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Unerwartete Veränderungen

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Dan Che Zia:
Scornubel konnte abends eine sehr gefährliche Gegend sein, darüber waren sich Kira und Tibidoc vollends im Klaren. Glücklicherweise war es nun schon finsterste Nacht und die beiden hatten in den wenigen Tagen, die sie bisher hier verbracht hatten, die dunklen Stunden zu schätzen gelernt. Man wurde nicht so leicht gefunden. Möglicherweise waren sie sogar zur Zeit die größte Gefahr auf den Straßen. Tibidoc musste schmunzeln bei diesem Gedanken. Er hoffte nur, dass Kira nicht so bald herausfinden würde, wie er ihre Abende im "Staubigen Huf" finanzierte, aber er war der Meinung, dass jeder, der nicht bemerkte, dass er auf einmal weniger Geld hatte, sowieso zuviel davon besaß.

Außerdem nahm er sich nie viel, aber obwohl sie bei dem freundlichen, alten Ehepaar, bei dem sie die letzten paar Tage untergekommen waren, keine Miete zu zahlen brauchten, mussten sie sich trotzdem auch irgendwie versorgen. Zwar waren die beiden freundlichen Gnome Spullius und Tyra Brulvick jedes mal überglücklich, wenn Kira und Tibidoc zustimmten mit ihnen gemeinsam zu essen und offensichtlich waren sie auch gut betucht, wenn man in Betracht zog wie groß das Haus war, in dem sie ganz alleine wohnten, während ihre Kinder auf Reisen waren. Aber wenn sie sich ständig auf ihre Kosten ernähren würden, würde das Tibidoc auch nicht viel besser als Diebstahl vorkommen.

Die beiden verließen das Haus so gut wie gar nicht mehr und waren froh über die Hilfe, sie bekommen konnten, wenn es etwas in der Stadt zu erledigen gab, aber ansonsten bekamen Tibidoc und Kira sie kaum zu Gesicht, da sie selbst normalerweise viel zu spät zurück kamen. Diesmal war es jedoch anders. Gleich in mehreren Fenstern des Hauses konnten die beiden Licht brennen sehen. Ein sehr ungewöhnlicher Anblick zu dieser schon sehr späten Stunde. Aufgeregt fiepte Pinkus. Sie hatte einen fremden Geruch wahrgenommen...

Takeo:
"Ist gut", flüsterte Kira der Ratte auf ihrer Schulter zu. Parmella drückte sich an ihr Bein - aber das war nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches. Die Riesenratte überkam in den seltsamsten Situationen der Drang, genau jetzt schmusen zu müssen.

Ein wenig unsicher wandte sich Kira an Tibidoc. "Was meinst du, wer das ist? Ob alles in Ordnung ist?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, näherte sich die junge Gnomin dem Haus, bemühte sich dabei aber, so leise wie möglich zu sein.

Tibidoc Weißhorn:
Tibidocs Hand hatte sich unwillkürlich um seinen Dolche gekrampft, und seine weiss schimmernden Fingerknöchel verrieten Kira, dass er ebenso beunruhigt war wie sie selbst. Vielleicht sogar schlimmer, denn sie wusste nur zu gut, dass er immer noch Alpträume wegen damals hatte. Und diese Szene hatte einige Ähnlichkeit mit der, die ihn damals fast um den Verstand gebracht hatte. Nur dass er sich dem Glauben seiner Eltern, den er bis dahin immer abgelehnt hatte, zugewandt hatte, und nur weil Kira ihn damals nicht verlassen hatte, als er plötzlich vom Beschützer zum Wrack mutiert war und jede Hilfe hatte brauchen können.

Mühsam schüttelte er die Bilder ab, die ihn ihm aufsteigen wollten. Dafür war Nachts Zeit, wenn er schlief, jetzt zählte die Gegenwart. Geschickt drückte er sich in die Schatten und huschte unter eines der Fenster ihrer Herberge, bemüht vielleicht Gesprächsfetzen zu erhaschen, die ihm verraten würden, ob alles in Ordnung war.

Dan Che Zia:
"Was macht Ihr denn hier?" konnte Tibidoc die mittlerweile vertraute Stimme des Hausherrn hören "Musst Du das noch fragen, wenn Du das hier schon gesehen hast?" war die Antwort einer fremden, männlichen Stimme. Ein paar Sekunden sagte niemand etwas, bevor eine ebenfalls unbekannte weibliche Stimme sprach: "Da bleibt Dir die Spucke weg, was, Väterchen?" Nun mischte sich auch Tyra in das Gespräch ein: "Ihr könnt nicht einfach damit hier rein kommen. Wir haben Besuch. Die werden jeden Moment wieder kommen und dann ..."

"Sei mal einen Moment still!" fiel ihr die Unbekannte ins Wort und wenige Augenblicke später wurde direkt über Tibidoc das Fenster so ruckartig geöffnet, dass dieser schon glaubte, ihm werde das Herz stehenbleiben. Eine junge Gnomin schaute heraus und erblickte als erstes Kira, welche sie skeptisch musterte. "Mama, ist das vielleicht euer Besuch?" fragte sie nach hinten ins Haus.

Takeo:
Als sich plötzlich das Fenster öffnete, erschrak Kira für einen Moment. Sie hatte genug gehört, um sicher zu sein, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber sie war auch klug genug, das nicht zu zeigen.

Ein herzliches Lachen erschien auf ihrem Gesicht, und sie winkte dem Fremden zu. "Hallo! Ich bin Kira. Ich nehme an, ihr seid der Sohn unserer freundlichen Gastgeber? Sie haben nichts davon gesagt, dass ihr zurückkehrt. Ich hoffe, wir haben nicht eure Zimmer in Beschlag genommen?"

Sie blickte kurz runter zu der Riesenratte, die sich noch immer an sie drückte. "Keine Angst, die ist harmlos. Und stubenrein."

Ihr Redeschwall war beinahe schon ein Plappern, das jedoch nicht von Nervosität geprägt war - vielmehr wollte sie sich einfach nur die Zeit nehmen, den Fremden genau in Augenschein zu nehmen.

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