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Daishy:
Kapiteluebersicht:
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14. Mai 2070 - Denver - UCAS-Zone


Der Mann steht am Fenster und schaut durch die riesige Fensterfront, die das geraeumige Zimmer saeumt, in die spaerliche Abendsonne, die Haende hinter seinem unverkennbar teurem Anzug verschraenkt. Seine Gesichtszuege waren gelassen, doch sie waren auch gezeichnet vom Alter ihres Traegers. Die Gestalt blieb noch einige Minuten in dieser Pose, bis ein Klopfen an der Tuer ihn aus seinen Gedanken riss. Er atmete noch einmal tief durch und antwortete dann mit kraftvoller Stimme "Herein!.
Sofort schwang die Tuer auf und ein junger, ebenso gepflegter Mensch trat in den kostspielig eingerichteten Raum. "Mr. Chavez?", erklang seine Stimme und man konnte deutlich die Angespanntheit in ihr hoeren. Der Mann am Fenster drehte sich darauf um und musterte den Ankoemmling. "Ich wollte nicht gestoert werden. Was gibt es denn so dringendes, dass eine Ausnahme erforderlich ist?" "Bitte entschuldigen sie die Stoerung. Wir haben so eben Nachricht erhalten, dass das Dokument bereit ist. Habe ich die Erlaubnis, alles weitere in die Wege zu leiten?". Der Mann am Fenster, Chavez wie ihn der Assistent genannt hatte, drehte sich wieder dem Fenster zu und dachte einige Sekunden nach. "Das Dokument. Ja...Ja, sie haben meine Erlaubnis. Leiten sie alles in Wege und sorgen sie dafuer, dass alles ohne Probleme von statten geht. Ein Fehler koennte uns teuer zu stehen kommen." Mit einer Mischung aus einer Verbeugung und einem einfachen Nicken quitiert der Assistent die Anweisung, zieht sich rueckwaerts aus dem Zimmer zurueck und schliesst geraeuschlos die dicke Holztuer.
Die Augen des aelteren Mannes dagegen sind schon laengst wieder in die Ferne gerichtet, fixiert auf einen unbestimmten Punkt in dem Wald aus Fabriken, Haeusern, Strassen und wenigen Gruenanlagen, die die Stadt von Denver ausmacht.

Daishy:
Es war Abend in Denver und wo die Konzerngelaende und Fabrikhallen leerer wurden, wurden die Kneipen, Diskotheken und Lokale um so voller. Eine dieser Kneipen war das "Red Quarter". In der Kneipe liessen sich nicht oft Konzernangestellte blicken, dafuer lag sie einfach nicht im richtigen Viertel. Stattdessen war sie sehr beliebt bei den weniger 'beguenstigten', wie die Politiker sie manchmal nannten, Mitgliedern der Gesellschaft. Es waren nicht alles Kriminelle, aber eine weisse Weste hatte keiner der Anwesenden.
Mitten unter ihnen, an einem der wenigen echten Billiardtische, nicht diese billigen virtuellen Dinger die man heute oft findet, stand ein Ork dessen Aussehen nicht ganz zusammenpassen zu schien. Elegante Lederschuhe gepaart mit einer stellenweise aufgerissenen blauen Jeans, einem knallrotem T-Shirt und einem schwarzen Nadelstreifen Sacko. In seiner rechten hielt er momentan einen Billiardqueue, den er in diesem Moment auf eine weisse Kugel anlegte und mit einem kraeftigem Stoss die Kugeln zum rollen brachte. Zwei der angestossenen Kugeln landeten mit einem stumpfen klacken in den Behaeltern und der Ork richtete sich mit einem breitem Grinsen auf dem Gesicht auf. "Heute scheint nicht dein Glueckstag zu sein, was? Wenn ich so weiter mache, dann habe ich das Spiel schon wieder gewonnen. Vielleicht sollten wir doch mal um ein paar Nuyen spielen.". Die Worte waren an den Spielpartner des Orks gerichtet, der mit einem etwas ungluecklichem Gesicht an der anderen Seite des Spieltisches stand. Auf den ersten Blick war es eindeutig ein Troll, die Hoerner und die Hauer deuteten unmissverstaendlich darauf hin. Der Troll war jedoch fuer seine Rasse aussergewoehnlich klein und so blieb im Hinterkopf die Frage, ob es neben den Elf- und Orkposern mittlerweile auch Trollposer gab.

