun im Überfluss kosten würden.

Orek bot Haplo einen Platz an einem Tisch ihm gegenüber an. Als er den Korken aus der Flasche zog wusste Haplo woher das gebrannte Getränk seinen Namen hatte. Feiner Nebel stieg aus der Flasche empor ... und vom Tisch wo ein Tropfen den Korken verlassen hatte.
« Letzte Änderung: 27.10.2009, 11:14:32 von Haplo »
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #186 am: 27.10.2009, 11:13:27 »
Haplo musste gequält schlucken. Orek sah in belustigt an und goss siegessicher die zwei kleinen Gläser Rand voll.
Der weisse Nebel stieg von den Gläsern auf und erinnerte einmal mehr an ein Feenwesen das Unheil vorhersagte.

"Das Glas muss in einem Zug gelehrt werden. Dann muss es zum Zeichen das es wirklich leer ist verkehrt herum auf den Tisch gestellt werden. Wer zu einem von diesen Schritten nicht mehr in der Lage ist verliert." Erklärte der Bürgermeister mit einem schadenfrohen Grinsen.
"Die Regeln sind einfach oder? Dann lasst uns anfangen!"

Haplo starrte das Glas wie eine Klapperschlange an. Dann nahm er allen Mut zusammen und ergriff das Glas eben so wie man eine Schlange im Nacken schnappen würde und goss sich das Gebräu in den Hals.
Ein brennen welches er noch nie vorher erlebt hatte breitete sich in seinem Mund und Rachen aus. Er versuchte es zu ignorieren und schluckte. Das brennen setzte sich nun im Magen fort und er musste gegen den erwarteten Brechreiz ankämpfen.
Er schloss die Augen verkniffen und atmete einmal tief durch.

Wie um alles in der Welt sollte er diesen Wettkampf durchstehen?

Dann öffnete er die Augen wieder und sah Orek an. Gerade noch rechtzeitig sah er das es auch den Wirt leicht schüttelte.
Neue Hoffnung keimte in Haplo auf. Auch Orek schien nicht vollkommen unberührt dieses Zeug trinken zu können und vielleicht gelang es ihm ja dank seiner Geschicklichkeit die Gläser auch im Zustand kurz vor der Bewusstlosigkeit noch umgekehrt auf den Tisch zu stellen.
Etwas was dem Bürgermeister mit den ungeschlachten klobigen Fingern vielleicht schwerer fiel.

Hoffentlich wusste einer seiner Kameraden was zu tun war sollte er bei diesem Wettkampf das Bewusstsein verlieren.

Vor Haplo stand schon das nächste volle Glas. Die Menge hatte ihren Spass. Die Bewohner von Kaninchenbeeren machten sich bereits über den Fremden lustig. Haplo konnte den Wortfetzen entnehmen dass Orek wohl der ungekrönte Champion dieser Disziplin war.

Deutlich unsicherer Griff Haplo erneut zum Glas und stürzte es hinunter. Das Schlucken fiel ihm deutlich schwerer als beim ersten mal, doch er ließ die Augen offen und blickte starr seinen Gegner an. "Auch das hier findet zum Großteil im Kopf statt" dachte er bei sich.

"Nun diese Zeug hättet ihr schon früher ausschenken sollen Orek, es geht einem mild den Rachen hinab und verbreitet eine mollige Wärme im Magen." Verkündete Haplo mit vorgetäuschter Gelassenheit als er das Glas locker verkehrt herum neben das vorherige stellte.

Zur Antwort öffnete Orek leicht den Mund und verzog die Lippen zu einer kreisrunden Öffnung. Ein Kringel aus Nebel entfuhr dem Mund des Wirts und steuerte wie ein Geist langsam auf Haplo zu um an seiner Wange zu zerplatzen. "Ok, eins zu null für Orek was die Kopfsache angeht!" dachte Haplo niedergeschlagen bei sich während das Publikum grölte.

Orek goss unbeeindruckt und mit erstaunlich ruhiger Hand nach.

Haplo schaute das Dampfende Glas an spürte das Unwohlsein in seinem Magen und griff zu. Er goss den Schnaps in seine Kehle und schluckte. Diesmal versuchte er erst garnicht sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte voll und ganz damit zu kämpfen das Gesöff bei sich zu behalten.

