Archiv > Pathfinder Chronicles - Der Fluch des Purpurthrones

Akt 3: Willkommen in der Stadtwache

(1/7) > >>

Eando Kline:
Geschehen in Korvosa, am 16. Pharast im Jahr 4708 AK (Absalom-Kalender)

Es regnete Bindfäden. Wren konnte durch das Fenster des "Tanzenden Mädels" kaum die Straße erkennen, die sich sicherlich bereits in eine schlammige Masse verwandelt hatte. Das einzige Gute, was man über das Wetter sagen konnte, war, dass auch alle aufrührerischen Elemente (oder Freiheitskämpfer, je nachdem, wen man fragte) bei diesem Wetter lieber zu Hause blieben, statt die Unruhen zu schüren, die auch fast einen Monat nach dem Tode Eodred II. Bestand hatten. Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, dass er keines natürlichen Todes gestorben sei. Dass kurz nach seinem Ableben das spurlose Verschwinden des Seneschalls von Schloss Korvosa, Neolandus Kalepopolis, festgestellt worden war, hatte dazu geführt, dass alle sich wenigstens in einem einig waren, nämlich dass hier irgendjemand ein Komplott zum Abschluss gebracht hatte. Viele glaubten, dass die ungeliebte Königin die Urheberin sei, andere vermuteten eine der großen Adelsfamilien als Drahtzieher hinter dem nach wie vor offiziell abgestrittenen Mord. Sogar der so beliebte Seneschall wurde hinter den Vorgängern vermutet, obwohl man sehr vorsichtig sein musste, zu wem  man sich so äußerte, da die meisten Korvosaner diesen Vorwurf sehr persönlich nahmen, als ob man sie selbst beleidigt hätte.

Gedankenverloren ließ die junge Bardin den Ring durch die Finger gleiten, der einst angeblich ihrer Mutter gehört hatte, und den Jal ihr in die Hand gedrückt hatte, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Es war sie gewesen, für die der Pfeil bestimmt gewesen war, den ein nationalistischer, chelischblütiger Korvosaner auf sie abgeschossen hatte. Jal hatte ihn für sie abgefangen und sie hatte hilflos zusehen müssen, wie er verblutete, da niemand in dem Chaos, das an jenem Tag geherrscht hatte, Zeit für einen verletzten Soldaten gehabt hatte. Die Sicht durch das Fenster schien bei diesem Gedanken schlechter zu werden und verstohlen wischte sich Wren eine Träne aus dem Auge. Sie würde seine Tapferkeit nicht entehren, in dem sie um ihn weinte wie ein altes Waschweib.

Am Nebentisch wurde Gelächter laut. Anscheinend hatte Onkelchen eine seiner lustigen Anekdoten erzählt, die meistens etwas makaberer Natur waren, aber dafür um so lustiger waren. Melan lachte besonders laut, aber auch der ernstere Cassim konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie konnte es ihnen nicht verdenken, auch wenn sie gerade nicht in der Stimmung war. Aber an Igor Saprowski, hier von allen anderen Stammgästen im "Mädel" nur Onkelchen genannt, war ganz sicher ein Barde verloren gegangen. Auch wenn Marcellus nur missbilligend die Stirn runzelte. Der junge Adelige saß ihr gegenüber am Tisch, offenbar unzufrieden mit dem Freigang, den die kleine Gruppe heute bekommen hatte. Er schien nur an der Waffe richtig glücklich zu sein, für die Belustigungen des einfachen Volks schien er wenig übrig zu haben. Wer weiß, vielleicht hätte auch Zurisatro nicht gelacht, der ernste Druide, der sie damals verlassen hatte und von dem sie seitdem nichts mehr gehört hatte. Oder Astennu, der bald nach Jals Tod zur Schwarzen Kompanie versetzt worden war, wo man seine Fähigkeiten nutzbringender eingesetzt sah. Sopor, der Seltsame, hätte bestimmt nicht gelacht, sondern einen seiner merkwürdigen Sprüche losgelassen, die keiner verstand. Aber auch er war ja nicht mehr da, war eines Tages verschwunden gewesen, und galt nun offiziell als Deserteur, auch wenn niemand sich große Mühe gegeben hatte, seine Spur aufzunehmen.

Es hatte sich einiges geändert in den letzten Wochen und nicht ohne Wehmut dachte Wren an die alten Begleiter zurück. Auch wenn ihre Gruppe neuen Zuwachs bekommen hatte. Cassim und Melan, das merkwürdige Bruderpaar, Valeria, die das war, was Wren erst noch werden wollte, eine Expertin im Legen der Karten.

