Amüsiert über die Verschrobenheit des alten Fälscher, muss Shigeru unwillkürlich den Kopf schütteln. Im Alter zeigen sich viele Charaktereigenschaften verstärkt und die Menschen bemühten sich weniger sie versteckt zu halten. Doch Sadao-san ist selbst in Shigerus Erfahrungsschatz einzigartig mit seinem Verhalten. Woran andere vielleicht Anstoß nehmen würden, lässt den Shosuro nur warmherzig nicken. Vielleicht würde es ihm auch gelingen eine Ecke der Welt zu finden, oder gar sich selbst zu schaffen wo andere seine Spleens akzeptieren müssten und dabei noch geduldig Lächeln. Wenn das kein würdiges Ziel war... nur ob er selbst alt werden wird, ist bei seinem angegriffenen Gesundheitszustand fraglich. Doch ein fernes Ziel ist besser als nur vom Schicksal davon getragen zu werden und dabei nicht zu wissen in welche Richtung man das Ruder werfen soll.
Meister Masuyos wertvollen Schlaf nicht mit Kleinigkeiten wie einem gebührenden Abschied unterbrechend, verneigt sich der Shinobi noch einmal vor dem Handwerker und verlässt den Raum. Ein einzelnes Malzbonbon bleibt inmitten der tausend Utensilien des Meisters liegen. Ob Mann oder Tier den Leckerbissen zuerst finden wird er wohl niemals erfahren.
Ermüdet durch die vielen Begegnungen mit den alten Bekannten - und den Skorpion nicht zu vergessen - lehnt sich der Bushi gegen einen Türrahmen und atmet mehrfach durch, ehe er schlussendlich an der Türe der alten Ayano anklopft. Es vergehen einige Herzschläge ehe Shigeru die schlürfenden Schritte vernimmt die sich langsam der Türe nähern. Ein Schlüssel wird im Schloss gedreht und von Innen ist das schwere Atmen einer alten Person zu hören. Unter einiger Anstrengung gelingt es Ayano die Tür zu öffnen. "Shigeru-san?" ist zunächst alles was Ayano dem vier Köpfe größeren Mann sagt, während sie sich bucklig auf einen Bambusstab stützt. "Oyasumi, Ayano-san. Erinnert ihr euch an mich? Ihr habt mir einstmals einen prächtigen Blau-Weißen Hakama für meine Reise gen Osten gefertigt. Oft wurde ich in Daidoji-Uji gefragt woher er den stamme."
"Nein, ich kann mich nicht an Euch erinnern. Wann sagt ihr, ward ihr im Dojo gewesen? Ja?" Beinahe großmütterlich beginnt sie Shigeru zu betätscheln, noch ehe dieser überhaupt den Fuß über die Schwelle gesetzt hat. "Hm, aber eure Statur kenne ich Junge!" Sie kratzt sich mit einem ihrer schrumpeligen Finger unterm Auge, kneift die Augen zusammen und lehnt sich weit vor um Shigeru besser erkennen zu können. Die Hand auf ihrem Gehstock beginnt dabei gefährlich zu wackeln.
Dann richtet sie sich auf und stemmt die freie Hand in die Hüfte. "Mach bitte die Tür zu. Ich will nicht das mir die Ratte noch ein Mal an die Kleider geht! Reicht schon wenn sie immer meint an der Tür kratzen zu müssen. Elendiges Mistvieh! Pah! Masuyo.. eine Ratte mit einem Namen! Solche Albernheiten gehören bestraft." Energisch klopft sie mit ihrem Gehstock auf dem Boden, wobei sie wohl mit dem Klopfen eher Schläge andeuten möchte, doch dazu fehlt der alten Frau schlicht und einfach die notwendige Kraft. "Shigeru-san, sag mir welches Kleidungsstück soll die alte Ayano für dich fertigen? Hm?!"
Nachdem er wie gewünscht die Türe geschlossen und hinter sich versperrt hat, riskiert der Ende Zwanzigjährige Shigeru seinen Blick umher wandern lassend und ein Sitzkissen zu erspähen um seine müden Beine und Füße zu entlasten.
"Ein Reisekimono für einen gealterten Meister des Pinsels soll es werden, Ayano-san." beginnt Shigeru seine Ausführungen, während er von der Alten aufgehalten und weiter abgetastet wird. Seine Wünsche genauer bekundend, erinnert der Shosuro an sein Daisho, die bereits genannte Reisetauglichkeit, aber auch an den respekterzeugenden Prunk den er sich wünscht. Gut angezogen zu sein ist oft schon genug um niedrige Geister ruhig zu stellen. Ein Bonus den er nicht leichtfertig vergeben möchte. Dann formuliert er weitere Wünsche: Fächer für einen schnellen Zugriff für die Shuriken, eine Tarnung für die Kote, eine exquisite, aber bereits abgegriffene Tasche für sein Shodo-Werkzeug und vieles, vieles mehr führt Shigeru an. Wünsche anderer Shinobi, Verbesserungsvorschläge und Kritiken der alten Schneiderin beherzigt er gerne.