Orek lachte als Haplo gequält sein Glas auf den Tisch kippte. "Na, was macht das wohlig warme Gefühl im Magen?" spottete er.

"Oh das macht sich gut, ich hab nur diese wohlschmeckende Getränk so gierig getrunken dass ich mich beinahe verschluckt hätte - wäre doch schade wenn das gute Zeug in der falschen Röhre landen würde oder?" entgegnete Haplo lallend.

Damit lieferten die zwei dem Publikum genau die Unterhaltung die sie verlangten. Umstehende Dorfbewohner klatschten sich auf die Schenkel, vor Freude über das Spektakel und den sicheren Untergang des Fremden.

Und da stand auch schon das vierte Glas befüllt vor den Kontrahenten.

Haplo ergriff erneut das Glas und schüttete es in einem Zug in seine Kehle, er Schluckte so schnell es ging um so wenig wie möglich von dem widerlichen Gesöff schmecken zu müssen, in der Hoffnung den Brechreiz abmildern zu können.

Er stellte mit wackeliger Hand das Glas auf den Tisch. Doch in dem Moment wo er es abstellte konnte er nicht verhindern dass ein Schauer des Widerwillens ihn durchzog und seinen Körper erzittern liess. Das Glas schwankte und seine vom Alkohol klamsigen Finger konnten es nicht schnell genug ergreifen - es fiel um und rollte in einer Kreisbewegung auf dem Tisch.

Schweigen trat ein. Alle schauten auf das umgestürzte Glas. Dann tobte der Saal. Man hörte einige Rufe dass die beiden weiter machen sollten, einem Neuling stand eine kleine Ungeschicktheit zu, der könne noch was vertragen, der sei noch nicht am Ende.

"Sie hamn rechd!" lallte Haplo "...i bi nul nich gehübd, das wa reinö Ungäschiglichkeid von mirrr. I bin eh no lange nich geschlaggen! Gebd mirr noch ne Schangce - die Zwege sin gude Leude, die ham ned verdiend dass i jezd scho aufgeb."

Orek blickte Haplo nüchtern und durchdringend an. "Schaut mich an!" wies er den Mann ihm gegenüber an. Haplo schielte ihn wackelig an, nicht sicher wie er seine Augen genau zu bewegen hatte um Oreks Bitte gerecht zu werden.

"Ihr habt euch tapfer und mutig geschlagen, ich will nicht dass Ihr Schaden nehmt. Und zum Zeichen dass es mir nicht um den Sieg geht gebe ich den Zwergen Ihre komischen Wasseruhren zurück - wir können in Kaninchenbeeren nichts mit solch einem Mist anfangen! Sie sollen es den Hochnäsigen Leuten in Silbrigmond verkaufen!"

Die umstehenden Gäste verfallen in eine Kakophonie aus verschiedensten lärmenden Geräuschen und Kommentaren. Einige, die Meisten, sind enttäuscht dass das Spektakel schon vorbei ist, viele hätten sich gewünscht den Fremden unter den Tisch fallen zu sehen. Andere freuen sich über die Beleidigung die ihr Bürgermeister über die Städter verkündet hatte und wieder andere schienen froh zu sein zu ihrem eigenen Getränk zurück kehren zu können und prosteten sich ausgelassen zu.

Orek ergriff Haplos schwankende Schulter. "Ihr habt recht, Ihr und die Zwerge seid gute Leute. Aber lasst euch von mir einen Rat geben, Ihr solltet euch von Trinkspielen in der Zukunft besser fern halten!" mit einem tiefen Lachen zog Orek von dannen, erstaunlich sicher auf den Beinen wie Haplo durch den Nebel des Alkohols feststellen musste. Doch konnte der Junge Mann dem Rat des Wirtes nur zustimmen - keine Trinkspiele mehr für Ihn!
« Letzte Änderung: 27.10.2009, 11:30:25 von Haplo »
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Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #187 am: 27.10.2009, 13:12:35 »
Nach dem Trinkwettbewerb, der ganz ungewöhnlich noch vor dem Mittagessen stattfand, suchte Söggrin das Gespräch mit Haplo.

