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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131898 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1470 am: 21.02.2011, 23:51:57 »
"Und?" Fragte die Schneiderin und setzte sich langsam wieder in Bewegung. "Mit Büchern kann ich nicht viel anfangen und ich glaube kaum das es etwas bringt wenn wir jetzt alle in eine Bibliothek rennen. Außerdem ist ein solches unterfangen wohl kaum gefährlich ... nicht das es einen Unterschied machen würde ob ich in einer Gefährlichen Situation dabei wäre oder nicht." Kurz schwieg Arue und fuhr erst fort als sie am Eingang angekommen waren. "Außerdem brauche ich einfach mal etwas ruhe.  Seit ich mit euch zusammen bin, sind so viele unglaubliche Dinge passiert. Alleine Heute ... mein Traum, der Mordanschlag auf Milan, der Besuch bei Aqueas und dann auch noch die Enthüllung das ich irgendeine dunkle Präsenz in mir tragen soll ... Nicht zu vergessen die ewigen Diskussionen die sich immer und immer wieder im Kreise drehen. ... Ich muss mich einfach irgendwie auf andere Gedanken bringen, sonst Verliere ich am Ende noch den Verstand."

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1471 am: 22.02.2011, 13:39:31 »
"Da hast du wohl Recht. Jetzt wird nicht viel passieren. Es spricht alles dafür, dass der Attentäter nur des Nachts "erwacht". Oder wie man das sonst nennen will, deshalb sollte das Ganze kein Problem jetzt." Sagte Mika und schien ein klein wenig Sicherheit zu gewinnen, nachdem ihr Gewissen etwas beruhigt wurde.
Dann kam Mika aber ein ganz anderer Gedanke und als sie kurz davor war mit Arue das Haus zu verlassen, blieb sie abrupt stehen. "Ähm ... ich glaube, wir sollten aber heute Abend hier sein. Wir dürfen Milan auf keinen Fall allein lassen. Denn auch wenn du meinst, dass du kaum eine Hilfe im Kampf bist und sich auch meine Fähigkeiten in Grenzen halten, einen Unterschied würden wir doch ausmachen, wenn der Attentäter nochmal einen Anschlag auf Milan versuchen sollten."
Dann setze sich die Bardin wieder in Bewegung und sprach dabei weiter: "Und ich wäre dafür, dass sich Eretria sich darauf einstellen würde, sich im Falle des Erscheinens dieses Attentäters, in die Rolle von Aliya zu versetzen, denn das wäre auch einen Versuch wert. Denn der Plan von Eretria ist meiner Meinung nach schwachsinnig. Träume kann niemand steuern. Wären wir zu solchen Sachen fähig, dann hätte wohl jeder von uns nie einen Alptraum gehabt, denn dann hätten wir immer jeden Schrecken der Nacht einfach besiegen können. Tagträume kann man steuern, aber nie die Träume, die die Zwei Monde uns geben."
Auf dem Weg über den Weg, der zum Grundstückseingang führte, fragte Mika dann: "Wir kehren dann vor heute Abend wieder hierher zurück, nicht wahr?"
Mehr als du glaubst.

Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1472 am: 22.02.2011, 17:53:51 »
"Ich hatte nicht vor heute Abend irgendwo hin zu gehen." Erklärte Arue mit einem leichten Lächeln. "Und um ganz ehrlich zu sein hatte ich mir auch schon vorgenommen in der Nacht Wache zu halten." Ganz kurz schwieg die Schneiderin ehe sie fort fuhr. "Im übrigen teile ich deine Meinung zu Eretrias Plan. Doch kann ich mir auch kaum vorstellen das wir sie dazu überzeugen können diese Aliya zu spielen." Gedankenverloren wanderte ihr Blick zu Boden, nur um sich einen Augenblick später wieder auf Mika zu richten. "Aber jetzt erst einmal genug davon. Wir haben schon noch genug Zeit dazu uns über diese Dinge Gedanken zu machen."

