Archiv > Pathfinder Chronicles - Im Schatten des Roten Throns

Das Gelbe Licht

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Zon-Kuthon:
20. Gozran, 4708 AZ

Cael war allein in Zellaras Haus. Mercutio war in die Heckenzauberei gegangen und Zanovia war wie üblich um diese Zeit in der Orisini Akademie beim Fechtunterricht. Daro zeigte der Paladin aus Magnimar, Jophiela von Friess, Altkorvosa und seine Nöte. Die Ritterin Iomedaes vermochte es die göttliche Gnade der Erbin mit ihren eigenen Händen weiterzugeben, und so versuchten die beiden Heilung und Erlösung unter den Bürgern der ehemaligen Gemeinde Arodens zu spenden.

Doch dem Halbelfen war es nicht nach arkanen Studien, Waffenübungen oder dem Kampf mit der Seuche. Cael suchte wie so oft die heilige Zerstreuung Cayden Caileans. Er wollte sich nur betrinken und mit einer schönen Frau auf dem Schoß würfeln, oder Kartenspielen.
Aber der Blutschleier hatte Korvosa in der vergangenen Woche in eine Geisterstadt verwandelt. Die meisten Geschäfte und Läden, Gasthäuser und Trinkhallen waren geschlossen; und die wenigen Leute, die sich auf die Straße trauten, wurden von den Königlichen Medikussen und den Grauen Jungfern wieder zurück in ihre Häuser geprügelt.

Es gab nur noch einen Ort im Juwel Varisias wo noch immer der normale Wahnsinn herrschte: Aals End.

Cael:
Lange hatte der Halbelf auf seinem Bett gelegen und grübelnd aus der Dachluke geblinzelt. Die Ereignisse der letzten Zeit hatten ihn stärker aufgewühlt, als er es sich hatte anmerken lassen. All die Kranken, die Untoten und das Leid mussten erstmal verarbeitet werden, doch ohne die nötige Zerstreuung war ihm das bisher nicht gelungen.

Mit einem Ruck stand Cael auf und taumelte etwas durch den Raum. Die letzte Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Sein Kopf wog schwer und schmerzte vom Tageslicht. Immer wieder kam ihm Galle hoch, die ihn würgen ließ. Er nahm etwas Trockenfleisch von seinem Nachtisch und aß es mit langsamen Bissen, die seinen Magen wieder beruhigten. Beinahe gleichgültig nahm er den gelben Fleck auf seinem Hemd war, der wohl von seinem Erbrochenen stammen musste. Er hatte es wirklich wieder einmal übertrieben und sich in seinem Zimmer bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Immer wieder war ihm dabei die eine Sache durch den Kopf gegangen: Alles würde besser werden, wenn er sich nach Aals End wagen würde, seinen Kopf frei bekommen würde und vor Allem, seinen wertvollsten Schatz wieder gewinnen könnte.

Entschlossen verließ er sein Zimmer, wusch sich kurz und ging an seinen heiligen Ort, Aals End.

Zon-Kuthon:
Die Straßen Korvosas waren noch immer verlassen, die grauen Adern einer bewohnten Geisterstadt. Der Himmel war bedeckt und eine kühle Nässe war in den Juwel Varisias gekrochen, die von einem feinen Sprühregen stetig genährt wurde. Cael hatte gerade Nordend erreicht, da bot sich ihm vor der Drei Ringe Taverne ein bedrohliches Bild.

Eine Gruppe schlotternder Korvosianer, Männer und Frauen mit dürren Leibern und schmutzigen Gesichtern, war von mehreren Abteilungen der Grauen Jungfern in die Enge getrieben worden, während sich ein paar Königliche Medikusse mit ihren Vogelmasken in die Schatten einer Seitengasse stahlen. Die unbewaffneten Zivilisten hatten den schwer gepanzerten Soldatinnen nichts entgegenzusetzen. Mit grausamer Entschlossenheit bellte eine Jungfer unter ihrem Visier einen blechern scheppernden Befehl hervor:

"Macht keine Gefangenen! Wer sich dem Roten Thron widersetzt muss sterben! Dieses Quartier muss geräumt werden!"

Cael:
Wie versteinert blieb der Halbelf stehen, als er das künftige Schlachtfeld erblickte. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte er eine Bedrohung von Seiten der Bewohner zu erkennen, um einen Grund für diesen Wahnsinn zu erkennen. Doch wie lange er auch spähte, er konnte Nichts erkennen.

Auf dem Weg zu einem Gelage bringst Du mich hier her? Deine Wege sind wirklich unergründlich und zugleich klar zu sehen wie eine Straße. Nun will ich folgen und meinen letzten Pfad beschreitet...

Mit dem ersten Lächeln seit Tagen auf seinem Gesicht, warf Cael seinen Umhang zurück und ging mit entschlossenem Schritt auf die Unschuldigen zu. Dabei hielt er das Emblem der Pseudodrachen vor sich und sprach mit einer Stimme, so warm wie Caydens Wein:

"Wir wollen doch Nichts überhasten! Ich denke es gibt für Alles eine Erklärung..."

Mit diesen Worten stellte sich das Halbblut zwischen die beiden Fronten und gebot den Jungfern mit einer freundlichen Geste, doch bitte ihre Waffen zu senken.

Zon-Kuthon:
Und tatsächlich folgten die schwer gepanzerten Soldatinnen den beschwichtigenden Worten und Gesten des Priesters. Scheppernd formten sie einen Wall aus Stahlschilden. Die bedauernswerten Bürger blieben noch immer wie von Angst festgefroren stehen, während sich ein Ring aus Grauen Jungfern um sie immer enger zog.

"Wir, wir... gehen hier nicht weg!", schrie ein Mann in den Mittvierzigern. Seine hohlen Wangen waren mit roten Geschwüren übersät.

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