"Euer Einsatz für die Zwerge war sehr ehrenhaft. Ihr habt mich damit sehr beeindruckt, da ihr doch gewusst haben müsst, dass ihr keine Chance gegen den Wirt haben würdet! Sowas sieht man nur selten. Für seine Prinzipien stehen nur wenige ein, wenn es hart auf hart kommt.", sagte die Barbarin und Haplo hatte Schwierigkeiten die beiden Söggrins zu einer zu fokussieren. Was für ein teuflisches Gesöff.
"Ich werde euch noch bis nach Langsattel begleiten. Von dort aus muss ich einfach immer weiter nach Norden. Dort werde ich dann auf mein Volk treffen. Seid euch meiner Waffe gewiss, wenn es brenzlig werden sollte."

Etwas später haute Gildung Haplo anerkennend auf die Schulter, dass dieser heftig zusammenzuckte. "Das habt ihr gut gemacht! Wir danken euch. Hättet ihr euch jedoch vorher mit mir abgesprochen, hätte ich euch sagen können, dass dieser Todesfeeschnaps nichts für ungeübte Trinker ist. Weiter hätte ich von meinem Plan erzählt, heute abend selbst einen Trinkwettbewerb um unsere Waren einzugehen. Unterschätzt nie das Trinkvermögen eines Zwergs. Nundenn, ihr habt mir üble Kopfschmerzen erspart. Auch dafür sei euch gedankt. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege in der Zukunft wieder. Wir werden trotz der Wasseruhren nach Niewinter zurückreisen und uns neu bestücken. Vielleicht gelingt es uns bei unserem nächsten Zwischenstop hier in Kaninchenbeeren noch ein paar der Waren zurückzugewinnen.", Gildung lachte schallend. "Aber davon brauchen die jetzt noch nichts erfahren. Ich wünsche euch viel Glück auf der weiteren Reise. Eine Geschichte über das Abenteuerleben wisst ihr nun schon zu erzählen. Mögen noch einige dazukommen."

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #188 am: 03.11.2009, 13:31:48 »
Haplo konnte Söggrin nur lächelnd zunicken. "Ich hoffe dass uns die Zentarim bis dahin nicht mehr Ärger bereiten als uns die Waffe der Frau Nutzen bringt!" dachte er im Alkoholnebel bei sich.

Dann drang endlich das Gesagte des Zwergen zu ihm durch. "Ihr habt mir üble Kopfschmerzen erspart" hatte er gesagt.
Haplo schüttelte resigniert den Kopf um dann zu merken dass dies keine gute Idee zu sein schien.

"Ja Gildung, eine Geschichte hab ich jetzt zu erzählen - allerdings denke ich dass ich von Geschichten dieser Art nun genug habe. Ein paar Geschichten die nichts damit zu tun haben dass ich versklavt werde fände ich angenehmer!" ein unsicheres Lächeln zeichnete sich auf den Zügen Haplos ab. Dann stand der junge Hexenmeister auf und hielt sich schnell am Ärmel des Zwergen fest um nicht direkt wieder auf die Sitzgelegenheit zu plumpsen.

"Verzeiht mir - ich werde mich denke ich nach Draußen begeben. Ich habe so das Gefühl das es mir morgen deutlich besser gehen wird wenn ich mich dem was noch an Todesfeen Schnaps in meinem Magen ist entledige."
Mit verkniffener Mine begab sich Haplo schwankend zum Ausgang des Gasthauses, wobei er dem Zwerg tolpatschig auf den Rücken klopfte.
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Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #189 am: 03.11.2009, 14:46:56 »
Der Tag nahm seinen Lauf. Das Frühstück wurde abgetragen und die Bezahlung von den Gästen verlangt. Die Zwerge hatten ihre nun leichteren Wagen bepackt und die Ladung festgezurrt. Die Halbelfen, welche die Zwerge nach Niewinter begleiten würden, hatten sich unter dem benebelten Blick Haplos reisefertig gemacht und standen warten neben den Wagen des Streitaxt-Transports.

Haplos Kopf dröhnte. Die frische Winterluft hatte ihm gut getan, doch die Kälte setzte ihm langsam zu. Auch die anderen hatten sich nach draussen begeben und sahen zu, wie Karawane aufbrach. Zuvor hatte sich Gildung von allen persönlich verabschiedet und den Schicksalsuchern eine erfolgreiche Reise gewünscht.

"So. Was machen wir jetzt?", durchbrach Frederick die Stille des Abschieds. "Hier können und wollen wir ja wohl nicht bleiben! Was war der nächste Ort, Qariel? Dreieber, stimmts?"

