Wieder wurden die Agenten durch das Labyrinth aus Gängen und Korridoren der Bank Abadars geführt. Kammerwächter Dhatri stieg mit seiner Eskorte tief in die Gewölbe des Gotteshauses hinab. Mit magischen Lichtquellen folgten sie einem niedrigen Tunnel durch dunkle Schatten. Plötzlich standen sie vor einer mächtigen Stahltür.
Der Abadarpriester legte ein Ohr an das kalte Metall und lauschte. Er nickte den Pseudodrachen zu und öffnete die Tür indem er zahlreiche Riegel und Schlösser öffnete. Lautlos schwang sie auf.
Auf der anderen Seite empfing die Fünf pechschwarze Finsternis.
"Dieser Geheimgang führt in die Kanalisation Korvosas.", erklärte Dhatri. "Hier unten können wir den Tempel unbemerkt verlassen."
Im Süden Nordends kamen die Fünf wieder ans Tageslicht. Froh den Gestank und die Dunkelheit hinter sich zu lassen, stolperten sie auf die Westdocks. Wo sich für gewöhnlich Hafenarbeiter und Kaufleute dicht drängten, war es wie ausgestorben. Ein warmer Ostwind brachte die Hitze der Glutsteppe an die Küste und wirbelte den Fischgestank, der diese Gegend ständig heimsuchte, wieder auf.
Auf den zahlreichen Piers war kaum jemand zu sehen: ein paar alte Männer angelten, ein paar Weiber packten ihre Sachen, während ein paar Kinder in den verlassenen Behältern stöberten, die überall zu finden waren. Von der regen Betriebsamkeit anderer Tage fehlte jede Spur. Verstört näherten sie sich entlang des Kais der Zitadelle Volshyenek.
Wie immer ragte das massige Bauwerk mit seinem verwitterten Stein, den schwarzen Eisendornen und den rostigen Ketten wie ein unbeugsamer Fels aus dem trüben, braungrünen Wasser des Jeggare.
Vor dem mächtigen Fallgittern standen zwei Gardisten, die vor den Agenten mit einem gequälten Lächeln salutierten. In ihren Augen lag eine gewisse Unsicherheit, wie sie sich des ganzen Gebäudes ermächtigt zu haben schien. Über den Kasernenhof hallten keine schrillen Befehle, keine Kampfschreie und auch nicht das dumpfe Geräusch marschierender Stiefel. Auch hier herrschte eine unheimliche Stille.