Als Duran in seine Büro tritt, liegt ein Brief mit einem Siegel inmitten eines Haufens anderer Papiere. "Hmm... wie kommt der denn hierher?" Er lässt die Bücher, die er gerade aus der Bibliothek geholt hat, auf den Tisch fallen und geht ans Fenster. "Die haben hier auch gar nichts..." Gedankenverloren schaut er aus dem Fenster während er den Brief aufreisst. "Aber nach Korranberg zu reisen ist undenkbar..." Der junge Mann seufzt, und setzt sich hin, um den Brief zu lesen. Als er fertig ist lächelt er. Er zieht einen Handschuh aus, den an seiner Rechten, und betrachtet diese im schwachen Licht, dass zwischen den Türmen Sharns hindurch in sein Zimmer fällt.
__
Das kam unverhofft, auch wenn er die Vergangenheit nicht vergessen hatte. In den letzten vier Jahren hatte er sich stetig bemüht, herauszufinden, was damals an der Saerun Straße eigentlich geschehen war. Mit Cyre, mit Khorvaire - und mit ihm.
Manchmal hatte er das Gefühl, dass Prickeln von damals noch zu spüren. Dann sah es fast so aus, als würde das feingliedrige Muster auf seiner Haut sich bewegen. Das Drachenmal sollte einfach nicht dort sein. So jedenfalls sagte es die Volksweisheit. Er stellte nun eine Störung im Gefüge der Welt dar, eine Anomalie...
__
"Aber ein gutaussehende", sagt er laut zu sich selbst, als er den Handschuh wieder anzieht und den Mantel überwirft. Er nimmt seinen Almanach und verstaut ihn in einer Tasche, die er sich über die Schulter wirft, als er sein Büro verlässt. Sein Forschungsbericht war längst überfällig, aber heute wurde nichts daraus. Die Studenten hatte er im Morgen bedient, er, der den Tag der Klage überlebt hatte. Das schien anziehend zu sein, besonders bei den jüngeren Damen. Auch wenn er selbst kaum älter war. Aber nach so einem Krieg waren die männlichen mittzwanziger auch rar geworden. "Die Verabredung heut' Abend muss ich wohl sausen lassen... dabei ist sie wirklich niedlich...", denkt er, als er die Morgrave Universität verlässt.
__
Zugegebenermaßen war Durans Lebenswandel in den letzten Jahren nicht unbedingt als solide zu bezeichnen. Stunden-, tage-, mal wochenlange intensive Phasen des Recherchierens hatten sich mit zuletzt immer regelmäßiger werdenden Sauftouren abgewechselt. Er kam einfach nicht zur Ruhe. Wenigstens verdiente er genug, um sich bequem über Wasser zu halten. Etliche Sprachen fließend zu sprechen hatte seine Vorteile. Und wie angenehm es war, dass er diese nie hatte mühsam lernen müssen. So hatten eben alle "Geschenke" der Prophezeiung ihre Vor- und Nachteile.
__
Als er sich auf den Weg nach Himmelblick macht, ist er gut gelaunt. "Wer wohl alles dort sein wird?" Ausser dem Kriegsgeschmiedeten hatte er niemanden je wiedergesehen. Und selbst da war er sich nicht sicher. Es gab relativ viele Türsteher in Sharn, und er war meist nicht nüchtern. "Na, ich werde es ja sehen."
Er pfeift, als er über die Brücken Sharns schlendert.