Qariel

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Silbrigmond
« Antwort #190 am: 04.11.2009, 21:28:10 »
"Ja, ich denke an Dreieber führt kein Weg vorbei." antwortete Qariel, der sich fröstelnd in seinen Fellumhang kuschelte. "Dort sollten wir uns dann erkundigen, wie wir am besten nach Nesmé kommen -- über Langsattel oder über Yartar. Aber bis wir dort sind gibt es vielleicht schon wieder Neues von den Trollen und dem Wetter. Einen Schritt nach dem anderen..."

Nach ein paar weiteren herzlichen Worten des Abschieds bestiegen die Abenteurer ihre Pferde und ritten auf der verschneiten Handelsroute gen Dreieber. Söggrin hatte es tatsächlich geschafft, sich im Dorf auch ohne Geld ein eigenes Pferd zu organisieren, und es blieb jedermanns Fantasie überlassen, sich ihre Methode vorzustellen, denn sie ließ darüber kein Wort verlauten sondern zwinkerte nur schelmisch.

Der Morgen verlief ereignislos, die Gruppe war nach der ersten erholsamen und relativ sorgenfreien Nacht guter Dinge. Bis auf Haplo, der immer noch gelegentlich mit seinem dröhnenden Schädel zu kämpfen hatte.

Am späten Vormittag hob Qariel unvermittelt die Hand. "Halt, bitte wartet einmal kurz, ich muss etwas ausprobieren!" rief er, und deutete auf eine flache Stelle mit einer geschlossenen Schneedecke, in deren Mitte die kahlen und vom Wind zerfledderten Zweige von ein paar abgestorbenen Büsche aufragten. Er kramte in seinem Gepäck, zog ein paar Fußangeln heraus und schritt zu den Büschen hinüber. Auf dem Weg legte er alle paar Meter eine Fußangel auf den Boden, die letzte in etwa im Zentrum der Büsche. Als er zurück kam rief ihm Aariyah vom Pferd aus zu "Also, wenn ihr Hasen jagen wollt, kann ich euch vielleicht eine bessere Methode beibringen." Qariel lächelte zurück "Danke, aber ich will nur testen ob unser neuer Feuerstecken dem Metall etwas anhaben kann. Bitte nicht erschrecken!" meinte er liebenswürdig.

Er ließ sich von Haplo den Zauberstecken geben und konzentrierte sich darauf, das Zentrum des Feuerzaubers auf den Boden unter dem in der Mitte stehenden Busch zu setzen. Dann sprach er das Kommandowort. Ein brennendes Geschoss sauste zischend aus dem Ende des Stabes, und schlug genau in der Mitte der Büsche ein. Ein Feuerball explodierte über dem Schnee mit einem lautem Knall. Hier und da züngelten kleine Flämmchen auf dem Schnee und an den Ästen der Büsche in 20 Fuß Umkreis. Nach und nach erloschen die Flammen wieder. Die Gefährten starrten ungläubig auf eine im Vergleich zu vorher unveränderte Szenerie. Schnee war keiner geschmolzen, die Metallteile wurden auch nicht angegriffen. Die Äste waren unversehrt und nicht verkohlt, obwohl einen Augenblick zuvor Flammen an ihnen entlang gezüngelt waren.

Qariel rieb sich das Kinn. "Hmm, da hat uns wohl jemand über's Ohr gehauen..." bemerkte er. "Da hat mich meine Menschenkenntnis und mein Gespür für Situationen wohl im Stich gelassen, tut mir leid." antwortete Haplo zerknirscht. "Oh, so war das nicht gemeint, werter Freund." versicherte Qariel. "Strenggenommen war der Stab ja ohnehin viel zu billig für das was angepriesen wurde. Offenbar haben wir es hier mit einer Art Illusionszauber zu tun. Wir können das bestimmt trotzdem zu unserem Vorteil nutzen - zum Einschüchtern von Trollen aus der Ferne reicht es allemal, meint ihr nicht?"


« Letzte Änderung: 09.11.2009, 18:27:36 von Qariel »
Panik: eine Situation, in der niemand weiß, was zu tun ist – und das auch noch schnell.

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #191 am: 09.11.2009, 00:06:25 »
"Ja, allerdings! Ich denke wenn ich den Trollen so ein Flammenspiel vor die Füsse zaubere kann ich sie davon überzeugen dass sie besser auf die nächsten warten und uns in Ruhe lassen sollten."