Midget:
Die Hände des kleinen Trolls, wohl nur etwa einen Kopf größer als der Ork, verkrampften sich einmal um seinen Queue, während er den Stoß seines Freundes verfolgte und musste zusehen, wie Robert zwei Kugeln auf einmal versenkte. Seine Brille hatte er ausnahsweise abgenommen, er hatte es noch nie erlebt, das einer der Gäste hier ernsthaften Ärger veranstaltet hätte.
Bevor er antwortete nahm er noch einen Schluck von seinem Bier, das hier immer erstaunlich gut schmeckte. Er hatte Robert schon länger im Verdacht, das er seinen persönlichen Gästen und sich selbst natürlich auch im Red Quarter echtes Bier einschenken ließ und nicht dieses Gesöff, was es normalerweise in den Absteigen dieser Art zufinden war.
"Nicht mein Tag? Die gesamte verdammte verschisse Dreckswoche ist schon ein einziger Müllhaufen."
Während der Ork mit zwei schnellen Stößen seinen Zug und damit auch noch das Spiel beendete schlug er vor:
"Wahscheinlich treibt es mich in den Ruin, bei dem exklusiven Gesöff was wir hier saufen, aber die nächste Runde zahlt der Verlierer." und er begann die Bälle aus den Löchern wieder auf den Tisch zu befördern.

Daishy:
Fast eine Woche war es schon her, dass er Wind von der Story bekommen hatte. Eine seiner Kontakte hatte ihm davon erzaehlt, aber der konnte ich auch nicht wirklich viele Informationen liefern. Beide Parteien des Deals legten grossen Wert darauf, dass eben dieser geheim blieb. Umso reizvoller, und deswegen auch gewinnbringender, war die ganze Sache. Aber der Reporter wusste auch, dass er vorsichtig sein musste mit dem, was er hinterher veroeffentlichte. Er waere nicht der erste, der nach einer Enthuellungsstory "an einen anderen Standpunkt" versetzt wurde. Ab und zu werden die Leichen Wochen spaeter irgendwo gefunden, die meissten bleiben aber Verschollen. Soviel zur netten Umschreibung, aber wenn er es geschickt anstellte und die richtigen Teile aus der Geschichte zusammenstellte, dann koennte echt was fuer ihn herausspringen.
Nachdem er also schon mehrere Tage vergeblich versucht hatte, irgendwo brauchbare Informationen herzubekommen, schien er endlich Glueck gehabt zu haben. Einer seiner Informanten schuldete ihm noch einen Gefallen und so kam es, dass er jetzt auf dem verlassenen Fabrikgelaende neben seinem Motorad stand und auf seinen Gespraechspartner wartete. Er hoffte, das dieser ihm wie versprochen ein paar Infos geben konnte, die ihn bei der ganzen Sache weiter brachten. Vermutlich wuerde er ein bisschen dafuer zahlen muessen, trotzdem wartete er gespannt in der Dunkelheit, denn so langsam dauerte die ganze Aktion zu lange und er brauchte etwas, wovon er die Miete zahlen konnte.
Einige Minuten nach der vereinbarten Zeit erklang ein leises Geraeusch aus der Stille. Die kybernetisch verbesserten Augen des Reporters, die die Dunkelheit zu durchdringen vermochten, machten eine einzelne Gestalt aus, die zwischen zwei Containern hervor und auf ihn zu kam. Der Mann, ein Mensch, schien sichtlich nervoes und schaute sich staendig nach allen Seiten um. Bei dem Motorad angekommen musterte er die Person daneben und fragte dann in einem Fluesterton: "Reaven?"


"Oho, die Wette lass ich mir doch nicht entgehen!", entgegnete der Ork mit einem droehnenden Lachen, waehrend er seinen Queue reinigte. "Diesmal darfst du anfangen, soll ja nicht so aussehen, als wenn ich mir mein Bier unrechtmaessig erspielt habe.", sagte der Ork und machte seinem Gegenueber an dem Tisch platz. Einige der Anwesenden schauten von ihren Tischen aus dem kleinen Wettkampf zu, war es doch aeussert selten, das Robert Nolan in "seiner" Kneipe beim Billard herausgefordert wurde und auch noch eine reelle Chance hatte zu verlieren.

Reaven:
"Das bin ich. Man sagt, du wüsstest ein paar...interessante Sachen?" Reaven klappte seinen Kragen gegen den harschen Wind hoch und kontrollierte nochmals, ob auch alle Rekorder liefen...sie taten es. Gespannt wartete er auf das, was der Fremde zu sagen hatte.

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