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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 139080 mal)

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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2040 am: 18.09.2012, 22:53:59 »
Wie Vigor es versprochen hatte, dauerte es nicht lange, bis die weiteren Mitglieder des kleinen Einsatztrupps eintrafen. Der erste Ankömmling war Drexxor, der Goblin. Er sah ebenso wild und rau aus wie die meisten seines Volkes, und doch war etwas an ihm anders. Er strahlte eine ungewöhnliche Ruhe aus, die seinem sonstigen Auftreten widersprach, und er sah jedem in der Gruppe in die Augen, als würde er die Person dadurch kennenlernen. "Grüße", sagte er nur knapp angebunden, und nickte dann Vigor zu. "Meine Armbrüste sind bereit."

Er deutete auf die beiden Waffen an seinem Gürtel, kleine Armbrüste, die aber jeweils mit drei Bolzen nebeneinander gespannt waren. Der Goblin hatte offenbar keine gewöhnlichen Waffen auf diese Mission mitgebracht.

Kurz darauf traf der Große Carnazzo ein. Oder vielmehr: Er erschien. Während die Gruppe auf der Straße Ausschau hielt, beugte sich auf einmal in schwarzseidenen Roben bekleideter Gnom, dessen Gesicht ein weißer Rauschebart zierte, in die Mitte. "Warten wir noch auf wen?"

Schmunzelnd stellte er sich dann vor. Zusammen mit Vigor und den beiden Neffen Charols war ihre Gruppe damit vollständig.

Sie kehrten in Shamuals Zelt zurück, der für sie den Teppich zur Seite schlug und damit den Weg frei machte zu einer nach unten führenden Treppe. Ein einzelner Mann mit einer brennenden Fackel erwartete sie dort. "Die Fackel ist für euch, wenn ihr wollt. Ich bleibe hier und bewache den Eingang. Ab hier seid ihr auf euch gestellt."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Djarrissa

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2041 am: 19.09.2012, 08:44:59 »
Erleichtert verließ Djarrissa mit den anderen das Zelt, um den Rest der Truppe in Empfang zu nehmen. Sie verstand Eretria, warum sie möglichst wenig mit solchen Menschen zu tun haben wollte. Zum Erreichen des Ziels hätte sie sich auch mit denen arrangiert, aber da sich die Notwendigkeit nun nicht ergab...

Der Goblin entlockte ihr ein Lächeln. Mit seinem Volk hatte sie nicht mehr oder weniger gute und schlechte Erfahrungen gemacht wie mit den Menschen. Aufgrund ihres Lebensraumes handelte und bekriegte sich ihr Volk mit beiden. Daher senkte sie kurz den Kopf zur Begrüßung, hielt aber anschließend seinem Blick mit einem Lächeln stand. Sie antwortete ihm auf seiner Sprache: "Sei auch du gegrrüßt und bedankt für deine Hilfe."

Das Auftauchen des Gnoms erschreckte sie, denn sie hatte ihn nicht wahrgenommen. Von daher überließ sie die Antwort auf seine Frage und seine Begrüßung den anderen. Immerhin rang sie sich ein höfliches Nicken ab. Eigentlich mochte sie das kleine Volk, doch nicht selten gingen deren Scherze auf ihre Kosten und dieser hatte ihre Späherfähigkeiten überlistet. Selbst wenn es unter Zuhilfenahme von Magie war, ärgerte es sie trotzdem.

Beim Durchqueren von Shamuals Zelt hielt sie sich wieder bedeckt, erst unten beim Wächter richtete sie sich erneut zu ihrer vollen Größe auf. An die anderen gewandt sprach sie: "Nehmt ihr das Licht, ich werde knapp vorr dem Lichtkegel bleiben. Ich kann dann noch sehen und Fallen ausschschalten. Dafür sieht und hörrt man mich nicht und ich komme schnell zurück. Seid ihr einverschstanden?"
« Letzte Änderung: 12.09.2014, 21:27:00 von Djarrissa »

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2042 am: 19.09.2012, 20:07:48 »
Milans Herz setzte einen Moment aus, was dazu führte, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Als sein Herz wieder zu schlagen begann, wurde ihm bewusst, dass er nur zwei Möglichkeiten hatte. Entweder er rannte zur anderen Tür oder er versteckte sich und Sil in einer der Nischen. Er entschloss sich mehr instinktiv, als weiter darüber nachzudenken, packte die kleine Sil und presste sich, so gut es irgend möglich war, in die Nische, in der er nur die Nahrung und das Wasser gefunden hatte. Dort war wohl noch am meisten Platz und dort würde der Kerl den Schild sicher nicht unterbringen.