Zweifelnd blickte Haplo den Stab an, dann wendete er sich erneut an den Elfen.
"Könntet Ihr vielleicht nochmal einen Blick auf dieses Ding werfen und heraus finden wieviele solche Illusionen man damit noch hervorrufen kann?"
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #192 am: 11.11.2009, 16:58:25 »
2. Kythorn - zwischen Kaninchenbeeren und Dreieber - 0-8 °C, bewölkt, gelegentlich Schnee und Schneeregen

Qariel untersuchte auf die Bitte Haplos den Stab und gab nach kurzem Innehalten preis, dass sich noch vier Ladungen in ihm befanden. "Wenigstens in dieser Hinsicht hat er uns nicht belogen. Uns hätte früher der Gedanke kommen können, dass es sich dabei um einen Demonstrationsstab oder ähnliches handeln könne. Egal. Wir haben daraus etwas gelernt. Vier Ladungen sind nicht wirklich viel, aber ich hoffe, dass sie uns gegen die Trolle nutzen werden", sagte Qariel.

Der erste Teil der Reise nach Dreieber verlief ohne Zwischenfälle. Nachdem man die letzten bewirtschaften Felder Kaninchenbeerens hinter sich gelassen hatte, drängten sich schneebedeckte Grasflächen und die Ausläufer der Schwertberge ins Blickfeld. So aufregend die Reise bisher gewesen war, so still war die Reise nun. Nicht ein einziges Lebenszeichen war zu sehen. Weder Tier noch Mensch. Doch gerade diese Stille trug dazu bei, dass sich die Schicksalsucher angespannt umsahen und die niedrigen Büsche sorgfältig musterten. Wer konnte schon sagen, wann und wo der nächste Hinterhalt auf sie wartete.

3. Kythorn - Vor Dreieber - 1-7 °C, bewölkt
Die Nacht war erholsam und ruhig. Da man nun ohne die Zwerge reiste, stand auch kein ermüdendes Axttraining an. Aariyah widmete sich dennoch ein paar kleinen Übungen und Frederick bot sich als Trainingspartner an. Haplo hatte über die Nacht auch die letzten Nebenwirkungen des Bansheeschnaps' überwunden und fühlte sich so frisch und voller Tatendrang wie lange nicht mehr.

Die Hügel der Schwertberge wichen erneut einer zugeschneiten Graslandschaft und erst am frühen Nachmittag sah man umzäunte Bereiche und weidendes Vieh. Die ersten Anzeichen einer grösseren Siedlung. In der Ferne kümmerten sich einige Reiter um ihre Herde und trieben sie vor sich her. Am späten Nachmittag durchritt man ein kleines Waldstück, das zunächst etwas unheimlich wirkte, doch später eine Atmosphäre der Geborgenheit ausstrahlte. Hoch oben an einem Baum war ein hölzerner Wegweiser angebracht, der einen auf einen schmalen Pfad Richtung Norden hinwies. Gwaerons Schlummer stand dort zu lesen, aber niemand der Schicksalsucher konnte mit diesem Namen etwas anfangen. 

Direkt nach dem Wald kam Dreieber in Sicht. Eine kleine Stadt mit etwa 2500 Einwohnern. Eine Stadtmauer gab es hier nicht, dafür aber Lagerplätze für Waren, Karawanen und mit irgendwelchem Zeug und Hütten zugestellte Wege, durch die man sich bis zur eigentlichen Stadt hindurchschlängeln musste.

In der Stadt schwebte der Geruch von Pferde- und Rindermist dicht und mächtig in der Luft. Überall patrouillierten bewaffnete Soldaten durch de Strassen, die das Stadtwappen von Dreieber trugen. Links befand sich das 'Die sechs Fenster' - ein windiges, hölzernes Gasthaus. Das Schild des Gasthauses wies Jaunda als Inhaber aus und hatte deutlich mehr als nur sieben Fenster, nämlich etwa vierzig davon. Auf der rechten Seite stand 'Der gesprächige Troll', ebenfalls ein Holzhaus, was dem Äußeren nach, eine schäbige Spelunke zu sein schien. Vor den Schicksalsuchern verlief die grosse Kreuzung inmitten Dreiebers. Die Nord-Suedstrasse die Richtung Norden weiter nach Langsattel führte und schlicht 'Lange Strasse' genannt wurde und der Immermoorweg, der hier seinen Ursprung fand und Richtung Osten zunächst nach Yartar und zum Everundpass führte. Die Kreuzung war so riesig, dass in der Mitte ein kleiner Markt aufgebaut war, dessen Stände ob der späten Stunde damit beschäftigt waren, für diesen Tag zu schliessen. Hinter dem Markt ragte ein herrschaftliches Haus mit einem doppelstöckigen Turm auf, bei dem es sich um den Regierungssitz handelte.