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1473 am: 23.02.2011, 12:53:01 »
Milan sah besorgt dabei zu, wie Arue und Mika einfach den Raum verließen. Wenn das so weiter ging, würden sie sich permanent in Wiederholungen von Gesagtem verlieren und nie zu einer vernünftigen Lösung kommen. Außerdem klang es so, als habe Arue ein wenig mehr vor als nur auf die Toilette zu gehen, wie Mika gesagt hatte. Zu den Worten seiner Freunde nickte Milan: "Das ist wirklich eine gute Idee. Vielleicht finden wir so mehr über die Vergangenheit heraus, die uns einzuholen scheint? Was meint ihr?" Er sah die verbliebenen Mitglieder ihrer kleinen Runde an, bis sein Blick zuletzt an Eretria hängen blieb. "Wollen wir uns wieder aufteilen? Calfay und Moandor gehen mit Lemár zu Shimiel und wir nehmen uns die Bibliothek vor?" Obwohl Eretria wohl sah, dass es Milan alles andere als gut ging, lächelte er. "Dann hätten wir zumindest eine Idee von dem, was passiert ist, und wie man die Gegenwart entsprechend beeinflussen könnte. Natürlich nur, wenn wir etwas heraus finden."
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1474 am: 23.02.2011, 17:43:55 »
"Milan, bevor Ihr mich zur Aufklärung Eurer Schlafprobleme rekrutiert, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich einiges zu erledigen habe. Und gerade die Frage der Reisemöglichkeit sollte wohl für uns alle interessant sein, oder möchtet Ihr unbedingt zu Fuß laufen? Also wie sieht es aus, wieviel Gold möchtet Ihr alle für eure neuen behuften Freunde ausgeben? Oder suche ich uns eine Handelskarawane, die den gleichen Weg nimmt?"

Moandor hatte nicht das geringste Interesse daran, seinen Verbündeten mit ihren Alpträumen zu helfen. Sicherlich schien etwas mehr dahinter zustehen, als ein ganz normaler Traum, aber warum sollte dies nun sein Problem sein? Bisher hatte sich dieses Bündnis nicht wirklich gelohnt. Er stand auf, nahm seinen Geldbeutel hervor und zählte die Münzen klimpernd ab.

"Ihr braucht mir das Gold nicht jetzt zu geben, ich kann für ungefähr einhundertfünfzig Goldstücke auslegen. Ich vertraue da ganz auf Euer aller Ehrhaftigkeit." Er lächelte freundlich und wartete auf eine Antwort.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1475 am: 23.02.2011, 19:13:28 »
Eretria nickte, als Milan ihre Vorschläge aufgriff. Fast hatte sie befürchtet, dass überhaupt niemand überhaupt ein Interesse an dieser Sache hatte.
"Wir können es so machen, wobei Moandor Recht hat. Er ist nur rein zufällig an dem Mädchen interessiert, welches wir verfolgen. Es ist offensichtlich, dass er sich für nichts anderes interessiert, was über seinen Auftrag hinaus geht. Belassen wir es dabei. Das Beste wird sein, ihr erledigt, was ihr zu erledigen habt und wir treffen uns Morgen wieder Moandor. Ich bin nicht darauf angewiesen, ein Pferd von euch zu erhalten. Ich werde zu Fuß gehen."
Damit war für die Geweihte die Anfrage des Agenten erledigt. Sie wandte sich anderen Dingen zu. "Ich denke Mika kann Calfay und Lémar begleiten. Ich glaube ihr drei könnt dies zusammen erledigen, wenn du uns noch helfen möchtest, Lémar." Die Priesterin blickte freundschaftlich zu dem besten Freund Milans. Dann stand sie auf.
Fast schien es als wollte sie den Raum nun einfach verlassen, doch dann drehte sie sich noch einmal zu Moandor um. "Ich wollte euch nicht für irgend etwas rekrutieren, Moandor. Ich hatte nur angenommen, dass ihr an seltsamen Geschehnissen interessiert seid. Und der Mann der uns außer Acqueas tatsächlich zu verbinden scheint, ist wohl Gazriel. Vielleicht denkt ihr mal darüber nach, warum uns hier Leute verfolgen, die diesem Mann begegnet sind und euch jemand angriff, der mit diesem Namen auf den Lippen starb. Wenn ihr darüber zu einem Ergebnis gekommen seid, findet ihr vielleicht von euch aus Interesse an dieser Sache oder seid ihr nur bereit euren Kopf einzusetzen, wenn ihr bezahlt werdet?"

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1476 am: 24.02.2011, 14:10:55 »
"Danke. Es ist gut zu wissen, dass ich mit meinen Gedanken nicht allein bin." Sagte Mika mit voller Überzeugung, bevor sie über das Thema schwieg.

Auf dem Weg in die Stadt fragte Mika dann nach einiger Zeit, als ihr endlich etwas Unverfängliches eingefallen war: "Was musst du denn noch kaufen? Also ich brauche noch Papier und zur Sicherheit nochmal Tinte und Federkiel. Rationen und Futter für mein Pferd würde ich dann vor der Abreise kaufen." Tat die Bardin ihre Pläne kund und klang dabei ruhig und gefasst, der Abstand zum Ärger in der Gruppe, tat ihr sichtlich gut.
"Wo wir gerade bei Pferden waren, was denkst du, wäre eigentlich ein guter Name für ein Pferd? Und hat dein Esel einen Namen?" Fragte Mika, sich nie darüber Gedanken gemacht hatte, ihrem Pferd einen Namen zu geben - schließlich war sie nicht ihre Schwester -, aber seit dem Gespräch am Vortag mit Tarak, huschte Mika immer wieder der Name durch den Kopf, ob sie ihr Pferd nicht benennen sollte.
Dann sprangen die Gedanken der Bardin weiter, doch diesmal sprach sie nicht aus,w as sie dachte. Sie nahm sich nur vor, dass sie nach einem kleinen Präsent für Tarak und vielleicht auch für Lémar ausschau halten würde. Eine Idee, was sie als Dankeschön den beiden Männern zukommen lassen könnte, hatte Mika leider keine, weil sie weder Tarak noch Lémar besser kannte.
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1477 am: 24.02.2011, 15:03:56 »
Moandor entgingen die unfreundlichen Spitzen in Eretrias Sätzen natürlich nicht, aber dennoch ließ er sich nichts anmerken. Natürlich gab es durch Gazriel eine Verbindung, aber Moandor hatte schon genug Geheimnisse gelüftet, als dass er wusste, dass das heutige Ereignis mit dem verrückten Ehemann genauso gut ein Zufall gewesen sein konnte.

Zumindest war es nicht genug um Moandors Interesse zu regen und darüber hinaus pflegte er einer Sache zur Zeit nachzugehen, ganz im Gegensatz zu der Geweihten. Sollte sie doch glauben, er wäre nicht mehr als ein Söldner. An ihm war es jedenfalls nicht eine Predigt über Verpflichtungen und Loyalität zu halten. Sein Auftrag hatte nun einmal Vorrang und in seiner Freizeit könnte er sich mit dem Problemen anderer beschäftigen, wenn er es denn wollte.

"Keine Angst Eretria, das mit dem Rekrutieren war keine ernste Anschuldigung, aber ich danke aufrichtig für Eure Entschuldigung." Moandors Lächeln konnte kein Wässerchen trüben und so blieb unklar er es nun ironisch meinte oder nicht.
"Wie ich schon sagte, gibt es einige Dinge, die erledigt werden müssen, also kann ich leider nicht an zweifelsohne spannenden Gesprächen mit Gelehrten teilnehmen. Aber ich sehe, dass Ihr Verständnis dafür habt und verlasse Euch nun mit meinem aufrichtigsten Dank."

Moandor schritt durch die Tür und rief aus dem Flur über die Schulter hinweg "Zur Dämmerung bin ich wieder hier! Wer dann möchte, darf mich gerne begleiten,... aber ich will keine Trauerfeier haben!"
« Letzte Änderung: 24.02.2011, 15:17:57 von Moandor »

Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1478 am: 26.02.2011, 01:00:59 »
"Stoffe."Antwortete Arue auf Mikas erste frage und fing dann an leiser und mehr zu sich selbst hinzuzufügen. "Vielleicht etwas leichtes und wenn es in Weiß wäre, dann würde mir das auch etwas an Arbeit sparen. Vielleicht Seide ... oder Satin ... hm, aber so was ist teuer ..." Im ersten Moment schien die Schneiderin Mikas andere Fragen komplett überhört zu haben, aber dann schaute sie wieder zu Mika und sprach mit einem entschuldigenden Lächeln weiter. "Naja, mal schauen. ... Was den Namen angeht kann ich dir leider nicht helfen. Ich bin schlecht in solchen Dingen. Meine Mutter hat damals unsere Maultier benannt ... Er heißt Erald." Als Arue ihre Mutter erwähnte, verschwand plötzlich das Lächeln aus ihrem Gesicht und so etwas wie Trauer war in ihren Augen zu erkennen.

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1479 am: 27.02.2011, 09:40:07 »
"Alles in Ordnung mit dir?" Fragte Mika, die mitbekommen hatte, dass die Stimmung von Arue etwas gelitten hatte.
Zwar war es nicht sehr gerade leicht möglich, den Gemütszustand von Arue zu bestimmen, weil die Schneiderin meist sehr ruhig blieb, doch diesmal war es möglich. Ein Grund für die Leichtigkeit lag darin, dass Mika inzwischen bei fast jedem Gespräch darauf achtete, wie sie auf andere wirkte und konnte deshalb auch leicht Regungen in der Stimmungslage ihrer Gesprächspartner ausmachen.
Kurz wollte die Bardin auch fragen, ob Arue vielleicht auch etwas Heimweh hätte, wie sie selbst, doch mahnte sich Mika schnell zur Geduld, die ihr oft fehlte, damit Arue selbst entscheiden kann, ob sie Antwort geben möchte, oder nicht.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1480 am: 27.02.2011, 09:46:19 »
Lémar schüttelte den Kopf, als Moandor von einer Unterkunft sprach. "Du wohnst bei uns. Seit unsere Eltern vor einem Jahr mit ins Haus meiner Tante eingezogen sind, um sie zu pflegen, haben wir genug Platz über."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1481 am: 27.02.2011, 13:35:54 »
Milan atmete tief durch. Sie waren keine Gruppe mehr. Sie waren sechs einzelne Menschen, die glaubten, ein Ziel zu verfolgen und dann doch in so unterschiedliche Richtungen strebten. Als Moandor verschwand und nur noch Calfay, Eretria und er verblieben waren, meinte er: "Wir zerbröseln immer mehr. Wir wollen über einen Weg sprechen, wie es weitergehen soll, und eine geht auf die Toilette und die anderen verschwinden, weil sie irgendetwas anderes zu tun haben. Wie sollen wir jetzt noch weiter vorgehen? Wir sind völlig auseinander gerissen."
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Sternenblut

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« Antwort #1482 am: 27.02.2011, 14:40:19 »
Lémar nickte Milan zustimmend zu. "Das sehe ich genauso. Jeder einzelne hier ist mit dem überfordert, was passiert. Dazu kommt, dass jeder einzelne auch seine eigenen Probleme hat. Und so schaut am Ende jeder nur noch auf sich selbst, keiner hört dem anderen mehr richtig zu, und Vertrauen wird durch Anfeindungen und Ärger ersetzt. Niemand versucht, den anderen wirklich zu verstehen. Es gibt vielleicht erste kleine Ansätze, aber die werden durch neue Anfeindungen oder durch Angst gleich wieder zunichte gemacht."

Der junge Mann schüttelte den Kopf. "Ihr müsst euch überlegen, was ihr wollt. Wenn ihr das hier wirklich durchziehen wollt, dann müsst ihr euch zusammen reißen, und zwar jeder Einzelne von euch. Ihr müsst euch miteinander beschäftigen, und wenn ihr mit irgendwem ein Problem habt, dann müsst ihr es lösen, und zwar nicht nur oberflächlich für den Moment. Wenn ihr das nicht macht, dann könnt ihr gleich aufgeben, dann haben Acqueas und wer auch immer noch seine Finger in diesem seltsamen Spiel hat schon längst gewonnen."
« Letzte Änderung: 27.02.2011, 14:40:27 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1483 am: 27.02.2011, 19:38:32 »
Eretria schaute traurig, als Milan sein Fazit zog und kurz nachdem er geendet hatte, nickte sie. Als Lémar dann sein Urteil abgab stimmte sie auch Milans besten Freund mit einem Nicken zu. Sie antwortete leise.
"Leider fürchte ich, dass ihr beide recht habt. Aber ich bin ehrlich gesagt ratlos." In einer hilflosen Geste zuckte sie mit den Schultern und sprach weiter. "Heute Morgen war die Idee, dass ein Teil zu Acqueas geht, während ich mich um den Attentäter und euren Bekannten kümmere. Wir hatten vereinbart, dass wir dann entscheiden, wie es weitergehen sollte. Mika hatte noch gesagt, dass wir uns nicht verzetteln sollten und ich denke, wir waren uns einig." Eretria blickte zu Calfay und Milan, um deren Zustimmung zu erhalten. "Doch was ist das Ergebnis? Gegen Acqueas kann man wohl nichts machen und die Gefahr, welche offensichtlich für Milan von dem Attentäter ausgeht, scheint nicht zu interessieren." In einer hilflosen Geste riss die Geweihte die Arme nach oben. "Wie sollen wir die Gefahr meistern, wenn ein Teil so offensichtlich kein Interesse an Milans Leben hat und die anderen einfach verschwinden, weil sie ... ach ich weiß einfach nicht was Arue und Mika antreibt und Moandor ist für mich einfach ein Rätsel." Die blonde Frau wirkte verwirrt und ihr Blick wechselte zwischen den beiden Geschwistern hin und her.
"Könnt ihr einfach etwas Trinken gehen, wenn die wichtigste Person eures Lebens von einem Attentäter verfolgt wird, der schon einmal bis in euer Schlafgemach gelangt ist? Würdet ihr nicht auch versuchen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Mann zu finden und zu stoppen? Ich kann verstehen, dass Moandor dies nicht interessiert. Wir suchen nur rein zufällig die gleiche Person aber ansonsten ist es ihm völlig gleichgültig, ob wir mit ihm unterwegs sind oder nicht. Er scheint lieber allein unterwegs zu sein. Aber Arue müsste doch verstehen, dass Milan mein Licht und mein Schatten ist. Habe ich nicht mit ihr über mein Kleid gesprochen, welches ich für den Besuch bei seinen Eltern brauchte. Hätte sie nicht erkennen können, dass er mir viel bedeutet. Und Mika scheint seit wir hier sind grundsätzlich alles schlecht zu finden, was Milan und mich betrifft. Ich hatte gedacht, dass sie einfühlsamer wäre. In meinem persönlichen Weltbild ist eine Bardin eine empfindsame Seele, aber Mika ist wie ein Vorschlaghammer."
Die Worte sprudelten nur so raus aus der Geweihten. "Und dann dieser beängstigenden Zauber. Bisher scheint es so, als würden die Leute, die diese Träume 'leben' sich darin verlieren. Der Attentäter ist ein Beispiel dafür. Was ist, wenn ich mich auch verliere? Wenn ich alles verliere wofür ich lebe?" Ihr Blick blieb bei Milan haften. Es war mehr als deutlich, was die größte Angst der jungen Frau war. Milan zu verlieren. Ihm als Gegnerin gegenüber zu stehen.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1484 am: 27.02.2011, 20:57:22 »
Lémar schüttelte den Kopf, als er der Priesterin zuhörte. "Das ist genau, was ich meine, Eretria. Ich meine euch alle, jeden einzelnen. Auch dich belasten die Dinge, die passiert sind, so sehr, dass du keinen Blick mehr für die anderen hast. Mika zum Beispiel hat durchaus versucht, sich dir anzunähern, aber du hast es nicht gesehen und sie nur abgeblockt. Arue beschäftigt auch irgendwas, aber niemand macht sich die Mühe, mit ihr darüber zu reden. Ihr alle kümmert euch nicht genug umeinander, jeder einzelne."

Dann fiel sein Blick auf Milan. "Und damit nicht genug, bringt auch niemand wirklich das zum Ausdruck, was ihn beschäftigt. Milan hier trägt seit unserem letzten Treffen eine neue Last mit sich, auch wenn ich noch nicht weiß, welche. Und bislang hat er es noch nicht für nötig gehalten, mit mir darüber zu reden. Nicht einmal mit seiner Verlobten, wenn ich das richtig sehe."

Schließlich wandte er sich wieder Eretria zu. "Und was deine letzte Frage angeht, Eretria... glaub mir, ich verstehe dich, in diesem Punkt genauso wie in allen anderen. Aber es gibt eine Frage, die du dir stellen solltest. Würde einer der Geister deines eigenen Glaubens dich dazu bringen, etwas zu tun, bei dem du dich selbst verlieren kannst - und das ohne jede Warnung?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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