Er achtete darauf, dass nichts von ihm mehr unter dem Vorhang, der die Nische vom Gang trennte, hervorlugte und versuchte flach zu atmen. 'Wenn Sil bloß jetzt nicht aufwacht...bei Mutter Sonne und den zwei Monden, wach bitte jetzt nicht auf, Sil!' Er spürte diese Angst, diese Anspannung, die man vor einer großen Herausforderung immer empfindet. Sie war immer schlimmer als das eigentliche Problem. Er dachte an die unzähligen Male, als er als kleiner Junge vor seinem Vater geflüchtet und sich versteckt hatte, weil er nicht getan hatte, was dieser von ihm verlangte. Wenn es doch nur sein Vater gewesen wäre, der da draußen gleich entlang laufen und ihn entdecken würde.[1]
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« Letzte Änderung: 19.09.2012, 20:11:27 von Milan »
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Amani

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2043 am: 20.09.2012, 17:49:11 »
"Von mir aus einverstanden." beantwortete der Wandler, während er nach der Fackel griff.

"Und du bist dir sicher, dass du für irgendwelche Menschen dein Leben riskieren willst?" - "Nein, aber jetzt gibt es kein zurück mehr." entschlossen fasste er den Stab fester den er in der rechten Hand trug. Seine hellblauen Augen funkelten im Schein der Fackel als er in den Tunnel blickte.

Einen Moment später blickte er sich unsicher um, er war noch nie in einer von Menschenhand geschaffenen Höhle gewesen, aber es gab immer ein erstes Mal. Er atmete tief durch und wartete darauf, dass Djarrissa aus dem Fackelschein im Tunnel verschwand.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2044 am: 20.09.2012, 20:54:49 »
Milan hatte sich kaum hinter dem Vorhang versteckt, als er hörte, wie die Tür ganz geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. "Dämlicher Idiot. Dämlicher Idiot hat er mich genannt. Ich sollte ihm die Hand abhacken, oder noch was ganz anderes", fluchte der Mann leise. Dann seufzte er, während er Schritt für Schritt näher kam. "Ach, was soll's. Würde ich es versuchen, würde ich dabei draufgehen, das weiß ich nur zu gut. Mit Karak legt man sich nicht an."

Der Mann war nun genau auf Höhe von Milans Vorhang - und schritt weiter. "Und du? Was ist an dir wohl so wertvoll? Verzaubert... na ich weiß nicht. Das glaube ich erst, wenn ich's mit eigenen Augen gesehen hab. Wahrscheinlich brauchen diese Weibsbilder dich nur als exotischen Spiegel oder so."

Dann zog der Mann einen Vorhang zur Seite - den, hinter dem Milan seine Ausrüstung gefunden hatte. Er hörte, wie eine Kiste geöffnet und wieder geschlossen wurde, und dann verließ der Mann den Gang wieder mit schlurfenden Schritten. Er hatte Milan nicht bemerkt.
« Letzte Änderung: 20.09.2012, 20:54:58 von Sternenblut »
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2045 am: 22.09.2012, 20:34:40 »
Einen Moment lang hatte Milan geglaubt, dass der Mann ihn bemerkt hatte, doch dann war er weiter gegangen und hatte Maruiko auch noch an der richtigen Stelle abgelegt. Milan zögerte noch einen Moment, aber als der Mann nicht zurück kam, trat er hinter dem Vorhang hervor und hastete zu der Nische hinüber, wo er seine Ausrüstung gefunden hatte. Er suchte nach der Kiste, in die Maruiko gelegt worden war - vielleicht war er ja zu seinen anderen Sachen gelegt worden - , und dachte währenddessen: 'Kundinnen? Und war das da draußen etwa gerade Karak?' Aber noch viel entscheidener war die Frage nach den Frauen. Langsam überschlug sich alles in Milans Kopf und er musste sich konzentrieren. Erst einmal musste er hier raus und er wusste nun auch, in welche Richtung er gehen würde.
« Letzte Änderung: 22.09.2012, 20:34:55 von Milan »
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2046 am: 22.09.2012, 21:14:39 »
Eretria folgte den anderen äußerlich ruhig, aber Mika, die sie besser kannte als die anderen Begleiter konnte leicht erkennen, wie angespannt die Frau tatsächlich war.
Dem Gnom warf die Geweihte nur ein schmallippiges Lächeln zu und ihre Begrüßung beschränkte sich auf ein Nicken.
Als die Katzenfrau ihre Vorschläge machte, kam wieder Leben in die blonde Frau. "Gute Vorschläge, doch lauft nicht in irgendwelche Fallen. Ich werde das Licht nehmen. Möge Mutter Sonne uns Einsicht schenken und mögen die Zwei Monde uns schützen. Vorwärts!"