Wieder wurden ihre Gedanken von Gelächter unterbrochen. Onkel Igor, der sie schon als kleines Kind auf seinem Schoß gehalten hatte, und der in der letzten Zeit wieder häufiger im "Tanzenden Mädel" auftauchte, grinste spitzbübisch, während dem losprustenden Melan der Wein aus der Nase lief, was das Gelächter der anderen Gäste nur noch steigerte.

Melan:
Mit einem kräftigen Schnauben befreite der Barbar seine Nase von dem Gesöff, dem er schon reichlich zugesprochen hatte.  "Nu trink auch!" sprach er seinen Halbruder erstaunlich artikuliert an.
Er konnte einiges vertragen, das hatten seine neuen Gefährten schon bemerkt,  die direkte und wenig respektvolle Aufforderung an Cassim zeugte jedoch davon, dass er schon ein Glas zu viel hatte.
Sonst respektierte er die Lebensweise des Paladins, auch wenn er ihn gelegentlich damit aufzog.  

"Los, noch ne Geschichte Onkelchen. Von einem Drachen!"

Die merkwürdigen Augen des Halbelfen leuchteten wie meistens, wenn er von  Drachen spricht und er bleckte seine großen Zähne zu einem Lächeln. Dann fiel sein Blick auf Wren. Die junge Varisianerin, die er erst seit kurzem kannte, schien in sich selbst versunken und merkwürdig abwesend. Er hob sein Glas erneut, prostete den Lachenden zu  und blickte wieder zu dem lustigen Magier. Trübe Gedanken passten nicht zu einem solchen Tag. 'Feiern heute, sterben morgen' hätten die wilden Shoanti gesagt, wenn sie da gewesen wären. 

Taysal:


Wren steckte den Ring mit einem traurigen Seufzer zurück in ihre Innentasche und nippte an ihrem halbleeren Kupferbecher. Der Wein schmeckte leicht säuerlich und sie verzog kurz den Mund. Dann stellte Wren den Becher zurück und blickte zu Marcellus hinüber.  "Willst du lieber gehen? Ich weiß das Onkelchen schnell anstrengend wird. Als Kind habe ich seine zauberhaften Scherze geliebt, doch nun kann ich ihnen kaum etwas abgewinnen."

Valeria Leurong:
Valeria sitzt gerade in einer der hintersten Ecke der Taverne und wollte sich wegen etwas 'spirituellem' in dieses 'einsame Eck' zurückziehen. Valeria holt ihre Turmkarten hevor, als sie an dieser Stelle Platz genommen hat. Doch aus einiger Entfernung sieht man bei dem Licht einer kleinen Kerze die junge, schlanke Frau mit der anmutigen, schwarzen Kleidung nicht mehr wirklich gut und was sie zur Zeit so tut. Vorallem weil sie mit den Rücken zu den anderen sitzt. Valeria atmet tief durch und für einen kurzen Augenblick sind ihre hellgrünen Augen einzig auf ihre Turmkarten fixiert. Für einen Moment scheint sie die Außenwelt um sich herum völlig zu vergessen. So sehr ist sie auf ihr Tun konzentriert.Gespannt zieht sie dann eine Karte aus dem Harrow Deck.

Valeria bekommt allerdings ganz weite Augen, als sie die Karte im Kerzenlicht näher betrachtet: "Der Hasen-Prinz! . Valeria runzelt etwas die Stirn. "Hmm... willst du mir damit subtil zum Ausdruck bringen Pharasma, dass es schlimmer und blutiger werden könnte, wenn man nicht aufpasst? Dass sich diese Situation unter Umständen in einen Konflikt anarchischen Ausmaßes hochschaukeln könnte? Ich sollte aufpassen, was in nächster Zeit mit der Königin und dem Adel so vor sich geht. Wenn die anderen und ich geschickt vorgehen, wird hoffentlich nix schlimmes passieren und wir können dem Chaos Einhalt gebieten."

Schweigsam schaut Valeria noch einige Zeit die Karte an, welche vor ihr auf dem Tisch liegt.
 

Dr. Igor Sapkowski:
Der fidele Magier geht nach seiner letzten Anekdote schnell zum Tresen, lässt sich zwei Becher mit Glühwein reichen und wendet sich Valerias Tisch zu.

"Störe ich gerade, oder darf ich mich setzen", fragt er und setzt sich mit einem Grinsen auf den Lippen, "Hier, ich habe dir einen Glühwein mitgebracht - du siehst so bedrückt aus und ein heißer Wein dürfte deinen Körper und deine Stimmung aufglühen lassen...", er zwinkert mit einem Auge und lächelt sie schelmisch an, blickt auf das Harrow und meint, "...und? Was sagen die Karten?"

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln