Kapitel Eins: Der Auftrag
Der Herrensitz des Earl of Dorincourt (ausserhalb von London, Ende Oktober 1930)
Draussen ist es bereits dunkel geworden. Ihr habt das Gefühl, dass die letzten Tage die kürzesten des Jahres sein müssen. Morgens wird es über der britischen Hauptstadt London kaum noch hell, dafür aber sehr schnell wieder richtig dunkel. Das Wetter ist, wie es sich für London gehört, feucht und kalt. Ein ständiger Nieselregen überzieht die Stadt und auch die Herrenhäuser der Umgebung. Mit einem wohligen Gefühl gelingt es Euch jedoch, Eure Gedanken vom Schmuddel-Wetter zu lösen. Das prasselnde Kaminfeuer gibt dem Wohnraum des Herrenhauses, in dessen Inneren Ihr Euch befindet einen angenehmen Charakter. Eine Wärme, wie sie nur von einem offenen Kamin erzeugt werden kann, erfüllt den Raum und vertreibt jeden Gedanken an Regen und Kälte. Neugierig mustert ihr die Gruppe von Abenteurern, die sich hier auf Einladung des britischen Hobby-Archäologen Michael Burls getroffen hat. Das zu Burls Freunden auch ein Earl gehört, in dessen Wohnsitz das erste persönliche Treffen der Gruppe mit ihrem Auftraggeber stattfinden sollte, hat Euch den Entschluss zur Teilnahme an dieser Expedition recht einfach gemacht. Noch dazu die Aussicht auf die gute Bezahlung, die angesichts der Kontakte Eures Auftraggebers sicherlich fürstlich werden dürfte.
Nachdem Euer Gastgeber Euch nunmehr für eine Weile die Wärme des Kamins und der guten Getränke hat genießen lassen, erhebt sich jetzt Michael Burls und tritt in die Mitte des Raumes an einen kleinen Tisch. Dort entfaltet er vorsichtig eine Karte und bedeutet Euch sich zu ihm zu gesellen. Der Earl of Dorincourt hält sich im Hintergrund, während ihr Euch um den Tisch versammelt.
„Diese Karte habe ich selber angefertigt.“ Beginnt der hagere, hochgewachsene Mann seinen Vortrag.
Auf dem Tisch befinden sich neben einer Leselampe und einigen Kerzen, sowie dem Whiskey Glas Burls auch noch ein aufgeschlagenes Buch. Das Buch wirkt sehr alt und ist in einem schlechten Zustand. Da die Lampe auf die Karte ausgerichtet ist und der Rest des Zimmers nur vom Schein des Kamins und einiger Kerzen erhellt ist, könnt ihr wenig vom Buch selber sehen. Einige Seiten, beschriftet in der gleichen engen Handschrift wie auch die Karte, ind auf dem Tisch verteilt.
„Ich habe sorgsam über viele Jahre alle Informationen zusammengetragen, die ich brauchte um eine Karte anfertigen zu können, an Hand derer eine Gruppe junger, aufstrebender...“ er blickt prüfend einmal jedem von Euch fest in die Augen bevor er fortfährt, „...Forscher das Abenteuer auf sich nehmen können, zu dem ihr Euch bereit erklärt habt.“ Erneut mustern Euch die kalten, stahlgrauen Augen des Mannes, der in den nächsten Monaten Euer Arbeitgeber sein wird.
„Das Ziel Eurer Expedition wird der Kongo sein. Dort müssen Sie sich anhand dieser Karte durch den Dschungel schlagen und den Tempel finden, in dem sich das noch fehlende Stück zu meiner Sammlung befinden muss.“ Nachdem er einen Moment inne gehalten hat, fährt er fort: „Es geht mir um ein Idol, eine kleine Götzenfigur. Ich schätze, dass sie etwa 40 Zentimeter groß sein dürfte. Und sie ist aus purem Gold! Den Beschreibungen nach, handelt es sich um einen Götzenkopf. Diese Figur, meine Freunde, wäre das Prachtstück meiner Sammlung.“ Während er diese Worte spricht, tritt ein kalter Glanz in seine Augen. „Nun, ich habe Ihnen Ihre Mission auferlegt. Haben Sie denn noch irgendwelche Fragen?“
„Wenn nicht, werde ich mich nun mit unserem Gastgeber in die Bibliothek zurückziehen und ihnen noch etwas Gelegenheit bieten, sich kennen zulernen. Der Earl hat mir erlaubt, sie zum Diner einzuladen, dass in einer Stunde serviert wird. Bis dahin also.“
Burls sammelt die Blätter und das Buch auf und begibt sich zur Tür.
Während sich der hagere Mann mit einem leichten Humpeln bewegt, stellt ihr überrascht fest, dass der Earl, ohne dass es Euch aufgefallen wäre, bereits den Wohnraum verlassen hat.
Burls erreicht die Tür und verlässt, ohne sich nochmals zu Euch umzudrehen, das Zimmer. Die schwere, schwarze Tür schliesst sich, und ihr seid allein...