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2047 am: 23.09.2012, 01:41:33 »
Es war alles da. Milan öffnete die Kiste, in der er seine Ausrüstung gefunden hatte, und Maruiko lag obenauf, über all den anderen Dingen, die er bei sich getragen hatte. Eilig durchwühlte Milan die Sachen, nahm sie wieder an sich, und stellte fest, dass sogar das Geld in seinem Geldbeutel vollständig war. Er befand sich inmitten eines feindlichen Lagers, aber zumindest war er nun wieder ausgerüstet. Und er war wieder im Besitz von Maruiko.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2048 am: 23.09.2012, 13:56:12 »
Der Tunnel war offenbar seit langer Zeit stabil, obwohl er nicht danach aussah. Die Wände waren nichts weiter als der sie umgebende Erdboden, nur gehalten von hölzernen Balken, die sich in unregelmäßigen Abständen quer über die Decke oder an den Wänden entlang zogen. Der Geruch von Lehm, Erde und Wurzeln erfüllte die kalte Luft.

Schritt für Schritt gingen sie voraus, immer darauf bedacht, keine Fallen auszulösen und mögliche Feinde frühzeitig zu erkennen.

Es dauerte nicht lange, bis die voran gehende Djarissa ihre Hand hob, und die Gruppe so zum Stillstand brachte. Knapp über dem Boden war ein dünnes Drahtseil angebracht, das mit dem bloßen Auge kaum zu sehen war. Dank Djarissas Fertigkeiten aber konnte die Gruppe über das Drahtseil steigen, ohne die Falle auszulösen, die es aktiviert hätte.[1]

Vorsichtig ging die Gruppe weiter, bis Djarissa auf einmal spürte, das etwas mit dem Boden unter ihr nicht in Ordnung war.[2] Doch im gleichen Moment, in dem sie reagieren wollte, brach auch schon der Boden unter ihr zusammen. Die Katzenfrau schaffte es noch gerade, sich am Rand der Grube, die sich unter ihr aufgetan hatte, festzuhalten – doch war der Erdboden zu rutschig, und so fiel sie in das rund drei Meter tiefe Loch. Immerhin aber hatten ihre schnellen Reaktionen verhindert, dass sie sich bei dem Sturz verletzt hatte.

Wesentlich beunruhigender war, dass von der anderen Seite der Grube leise Schritte zu hören waren…[3]
 1. Falle entdeckt mit Search 22
 2. Falle nicht entdeckt mit Search 19, Reflexwurf geschafft mit 20
 3. Weiter geht's im Kampf-Thread!
« Letzte Änderung: 23.09.2012, 14:08:18 von Sternenblut »
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2049 am: 23.09.2012, 14:11:45 »
Milan ergriff den Schild und hielt sich mit angewinkelten Armen vor sein Gesicht. "Maruiko? Maruiko, kannst du mich hören?" rief Milan flüsternd. "Ist alles mit dir in Ordnung?" Milan war glücklich, dass er wenigstens einen seiner Gefährten wieder an seiner Seite wusste. Aber vielleicht war etwas mit Maruiko angestellt worden oder der Schildgeist redete wieder einmal nicht mit ihm, weil er sich im Stich gelassen fühlte. Aber selbst wenn Maruiko nicht antworten würde, so war er doch glücklich, dass er da war.

Einen kurzen Blick warf er auf Sil, die noch hinter dem Vorhang lag. Wenn Maruiko wieder mit ihm sprach, konnte er ihm womöglich sagen, was mit Sil passiert war. Er dachte an das Mädchen, dem sie doch gefolgt waren. Vielleicht hatte es mit ihr ähnlich begonnen. Aber mit Sil würde es nicht soweit kommen. Er würde sie hier heraus und zurück zu ihrer Mutter bringen und einen Weg finden, ihr ihre Gefühle zurück zu geben.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2050 am: 23.09.2012, 15:07:33 »
Zuerst geschah nichts... doch dann füllte sich der Silberschild mit weißem Nebel, wie Milan es inzwischen schon so oft erlebt hatte. Und schließlich erschien das Gesicht Maruikos vor ihm. "Milan", begrüßte er ihn mit einem etwas miesepetrigem Gesicht. "Lange her, dass wir uns gesprochen haben, möchte ich anmerken."

Dann sah er Milan genauer an, und runzelte die Stirn. "Du siehst aber gar nicht gut aus. Hattest du Streit mit deiner süßen Priesterin? Wo sind die anderen denn eigentlich? Und wo sind wir hier? Sieht nicht sehr gemütlich aus." bombardierte er ihn gleich mit Fragen.
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2051 am: 23.09.2012, 17:07:11 »
Milan atmete erleichtert auf, als Maruiko erschien. Dass er ihm vorhalten musste, dass sie länger nicht miteinander gesprochen hatten, störte ihn überhaupt nicht, denn er konnte Maruiko gut verstehen. "Maruiko...ich bin froh, dich zu sehen." In Milans Augen zeigten sich Tränen, aber der junge Mann schluckte sie hinunter und legte seinen linken Zeigefinger an den Mund. "Wir müssen leise reden. Wir wurden entführt. Angeblich im Namen meines Vaters, aber der hat damit gar nichts zu tun. Was mit den anderen ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur noch, dass wir in einen Kampf verwickelt wurden. Ich weiß nicht mal..." Er hielt inne. "Ich weiß nicht, was mit ihnen ist", vervollständigte er den Satz.

"Als ich wieder zu mir kam, war ich in einem Käfig gefangen und in meiner Nähe saß dieses..." Er sah zu der Nische herüber. Er stand auf und zog den Vorhang von der Nische zurück, hinter der Sil noch lag. "Und dieses Mädchen saß in meiner Nähe. Irgendetwas stimmt mit ihr ganz und gar nicht und ich glaube, dieser Karak hat was damit zu tun. Und ein paar Frauen, an die du übrigens übergeben werden solltest. Aber für mehr Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Wir müssen hier raus und das Mädchen in Sicherheit bringen. Ich weiß nur nicht, wo wir hin müssen. Es gibt zu viele Türen und zu viele Wachen." Milan sah zu der gegenüberliegenden Tür, durch die er hoffte, zu entkommen. "Ich befestige dich jetzt erstmal wieder und dann machen wir uns von dannen." Milan tat, was er gesagt hatte, und nahm Sil wieder auf den Arm. "Auf geht's. Ach und lass dich bitte nicht davon abhalten, mir zu helfen, falls dir etwas einfällt, wie wir hier heraus kommen können." Milan grinste zum ersten Mal seit langem wieder und begab sich zu der Tür, um daran zu lauschen.[1] Er freute sich regelrecht auf eine zynische Antwort von Maruiko.
 1. Lauschen 12
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2052 am: 24.09.2012, 22:04:30 »
Maruiko sah Milan einen Moment erschüttert an. „Ein paar Frauen, an die ich übergeben werden sollte? Du meinst, eine ganze Bande Mädels will was von mir, und du willst gerade verhindern, dass ich sie kennenlerne? Na besten Dank.“

Er seufzte. „Aber wer weiß, vielleicht sind sie hässlich oder zickig, vielleicht sogar noch zickiger als deine kleine Priesterin, auch wenn das kaum noch geht. Ich gehe mal zu deinen Gunsten davon aus, dass du mir einen Gefallen getan hast.“

Ein weiterer Seufzer kam von Maruiko, als Milan ihn befestigt hatte. „Also, ich fasse zusammen. Du und deine Freunde habt euch vermöbeln lassen, und zumindest du bist eingesperrt. Im besten Fall sind deine Freunde auf dem Weg, dich zu retten, im schlimmsten Fall bist du allein. Und wir müssen ein kleines Mädchen mitschleppen, das offensichtlich bewusstlos ist oder im Koma liegt. Eine prickelnde Ausgangssituation.“

Maruiko sprach weiter, während Milan an der nächsten Tür lauschte. Er konnte keinerlei Geräusche dahinter hören.

„Mit einem aber hast du Recht, Milan. Du steckst ganz schön in der Klemme. Der Name Karak sagt mir nämlich durchaus was. Er ist einer der brutalsten, gefährlichsten und gnadenlosesten Verbrecher von Handelsfest, einer, der Verbrechen im Auftrag anderer begeht. Wenn du fliehen willst, solltest du dich nicht nur auf Wachen, sondern auch auf Fallen gefasst machen. Jede Tür, die du öffnest, kann einen versteckten Mechanismus haben, der dich umbringt, wenn du ihn nicht vorher entschärfst. Und in den Gängen können dir solche Sachen auch passieren. Du solltest dir was einfallen lassen, wie du damit umgehen willst. Einfach mal ausprobieren könnte mächtig schief gehen.“
« Letzte Änderung: 24.09.2012, 22:05:54 von Sternenblut »
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2053 am: 29.09.2012, 15:33:52 »
Als Maruiko ihm vorwarf, ihn um ein interessantes Kennenlernen mit mehreren Frauen gebracht zu haben, musste Milan grinsen. Er war froh, dass Maruiko ihm die letzten Ereignisse nicht übel nahm, aber andererseits konnte er auch nicht behaupten, dass der Schildgeist ihm viel Hoffnung machte. Nein, im Gegenteil. Er schürte weitere Ängste und Milan hatte nicht die geringste Ahnung, was er jetzt tun sollte.

"Wir können aber auch nicht hier bleiben. Früher oder später würden sie uns finden und was dann? Und gegen sie alle kämpfen, kann ich auch nicht. Jedenfalls nicht allein. Also muss ich irgendwie hier raus kommen und Sil - und dich - retten. Wer weiß, zu was ihr beiden missbraucht werden sollt. Aber wenn es hier wirklich Fallen gibt, haben wir ein Problem." Eigentlich hatte er die Tür schon öffnen wollte, doch jetzt zögerte er.

"Vielleicht war das ja vorhin eine Falle. Als ich mit Sil in diesem anderen Raum festsaß. Da habe ich unsere Wache mit jemandem reden hören und dann war da diese Art von Explosion und danach war mein Käfig so zerstört, dass ich fliehen konnte. Sil und die Wache hat es eher übel getroffen. Aber ich konnte sonst niemanden sehen."
Milan atmete tief durch. Das ergab keinen Sinn. Und überhaupt, er konnte nicht zurück. Draußen auf dem Gang war es zu gefährlich. Er musste weiter voran. Aber was wenn ihn hinter der nächsten Tür tatsächlich eine Falle erwartete?

"Na gut. Zwei Möglichkeiten. Zurück oder weiter voran. Hinter mir erwarten mich ein paar garantiert tödliche Männer und ein Haufen Türen, von denen ich nicht einmal ansatzweise weiß, wo sie hinführen. Vor mir liegt nur eine einzige Tür, die mich aber ebenso das Leben kosten kann. Es sieht danach aus, als habe ich keine besondere Wahl, oder? Aber ich versuche vorsichtig zu sein. Ich will ja nicht, dass du verbeult wirst." Er gab ein kurzes Geräusch von sich, das ein Lachen hätte sein können, dann widmete er sich der Tür. "Ich bin sicher, das Mika und Morandor besser darin wären, Fallen aufzuspüren, bevor man sie auslöst. Aber ich kann ja mal mein Glück versuchen." Damit begann er die Tür nach einem erkennbaren Mechanismus zu untersuchen[1], wobei er nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, wie ein solcher wohl aussehen sollte. Er hoffte einfach darauf, etwas Ungewöhnliches festzustellen. Dabei horchte er immer wieder auf, ob er ein verdächtiges Geräusch hinter der Tür und auf dem Gang, der schon hinter ihm lag, hören konnte[2].
 1. Suchen 17
 2. Lauschen 9
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #2054 am: 30.09.2012, 12:29:07 »
"Bevor du jetzt aus Notwendigkeit eine Falle nach der anderen auslöst", warf Maruiko ein, "könntest du dich zumindest so gut wie möglich gegen die Auswirkungen möglicher Fallen schützen. Da hinten in dem Krempel ist vielleicht irgendein Rüstungsteil, mit dem du deine Hände schützen kannst. Und falls du einen Sack Weizen oder sowas findest, kannst du ihn vor dem Öffnen vor die Tür stellen. Wenn eine Giftwolke oder sowas ausgelöst wird, dann fängt der Sack davon vielleicht ein wenig ab. Und vielleicht findest du noch irgendwas anderes, was dir nützen könnte."

Während er sprach, untersuchte Milan mit peinlicher Genauigkeit die Tür und den sie umgebenden Rahmen. Er wusste eigentlich selbst nicht, wonach er Ausschau hielt - jedenfalls nicht, bis er es fand. Ein dünner Spalt war auf der hinteren, verdeckten Seite der Türklinke zu sehen. Vorsichtig antestend drückte Milan die Klinke ein wenig nach unten, und sah, wie sich auf dem Spalt eine dünne Klinge nach vorne schob. Da die Klinge alleine keine allzu gefährliche Verletzung verursachen würde, war sie vermutlich mit Gift beträufelt.

Wenn man wusste, wo sie war, dann war die Falle recht leicht zu sehen - und zu umgehen, in dem man die Klinke einfach nicht ganz umfasste. Milan drängte sich das Gefühl auf, dass dies eine eher einfache Falle gewesen war, vielleicht die Arbeit eines Lehrlings. Er würde ab sofort sehr genau aufpassen müssen.
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