13. Gozran, 4708 AZ
Es war noch früh am Morgen, als die Agenten der Garde, die Pseudodrachen wie man sie auf den Straßen Korvosas nannte, von entschlossenem Klopfen an der Tür geweckt wurden. Der Schrecken vom Kampf in der Klebrigen Nixe saß ihnen noch in den Knochen und so dauerte es eine geraume Zeit, bis sich schließlich Zanovia erbarmte und öffnete.
Ein weißgewandeter Akolyth des Abadar stand vor der Tür. Mit silbrigen Schweißperlen auf der Stirn, richtete er aus, dass Kammerwächter Dhatri die vier dringend in der Bank treffen wollte. Die Pseudodrachen hatten bei der Heilung von Graus Nichte Brienna mit dem Gläubigen zusammengearbeitet. Warum er sie sprechen wollte, konnte der Bote nicht sagen.
Zanovia beschloss Cael und Mercutio aus dem Bett zu werfen, Daro abzuholen und gleich nach dem Frühstück mit den Priester zu sprechen.
Die Heiligen Kammern Abadars erhoben sich wie die Vision göttlicher Pracht über die weltlicheren Bauten Nordends. Der grau geäderte, weiße Marmor strahlte im goldenen Licht der Mittagssonne und ließ keinen Zwiefel, dass dies das Haus eines Gottes war.
Obwohl es der Tempel des Gottes von Recht und Ordnung war, spielte sich auf den Stufen und Rampen, die zu dem mächtigen Gebäude hinauf führten, eine Szene von grotesker Unruhe ab.
Duzende Korvosianer, die meisten von ihnen Arbeiter in einfachen Leinenkleidern, aber auch Kaufmänner in Seide, drängten sich auf den Treppenanlagen und verlangten Einlass in die Heiligen Kammern. Nur mit Mühe und Not wurden sie noch von den Tempelwächtern in ihren goldenen Panzern zurückgehalten. Alle wollten sie hinein, doch die Kleriker wiesen so gut wie jeden von ihnen ab.
Das Verhalten der Priesterschaft wurde beim Anblick von einem der Bittsteller verständlich: sein Gesicht war von rotem, wundem Ausschlag entstellt.