Milan begann irgendetwas Wirres zu stottern, während er versuchte, verständliche Worte zu finden. Wie hatte ihm das auch nur raus rutschen können? Aber anscheinend schien Eretria überhaupt kein Problem damit zu haben. Schließlich räusperte er sich.
"Nun ja, wie du weißt, hat mich all das Geld und das überwältigende Haus auch nicht hier gehalten. Mein Vater hat all das über viele Jahre aufgebaut und dafür hart gearbeitet. Für ihn ist es ein Ausdruck seines Erfolgs, aber was sollte es mir schon bedeuten? Es ist zwar mein Zuhause, aber ich habe nichts dazu beigetragen. Vielleicht war das immer das Problem. Mein Vater hatte alles schon erreicht und ich sollte dann einfach in seine riesigen Fußstapfen treten, ohne wirklich etwas dafür getan zu haben. Du solltest aber nicht glauben, nur weil meine Eltern im Wohlstand leben, dass sie deshalb unangenehme Menschen wären, die mit einem Stock im Hintern durch die Gegend laufen. Sie sind ganz normal. Manchmal ein bisschen verklempt, aber eigentlich..." Er lächelte. "Aber eigentlich doch ganz in Ordnung." Die letzten Worten galten wohl eher dem stürmischen und sehr emotionalen Auftritt seines Haushofmeisters, den er so noch nie erlebt hatte.
Wieder räusperte er sich und sah nun sehr ernst aus. "Was mich dazu bringt, dass sie dich in unserer Familie wärmstens Willkommen heißen werden. Meine Mutter wird dich lieben und mein Vater erst, wahrscheinlich sogar noch mehr als ich." Er lachte kurz nervös, aber dann änderte sich sein Gesichtsausdruck wieder. Er wurde rot und schien mit einer dicken und recht trockenen Kröte in seinem Hals zu kämpfen, weil er sich schon wieder räusperte, bevor er sich ein wenig löste, ihre Hände nahm und auf ein Knie ging. Eilig kramte er in den versteckten Taschen seiner Sachen nach etwas und zog es heraus. Dann sah er Eretria an. "Und weil dem so ist, würde mein Vater mir den Kopf abreißen, wenn ich nicht so anständig wäre, dir einen vernünftigen Antrag zu machen." Er lächelte kurz. "Ich weiß nicht, wann ich je hierher zurückkehre, ob ich je den Handelsbetrieb meines Vaters übernehmen werde und so kann ich nicht sagen, ob ich dir diesen Luxus hier werde bieten können. Im Prinzip bin ich also ein armer Schlucker." Er lachte, obwohl es eher traurig klang. "Aber seit ich dich kenne, hast du nicht nur mein Leben, sondern auch mich verändert und zwar grundlegend. Du bist verständnisvoll, einfühlsam und intelligent, und du kannst sehr leidenschaftlich sein. Du weißt, was du willst, und..." Er sah kurz weg. "Du schwankst nie in deinen Entscheidungen. An erster Stelle stehen immer die, die du liebst." Im Prinzip war sie sein komplettes Gegenteil, wenn er sich das jetzt so überlegte. "Ich weiß, dass es sehr überstürzt ist und dass ich dich hätte fragen sollen, bevor ich es unserem Haushofmeister einfach so sage, aber...ich hätte in diesem Moment einfach keine bessere Bezeichnung für unsere Beziehung finden können." Er nahm den kleinen Gegenstand, der sich in seiner Hand erwärmt hatte. Eretria konnte erkennen, dass es sich um einen sehr grazilen und einfach gearbeiteten Silberring handelte. Wahrscheinlich war er nicht einmal soviel Wert wie eine der Tagesrationen, die sie unterwegs von den Händlern gekauft hatten. Die glatte Oberfläche aber glänzte und spiegelte für einen kurzen Augenblick ihrer beider Gesichter. Wieder räusperte sich Milan. Er setzte mehrere Male dazu an, etwas zu sagen, bis er einmal tief Luft holte und fragte: "Willst du meine Frau werden?"