Die Schicksalssucher waren sich für den Augenblick uneins, ob sie sich nach Norden, Süden oder Osten wenden sollten und beobachteten unschlüssig das geschäftige Treiben.

Kralle

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Silbrigmond
« Antwort #193 am: 11.11.2009, 23:50:16 »
Beim Anblick dieser ihm so sehr vertrauten Mischung aus Marktständen, Waren und Händlern, die zur späten Stunde geschäftig ihre Kostbarkeiten einsammelten wurde es Kralle warm ums Herz. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er seit ihrem Aufbruch aus Niewinter diese Atmosphäre vermisst hatte, in der er sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte.

Er verspürte - leicht verstört ob dieser heftigen Gefühlsreaktion - den Drang seinen Aufenthalt in dieser kleinen Stadt so lange wie möglich zu gestalten. Immerhin war die weitere Reise, die auf die Abenteurer wartete, nicht gerade als Familienausflug zu bezeichnen, wenn man den Äußerungen der Halbelfen der "Edeltannen" glaubte. Er jedenfalls hatte keinen Grund diese Geschichten nicht zu glauben. Die Trauer des Halbelfen um seine gefallenen Freunde und der Horror des Erlebten standen ihm für jeden erkennbar ins Gesicht geschrieben.

"Ich finde wir sollten uns in dieser Stadt ein wenig umhören! Sicherlich können wir weitere Reisende auftreiben, die uns wichtige Informationen über die Lage in und um Silbrigmond geben können. Ich würde wetten, dass wir im 'gesprächigen Troll' fündig werden, allerdings halte ich die 'Sechs Fenster' für die geeignetere Unterkunft. Lasst uns dort nach Schlafmöglichkeiten fragen!"

Mit diesem ungewohnten Redeschwall führte Kralle Josephine mit festem Schritt in die Richtung zurück aus der sie gekommen waren. Etwas erstaunt aufgrund dieser plötzlichen Änderung in Kralles Verhalten blickten sich die Anderen fragend an. Schließlich aber folgten sie sich ihrem Freund in Richtung "Die sechs Fenster" in der Hoffnung auf ein bequemes Nachtlager und eine warme Mahlzeit.
Ewig währt am längsten!

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #194 am: 12.11.2009, 09:23:24 »
Haplo, der noch verwundert dem ehemaligen Krämer hinterher blickte, sprach eine Dame an die ihren Weg kreuzte.
"Verzeiht werte Dame" begann der Mann aus Niewinter. Die Angesprochene drehte sich zu Haplo um, betrachtete ihn zunächst überrascht und dann neugierig. "Ja?" entgegnete sie knapp.

"Währt Ihr so freundlich und würdet mir Auskunft erteilen ob diese beiden Gasthäuser die einzigen Unterkünfte für Reisende darstellen oder ob es noch weitere mietbare Räumlichkeiten gibt in dieser schönen Stadt die für uns geeignet sind?"

Kurz ließ die Frau ihren Blick über die etwas abgewetzten Abenteurer schweifen bevor sie antwortete
"Für euch kommt entweder Die sechs Fenster gleich hier oder Dreiebers Wappen dort in südlicher Richtung in Frage."

"Habt Dank, wir werden Dreiebers Wappen bestimmt einen Blick spendieren." mit einer Verbeugung verabschiedete sich Haplo von der Frau worauf diese sich lächelnd abwendete und weiter ihres Weges zog.

"Kralle, lasst uns noch schnell einen Blick riskieren im Süden bei dem Gasthaus Dreiebers Wappen, der Name hört sich vielversprechend an findet Ihr nicht?" versuchte Haplo seinen Weggefährten etwas zu bremsen als er endlich mit langen schritten und Grunebert hinter sich her zerrend bei Kralle angekommen war.
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

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